Aus dem Bericht der Inter-orthodoxen Vorbereitungskonferenz der orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Delegierten zur 11. Vollversammlung des Weltkirchenrats (Karlsruhe, September 2022) in Paralimni/Zypern
Als Christen sind wir stark betroffen von den Tragödien, die vor unseren Augen stattfinden. Die Hilferufe von Millionen unserer Brüder und Schwestern in verschiedenen Teilen der Welt dürfen nicht die Stimme bleiben, die „in lautem Wehklagen“ gehört wird, wie Rachel „um ihre Kinder weint und sich weigert, getröstet zu werden, da sie nicht mehr sind“ (Matthäus 2,18). Als orthodoxe Kirchen — die sowohl ihre Geschichte als auch ihre Gegenwart mit dem Geheimnis des Kreuzes, des Leidens und der Auferstehung des Herrn identifizieren — sind wir tief besorgt über die Konflikte, Menschenrechtsverletzungen, die Verschärfung der Flüchtlingskrise, die systematische Zerstörung des christlichen Kulturerbes, Terroranschläge und Verfolgungen und Entwurzelung von Christen in verschiedenen Teilen der Welt. Wir sind besonders besorgt über die Situation in der Ukraine, in Armenien, Zypern, Syrien, Palästina, im Irak, im Nahen Osten und in Afrika und an anderen Orten in der Welt und schließen diese in unser Gebet ein. Wir rufen auch mit Trauer die noch immer ungelöste Situation des entführten Erzbischofs Paul Yazigi des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats von Antiochia, des syrisch-orthodoxen Erzbischofs Yohanna Ibrahim und anderer entführter Geistlicher und Laien in Erinnerung. „Nie wieder“: „Wir vergessen nicht“ die Folgen von Erniedrigung und Entmenschlichung, die über Generationen hinweg zu unsagbarem Schmerz und Leid geführt haben.
Während unserer Beratungen wurde große Besorgnis über den bewaffneten Konflikt in der Ukraine zum Ausdruck gebracht, der bereits viele Menschenleben gefordert hat. Die Teilnehmer des Treffens haben die Kriege einstimmig verurteilt und alle an den Konflikten beteiligten Parteien aufgefordert, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um dringend Frieden herzustellen und die Sicherheit in der Ukraine, in Russland, in Europa und in der ganzen Welt zu gewährleisten. Wir verurteilen auch systematische Desinformationskampagnen, die Spaltung und Hass fördern. In dieser Zeit großer Not sind wir berufen, inbrünstige Gebete an Christus, den Erretter, zu richten, damit der Hass nicht die Seelen und Herzen der Menschen erfasst, sondern Liebe und brüderliche Gemeinschaft den gequälten Brudervölkern wieder zuteil werden.
Wir sollten nicht zulassen, dass unsere Herzen und Gedanken von all den Leidenschaften, alten Unvollkommenheiten und den Ausdrucksformen unserer gefallenen menschlichen Natur beherrscht werden, welche uns zur Sünde und zur Entfernung von Gott und unserem Nächsten treibt. Wir sind überzeugt, dass Konflikte nur durch friedliche Mittel und Dialog gelöst werden dürfen und nicht durch militärische Aktionen. Unser Aufruf und unser Gebet zielt auf die sofortige Einstellung der Gewalt in diesen Gebieten, wie überall dort, wo Konflikte auftreten, auf die Einhaltung des Selbstbestimmungsrechts (der Völker) und auf gute Regierungsführung. Die Liebe Christi bewegt uns, für Versöhnung und Einheit zu arbeiten und zu beten, um Gottes Friedenswillen zum Ausdruck zu bringen.
[nicht autorisierte Übersetzung der Ziffern 23-25 des Berichts der Beratungen vom 10.-15. Mai 2022]