„Einen Engel des Friedens … lasst uns erflehen vom Herrn“

Das Wunder von Chone: Ikone im Katharinenkloster/Sinai, 12. Jh.

Gedanken zum Engelmonat von Vater Joachim Danz

„Einen Engel des Friedens, einen treuen Beschützer für Seele und Leib, lasst uns erflehen vom Herrn.“

Aus den Fürbitten des byzantinischen Ritus

St. Michael: Quis ut Deus — Wer ist wie Gott!

Der Monat September beginnt. Er wurde einst auch „Schutzengelmonat“ genannt, denn er war eingerahmt von Engelfesten. Mancherorts wurde am ersten Sonntag im September das Schutzengelfest begangen. Am 29. September ist bis heute das Fest des Erzengels Michael. (Hebräisch: mi-cha-el, d.h. wer ist wie Gott? Vgl. Vulgata Ps 112,5: Quis ut dominus Deus [hebr. 113,5].) Es geht zurück auf den Weihetag eines Michaelsheiligtums 435 in Rom an der Via Saleria. Die Salzstraße war ein viel frequentierter Handelsweg. Papst Gelasius I. übernahm für alle Kirchen dieses Fest des 29. September. Am Monte Gargano in Apulien wurde im 5. Jahrhundert eine Höhle dem Erzengel geweiht. Er war erschienen und hatte den Bischof darum gebeten.

Bereits von Konstantin dem Großen wird eine Erscheinung des Erzengels Michael 314 berichtet. So wurde ihm in Sosthenion nahe der Stadt Konstantinopel das Michaelion geweiht. Es war die erste der 15 Michaelskirchen in Konstantinopel.

Seit meiner Schulzeit ist mir die Ikone „Das Wunder von Chone“ vertraut. Jetzt kommen wir in die Frühzeit der Kirche. Chone ist der spätere Name für Kolossae. An die Kolosser schrieb Paulus einen Brief. Bereits im 3. Jahrhundert wird von einer Heilquelle an einer Michaelskirche berichtet. Kranke werden gesund und finden Heilung. Ca. 100 Jahre später wollen Nichtchristen Flüsse umleiten, um das Heiligtum zu zerstören. Bewegt hat sie Neid, weil es Gläubigen dort gut geht und weil sie in Krankheit neues Leben finden. Der Küster oder Einsiedler betet zum hl. Michael. Dieser leitet die Flüsse um. Das Heiligtum und seine Heilquelle bleiben unversehrt. Auf der Ikone ist eben diese Szene zu sehen. Der Einsiedler steht neben seiner Kapelle. Den strömenden Flüssen wird vom Erzengel ihre zerstörende Macht genommen. Am 6. September findet sich der Gedenktag im byzantinischen Heiligenkalender. In ganz Kleinasien gab es Quellheiligtümer. In heißem Wasser fanden Kranke Heilung und Genesung auf die Fürbitten Michaels. Michael ist ein Heilkundiger. Er ist ein himmlischer Arzt und Patron der Kranken.

Christus, unser Gott, war in die Fluten des Jordan hinabgestiegen, um die Wasser zu heiligen. Die bedrohliche Seite des Wassers soll gewandelt werden in ein heil- und segenbringende. Michael setzt gleichsam diese Tätigkeit fort, denn die „Engel dienen ihm“. In den Quellheiligtümern finden Menschen neue Lebenskraft durch die Unterstützung des Erzengels. Das Wasser entfaltet seine heilende Wirkung.

„Der größte Heerführer
des größten Königs
Wohin er auch geht, siegt er
und wirkt Wunder…
Der Heerführer des Lichts
vertreibt die Unreinen
und mit seinen Schwingen
schützt er die Gläubigen.“

Aus einem Gedicht des hl. Nikolaj Velimirovic

„Ich bin das Oberhaupt der himmlischen Kräfte“ – Engel bei den Kopten und im Alten Testament

Eine ältere Tradition als die byzantinische ist die der koptischen Kirche. In ihr scheint der Engelglaube besonders wichtig zu sein. Denn neben dem Hauptfest des Erzengels Michael am 12. Hatur, also am 21. November, ist der 12. eines jeden Monats dem Anführer der himmlischen Heerscharen gewidmet. Begründet werden die Feste mit dem Erscheinen des Engels vor Josua.

„Er schaute auf und siehe, da stand ein Mann vor ihm mit einem gezückten Schwert in der Hand. Josua ging auf ihn zu und fragte ihn: Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden? Er gab zur Antwort: „Nein ich bin der Anführer des Kriegsheeres des Herrn und eben gekommen. Da warf sich Josua auf sein Antlitz zur Erde nieder, huldigte und sagte zu ihm, Was befiehlt der Herr seinem Knecht? Der Anführer des Kriegsheeres des Herrn entgegnete Josua: Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn die Stätte, auf der du stehst, ist heilig. Josua tat also.“ (Jos 5,13-15).

In dem Anführer der himmlischen Heerscharen wird Michael erkannt und gesehen. Nach koptischen Brauch werden in seinem Namen Almosen gegeben, „weil er den Herrn um die Fruchtbarkeit, das Wachsen des Nils und den Wechsel der Luft bittet…“ (zitiert nach: Synaxarium. Waldsolms-Kröffelbach 1994, S. 88) Michael ist es, der sich der Armen annimmt und sie versorgt. Er ist es, der aus allen Nöten errettet. Er bringt unsere Opfer und guten Werke vor den Herrn.

In der alten römischen Liturgie gab es im Requiem das Offertorium Domine Jesu Christe. In ihm wird die Bitte ausgesprochen: „Vielmehr geleite sie Sankt Michael, der Bannerträger in das heilige Licht…“ Nach einer liturgischen Theorie stammt der Text des Offertoriums aus der koptischen Kirche. Oft habe ich es in der neuen Liturgie als Wechselgebet mit der Gemeinde gesprochen. Michael geleitet die Toten in das ewige Leben. Er steht Lebenden und Toten bei.

Dass Gott uns mit seinen Engeln umgibt, formuliert Psalm 90 (hebr. Zählweise: 91) in der Septuaginta: Am Anfang in Vers 4 spricht Gott die Verheißung aus: „Mit seinen Flügeln beschirmt er dich, in die Hut seiner Fittiche birgst du dich, Seine Treue ist Schild dir und Schutz.“ Die Engel sind gleichsam die Garanten dafür. Sie sind Gottes verlängerter Arm. Sie führen aus, was Gott auch uns sagt: „Er entbietet für dich seine Engel, dass sie dich schützen auf all deinen Wegen, Sie tragen dich auf ihren Händen, damit sich dein Fuß an keinem Stein stoße.“ (V. 11-12)

Die Gastfreundschaft Abrahams bei der Eiche von Mamre verbindet mit dem Besuch der Erzengel die Verheißung neuen Lebens. Vor allem in der russischen Theologie wurde die Ikone dieses Ereignisses zur Dreifaltigkeitsikone, da die Väter von einem Zeichen der Offenbarung der Dreifaltigkeit sprechen. Nach griechischem Brauch spricht man bis heute gerne von Michael, Gabriel und Rafael, die zu Abraham und Sarah kommen und von Gott eine Botschaft bringen. (Vgl. Gen 18.)

Dreifaltigkeitsikone von Andrej Rubljow, um 1400

„Welcher von Engelscharen unsichtbar geleitet wird“

Die Heiligen- und Engelverehrung wurde von der Kirche aus dem Judentum übernommen. Im Frankenreich war Martin von Tours der Beschützer dieses Reiches. Ludwig der Fromme, der Sohn Karls des Großen verfügte dann, dass Michael als weiterer Patron ernannt wird. Vor allem im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation wird Michael als Patron Deutschlands verehrt. Auch zu Zeiten des Alten Testaments wurde Michael als der erste Beschützer Israels angerufen.

Ich brauche nicht an die Botschaften der Engel im Neuen Testament zu erinnern. Von der Verheißung an die hl. Gottesgebärerin (Lk 1,26ff) über den Gesang des „Ehre sei Gott in den Höhen“ (Lk 2,14) bei Christi Geburt bis zur Verkündigung der Auferstehung (z.B. Mt 28,2) sind es Engel, die uns unterweisen. Oft hören wir „Fürchte dich nicht“ (z.B. Lk 1,30 o. Mt 28,5) . „Fürchte dich nicht“ rufen Gottes Engel auch uns in jeder Lebenssituation zu. Ein Theologe der Gegenwart, Anselm Grün OSB, verbindet in seinen Engel-Büchern alle unsere Lebenssituationen mit den Engeln. „Der Engel des Lichts macht Dir den Blick hell, damit Du all das Schöne wahrnehmen kannst, das die Welt Dir anbietet. […] Der Engel des Lichts möchte Dich erleuchten, damit Du selbst für andere zum Licht werden kannst.“ (Grün, Anselm: 50 Engel für die Seele. Freiburg 2002, S. 150 u. 149.) „Der Engel des Schweigens möchte dich in das Schweigen einführen, das heilt, das Dir gut tut, das auch für die Menschen um Dich herum zur Wohltat wird.“ (Ders.: Engel für das Leben. Freiburg 2001, S. 199)

Die Engel heilen uns und helfen uns, wie sie dem Einsiedler von Chone geholfen haben. Auch er durfte ihr „Fürchte dich nicht“ vernehmen. Wir brauchen uns nicht zu fürchten in einer Zeit der Kriege und Katastrophen. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, wenn uns jetzt die nächste Corona-Welle angekündigt wird.

„Alle Sorge des Lebens lasset uns verbannen. Denn wir werden empfangen den König über alles, ihn, der unsichtbar geleitet wird von Engelscharen.“ Dieser Text des Cherubikon (= Prozessionshymnus zur Darbringung der Gaben) der byzantinischen Liturgie fordert uns auf, unser Leben Gott und seinen Engeln anzuvertrauen. Die Überschrift des vorliegenden Beitrags ist ebenfalls der Göttlichen Liturgie entnommen. In den Fürbitten der eucharistischen Liturgie (Ektenie zur Darbringung der Gaben) und auch im Stundengebet am Morgen und am Abend ist stets diese Fürbitte zu hören. „Jeder Mensch hat einen Schutzengel“, sagt Basilius der Große.

Der Schutzengelmonat September lädt uns ein, im Gebet oder im Schweigen dieses Geheimnis zu betrachten. Patrozinien berühmter Kirchen, etwa des Mont Saint Michel oder der Engelsburg in Rom erinnern uns ebenfalls daran. Kirchen auf Anhöhen oder Friedhofskirchen wurden gerne dem hl. Michael geweiht. Mögen Michael und seine Engel uns erflehen, was uns zum Nutzen gereicht.

Verabschiedung von Bischof Roald Nikolai und Priesterweihe

V.l.n.r.: Generalvikar Dr. Gerte, Neupriester Joachim Danz mit Antimension, Bischof Dr. Flemestad

Vom 18.-20. August 2023 fand in der Abtei St. Severin in Kaufbeuren der Abschiedsbesuch von Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad (Oslo) bei der deutschen Administratur der Nordisch-katholischen Kirche statt. Es war eine Gelegenheit, Bischof Roald Nikolai sowie auch seiner Ehefrau Kirsten für den hohen persönlichen Einsatz beim Aufbau der Administratur und die von ihm elf Jahre lang sowohl mit großem theologischem Sachverstand als auch mit menschlicher Wärme ausgeübte bischöfliche Aufsicht zu danken. Am Samstag spendete er Diakon Joachim Danz (Dipl.-Theol.) das Sakrament der Priesterweihe. Vater Joachim wird seinen priesterlichen Dienst in Bayern ausüben.

Axios! Dignus est!

Neue Kuratie: St. Helena (Mittelmosel)

Heilige apostelgleiche Konstantin u. Helena: Fresko, Erzengel-Michael-Kirche Pedoulas/Zypern, vor 1400

Als Ergebnis mehrjährigen missionarischen Wirkens insbesondere des örtlichen Pastoralen Mitarbeiters Br. Josef hat Bischof Ottar Mikael Myrseth die Errichtung einer neuen Kuratie in der deutschen Administratur der Nordisch-katholischen Kirche verfügt: Die Kuratie für die Region Mittelmosel steht unter dem Patronat der heiligen Kaiserin Helena (ca. 250-330), welche die Tunika unseres Herrn Jesus Christus nach Trier gebracht haben soll (Heilig-Rock-Legende). Das Patrozinium der neuen Missionsgemeinde wird am 21. Mai begangen (gemeinsam mit ihrem Sohn Kaiser Konstantin). Generalvikar Dr. Daniel Gerte ist aus Anlass der kanonischen Gemeindegründung an die Mosel gereist, um mit den Mitgliedern und Freunden der neuen Kuratie die heilige Eucharistie zu feiern.

Bischof Jarosław Rafałko (1955–2023)

Bischof Jarosław Jerry Rafałko

Gemeinsam mit der gesamten altkatholischen Union von Scranton trauern wir um den Diözesanbischof der Westlichen Diözese der Polnisch-katholischen Nationalkirche von Amerika (PNCC; Bischofssitz Chicago): Bischof Jaroslaw „Jerry“ Rafalko wurde am Donnerstagmorgen (Ortszeit), den 13. Juli 2023, plötzlich in die Ewigkeit abberufen.

Bischof Jerry hinterlässt eine große Lücke sowohl in seiner eigenen Diözese, wo er als Inspiration für die Geistlichen und die Pfarreien von großer Bedeutung war, als auch im Bischofskollegium der PNCC. Er wird vielen fehlen.

Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten heute besonders seiner Familie und wir bitten um Gebet für sie. Am kommenden Sonntag wird die Nordisch-katholische Kirche in allen eucharistischen Liturgien für Bischof Jerry beten. Möge er in Gottes Frieden ruhen!

Stellungnahme zur umstrittenen Vereinsgründung in der Diözese Würzburg

Domstadt Würzburg (H. Helmlechner CC BY-SA 4.0)

Auszug aus einer Antwort auf eine Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA)

Wir dokumentieren in Auszügen die Antwort von Generalvikar Dr. Dr. Daniel Gerte auf die Fragen der KNA (kursiv, redaktionell angepasst). Anlass der Anfrage war die Gründung des ‚Vereins für christliche Seelsorge in Freiheit‘ durch einen suspendierten römisch-katholischen Diakon, einen früheren römisch-katholischen Priester und einen aus dem Dienst ausgeschiedenen nordisch-katholischen Diakon.

KNA: Trifft die Information zu, dass Dietholf Schröder seit 2014 Diakon der nordisch-katholischen Kirche ist? Nimmt er einen Seelsorgeauftrag wahr?

Generalvikar Gerte: Dietholf Schröder wurde im Jahr 2014 zum Diakon der nordisch-katholischen Kirche ordiniert. Er verließ im Jahr 2018 die nordisch-katholische Kirche und ist ihr in diesem Jahr wieder beigetreten; er wurde aber bisher weder erneut inkardiniert, noch besitzt er einen Seelsorgeauftrag im Namen der nordisch-katholischen Kirche.

KNA: Herr Schröder hat mit einem römisch-katholischen Diakon und einem ehemals römisch-katholischen Priester vor drei Wochen eine neue Organisation namens „Verein für christliche Seelsorge in Freiheit“ gegründet. Ist Ihnen dazu etwas bekannt? Falls ja, wie stehen Sie dazu?

Generalvikar Gerte: Über die Gründung des ‚Vereins für christliche Seelsorge in Freiheit‘ sind wir informiert worden. Natürlich begrüßen wir die Absicht des Vereins, Menschen in seelsorglichen Notsituationen beizustehen. Kritisch sehen wir das beschriebene Vorhaben, Sakramentenspendung ohne Bindung an die Kirche zu ermöglichen (vgl. MainPost vom 14.06.23). Nach unserer ekklesiologischen Überzeugung — im Anschluss an die alte, ungeteilte Kirche — erfordert die Feier und Spendung der Sakramente in aller Regel die Einbindung in die Gemeinschaft der Kirche und einen bischöflichen Auftrag.

Wir hoffen, dass der entstandene Konflikt zwischen den beteiligten Personen und dem Bistum Würzburg so bald wie möglich beigelegt wird. Eine Beteiligung an dieser Auseinandersetzung liegt uns fern.

Pressekontakt:

Dr. Dr. Daniel Gerte
Generalvikar
gerte@nordischkatholisch.de

Neue bischöfliche Aufsicht für die deutsche Administratur

Bischof Dr. Roald N. Flemestad mit Bischof Ottar M. Myrseth

Die internationale Bischofskonferenz (ICBC) der altkatholischen Union von Scranton hat auf ihrer Sitzung am 24. April 2023 den Wechsel der bischöflichen Aufsicht für die deutsche Administratur der Nordisch-katholischen Kirche beschlossen. Die Amtsgeschäfte wurden von dem bisherigen bischöflichen Delegaten der Union von Scranton, Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad, an den Diözesanbischof der Nordisch-katholischen Kirche in Skandinavien, Bischof Ottar Mikael Myrseth, übergeben.

Im Jahr 2012 gründete Bischof Dr. Flemestad im Auftrag der Union von Scranton eine mitteleuropäische Administratur als Mission der Nordisch-katholischen Kirche Skandinaviens und entwickelte diese in den Folgejahren segensreich weiter. Es entstanden Gemeinden in Bayern, Ungarn, Nordrhein-Westfalen, der Slowakei, Norditalien und Rheinland-Pfalz. In der Administratur beheimatet sind der Orden von Port Royal mit dem Kloster in Kaufbeuren und die Augustinus-Gemeinschaft. Die Verwaltung weltlich-juristischer Angelegenheiten kommt dem — von Bischof Flemestad als kirchlicher Verein anerkannten — Martinuswerk e.V. zu.

Um die geleistete Arbeit und die großen Verdienste zu würdigen, wird für Bischof Roald Nikolai und seine Frau Kirsten Flemestad eine feierliche Verabschiedung in Deutschland stattfinden. Möge der Herr ihren weiteren Lebensweg segnen!

Der Weg, die Wahrheit und das Leben

Apostel Philippus: Triumphbogen-Mosaik, Basilika von San Vitale, Ravenna (Richard Mortel CC-2.0)

Apostel Philippus u. Jakobus d.J.

Aus den Eigentexten zur heiligen Eucharistie des Hochfests (1. Mai)

Introitus

Ps 133

Seht, wie schön und wie lieblich ist’s,
wenn Brüder auch friedlich beisammen wohnen!

2Das gleicht dem köstlichen Öl auf dem Haupt,
das herabtroff in den Bart,

in Aarons Bart, der niederwallte
auf den Saum seiner Gewandung.

3Es gleicht dem Hermon-Tau, der niederfällt
auf die Berge Zions;

denn dorthin hat der HERR den Segen entboten,
Leben bis in Ewigkeit.

Tagesgebet

Allmächtiger Gott! Dich wahrhaftig zu erkennen bedeutet ewiges Leben. Verleihe uns, dass wir vollkommen erkennen, dass Dein Sohn der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, so wie Du den heiligen Philippus und die anderen Apostel gelehrt hast. Durch denselben Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist, ein einiger Gott, lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

Lesung

Jak 1,1–12

Aus dem Brief des heiligen Apostels Jakobus.

Ich, Jakobus, ein Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, sende den zwölf in der Zerstreuung lebenden Stämmen meinen Gruß. 2Erachtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet; 3ihr erkennt ja, dass die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt. 4Das standhafte Ausharren muss aber zu voller Betätigung führen, damit ihr vollkommen und tadellos seid und sich in keiner Beziehung ein Mangel an euch zeigt. 5Sollte aber jemand von euch Mangel an Weisheit haben, so erbitte er sie sich von Gott, der allen ohne weiteres und ohne laute Vorwürfe gibt: dann wird sie ihm zuteil werden. 6Nur bitte er im Glauben, ohne irgendeinen Zweifel zu hegen; denn wer da zweifelt, der gleicht einer vom Wind getriebenen und hin und her geworfenen Meereswoge. 7Ein solcher Mensch darf nicht erwarten, dass er etwas vom Herrn empfangen werde, 8er, ein Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig auf allen seinen Wegen. 9Es rühme sich aber der niedrig stehende Bruder seiner Hoheit, 10der reiche dagegen seiner Niedrigkeit, weil er wie die Blumen des Grases vergehen wird. 11Denn die Sonne geht mit ihrer Glut auf und versengt das Gras; dann fallen seine Blumen ab, und seine ganze Schönheit ist dahin (Jes 40,6-7): so wird auch der Reiche in seinen Wegen verwelken. – 12Selig ist der Mann, der die Versuchung standhaft erträgt! Denn nachdem er sich bewährt hat, wird er das Leben als Siegeskranz empfangen, den Er denen verheißen hat, die Ihn lieben.

Frohe Botschaft

Joh 14,1–14

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

In jener Zeit sprach Jesus: 1»Euer Herz erschrecke nicht! Vertrauet auf Gott und vertrauet auf mich! 2In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten; 3und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit da, wo ich bin, auch ihr seid. 4Und wohin ich gehe – den Weg dahin kennt ihr.« 5Da sagte Thomas zu ihm: »Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst: wie sollten wir da den Weg kennen?« 6Jesus antwortete ihm: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. 7Wenn ihr mich erkannt hättet, würdet ihr auch meinen Vater kennen; von jetzt an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.« 8Philippus sagte zu ihm: »Herr, zeige uns den Vater: das genügt uns.« 9Da sagte Jesus zu ihm: »So lange Zeit schon bin ich mit euch zusammen, und (trotzdem) hast du mich noch nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen; wie kannst du sagen: ›Zeige uns den Vater!‹ 10Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, spreche ich nicht von mir selbst aus, nein, der Vater, der dauernd in mir ist, der tut seine Werke. 11Glaubet mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubt doch um der Werke selbst willen!« 12»Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch vollbringen, ja er wird noch größere als diese vollbringen; 13denn ich gehe zum Vater, und alles, um was ihr (dann) in meinem Namen bitten werdet, das werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht werde. 14Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bitten werdet, so werde ich es tun.

Osterfreude 2023: Der Tod ist überwunden — durch Christus!

Abstieg Christi in die Unterwelt: Fra Angelico, Florenz 1441

Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden, und zwar als Erstling der Entschlafenen. 21Denn weil der Tod durch einen Menschen gekommen ist, erfolgt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen. 22Wie nämlich in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle wieder zum Leben gebracht werden.

Introitus des Ostermorgens (1 Kor 15,20–22)

Allmächtiger Gott! Du hast durch Deinen eingeborenen Sohn den Tod überwunden und uns so die Tür zum ewigen Leben geöffnet. Wir bitten Dich in Demut: Schenke, dass wir die guten Begierden, die Du durch Deine zuvorkommende Gnade in uns geweckt hast, durch Deine beständige Hilfe auch zur Ausführung bringen. Durch Jesus Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist, ein einiger Gott, lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

Tagesgebet des Ostertages

Wir wünschen allseits frohe, gesegnete Ostern,
voll Freude über die Auferstehung unseres Herrn!

Die Theosis, das Ziel des Lebens

Michelangelo: Die Erschaffung Adams (Detail), Sixtinische Kapelle, um 1510

Eine Fastenpredigt von Br. Josef Obl.OPR

„Rette dich selbst und auch uns“

Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! (Lk 23,39)

„Tja, das war’s dann wohl mit der Revolution in Israel”, dachte sich offenbar der spottende Mitgekreuzigte. „Dieser Messias ist endlich hingerichtet, die Römer sind immer noch die Herrscher und die Aussicht auf Auferstehung ist nicht glaubhaft. Das Evangelium ist eine fromme Geschichte und die daraus entstandene religiöse Bewegung keine Lösung für die Probleme dieser Welt, sondern eine Enttäuschung für die Menschen, die auf dieser Welt leben.“ So oder ähnlich muss sein Gedankengang gewesen sein.

Seit Anbeginn scheint der Mensch mit sich und seinem Umfeld unzufrieden zu sein. Die Sehnsucht nach Zufriedenheit war stets der Ansporn für räumliche und persönliche Entwicklung. Doch so sehr sich der Mensch auch weiterentwickelte, er sich zivilisierte, bildete und organisierte, so richtig zufrieden mit sich und seiner Umwelt ist er bis heute nicht. Die Sehnsucht nach dem neuen, besseren Menschen, meist geht sie einher mit der Vorstellung von einer anderen, besseren Gesellschaft, hat sich im Nachhinein immer als Utopie erwiesen.

Mal war der neue Mensch das Ziel der gesellschaftlichen Neuordnung, ein anderes Mal die neue Gesellschaft das Ziel der menschlichen Anstrengung. So herum oder anders herum, bislang sind derartige Pläne nie aufgegangen.

Warum nicht? Diese Frage wird von wiederum ganz weisen Menschen auf ähnliche Weise beantwortet: „Wenn du eine bessere Gesellschaft willst, dann fange bei dir selbst an“ Oder: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir für diese Gesellschaft wünschst“ Aber, wo ist er denn nun, der neue Mensch, die perfekte Gesellschaft? Liegt es am mangelnden Willen oder am persönlichen Unvermögen, dass solche Weisheiten noch nicht zu paradiesischen Verhältnissen geführt haben? Was bleibt dir da anderes übrig, als dich selbst zu verwirklichen?

Eltern und Großeltern, Tante oder Onkel, Freunde, Lehrer, Ärzte, Psychologen, Heilpraktiker, Autoren, Coachs und Pastoren usw. …es gibt viele Menschen, die zu wissen glauben, was für dich das Beste ist. Und all diese „Wissenden“ sind sich zumeist einig darüber, dass es am besten ist, auf dich selbst zu hören, „in dich zu gehen, in dich hinein zu hören“, denn am meisten Zeit hast du mit dir selbst verbracht. Und deshalb bist du es, der dich am besten kennt. So wirst du also eines Morgens während des Zähneputzens in den Spiegel schauen und dir einen guten Vorsatz nehmen, der dein Leben verändern wird … ein Vorsatz der ebenso durch den Abfluss des Waschbeckens verschwinden wird, wie die tausend anderen guten Vorsätze.

Der Sozialismus, der Kommunismus, die Befreiungstheologie und andere gutgemeinte Ideologien sollten die Menschheit in ihrer Entwicklung weiter voranbringen und die Gesellschaft verbessern. Aber, gescheitert ist es bisher am Menschen oder an der Menschheit oder an der Gesellschaft oder, oder, oder. Der Mensch ist ein egoistischer Individualist, meinte Karl Marx – für diese Erkenntnis müssen wir ihm nicht dankbar sein, das erkennen wir ebenfalls wenn wir morgens in den Spiegel oder in die Geschichtsbücher schauen. So sind dann immer wieder in der Geschichte der Menschheit irgendwelche „Alphatiere“ aufgetaucht, die den Plan für die bessere Welt und den glücklichen Menschen „in der Tasche“ hatten.

Nun ist wieder so ein „Erlöser“ aufgetaucht. Oder sind es mehrere? Auf dem von Politikern und Prominenten frequentierten World Economic Forum (WEF) jedenfalls wird, so scheint es, eine neue Weltordnung anvisiert, die den Menschen glücklich, die Gesellschaft friedlich und die Erde gesund machen soll. Eine bessere Gesellschaft, zufriedene Menschen, eine bessere Welt — all das hat sich auch unsere Bundesregierung vorgenommen und fördert alles was aus ihrer Sicht dazu beiträgt, dass der Mensch endlich er/sie/queer zufrieden sein kann, nicht mehr von sich selbst entfremdet, sondern endlich ganz er selbst. Befreit auch von der Bevormundung durch — die Religion.

Vermeintlich schlaue Leute, Politiker usw. wollen alles, was sich aus ihrer Sicht nicht stimmig anfühlt, als unheilvoll anfühlt oder ankündigt, aus dem Wege schaffen. Das hört sich doch ganz o.k. an und klingt sogar nach einer religiösen Verheißung, wenn kirchliche Organisationen und Amtsträger die aktuelle Politik ausdrücklich dabei unterstützen. Irgendwie klingt das sogar so, als sei die Menschheit jetzt endlich auf dem richtigen Weg zur freien, selbständigen Schöpfung, auf dem Weg in eine auf beste Lebensverhältnisse begründete „neue Welt“. So scheuen sich etliche unserer Politiker und Meinungsbildner auch nicht, die Fernsehzuschauer, Internetnutzer und Zeitungsleser etc. durch große wohlklingende Worte zu berauschen… und kirchliche Vertreter wirken daran mit und versprechen teilweise sogar „Erlösung“ im Diesseits – in einer besseren Welt mit besseren Menschen.

„Ihr seid Götter!“

Unzählige Male ist mir dieser Ausspruch in den vergangenen Tagen begegnet und sogar als Bibelstelle genannt worden, teilweise mit einer haarsträubenden Exegese oder als Schlagwort ohne Kontext. Die Bibelstelle der dieser Ausruf entnommen ist, ist Psalm 82,6 … und es lohnt sich, den vorangehenden und den darauffolgenden Vers gleich mit zu betrachten:

Sie erkennen nicht, verstehen nichts, / sie wandeln umher in Finsternis. Alle Grundfesten der Erde wanken. Ich habe gesagt: Ihr seid Götter, ihr alle seid Söhne des Höchsten. Doch nun sollt ihr sterben wie Menschen.

Ps 82,5-7

Im Johannesevangelium (10,34) berichtet uns der heilige Verfasser, dass Jesus gegenüber den Hohenpriestern auf diesen Satz aus Psalm 82 verweist:

Jesus antwortete ihnen: »Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: ›Ich habe gesagt: Ihr seid Götter‹?« 

Joh 10,34

Und den Hohenpriestern ging es mit dieser Aussage nicht anders als uns heute — und so trifft auf den modernen Menschen der heutigen Zeit genau das zu, was der Psalmist in Ps 82,5 beschreibt: „Sie erkennen nicht, verstehen nichts.“

Wer die Verse Ps 82,6 oder Joh 10,34 isoliert für sich betrachtet und nicht im Gesamtkontext der Heiligen Schrift interpretiert, der kann in sie beliebig viel Unsinn hineinlesen — und diese Stellen zur Rechtfertigung von jeglicher Form der Selbstverwirklichung anbringen. Vor einer derartigen Interpretation der Heiligen Schrift hat bereits der heilige Kirchenvater Gregor von Nazianz eindringlich gewarnt. Der große Theologe der alten Kirche war es auch, der die Theosis, die Vergöttlichung des Menschen, als wahres Ziel des Menschenlebens benannte.

Die Theosis, das Ziel des Menschenlebens

Gleich zu Anfang der Heiligen Schrift wird uns das Ziel des menschlichen Daseins genannt, wenn es heisst, das Gott den Menschen schuf nach seinem Bilde und nach seiner Ähnlichkeit (Gen 1,27). Hier können wir schon die große Liebe erkennen, die der Schöpfer für den Menschen empfindet. Er will nicht, dass der Mensch lediglich ein Geschöpf neben unzähligen anderen Geschöpfen ist, er will, dass der Mensch Gott sei. Der heilige Gregor sagt: „Der Mensch ist das einzige Wesen, welches sich abhebt von der ganzen Schöpfung, denn von allen Wesen ist es einzig der Mensch, der Gott werden kann. So kann gesagt werden, dass der Mensch die Gottebenbildlichkeit besitzt und dazu berufen ist, die Gottähnlichkeit, die Vergöttlichung (griech. Theosis) anzustreben. Der Schöpfer ist Gott der Natur nach, und Er ruft den Menschen dazu auf, Gott der Gnade nach zu werden.

Die Vergöttlichung des Menschen beginnt mit seiner Schöpfung und vollendet sich in der Auferstehung nach dem Tod. Der Weg dort hin ist ein Prozess, ein Werden, Theosis genannt.

Wenn nicht der Herr das Haus baut …

Es geht wohl ganz vielen, ja den meisten (um nicht zu sagen, allen) Menschen so, dass sie mindestens einmal in ihrem Leben an einen Punkt kommen, an dem sie sich „bessern“, verändern oder selbst optimieren wollen und während dessen oder nach einer gewissen Zeit bemerken, dass es ihnen nicht wirklich gelingt. Ein spiritueller Mensch wird nicht ruhegeben, bis er gefunden hat wonach sein Herz sich sehnt. So ist er häufig rastlos umher getrieben, von einer Lehre und Erkenntnis zur nächsten Aussicht auf Heilung. „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir“ sagt der heilige Augustinus.

Dass aber der Mensch heutzutage nicht in der „altkirchlichen Anthropologie“ nach dem sucht, wonach sein Herz sich sehnt, das liegt weniger am Menschen selbst, als viel mehr an der modernen Kirche, die sich eher als Sozialverband sieht, statt die Aufgabe wahrzunehmen die ihr am dringendsten obliegt und ihre eigentliche Aufgabe ist, nämlich dem Menschen beizustehen, damit dieser erkennt, dass er aus eigener Kraft und Anstrengung nicht zu seiner Vergöttlichung in der Lage ist, sondern dazu der Gnade bedarf, die Christus ihm schenkt. „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst der daran baut!“ (Ps 127,1)

Leere Kirchen dank leerer Worte

Dass der Sinn des Lebens die Vergöttlichung des Menschen ist, darüber herrscht leider nicht nur ausserhalb sondern auch innerhalb der Kirche Unwissenheit und mangelnde Eindeutigkeit. Viele Menschen sind der Auffassung, dass das Ziel des Menschenlebens die moralische Besserung sei, dass der Mensch ein besserer Mensch wird und dass an der Stelle an der er das nicht schafft, er froh sein kann, dass ihm durch Jesu Tod und Auferstehung die ewige Verdammnis erspart bleibt.

In manchen Kirchen genügt es ja schon, wenn man getauft ist. Alles andere sei Gnade, die man entweder hat oder eben nicht hat. Da dürfte es doch nicht wirklich jemanden wundern, dass die Kirchenbänke leer bleiben, die Menschen austreten oder zu Freikirchen wechseln oder sich anderen Sekten, Ideologien und Heilslehren zu wenden.

Wenn ein Geistlicher oder ein Gemeindemitglied dem spirituell suchenden „Heiden“ suggeriert, der Sinn der Kirche bestünde bloß darin, dass der Mensch besser wird als er ist — sittlicher, gerechter, enthaltsamer … Wen erstaunt es dann noch, wenn der Mensch — getreu dem Motto: „hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ — außerhalb der Kirche und des christlichen Glaubens seine Verwirklichung und sein Heil sucht.

Die Kirche heutzutage ist nicht sehr vertrauenerweckend und scheint nach außen hin auch keine große Kompetenz auszustrahlen, was die Anthropologie betrifft. Das liegt aber nicht in erster Linie daran, dass die Kirche aufgrund von Skandalen und Struktur unglaubwürdig geworden ist, sondern daran, dass die Theosis in der westlichen Kirche und auch in den altkatholischen Kirchen nicht authentisch vorgelebt und somit auch nicht vermittelt wird. Skandale, Unglaubwürdigkeit und Kompetenzgerangel sind lediglich die Folge mangelnder Theosis innerhalb der Kirche(n).

Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben

Wenn wir alle Anthropologie, alle soziologischen, philosophischen und psychologischen Lehren und Systeme tatsächlich mit der Theosis vergleichen, werden wir sehr rasch feststellen, wie arm, unvollständig und unbefriedigend diese ganzen Angebote sind. Ausschließlich Jesus Christus ist in der Lage auf die tiefe Sehnsucht des Menschen zu antworten (vgl. Joh 14,6).

Da der Mensch „zum Gott berufen“ ist, er erschaffen wurde, um der Gnade nach vergöttlicht zu werden, empfindet er, solange er nicht auf dem Weg dahin ist, eine Leere, die ihn in Einsamkeit zurück lässt. Der moderne Mensch ist unfroh. Er lenkt sich ab, betäubt sich, schafft sich seine eigene phantastische Realität in einer armseligen, begrenzten, kleinen Welt, in die er sich zurück zieht und möglichst darin einschließt. Schließlich ist der Mensch ein Gefangener seiner selbst. Der Mensch ist ein Verdrängungskünstler, der mit Hilfe von betäubenden Leidenschaften, Ablenkungsmanövern, Süchten und Spannungen versucht zu vergessen, zu verbessern und zu lösen.

Eine Kirche, die den Menschen auf diesen Irrwegen bestärkt, hat selbst verdrängt, dass der Lebenssinn ausschließlich in der Vergöttlichung des Menschen liegt. Das ist das Höchste und wahrhaft Schöne, dass der Mensch eine solch innige Gemeinschaft erreichen, ja: gewissermaßen eins werden kann mit Gott!

Wenn du vollkommen sein willst …

Im Evangelium lesen wir: „Wenn du vollkommen sein willst … dann komm und folge mir nach!“ (Mt 19,21) Nachfolgen! Wie geht das? Was bedeutet das für mich? Es bedeutet, dass der Mensch begreifen muss, dass er geschaffen wurde um „in Adam“ zu sterben, damit er in Christus auferstehen kann. Sich seine Vergöttlichung vorzunehmen bedeutet, den ersten Schritt zu tun, sich seiner irdischen Vergänglichkeit bewusst zu werden. So wie es am Aschermittwoch heißt: „…und zum Staub kehrst du zurück“.

DER EINZIGE GRUND FÜR DIE MENSCHWERDUNG GOTTES IST DIE GOTTWERDUNG DES MENSCHEN. Das Aschenkreuz ist vor diesem Hintergrund ein zärtliches Zeichen der grenzenlosen Liebe Gottes! Somit müsste der Zuspruch bei der Spendung des Aschenkreuzes nicht lauten: „Fritz, …zu Staub kehrst Du zurück!“ sondern: „Fritz, es gibt keinen Menschen auf der Welt, den Christus mehr liebt als dich, darum komm und folge Ihm nach!“

Erdbeben in der Türkei und Syrien: Gebets- und Spendenaufruf

Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu Dir:
Allherr, höre auf meine Stimme,
lass Deine Ohren merken auf mein lautes Flehen!

Ps 130,1f

Immer deutlicher tritt inzwischen das entsetzliche Ausmaß der Not zu Tage, die durch das Erdbeben in der Türkei und Syrien auch einige der ältesten Gemeinden des Christentums überhaupt getroffen hat. Zahlreiche Kirchen im Herzland des Griechisch-orthodoxen Patriarchats von Antiochia, wo einst die Jünger Christi zum ersten Mal ,Christen‘ genannt wurden (Apg 11,25), sind zerstört worden. Viele Gläubige wurden mitten aus dem Leben gerissen oder ihres Obdachs beraubt. Wir bitten um Gebet für die Notleidenden, die Verstorbenen und die Hinterbliebenen.

Allmächtiger und allbarmherziger Gott! In dieser Zeit schwerer Not fliehen wir zu Dir, unserm Beistand. Wir bitten Dich: Errette unsere Schwestern und Brüder aus der Gefahr; gib allen, die sich der Notleidenden annehmen, Kraft und Geschick; schenke Erfolg beim Einsatz jeglicher Heilmittel und Hilfsgüter. Und lass uns erkennen, wie hinfällig und ungewiss unser Leben ist, damit wir unser Herz ausrichten auf die himmlische Weisheit, die zum ewigen Leben führt. Durch Jesus Christus, unsern Herrn.

O Gott! Nimm Deine Diener auf in die Wohnung des Heiles, wie sie im Vertrauen auf Deine Barmherzigkeit gehofft haben. Amen.

HERR, hilf Deinem Volk und segne Dein Erbe,
weide sie und trage sie ewiglich!

Ps 28,9

Es besteht auch die Möglichkeit, an die deutsche Diözese des Patriarchats von Antiochia zu spenden, welche die Mittel direkt in der Erdbebenregion zum Einsatz bringt. Spenden sind steuerlich absetzbar. Gott segne Geber und Gaben.

Empfänger: Diözesanrat der Antiochenisch-Orthodoxen Metropolie
IBAN: DE48 3706 0193 0021 2210 15
BIC: GENODED1PAX
Verwendungszweck: Spende Türkei und Syrien
(Kontakt: sekretariat@rum-orthodox.de, Telefon: 0152 – 288 298 54)