Ökumenische Begegnung am Niederrhein

Der lutherische Bischof Hans-Jörg Voigt (r.) mit Bischofsvikar Herzberg

Am Ewigkeitssonntag, den 24. November 2019, besuchte Bischof Hans-Jörg Voigt DD (Hannover) von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK; Altlutheraner) das in der SELK beheimatete Christliche Centrum St. Matthäus Mönchengladbach (Stadtteil Rheydt). Der nordisch-katholische Bischofsvikar Prof. F. Irenäus Herzberg war als ökumenischer Gast zu dem von Pfarrer Winfried Küttner PhD geleiteten Abendmahlsgottesdienst eingeladen und überbrachte, nach einer freundlichen Begrüßung im Gottesdienst, an Bischof Voigt herzliche Grüße und Segenswünsche von Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad (Oslo).

Bischof Voigt predigte über Mt 25,1-13 und erläuterte hierzu zunächst den historischen Hintergrund der Perikope in Form der spätjüdischen Hochzeitsbräuche. Im zentralen Predigtschritt deutete er — getreu der lutherischen hermeneutischen Unterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium — das Lampen-Öl in diesem Himmelsreich-Gleichnis Jesu als die persönliche, in der fides qua creditur gründende Gottesbeziehung. Schließlich betonte Bischof Voigt, dass das Gleichnis natürlich auch an seine Grenzen stößt: Das „Öl“ des Glaubens nimmt im Gegensatz zum Lampenöl zu, wenn es — etwa durch das Gebet, das Hören auf Gottes Wort und den Empfang der Sakramente — in Anspruch genommen wird.

Im anschließenden Gespräch zwischen Bischof Voigt und Bischofsvikar Herzberg tauschte man sich über aktuelle Entwicklungen in beiden Kirchen aus, darunter insbesondere die beiderseitigen engen Verbindungen zur (konkordienlutherischen) Missionsprovinz in Schweden sowie liturgische Fragen. Da die Wurzeln der nordisch-katholischen Kirche im hochkirchlichen Luthertum Skandinaviens liegen, sind die SELK und die schwedische Missionsprovinz samt den übrigen Mitgliedskirchen des Internationalen Lutherischen Rates ein natürlicher ökumenischer Gesprächspartner — für die Nordisch-Katholische Kirche in Skandinavien wie auch für ihre deutsche Administratur.

So hatte Bischof Flemestad schon vor (fast genau sieben) Jahren Bischof Voigt im Kirchenamt der SELK in Hannover besucht. Die SELK wiederum hat ihre Kirchen für zahlreiche nordisch-katholische Eucharistiefeiern, darunter auch den Gründungs-Gottesdienst der deutschen Administratur im April 2012 in München, ihre Kirchen in brüderlicher Gastfreundschaft geöffnet; seit Jahren darf die westdeutsche nordisch-katholische Mission (Kuratie St. Willibrord) für ihre Düsseldorfer Gottesdienste die Erlöserkirche der SELK nutzen, auch die Primiz von Dr. Daniel Gerte (inzwischen Archidiakon) fand dort statt.

Später sprach Herzberg mit dem finnischen lutherischen Missionar Toni Lindholm, der gemeinsam mit seiner Frau in der Missionsgemeinde der SELK in Mönchengladbach mitarbeitet. Themen waren unter anderem das Luthertum in Finnland und die Seelsorge unter türkischstämmigen Christen.

Generalsynode wählt Ottar Myrseth zum Bischof

Bischof Dr. Roald N. Flemestad (links) und Bischof electus Ottar M. Myrseth
(auf dem Ölgemälde im Hintergrund: Bischof Franciszek Hodur)

Axios! Ad multos annos!

Die Generalsynode der Nordisch-Katholischen Kirche am 25. Oktober 2019 in Gran hat (gemäß § 6.4 der Verfassung der Nordisch-Katholischen Kirche) den Priester Ottar Mikael Myrseth zum Nachfolger von Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad gewählt. Der Gewählte, der unter anderem auch Deutsch spricht, ist seit 2011 nordisch-katholischer Generalvikar für ganz Skandinavien und zugleich Dechant des Dekanates Selja (= Propstei für Westnorwegen).

Geboren 1951, studierte Ottar Myrseth Theologie in Oslo und wurde 1978 zum Pfarrer der norwegischen lutherischen Staatskirche ordiniert. 23 Jahre lang war er Gemeindepfarrer in Oslo und Spjelkavik sowie Stiftskaplan des Bischofs in Molde (Bistum Møre). Ebenfalls innerhalb der lutherischen Staatskirche leitete er die theologisch konservative Bewegung Samråd på Kirkens Grunn (Konsultation zu den Grundlagen der Kirche); bis heute schreibt er u.a. für die norwegische christliche Zeitung Dagen. 2001 konvertierte Pfarrer Myrseth zum Altkatholizismus — durch die norwegische Administratur der Polnisch-Katholischen Nationalkirche (PNCC), damals bereits bekannt als Nordisch-Katholische Kirche. Im selben Jahr wurde er durch Bischof Thaddeus S. Peplowski zum Priester in apostolischer Sukzession geweiht.

Die synodale Wahl wird nun (gemäß der Statuten der Union von Scranton, Abschnitt C, Artikel 8) den Mitgliedern der Internationalen Katholischen Bischofskonferenz der Union von Scranton durch deren Vorsitzenden, Erzbischof Dr. Anthony A. Mikovsky, förmlich mitgeteilt; sofern die Mitglieder der Bischofskonferenz keine Einwände erheben, muss sich der Gewählte schriftlich zur Erklärung von Scranton und den Statuten der Union von Scranton bekennen. Die darauf folgende Konsekration in Scranton (Pennsylvania) sowie die anschließende Inthronisation in Oslo sind für das Frühjahr 2020 geplant.

Nota bene: Die skandinavische Bischofswahl hat auf absehbare Zeit keine unmittelbaren Auswirkungen auf das kirchliche Leben in Deutschland. Denn: Die Nordisch-Katholische Mission in Deutschland ist eine Missionspfarrei der Union von Scranton, welche direkt der Internationalen Katholischen Bischofskonferenz unterstellt ist (gemäß der Statuten der Union von Scranton, Abschnitt C, Artikel 3 (i)). Daher bleibt Bischof Dr. Roald N. Flemestad der für die deutsche Missionspfarrei zuständige Bischof, so lange wie die Internationale Katholische Bischofskonferenz keinen anderen Bischof hierfür delegiert.