Olavus — Rex et Martyr

Olafs-Altarmensale, Stabkirche Haltdalen, vor 1300
(Foto Eirik Irgens Johnsen CC BY-SA 4.0)
© 2020 Kulturhistorisk museum, UiO
Gedanken zum Fest des heiligen Olaf
von Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad

Wir nähern uns dem 29. Juli und somit dem Fest des heiligen Olaf. Hierbei ist zu sagen, dass die Erinnerung an den Schutzpatron Norwegens noch sehr lebendig ist. Olaf Haraldsson ist der König, dem die Verbreitung des Christentums in Skandinavien zugeschrieben wird, zumindest in den meisten (späteren) schriftlichen Quellen. Eine große Anzahl von Quellen berichtet aus seinem Leben. Olaf war ein Nachkomme von Harald I. Schönhaar, einem Fürsten aus Südostnorwegen, welcher — nach vorübergehender Unterwerfung der westnorwegischen Jarle in der Schlacht von Hafrsfjord 872 — ein fragiles Königreich errichtete. In einer ähnlichen Schlacht, die er — allerdings im Namen Christi — gegen die sogenannte Küstenaristokratie und die mit ihr verbündete Freibauernschaft von Trøndelag focht, wurde Olaf 1030 in Stiklestad, etwa 100 km nördlich von Trondheim, getötet.

Der Olafskult und die Pilgerfahrt nach Nidaros

Olaf wurde schnell Norwegens Schutzpatron. Seine Heiligsprechung wurde nur ein Jahr nach seinem Tod in Nidaros (Trondheim) vom englischen Bischof Grimketel vorgenommen. Der Olafskult vereinte nicht nur das Land, sondern besiegelte auch die Bekehrung der Nation zum Christentum, für die der König so hart gekämpft hatte.

1032 gingen die ersten Pilger nach Nidaros, um sein Grab zu besuchen, und der Kult des heiligen Olaf verbreitete sich mit überraschender Geschwindigkeit in den nordischen Ländern und anderen Teilen Europas. Der früheste schriftliche Bericht über eine Pilgerreise stammt aus dem Jahr 1108. Anfangs waren die Pilger nur ein Teil der Reisenden auf jener Straße, aber sie gingen als eigenständige Gruppe, in Pilgerkleidung und mit anderen Unterscheidungsmerkmalen. Um die Reisebedingungen entlang der Pilgerwege zu verbessern, sah die Kirche den Brückenbau als Bußübung vor und gewährte Ablässe dafür. Die Krone setzte nicht nur die Standards für den Straßenbau fest, sondern gewährte den Pilgern allgemeine Sicherheit, errichtete Unterkünfte zu ihrem Schutz und Rasthäuser in einer Entfernung von 30 bis 40 km entlang der Hauptstraßen. Die Pilger erhielten auch königliche Privilegien wie freies Futter und Weideland für die Pferde.

aus der Olaf-Kirche (Sankt Olof, Provinz Schonen, Schweden), Vorgängerbau 12. Jh.

St. Olaf war der erste Heilige, der in Skandinavien anerkannt wurde. Innerhalb der nordischen Region war der Schrein von St. Olaf in Nidaros das älteste bekannte und wichtigste Ziel für Pilger. Kirchen wurden seinem Namen von Grönland bis Konstantinopel gewidmet. Das älteste erhaltene Gemälde des Heiligen Olaf um 1160 befindet sich auf einer Säule in der Geburtskirche in Bethlehem. Die Anzahl der Olaf-Kirchen und -Kapellen erinnert uns daran, dass die Tradition des heiligen Olaf einst in ganz Nordeuropa blühte. Vor der Reformation waren mindestens 340 Olaf-Kirchen und Olaf-Kapellen bekannt, von denen 288 außerhalb Norwegens lagen. In Schweden waren mehr als 75 Kirchen dem Heiligen Olaf gewidmet, in Dänemark um die 20 und in Finnland mindestens 13.

Nicht zuletzt in England war dieser Heilige beliebt; allein in London waren ihm sieben Kirchen gewidmet. Es ist interessant festzustellen, dass die ältesten liturgischen Texte für St. Olaf in England geschrieben wurden. Typologisch gehört St. Olaf zu einer Gruppe königlicher Heiliger wie auch der englische König Eduard der Bekenner.

Politisch diente der Kult den Interessen der norwegischen Krone, da Olafs Status als Heiliger den Anspruch der Familie auf den norwegischen Thron legitimierte. Daher hatte die Verbreitung des St.-Olaf-Kultes in weiten Teilen Nordeuropas mehr als nur religiöse Auswirkungen. Er beeinflusste das soziale und politische Leben Skandinaviens, Englands, der Normandie und des Baltikums.

Niedergang der Pilgerfahrten im Mittelalter

Schätzungen zufolge nahmen im Mittelalter rund 40.000 Menschen an der jährlichen Pilgerfahrt zu seinem Grab im Dom zu Nidaros teil. 1292 bestätigte Papst Nikolaus IV. einen einjährigen Ablass für diejenigen, die Nidaros besuchten. Infolgedessen machte die große Beliebtheit von St. Olaf in Nordeuropa Nidaros neben Compostela, Jerusalem, Rom und Canterbury zu einem der meistbesuchten Pilgerziele. Die damalige Bedeutung von Pilgerfahrten wird an der Erklärung des Papstes Bonifatius VIII. deutlich, eine Ankunft in Rom im Jubiläumsjahr 1300 würde einen völligen Ablass erwirken; daraufhin wurde nämlich die Stadt wahrscheinlich von mehr als 200.000 Menschen besucht.

Der darauffolgende allgemeine Niedergang der Pilgerfahrten im Hochmittelalter wird gewöhnlich auf die Tatsache zurückgeführt, dass der Vatikan begonnen hatte, allgemeine Ablässe zu verkaufen. Auf diese Weise konnten sich die Büßer von den Unannehmlichkeiten, die eine Reise zu heiligen Orten bedeutete, loskaufen. In der Zwischenzeit wandelte sich der Charakter der Pilgerfahrten, und sie wurden zu einer Form der populären Unterhaltung. So geben Chaucers Canterbury Tales vom Ende des 14. Jahrhunderts wahrscheinlich ein realistisches Bild von der volkstümlichen Frivolität von Pilgerfahrten in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Katastrophal für die Pilgerfahrten nach Nidaros war außerdem die Ankunft des Schwarzen Todes in Norwegen im Jahr 1350. Nachfolgende Epidemien der Beulenpest in den Jahren 1360 und 1370 reduzierten die Bevölkerung um die Hälfte. Trotz dieser Widrigkeiten scheint die Verehrung des heiligen Olaf bis zur Reformation, die als geistige und politische Bombe in Norwegen eintraf, in großem Umfang fortgesetzt worden zu sein.

Die Situation nach der Reformation

Das Ende der Pilgerreisen nach Nidaros steht daher in direktem Zusammenhang mit dem Jahr 1537, als der dänische König Christian III. in Norwegen einfiel und — ohne geistige Vorbereitung — erklärte, dass das Land von nun an ein Teil des lutherischen Dänemarks sein sollte. Er erkannte, dass die politische Bedeutung des heiligen Olaf — Rex Perpetuus Norvegiae — als Symbol der norwegischen Staatlichkeit zerstört werden musste, um dies zu erreichen. Darüber hinaus hatte er auch ein Auge auf den Reichtum des Domes von Nidaros geworfen.

Die Leiche des heiligen Olaf war vom letzten Erzbischof in Sicherheit gebracht worden. Nach seiner Abreise aus Norwegen im Jahr 1537 gelangte die Leiche später in den Besitz schwedischer Soldaten, die 1564 in Trondheim einmarschierten und den Heiligen im Chor des Domes an einem heute unbekannten Ort wieder begraben haben sollen. Zuvor hatten die neuen dänischen Behörden 1540 den großen Silberschrein des Heiligen mit zwei königlichen Kronen beschlagnahmt, die zusammen mit anderen liturgischen Schätzen des Domes nach Kopenhagen gebracht und später an den Markgrafen von der Pfalz verkauft wurden.

In der Zwischenzeit hielt die norwegische Bevölkerung weiterhin die Überlieferungen um St. Olaf in Ehren, jedoch größtenteils im Verborgenen. Aus Angst, die Kontrolle zu verlieren, erklärten die neuen dänischen Behörden auf der Fürstenversammlung (Herrentag) in Larvik 1611 die Pilgerfahrt bei Todesstrafe für untersagt. Bis zur zweiten Hälfte des Jahrhunderts gab es in Südnorwegen katholische Untergrundgemeinden. Ebenso sind unter den lutherischen Freibauern heimliche Feiern des heiligen Olaf einschließlich Prozessionen mit Ikonen und Kerzen belegt.

Die Situation heute

Erst im 20. Jahrhundert kamen die Menschen wieder als Pilger nach Trondheim, um den heiligen Olaf zu verehren, insbesondere im Zusammenhang mit der wiederbelebten liturgischen Feier des heiligen Olaf. Gruppen verschiedener Konfessionen begannen in den 1970er und 1980er Jahren auf eigene Initiative, den „St.-Olaf-Weg“ zum Nidaros-Dom in Trondheim zu beschreiten.

Kirchliche und weltliche Verantwortliche haben sich zusammengeschlossen, um diese Pilgerfahrt aus praktischer Sicht zu ermöglichen. Seit Beginn der Restaurierung und Beschilderung des Pilgerweges im Jahr 1993 wurden mehr als 5000 Kilometer entlang der neun Hauptrouten durch Dänemark, Schweden und Norwegen mit dem St.-Olaf-Logo gekennzeichnet. Am 29. Juli 1997 wurde der Hauptweg von Kronprinz Haakon offiziell eröffnet, und 2010 wurde der St.-Olaf-Weg mit allen nach Nidaros führenden Wegen als Kulturweg des Europarates zertifiziert.

Nach Angaben des Nationalen Pilgerzentrums hat die Zahl der Pilger in den letzten zehn Jahren zugenommen. Schätzungen zufolge nahmen 2019 mehr als 22.000 Pilger an den Wanderungen nach Nidaros teil, von denen mindestens 1.500 sogenannte „lange“ Pilger waren, hauptsächlich aus Deutschland.

Wer war St. Olaf?

Die Heiligenverehrung von St. Olaf zu dieser Zeit trug maßgeblich dazu bei, dass der Widerstand gegen das Christentum und die Vereinigung des Landes unter einem König aufgegeben wurde. Heute stößt Olaf Haraldssons Heiligkeit in einigen Bereichen auf Ironie und Skepsis. Die Frage ist: Kann ein Wikingersöldner, der in seiner dreißigsten großen Schlacht mit so viel Blut an den Händen starb, als Heiliger bezeichnet werden? Die mittelalterliche Kirche bewertete die Kriterien für Heiligkeit jedoch nicht unbedingt als Ausdruck persönlicher „Heiligkeit“. So wurde der heilige Olaf als Märtyrer geehrt und nicht für seine persönliche Frömmigkeit.

Die Heiligsprechung von Olaf durch Bischof Grimketel wurde 1164 von Papst Alexander III. bestätigt. Er ist auch in der Orthodoxie als Heiliger kanonisiert und daher einer der letzten berühmten westlichen Heiligen vor dem Großen Schisma.

Der St.-Olaf-Festtag wurde am 29. Juli, dem Tag seines Todes, als bedeutendes Kirchenfest in den nordischen Ländern bis zur Reformation begangen. Dann, im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, erwachte ein erneutes Interesse an Olsok („Olafsvigil“), und am 29. Juli 1930 wurde das Fest, im Zusammenhang mit der offiziellen Feier zum 900. Jahrestag des Todes von St. Olaf in Stiklestad wieder eingeführt.

Die komplexe Persönlichkeit des Wikingerkönigs kommt in der Ikonographie des heiligen Olaf deutlich zum Ausdruck. Seine Attribute sind eine Krone, eine Axt und eine allegorische Kreatur unter seinen Füßen. Die Krone reiht ihn unter die christlichen Monarchen wie Konstantin und Karl den Großen ein. Die Axt drückt einerseits seine Autorität als Gesetzgeber aus, dient aber auch zur Erinnerung daran, dass die Axt das Instrument seines Martyriums war. Der Drache unter seinen Füßen trägt ein Gesicht das seinem eigenen gleicht und wird gewöhnlich als allegorischer Ausdruck seines Kampfes um eine Besserung der eigenen Persönlichkeit gedeutet. Kurz gesagt wurde der heilige Olaf als Streiter für die Sache Gottes angesehen, der die Gesetze des Gemeinwesens schützte, als königlicher Märtyrer und als Heiliger, der über das Böse triumphierte.

Ora pro nobis, Sancte Olave!

+ Roald Nikolai

„Wie ich Gott fand … oder er mich zu sich führte“

Milliarden von Lichtjahren entfernte Galaxien
[Hubble-Teleskop; NASA, ESA, R. Thompson (Univ. Arizona)]

Ein Glaubenszeugnis

Liebe Leser und Leserinnen,

auf diesem Wege möchte ich gerne erzählen, wie ich Gott fand oder viel passender, wie er mich zu sich führte. Erst vor kurzem ist mir aufgefallen, dass Gott schon immer einen Platz in meinem Leben hatte. Ich erinnere mich an meine Kommunion. Die Geschichten aus der Bibel und die Aktivitäten in der Kinder-/Tischgruppe fand ich immer besonders spannend. Damals hatten wir das Thema „Ich bin da“ und ich ahnte nicht, wie wichtig mir dieses Thema zukünftig einmal werden würde.

Ich wurde Messdienerin. Immer wenn es mir schlecht ging oder ich mich mit jemandem gestritten habe, ging ich zum Gottesdienst um zu dienen. Danach war die Welt wieder heile. Zwischen Kommunion und Firmung spielte das Thema Glaube eher eine untergeordnete Rolle. Während der Firmung zog ich dann bei einem Treffen den Bibelvers: „Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt“ (Psalm 30,12). Dieser sowie weitere Bibelverse haben mir in dieser Zeit geholfen und mich aus einer ungesunden Situation der Entfremdung befreit. Das war das erste Mal, dass ich Gott bewusst wahrgenommen habe. Nach der Firmung im Mai 2017 verlor ich Gott wieder mehr aus den Augen, jedoch traf ich in dieser Zeit auf Menschen, die mir den Glauben offen, echt und direkt vorlebten und mir von Jesus erzählten. Dies fand seinen Höhepunkt auf der Freizeit einer Gemeinde. Nicht römisch-katholisch, aber christlich. Ich erlebte eine neue Welt, viel schöner, erfrischender, lebendiger als all das, was ich zuvor erlebt habe. Es war und ist so friedlich bei der Gemeinde. Die Sorgen verblassen und der Friede kehrt ins Herz. „Man fällt nie tiefer als in Gottes Hand.“ Genau das durfte ich erleben. Ich fühlte mich nur noch selten einsam und verlassen und wenn das doch einmal vorkam, besuchte ich meine Gemeinde oder erinnerte mich schlicht daran, dass Gott mich niemals alleine lässt. Ich erfuhr wie es in Psalm 23,4 steht: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich.”

[Foto Gugatchitchinadze, CC-BY-SA 4.0]

Gott ist und bleibt mein Orientierungspunkt, egal wie wackelig der Boden ist auf dem wir stehen. Richte deine Augen auf Jesus und er wird es wohl machen (Psalm 37,5). Mit Vertrauen und Liebe erlebt man eine neue Welt, ein neues Leben, eine andere Zukunft und Perspektive. Denn Jesus hat uns durch sein Blut errettet, durch ihn haben wir das ewige Leben und durch den Heiligen Geist bekommen wir ein neues Leben. Ich sehe meine Mitmenschen und Gott durch ganz neue Augen. Das Leid dieser Welt wird erträglicher. Ich vertraue auf Gott. Ich vertraue darauf, dass er mich führen wird. Wie ein Vater sein Kind nimmt er mich an seine Hand und führt mich in ein Land, wo Milch und Honig fließen.

Mit dieser neuen Perspektive auf die Welt und mein Leben eröffneten sich so viele Fragen, wie Sterne am Himmel. Ich war wieder ein Kind, das so unwissend, aber auch wissbegierig war. Alles zu entdecken war und ist ein Abenteuer: Die Geschichten der Bibel, Gott kennenzulernen, andere Gläubige, neue, mutmachende Verse, Lieder, Freunde. Die Gemeinde wurde zu meiner Familie in Christus.

[König David: Tschudow-Kloster Moskau, vor 1635]

In Corona-Zeiten habe ich das Kartenspielen wieder entdeckt. Dabei kommt mir oft der Gedanke, dass Gott mich doch eine bestimmte Karte oder einen Joker ziehen lassen könnte. Oft ziehe ich die dringend benötigte Karte nicht und wenn es doch vorkommt, freue ich mich um so mehr, da ich dann evtl. zwei Karten ziehe, die ich dringend benötigt habe. Und so ist das Leben vergleichbar mit einem Kartenspiel. Manchmal wünschen wir uns, dass Gott uns unsere Wünsche erfüllt und sind enttäuscht oder verzweifelt, wenn es nicht so kommt wie wir es uns wünschen. Dabei vergessen wir oft, dass Gott nur das Beste für uns möchte: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.” (Römer 8,28). Manchmal sollten wir uns ganz bewusst daran erinnern, dass Gott wirklich ganz und gar gut ist und uns nicht im Stich lässt, auch nicht wenn es mal schwierig wird. „Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?” (Römer 8,31). Also schenken wir unserem Gott doch ein wenig Vertrauen und warten ab, welch guten Plan er für uns hat. Und vielleicht müssen wir dann angesichts der Komplexität dieser Welt wieder mit Kinderaugen auf die Dinge blicken.

Anna, 19