Wussten Sie, dass es in Ungarn Altkatholiken gibt?

Interview mit dem altkatholischen Priester Péter Kováts.

31. Januar 2021 – IstvanNy

Péter Kováts ist seit 2015 Priester der Nordisch-Katholischen Kirche
(Bildquelle: Ungarische Mission)

Was bedeutet „Altkatholizismus“? Was hat er mit bekannten katholischen Riten gemeinsam und was sind Ihrer Meinung nach die Hauptmerkmale?

Die Altkatholiken sind von Rom unabhängige und ökumenisch engagierte Katholiken mit einer Kirchenverfassung, die sowohl bischöflich als auch synodal ist; d.h. in ihren Kirchenverfassungen kommen gleichsam demokratische Elemente vor, welche die Mitwirkung der Laien in der Kirchenverwaltung sehr betonen. Die Altkatholiken orientieren sich an der – im Großen und Ganzen – noch ungeteilten Christenheit, der „Alten Kirche“, so wie sie im ersten Jahrtausend bestanden hatte. Sie vertreten das theologische, spirituelle Erbe dieser „Alten Kirche“, im Westen „katholisch“, im Osten „orthodox“ genannt, und versuchen, dieses Erbe in die heutige Sprache zu übersetzen und einen Dialog mit der Welt zu führen. Sie wollen nicht einfach die alten Zustände konservieren, sondern akzeptieren und unterstützen auch die organische Entwicklung ihrer äußeren Formen vor dem Hintergrund (ur)alter Fundamente.

Für den Außenstehenden ist sofort ersichtlich, dass die Altkatholiken keinen obligatorischen priesterlichen Zölibat haben – eine Familie kann gebildet werden und bei uns kann sogar ein Bischof ein Familienvater sein. Die Bischöfe werden von einer Synode, die aus Laien und Geistlichen besteht, gewählt.

Der Altkatholizismus wollte ursprünglich keine unabhängige Konfession werden. Die Bewegung formierte sich im Zeichen des Widerstandes gegen die Dogmatisierung der Lehre von der Unfehlbarkeit und des universalen Jurisdiktionsprimats des Papstes, die im Jahre 1870 auf dem Ersten Vatikanischen Konzil geschah. Da die offizielle römisch-katholische Kirche die Mitglieder der Bewegung exkommunizierte, waren diese gezwungen, eine unabhängige Hierarchie aufzubauen und autonome Kirchen zu schaffen. Dabei ging es ihr nicht um eine zentralisierte „Weltkirche“. Sie bewahrte die apostolische Sukzession; die Gültigkeit der altkatholischen Weihen wird auch von Rom anerkannt, mit Ausnahme der Weihen für Frauen, die ein Teil der altkatholischen Kirchen eingeführt hat. Nach dem klassischen altkatholischen Konzept sind wir eine „Notkirche“: unser ursprüngliches Ziel war und ist, dass wir uns der römischen Gemeinschaft wieder anschließen können. Damit das tatsächlich geschehen kann, müsste aber Rom vieles verändern (im Sinne einer Rückkehr zur „Alten Kirche“).

Die einzelnen altkatholischen Kirchen haben ihre eigenen Liturgien. Diese zeigen gewisse Differenzen, doch überwiegend sind sie dem Novus Ordo der römisch-katholischen Kirche recht ähnlich, obwohl es auch „konservativere“ altkatholische Liturgien gibt. Die Liturgie in der Landessprache wurde von den Altkatholiken jedoch viel früher, bereits ab den 1880er Jahren, eingeführt.

Warum sind Sie eben altkatholisch?

Ich war ursprünglich römisch-katholisch und wollte römisch-katholischer Priester werden. Für eine kurze Zeit war ich auch Ordenszögling und Priesteramtskandidat im Prämonstratenserorden. Ich begann mich mit Theologie und Kirchengeschichte schon als Gymnasiast zu beschäftigen. Aufgrund meiner Lektüren, Studien und Erfahrungen mit der Praxis der römischen Kirche hatte ich dann zunehmend das Gefühl, dass die von Rom vertretene Form des Katholizismus in mehrfacher Hinsicht problematisch ist. Ich lernte den Altkatholizismus kennen und fühlte, dass diese Richtung den ursprünglichen katholischen Glauben am besten widerspiegelt. Da die Konfession in Ungarn nicht präsent war, trat ich 2012 einer ausländischen altkatholischen Kirche, die ihren Sitz in Norwegen hat, bei. Sie ist die Nordisch-Katholische Kirche, die europäische Gliedkirche der altkatholischen Union von Scranton. Unter der Fahne der Nordisch-Katholischen Kirche begann ich mit einigen Gefährten den Missionsdienst in Ungarn. Dank dem Vertrauen meiner kirchlichen Vorsteher wurde ich später zum Diakon und dann zum Priester geweiht.

Mit Blick auf die Welt: In welcher Weise sind die beiden bekannten Zweige der Altkatholiken, die Utrechter Union und die Union von Scranton, offen hinsichtlich der Suche nach der ökumenischen Einheit miteinander und mit anderen Konfessionen?

Beide Unionen sind sehr offen für die Ökumene. Dies war schon immer eine Herzensangelegenheit der Altkatholiken. Sie spielten bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine Vorreiterrolle im Dienst der Annäherung der Kirchen und christlichen Konfessionen.

Die liberalere Utrechter Union pflegt eher mit der Anglikanischen Kirchengemeinschaft enge Beziehungen. Im Zeichen des Bonner Abkommens von 1931 sind die beiden Gemeinschaften und ihre Gliedkirchen seit vielen Jahrzehnten in voller Sakramentengemeinschaft miteinander. Vor kurzem schloss die Union mit der Kirche von Schweden, die ehemalige schwedische lutherische Staatskirche, die viele katholische Elemente bewahrt hat, eine volle Sakramentengemeinschaft. Auch die Union von Scranton führt einen Dialog mit kleineren Kirchen in anglikanischer Tradition, bzw. legt einen sehr großen Wert auf den Dialog mit den orthodoxen Kirchen und sucht die Möglichkeit der engeren Zusammenarbeit mit ihnen. Die Mutterkirche der Union, die von polnischen Einwanderern in Nordamerika gegründete Polnisch- Nationalkatholische Kirche (PNCC), befindet sich in einer begrenzten Sakramentengemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche: in gewissen Fällen kann man einige Sakramente auch bei der jeweils anderen Kirche empfangen.

Wer sind Ihre kirchlichen Autoritäten?

Auch für uns ist der Bischof von Rom der erste Bischof, der Primas der Kirche Christi, aber keineswegs ihr allgewaltiger irdischer Leiter. In der Praxis sind meine Vorsteher der Erzbischof der Union von Scranton – seine Person ist identisch mit der des jeweiligen Ersten Bischofs unserer amerikanischen Schwesterkirche – und unmittelbar der Bischof der Nordisch-Katholischen Kirche. 

Wie sehen Sie den Reformgeist von Papst Franziskus?

Als eine solche Person, die die römisch-katholische Kirche aus Gewissensgründen verlassen hat, fühle ich mich nicht dazu berufen, um zu den inneren Angelegenheiten meiner ehemaligen Kirche – die ich übrigens auch heute hochschätze – Stellung zu beziehen. Ich würde nur so viel sagen, dass ich einen Teil der Tätigkeit von Papst Franziskus für prophetisch halte, gegen einen anderen aber habe ich ernsthafte Vorbehalte.

Welchen Kirchen stehen Sie nahe, die weder mit den (römischen) Katholiken noch mit den Orthodoxen eine volle Gemeinschaft haben?

Ich sehe den Altkatholizismus am Schnittpunkt von römischem Katholizismus – womit ich die gesamte Gemeinschaft unter der Führung des Papstes meine –, Orthodoxie und Anglikanismus. Es gibt gewisse Anknüpfungspunkte in alle drei Richtungen und sogar in Richtung Protestantismus.

Welche nächsten Schritte erhoffen Sie sich in Richtung einer möglichen Wiedervereinigung – entweder zwischen den beiden Unionen oder mit einer anderen Gemeinschaft – und was wäre von beiden Seiten erforderlich?

Zwischen den beiden altkatholischen Unionen Utrecht und Scranton sehe ich derzeit, aus menschlicher Sicht, keine Möglichkeit, zusammenzukommen. Der theologische Liberalismus der Mehrheit der Gliedkirchen der Utrechter Union und der Konservativismus der Union von Scranton lassen dies nicht zu. Darüber hinaus ist die Existenz der Union von Scranton auch ein Zeichen für eine Kluft innerhalb der altkatholischen Welt, da die amerikanische Mutterkirche der Union vor ungefähr zwei Jahrzehnten die Utrechter Union verließ, gerade wegen der dortigen liberalen Veränderungen. Natürlich sind wir Schwestern und Brüder in Christus, es gibt immer die Möglichkeit für das gemeinsame Gebet und gute persönliche Beziehungen. Und das ist schon nicht wenig.

Was die Annäherung an andere Gemeinschaften betrifft, müssen wir unbedingt betonen, dass eine geistliche Gemeinschaft unter den Christen bereits gegeben ist, wir sind Schwestern und Brüder. Auf der Ebene der Pfarreien, Gemeinden und Einzelpersonen hat der Dialog bereits unzählige und konkret gelebte Ergebnisse auf der ganzen Welt erzielt.

Wen würden Sie für das 20. und 21. Jahrhundert als Beispiel nennen, Personen, die Sie für ihr heiliges Leben hochschätzen?

Ich würde der „unbekannten Heiligen“ des 20. und 21. Jahrhunderts gedenken, der vielen, vielen heiligen Nachfolger/innen Christi, der Frauen und Männer, Mütter und Väter, Alleinstehenden, weltlichen Christen und Priester, Pastoren, Mönche, Lebenden und schon Verstorbenen, die nicht heiliggesprochen wurden und zum größten Teil auch in Zukunft nicht heiliggesprochen werden, die außerhalb ihrer unmittelbaren Umgebung zumeist völlig unbekannt sind oder waren, die – aus der Sicht der Welt – meistens nichts Spektakuläres getan haben oder tun, aber wirkliche Helden der Liebe und des Dienstes für Gott und den Nächsten sind, wirklich ein heiliges Leben führende Personen.

Worin sind Sie / Altkatholiken, „modern“?

Unsere „Modernität“ – um diesen Begriff im positiven Sinne zu verwenden – besteht vielleicht darin, dass wir versuchen, einen Dialog mit der Welt zu führen, den Menschen mit ihren Fragen, Problemen, Sorgen und Anliegen in allen Lebensbereichen mit Liebe und Offenheit Aufmerksamkeit zu schenken. Wir wollen die Menschen nicht aus einer Machtposition heraus ansprechen, nicht mit „klerikaler Vormachtstellung“, sondern mit brüderlicher, dienender Liebe. Wir nehmen ihre Fragen ernst und wollen ihnen keine nichtssagenden oder besserwisserischen „Konserveantworten“ geben, sondern nach richtigen, authentischen Antworten suchen. Natürlich sind wir nicht perfekt, oft sind wir auch nicht auf dem Höhepunkt der Situation, aber mit der Hilfe Gottes versuchen wir, unseren Idealen so nahe wie möglich zu kommen.

Wie kann man Sie erreichen?

Interessierten empfehle ich, unsere Website und unsere Facebook-Seite zu studieren. Sie können eine Nachricht an okatolikusok@gmail.com senden. Im vergangenen Herbst waren wir gezwungen, unsere Tätigkeit in organisierten Rahmen – als Altkatholische Kirche Ungarns, die als Teil der Nordisch-Katholischen Kirche fungierte – zu beenden. Aber es besteht die ernsthafte Hoffnung, dass wir 2021 den Seelsorgedienst und das Gemeinschaftsleben auf einer altkatholischen Basis in irgendeiner Form auch offiziell und organisiert fortsetzen können. Informell, als ungarische Vertretung der Nordisch-Katholischen Kirche, sind wir auch weiterhin präsent, man kann uns kontaktieren.

Webseite: https://okatolikus.weebly.com/  FB-Seite: https://www.facebook.com/okatolikus

(Veröffentlichungshinweis: Wir danken Herrn István Nyőgér, Redakteur und unabhängiger Journalist, für die Bereitstellung des Interviews. Das Original befindet sich auf der Seite: https://zoldkereszteny.blog.hu/. Der blog-Betreiber ist erreichbar über: zoldkereszteny@gmail.com. Die Übersetzung des Textes erfolgte aus dem Ungarischen. Der Inhalt spiegelt nicht notwendigerweise in allen Punkten die Ansicht der Nordisch-katholischen Mission in Deutschland wieder.)

„Auf Sion, schmücke dein Gemach!“

Die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind. Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay (gemeinfrei)

Gedanken zum Fest „Mariä Lichtmess“ von J. Danz

1. Das Gesetz ist durch Mose gegeben

Vierzig Tage nach der Geburt unseres Herrn, Heilandes und Gottes Jesus Christus im Fleisch begehen wir ein Fest, das noch einmal das Göttliche Kind in den Mittelpunkt stellt. Sehr frühe Bezeichnungen sind Begegnungsfest (im Osten und im Westen) oder Fest der Reinigung. Es ist ein Fest, das Altes und Neues Testament verbindet. Maria und Josef machen sich auf den Weg zum Tempel, um das Gesetz des Mose zu erfüllen. In den Vesperprophetien des byzantinischen Ritus werden die entsprechenden Schriftstellen gelesen: „Weihe mir alle Erstgeburt!“ (Ex. 13,2). Weitere Verse sprechen davon, dass  der Herr sein Volk aus Ägypten herausführt. Dem Gottesvolk wird jetzt und heute ein neuer Moses gegeben, der sein Volk führt und leitet. Von der Unreinheit der Frau durch die Geburt spricht Lev.12, 1ff. Wenn die Zeit ihrer Reinigung vorüber ist, soll sie zum Offenbarungszelt kommen und eine junge Taube oder Turteltauben opfern. In Num. 8, 16 und 17 sagt Gott, alle Erstgeborenen unter den Israeliten bei Mensch und Vieh habe ich mir geweiht. In der zweiten Prophetie (Jes. 6,1-12) schreibt Jesaja: „Denn den König, den Herrn der Herrscharen, haben meine Augen gesehen“ (Jes.6,5). Jetzt sieht Simeon den Herrn. Er muss deshalb nicht mehr sterben wie Menschen vor ihm, die Gott sahen. Er findet Heil und Rettung. Die dritte Prophetie ist ebenfalls aus Jesaja (Jes. 19, 1-5,12,16,19-21) und gipfelt in den Vers: „Der Herr wird sich den Ägyptern kundtun. Sie erkennen den Herrn an“ (vgl. V. 21). Eben dies geschieht jetzt. Gottes Heil gilt allen. Er ist ein Licht zur Erleuchtung, auch der Heiden. Simeon bekennt dies. Simeon und Hanna erwarten das Kind und begrüßen es. Greis und Messias treffen sich, als Maria und Josef  das gegebene Gesetz erfüllen und  ihre Opfergaben in den Tempel bringen.

2. Ein Gott zum Anfassen

„Simeon nahm ihn in seine Arme und verkündete den Völkern, dass er der Herr über Leben und Tod sei und der Erlöser der Welt“ (Apostichon der Vesper: „Schmücke dein Brautgemach, Sion).

Simeon preist Gottes Heil, das allen gilt. Gott ist Licht für die Heiden und Herrlichkeit für sein Volk Israel (vgl. Lk. 2.22 ff.). Der Herr besucht sein Volk und schafft ihm Erlösung. Auf ewig bestimmt er einen Bund (vgl. Ps. 111,9). Simeon wird zum Gottesträger. Seine Hände werden gesegnet. Nicht nur Menschwerdung und Kreuzestod sind Erlösung. Auch dies ist Erlösung, wenn Gott sich nehmen und tragen lässt: „Lauf Alter. Lauf (…) nimm das Kind in den Thron deiner Arme“, ruft Hesychios im fünften Jahrhundert in einer Predigt zum Tag Simeon zu. Das Kontakion im byzantinischen Ritus fasst zusammen: „Der du den Mutterschoß der Jungfrau durch deine Geburt hast geheiligt und Simeons Hände nach Gebühr hast gesegnet, bist auch jetzt gekommen, um uns Christus Gott zu retten (…).“ Mit Simeon und Hanna begegnet Gott zum ersten Mal seinem Volk. Er begegnet jenen, die an ihn glauben.  Dass Gott alle retten will, beschreibt die Epistel des vierten Jahrhunderts, die in Jerusalem am Begegnungsfest aus dem Galaterbrief vorgetragen wurde: „(…) ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus; alle nämlich, die ihr auf Christus getauft wurdet, habt das Gewand Christi angezogen. Da gilt nicht mehr Jude und Hellene, nicht Sklave und Freier, nicht Mann und Frau; denn alle seid ihr eins in Christus Jesus (…)“ (Gal.3,24-29). Das Gesetz ist durch den Glauben überwunden. Sion hat Grund sich zu schmücken. Allen Völkern soll es das Licht kund tun: „Auf, Sion, schmücke dein Gemach,…nun mache allen Völkern kund das Licht, das ihnen leuchten soll.“ (römischer Vesperhymnus)

3. Wem sonst hätte sein Licht leuchten sollen, als denen, die da sind in der Finsternis?

Das Februarfest gehört zu den ältesten und frühen im sich ausbildenden Kirchenjahr. Es wird in Jerusalem bereits im vierten Jahrhundert begangen. Das Datum war Mitte Februar, denn man rechnete 40 Tage ab dem 6. Januar, dem Tag der Theophanie. Es stand  immer im Zusammenhang mit dem Geburtsfest Christi, das ja ursprünglich auch mit dem 6. Januar verbunden war. Die Heiligland Pilgerin Aetheria bezeugt es uns in ihrem Reisebericht aus dem Ende des vierten Jahrhunderts: „Doch der 40. Tag nach Epiphanie wird hier mit allen Ehren gefeiert. Denn an diesem Tag geht die Prozession in die Anastasis und alle ziehen mit und alles wird nach seiner Ordnung mit höchster Festfreude wie beim Osterfest gefeiert.“ Justinian verlegte es in Konstantinopel 542 auf den 2. Februar. 541 war eine Pestzeit zu Ende gegangen. Auch legte er die Kindertaufe verbindlich fest. Evtl. waren dies Hintergründe, um das Fest neu in den Mittelpunkt zu stellen. Das Geburtsfest Jesu am 25. 12. war inzwischen eingeführt. Man zählte nun die 40 Tage ab dem 25.12. Das Begegnungsfest zählt in Byzanz zu den 12 Hochfesten. In Rom wird der 2. Februar seit dem 7. Jahrhundert als Feiertag begangen. Im 5. Jahrhundert wird es in Jerusalem um einen Lucernariumsritus erweitert. Die Stifterin des Kathismaklosters, zwischen Jerusalem und Bethlehem gelegen, die fromme und reiche Matrone Hikelia, regte um 450 an, brennende Kerzen zu tragen. Die Gläubigen Jerusalems ziehen nun gen Bethlehem, um ihren König in seine Stadt zu geleiten. Die Straße von Bethlehem nach Jerusalem wird an diesem Tag zur Prozessionsstraße. Sammelpunkt war vielleicht das Kathismakloster. Die Gemeinde geht dem wahren Licht entgegen und trägt es nach Jerusalem wie Maria das Kind, das Licht, getragen hat. Es ist der erste Besuch Jesu in der Hl. Stadt. Gott selbst, der König aller, kommt in die Stadt. „Er begründet das neue christliche Jerusalem.“ (Hesychios) Der Prophet Habakuk sagte, von Teman her kommt Gott, unter ihm Glanz gleich dem Licht, Strahlen ihm zur Seite (vgl. Hab. 3,3 f.). Dies erfüllt sich nun. Die klugen Jungfrauen nehmen ihre Lampen und machen sich auf zur Begegnung mit ihrem Bräutigam (vgl. Mt. 25,1 f.). Licht aus der Höhe lenkt unsere Schritte auf den Weg des Friedens (vgl. Lk. 1,78 f.). Für die Gläubigen des Jerusalems byzantinischer Zeit war das Kommen Gottes Anlass zu großer Freude und Dankbarkeit.  Die alte römische Liturgie forderte uns im Prozessionsgesang auf: „Schmücke dein Brautgemach, Sion! Christus den König nimm auf. Umfange Maria; sie ist die Pforte des Himmels; ganz ähnlich formulieren es die oben erwähnten byzantinischen Vesperstichiren. Auch uns ruft der frühchristliche Prediger Hesychios zu: „Lauf Alter. Lauf!“ Laufen wir dem Licht entgegen, das uns zu Lichtes Kindern macht! Denn Christus ist „das Licht der Welt. Wer ihm nachfolgt, wandelt nicht in der Finsternis, sondern  hat das Licht des Lebens“ (vgl. Joh. 8,12).

Benutzte Literatur

Brakmann H., Christi Lichtmess im frühchristlichen Jerusalem, Orientalia Christiana Analecta 260, Rom 2000
Egeria, Itinerarium, Freiburg 1995 (= Fontes Christiani, Bd. 20)
Keel O./Küchler M., Orte und Landschaften der Bibel, Bd. 2, Zürich, Einsiedeln, Köln 1982
Lektionar zum Stundenbuch, Freiburg 1978
Vretska Karl, Die Pilgerreise der Aetheria, Klosterneuburg 1958