Sicherheit?! — Vertrauen!

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von Gabriele Gerte

„Sicherheiten gibt es nicht, es gibt nur Vertrauen“

Diesen Satz habe ich einmal in einem Buch von Luise Rinser (Die vollkommene Freude) gelesen. Egal, wie man zur Autorin steht, dieser Satz drückt eine tiefe Wahrheit aus: Nichts ist sicher. Nichts bleibt wie es einmal war. Selbst die Natur hat uns dies in den letzten Tagen vor Augen geführt. Die warmen Sommertage und ihre lauen Nächte verabschieden sich und der Herbst mit seinen Herbststürmen naht. Ja, auch die Natur ist den wechselnden Jahreszeiten unterworfen. Die Blütenpracht im Sommer und Herbst vergeht, um nach der Ruhe des Winters im Frühling neu zu erwachen, sprichwörtlich aufzublühen. Dies gilt auch für andere Pflanzen wie z.B. den Gemüse- und Obstpflanzen bzw. -bäumen.

So ist es auch in unserem Leben. Der Säuglings- und Kinderzeit folgt die Jugendzeit. Die Jugendzeit wird von der Erwachsenenzeit abgelöst. Lebensabschnitte enden und neue beginnen. Der Geborgenheit der ersten Lebensjahre folgt die erste Abnabelung des Kindes von der Mutter, wenn es in den Kindergarten und dann in die Schule kommt. Die Umwelt des Kindes verändert sich. Es muss lernen mit anderen, fremden, Menschen auszukommen, es muss lernen, sich selbst und anderen zu vertrauen. Das Kind wird dabei gute und schlechte Erfahrungen machen. Es wird schöne Erlebnisse erleben aber auch Enttäuschungen. Diese werden es für sein weiteres Lebens prägen, heilsam sein, aber auch Narben hinterlassen.

Sollte das Kind in den ersten Lebensjahren in einer liebevollen Umgebung aufwachsen, sich angenommen und geliebt fühlen, ist schon viel gewonnen. Gerade die ersten Lebensjahre sind sehr wichtig für die Entwicklung eines Urvertrauens. Wer glaubt, dass er geliebt und angenommen wird, hat ein stärkeres Selbstvertrauen. Er traut sich und seinem Handeln mehr zu. Das Kind und später der Erwachsene wagt den Schritt in die Welt erwartungsvoller und mutiger. Misserfolge hauen ihn sprichwörtlich nicht so schnell um. Hat ein Mensch ein gesundes Selbstvertrauen entwickelt, kann er besser mit Enttäuschungen, sei es, dass zwischenmenschliche Beziehungen zerbrechen, ihn Krankheiten heimsuchen usw., umgehen. Er nimmt die Schicksalsschläge an und erlernt den Umgang damit. Diese Erfahrungen lassen ihn reifen, im besten Fall lernt er sogar aus ihnen.

Zurück zu unserem Ausgangspunkt: Sicherheiten im Leben gibt es nicht. Der Mensch meint zwar, sich gegen alles mögliche absichern zu können. Er versichert sich und sein Hab und Gut. (Kapitalversicherung, Auto- und Gebäudeversicherung etc.). Aber worauf es wirklich ankommt, nämlich Gesundheit, Freundschaften und Partnerschaften, lassen sich nicht ver- und absichern. Unsicherheiten begleiten uns unser ganzes Leben: Behalte ich meine Arbeit? Bleibe ich gesund? Gelingt meine Lebensplanung? Nein, nichts ist wirklich sicher.

Was bleibt aber, wenn nichts sicher ist? Wenn nichts mehr so ist, wie es einmal war? Die Welt sprichwörtlich auf den Kopf gestellt wurde? Planungen sinnlos geworden sind (oder zumindest als sinnlos erscheinen). Da hilft nur noch Vertrauen. Vertrauen darauf, dass es auch wieder weiter geht. Das auch in der Unsicherheit alles seinen Sinn hat. Dass wir gerade in der Unsicherheit noch etwas lernen können und uns reifen lassen. Denn gerade dann, wenn wir uns in Sicherheit wiegen, geschieht oft etwas Unvorhergesehenes.

Diese Erfahrungen sammelten auch die Apostel. Eben noch voller Hoffnung auf eine vielversprechende Zukunft, waren sie plötzlich durch die grausame Kreuzigung ihres Herrn verängstigt, mutlos und auf sich allein gestellt. Ihre Welt war nicht mehr wie sie einmal war. In dieser großen Unsicherheit fassten sie aber nach der Auferstehung Jesu (mit Hilfe des Heiligen Geistes) neuen Mut. Ihr Vertrauen zu Jesus und an das Evangelium kam unverbrüchlich wieder. Sie spürten die Liebe Jesu und ihr Angenommensein von ihm, trotz ihrer Schwächen. Dieses Vertrauen und der Glaube an Jesus führte die Apostel durch all die Unsicherheiten, Risiken und Gefahren ihres Lebens, und dies Tag ein, Tag aus. Verfolgung, Gefängnisaufenthalte, Hunger u.a. waren für sie eine ständige Bedrohung (Röm 8,35; 2 Kor 11,25-27). Und trotzdem gingen die Apostel mutig und voller Vertrauen zu Jesus ihren Weg der Glaubensverkündigung.

Sicherheit gibt es nicht in unserer Welt, aber es gibt Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Jesus uns liebt, er für uns da ist und an unserer Seite bleibt in all den Unsicherheiten unseres Lebens und auch in unserer schwersten Stunde und danach. Vertrauen und bauen wir auf Jesus und beten wir gerade auch in den unsicheren Zeiten: Herr nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Ich weiß, es ist ein schwerer aber auch ungemein tröstlicher Satz. Er drückt unser Vertrauen auf Jesus aus, dass er es schon richtig machen wird — auch in unseren unsicheren Zeiten.