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Katechetische Notizen zur orthodox-altkatholischen Lehre, III/3

Das I. Ökumenische Konzil zu Nizäa: Fresko, 12. Jh., St.-Nikolaus-Kirche Myra (Demre/Türkei)

III/3: Die Grenzen der Kirche

Die chalcedonensisch-orthodoxen und die altkatholischen Kirchen haben 1975–1987 einen umfassenden theologischen Konsens erarbeitet — mit dem Ziel einer kanonischen Vereinigung. Während sich etliche altkatholische Kirchen (besonders in Westeuropa) hiervon später distanziert haben, hält die Union von Scranton an diesem altkirchlichen Glauben nachdrücklich fest: Die Generalsynoden ihrer Mitgliedskirchen haben das orthodox-altkatholische Konsensdokument verbindlich ratifiziert (1990, 2007); die Bischöfe der Union von Scranton haben ihr Bekenntnis zu diesem Konsens und zum Ziel der kanonischen Vereinigung mit den chalcedonensisch-orthodoxen Kirchen 2016 einstimmig bestätigt. Wir dokumentieren hier weitere Notizen zur Katechesenreihe (von F. Irenäus Herzberg) über das Konsensdokument Koinonia auf altkirchlicher Basis (= IKZ 79/4 Beiheft, 1989, Hrsg. Urs von Arx). 

Bisher erschienen in der Katechesenreihe die folgenden Teile: 

(1.) Welche Rolle spielt die Kirche in Gottes Heilsplan?

  • Es ist Gottes Wille, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ (1 Tim 2,4) Sein Heilsplan sieht vor, dass die Menschen nicht unabhängig von der Kirche gerettet werden, sondern in ihr und durch sie. Die Kirche ist der sichere Weg zum Heil und zum ewigen Leben.
  • Denn die Kirche ist die „Säule und Grundfeste der Wahrheit“ [1 Tim 3,15], und ihr wurden vom göttlichen Stifter die Mittel des Heils gegeben, indem in ihr der Heilige Geist bleibend wohnt [Joh 20,23].
  • Daher lehrt der heilige Irenäus von Lyon: „Wo die Kirche ist, da ist auch der Geist Gottes; und wo der Geist Gottes ist, dort ist die Kirche und alle Gnade; der Geist aber ist Wahrheit.“ (adv. haer. III, 24, 1. Migne PG 7, 966 = BKV² I, 3: 317)

(2.) Welche Folgen hat die Sündhaftigkeit des Menschen für die Kirche?

  • [Individuelle Folgen:] Nicht alle Menschen nehmen Gottes Angebot zur Rettung aus Gnade an; nicht alle schließen sich der Kirche an. [2 Thess 3,2] Und selbst unter denen, die sich äußerlich der Kirche anschließen, gibt es Menschen, die nicht die von Gott offenbarte Wahrheit bekennen. [1 Joh 2,19]
  • [Kirchengeschichtliche Folgen:] So wurde die Kirche Jesu Christi im Laufe der Geschichte in viele verschiedene Kirchen geteilt, die nicht mehr dasselbe lehren, sondern sich heute — auch in wesentlichen Punkten — teils widersprechen, da sie aus menschlicher Schwäche abgeirrt sind von der authentischen Glaubenslehre der Apostel.
  • [Theologiegeschichtliche Folgen:] Aus diesem Umstand zogen manche den falschen Schluss, dass die wahre, sichtbare Kirche des apostolischen Zeitalters heute nicht mehr bestehe, sondern in jeder Einzelkirche nur ein (kleinerer oder größerer) Teil der wahren Kirche erhalten geblieben sei — und daher keine dieser Einzelkirchen die wahre Kirche vollständig repräsentiere. [Diese Theorie ist insbesondere im englischsprachigen Raum verbreitet und dort als Verzweigungstheorie (branch theory) bekannt.]

(3.) Besteht denn die Kirche der Apostel und Kirchenväter auch heute noch? Falls ja, wo ist sie zu finden?

  • Ja, die wahre Kirche, die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche besteht seit den Tagen der Apostel auch heute noch ununterbrochen fort, und zwar in sichtbarer Form.
  • Die wahre Kirche ist dort zu finden, wo der Glaube, der Gottesdienst und die Verfassung der alten Kirche unverfälscht bewahrt werden – und zwar so, wie dies durch die Entscheidungen der Sieben Ökumenischen Konzilien und anerkannten Provinzialsynoden sowie die Schriften der Kirchenväter zum Ausdruck gebracht worden ist.
  • [In Verbindung mit der Lehre von der Einheit der Kirche, welche die Einheit des Episkopates miteinschließt, ergibt sich als Schlussfolgerung: Die wahre Kirche ist mit der Gemeinschaft der kanonischen chalcedonensisch-orthodoxen Kirchen zu identifizieren.]

(4.) Wie sind christliche Gemeinschaften anzusehen, die außerhalb der einen wahren, sichtbaren Kirche stehen?

  • Die häretischen Gemeinschaften und jene Gemeinschaften, die sich im Schisma befinden, sind keineswegs als Wirkstätten des Heils, die der wahren, sichtbaren Kirche vergleichbar wären, anzusehen.
  • Dennoch gilt Gottes Heilswille allen Menschen [1 Tim 2,4] und Seine Macht ist grenzenlos. Zudem heißt es im Evangelium: „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohne ungehorsam bleibt, wird das Leben nicht zu sehen bekommen“ (Joh 3,36).
  • So betrachtet lassen sich die Grenzen der Kirche auch in einem weiteren Sinne verstehen: Es ist zumindest nicht ausgeschlossen, dass sich auch dort noch Gottes Gnade zeigt, wo die Abkehr von der Wahrheit noch nicht vollständig ist, sondern wo man am Glauben an die allerheiligste Dreifaltigkeit und die Menschwerdung Gottes in Christus festhält. (Vgl. den Brief des Patriarchen Petrus III. von Antiochien an Patriarch Michael Keroularios von Konstantinopel, Migne PG 120,805.808.)

(5.) Welches Handeln ergibt sich daraus für die an Christus Gläubigen?

Alle Christgläubigen sind dazu aufgerufen,

  • das aufrichtige, geduldige und liebevolle Gespräch miteinander zu suchen und
  • für die Einheit im Glauben und die volle Gemeinschaft der Kirchen zu beten,
  • auf dass Gott alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit in ihrer Fülle und zur Einheit in Seiner Kirche führe.

[Die Bischöfe der Union von Scranton haben in einem gemeinsamen Brief Ende 2016 einstimmig bekräftigt, dass sie das — theologisch notwendige — Ziel eines kanonischen Anschlusses an die chalcedonensisch-orthodoxen Kirchen weiterhin verfolgen. Damit dies gelingen und nachhaltig Bestand haben kann, ist auf allen Ebenen (wie zuvor dargelegt) ein intensives Gespräch mit den orthodoxen Bistümern und Gemeinden vor Ort sowie anhaltendes Gebet erforderlich — für die Wiederherstellung unserer vollen Einheit mit der Kirche Christi, die den apostolischen Glauben stets rein bewahrt hat.]

„Ein Licht zur Erleuchtung aller Völker“

Die Darstellung des Herrn im Tempel: Fra Angelico, 1440

Aus der Liturgie zur Darstellung des Herrn

Tagesgebet

Allmächtiger und ewig lebender Gott! Wir bitten Dich: Wie Dein eingeborener Sohn an diesem Tag im Tempel in der Natur unseres Fleisches dargestellt wurde, so lass auch uns vor Dir mit lauteren und reinen Herzen erscheinen. Durch denselben Jesus Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist, ein einiger Gott, lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

Evangelium

Lk 2,22–27a

Als dann die vierzig nach dem mosaischen Gesetz für ihre Reinigung vorgeschriebenen Tage zu Ende waren, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen wie im Gesetz des Herrn geschrieben steht: »Jedes erstgeborene männliche Kind, das zur Welt kommt, soll als dem Herrn geheiligt gelten«; zugleich wollten sie das Opfer nach der Vorschrift im Gesetz des Herrn darbringen, nämlich ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Und siehe, da lebte ein Mann in Jerusalem namens Simeon; dieser Mann war gerecht und gottesfürchtig; er wartete auf die Tröstung Israels, und heiliger Geist war auf ihm. Vom heiligen Geist war ihm auch geoffenbart worden, er solle den Tod nicht eher sehen, bevor er den Gesalbten des Herrn gesehen hätte. So kam er denn damals, vom Geist getrieben, in den Tempel.

Lob sei Dir, Christus!

Prozessionsgesang

Lk 2,29–32

O Herr, nun entlässt Du deinen Knecht,
wie Du ihm verheißen hast, im Frieden;

denn meine Augen haben Dein Heil gesehen,
das Du vor den Augen aller Völker bereitet hast,

ein Licht zur Erleuchtung der Heiden
und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.

„Euch ist heute der Retter geboren“

Die heilige Geburt Christi: griechische Ikone, ca. 1600 (Bensaki-Museum)

Fürchtet euch nicht! Denn wisset wohl: ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren wird; denn euch ist heute ein Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

Lk 2,10-11

Für uns Menschen und zu unserm Heil /
ist er vom Himmel gekommen, /
hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist /
von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.

aus dem Credo

Möge uns die Freude über Gottes Menschwerdung sowohl in diesen Tagen als auch im neuen Jahr erfüllen. In diesem Sinne wünschen wir allen Leserinnen und Lesern ein frohes Christfest sowie Gottes Segen und Geleit für das neue Jahr!

„Auf die Fürbitten des Bischofs von Myra und Wundertäters von Lykien, Nikolaos“

Ikone des hl. Nikolaus (14. Jh.), Tretjakow-Galerie (WikimediaCommons/Grigorii Torkel, CC BY-SA 4.0)

Ein Beitrag zum Nikolaustag 2023

von Priester Joachim Danz

Lieber Leser!

unvergesslich bleibt mir eine Fahrt von Alanya nach Antalya und von dort nach Demre-Myra. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln „pilgerte“ ich in die Stadt des hl. Nikolaus. Kurvenreich war die Fahrt am Meer entlang in die Stadt des Heiligen. Gut, dass eine Pause mit eingeplant war, ansonsten wäre die Streckenführung beschwerlich geworden. Wunderschön war die lange Fahrt entlang des Meeres trotz Strapazen dennoch. Unbedingt wollte ich nach Myra in die einstige Bischofsstadt eines der bekanntesten Heiligen und Bischöfe. Die historische Kirche, die heute als türkisches Museum geführt wird, ist nicht seine einstige Bischofskirche. Aber an dieser Stelle ist der Vorgängerbau zu finden. So kam ich gleichsam an den Ort, der von den Gebeten des hl. Nikolaus viele Jahrhunderte vorher geheiligt wurde. Ich stand an der Stelle, an der bereits Nikolaus stand und Gebete zum Himmel schickte. Sein griechischer Name zeigt seine Herkunft. Nike ist der Sieg oder auch die Siegesgöttin und laos ist ein altes Wort für Volk. Nikolaus trägt den Siegesnamen, Nikolaus bedeutet Volkssieger. Leider wurde die griechische Endung „os“ im Lateinischen in „us“ verwandelt. Im Deutschen wurde daraus gar „aus“.

Manche Zeitgenossen verweisen ihn am liebsten in den Bereich des Legendären. Kinder, die einfach nichts anderes gehört haben, kennen ihn als Santa Claus, der mit seinem Rentierschlitten am Himmel entlang fährt. Aber die Alte Kirche hat nicht jemand völlig grundlos geehrt. Die Heiligenverehrung des Nikolaus fiel nicht vom Himmel. Hier auf Erden erinnerte man sich in seiner Stadt gerne und dankbar an ihn. Zu Lebzeiten lagen ihm die Bewohner, die ihm anvertraut waren, am Herzen. Er kümmerte sich um sie. Er half, wo er konnte. Davon künden die Legenden.

„Die Wahrheit deiner Werke, Vater und Bischof Nikolaus“

Die älteste Legende ist die der Verurteilung der drei Soldaten oder Feldherren. Sie seien dem Kaiser untreu geworden und hätten gegen seinen Befehl gehandelt. So lautete der Vorwurf. Nichts davon stimmte. Im Traum erschien Nikolaus dem Kaiser und macht ihm die Vorhaltung, er habe Unschuldige zum Tode verurteilt. Sehr anschaulich führt uns das Eingreifen des Nikolaus die Ikone dieser Legende vor Augen. Nikolaus hält mit bloßen Händen das Schwert des Richters und die Soldaten, deren Köpfe unter den Richtblock gespannt sind, werden befreit. Das weltliche Gesetz und das Recht reichen nicht immer aus. Es wird dem Menschen oft nicht gerecht. Hier hätte es zum Tode Unschuldiger geführt. Da trat Gottes Gerechtigkeit auf den Plan, in der Gestalt des hl. Nikolaus. „Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten“(Ps. 1,6). „Gott steht auf der Seite der Gerechten“ (Ps 14,5). Nikolaus verhilft der Gerechtigkeit, die es in der Welt nicht gibt, zum Sieg. Die Soldaten kommen frei. Der historische Zusammenhang dürfte sein, dass die Bischöfe immer mehr staatliche Funktionen übernehmen mussten, so auch die Rechtsprechung. Das römische Reich war nicht mehr so intakt wie ehedem. In etwa dieser Zeit wurde in Mailand Ambrosius zum Bischof gewählt. Getauft war er noch nicht; indessen hatte er Jura studiert.

Auch die Legende der Brotversorgung schildert uns das beherzte Eingreifen des Bischofs. Er handelte mit den Matrosen eine Getreideverteilung aus, um die Hungersnot zu lindern. Die Brotversorgung funktionierte nicht mehr. Panem et circenses, Brot und Spiele, war eine römische Devise. Brot sollte es für alle geben im Imperium Romanum und Spiele zur Unterhaltung. Der Staat aber versagte und Nikolaus regelte für die Bewohner die Brotverteilung.

Ein Vater hatte drei Töchter im heiratsfähigen Alter, aber keine Mitgift. Für den Haushalt war die Frau zuständig. Ohne Leinen, Krüge, Schalen, Vorratsgefäße, etc. konnte sie keinen Haushalt führen. In der Ehe konnte sie kein Geld verdienen, um für einen Hausstand zu sorgen. Sie musste alles mitbringen. Fehlte dafür das Geld, war Prostitution die Alternative. Vor diesem Schicksal bewahrte Nikolaus die Mädchen. Er gab das nötige Geld. Eine Heirat wurde möglich. Nikolaus kümmerte sich um die Seinen.

Befremdlich mag zunächst die Legende erscheinen, die besagt, er habe bereits als Baby das Mittwochs- und Freitagsfasten eingehalten, indem er die Brust seiner Mutter verweigerte. Auch soll er bereits als Säugling aufrecht im Badewasser gestanden haben. Das Fasten steht hier grundsätzlich für das christliche Leben. Nikolaus führte somit das Leben eines Christen, das Leben, das einem Christen entspricht. Nikolaus trug gleichsam als Naturanlage christliches Leben in sich, denn er bemühte sich, vollkommen zu sein wie es der Vater im Himmel ist. Ein Christ braucht nicht zu wanken und umzufallen, selbst dann nicht, wenn ihm das Wasser bis zum Hals steht. Christus ist bei ihm. Christus steht neben ihm. Christus fängt uns auf, wenn unser Leben keinen Halt mehr findet. Nikolaus wusste darum. So führen uns die Legenden das segensreiche Wirken des Heiligen vor Augen. Der historische Hintergrund ist meist nicht ferne.

„Die Wahrheit deiner Werke, Vater und Bischof Nikolaus machte dich für deine Herde zur Regel des Glaubens, zum Vorbild der Milde und Meister der Mäßigung. Deshalb erhieltest du für deine Demut die Erhöhung für deine Armut den Reichtum. Bitte Christus Gott, unsere Seelen zu retten.“

Tropar auf den hl. Nikolaus

„Geh ein in die Freude deines Herrn“

Bis zur Liturgiereform war der Nikolaustag im liturgischen Kalender ein Fest. Leider wurde es auf einen nicht gebotenen Gedenktag reduziert. Das Evangelium, das über Jahrhunderte hinweg vorgetragen wurde, ist das Gleichnis von den Talenten:

„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern dieses Gleichnis: Ein Mann, der in die Fremde ziehen wollte, rief seine Knechte und übergab ihnen seine Güter. Dem einen gab er fünf Talente, dem anderen zwei, einem dritten eines, jedem nach seiner Fähigkeit. Dann reiste er ab. Sogleich ging der, welcher fünf Talente empfangen hatte, hin, trieb Handel damit und gewann fünf weitere dazu. Ebenso gewann der, welche zwei empfangen hatte, weitere zwei dazu. Der aber eines empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr der Knechte zurück und hielt Abrechnung mit ihnen. Zuerst kam der, welcher fünf Talente empfangen hatte, er brachte fünf weitere Talente und sprach: Herr, fünf Talente hast du mir übergeben, siehe weitere fünf habe ich dazu gewonnen. Da sprach der Herr zu ihm: Wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu gewesen bist, will ich dich über vieles setzen, geh ein in die Freude deines Herrn. Dann kam der, welcher zwei Talente empfangen hatte, er sprach, Herr, zwei Talente hast du mir übergeben, siehe, zwei weitere habe ich dazu gewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm, wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu gewesen, will ich dich über vieles setzen, geh ein in die Freude deines Herrn.“

Mt 25,14–23

Der heute bisweilen als „kapitalistisches Evangelium“ bezeichnete Text steht sicher nicht im Neuen Testament, um die Bankwirtschaft anzukurbeln oder als Empfehlung für die Arbeitsweise von Banken zu dienen. Es geht um das Kommen Jesu am Ende der Zeiten. Es geht darum, wachsam zu sein, wenn Christus wiederkommt. „Seid also wachsam. Denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde“ (Mt 25,13). Der Herr im Gleichnis ist Jesus. Es geht um seine Parusie. Auch dem hl. Nikolaus wurde verkündet: „Geh ein in die Freude deines Herrn.“ Nikolaus ist der gute und getreue Knecht, der mit den anvertrauten Talenten gekonnt gewirtschaftet hat. Auch heute lässt sich dieses Evangelium am Nikolaustag in seiner adventlichen Bedeutung gut verwenden.

„Zu Myra wurdest du, Heiliger, eingesetzt als Priester“

Nikolaus lebte das Evangelium Jesu Christi. Er lebte so wie es dem Evangelium entspricht. Auf seine Vollkommenheit spielt auch seine Ikone an. Sein ehrwürdiges Haupt sehen wir auf der Ikone möglichst kreisrund. Der Kreis war in der Antike das Symbol der Vollkommenheit. Nikolaus bemühte sich das Evangelium möglichst vollkommen zu leben. Er ist der Helfer in jeder Not. Gleich dem Guten Hirten ging er dem verlorenen Schaf nach, um es nach Hause zu führen. Auf der Ikone trägt er über dem Messgewand stets die zusätzliche bischöfliche Stola, das Omophorion. Es symbolisiert das verlorene Schaf, das sich der Gute Hirte um die Schultern legt und nach Hause trägt. So ist Nikolaus stets „umhergegangen“, um Verlorene zu retten und ihnen neues Leben zu vermitteln. Oft sind im oberen Teil der Nikolausikone Christus und Maria zu sehen. Sie überreichen ihm seine bischöflichen Insignien und setzen ihn erneut in sein Amt ein, von dem ihm die Arianer abgesetzt hatten. Es ist eine Anspielung auf das erste Konzil von Nizäa 325 und seine Auseinandersetzung mit dem Arianismus. Christus und Maria stehen sprichwörtlich hinter Nikolaus.

Im byzantinischen liturgischen Brauch ist der Donnerstag einer jeden Woche dem Andenken der hl. Apostel und ihrem berühmten Nachfolger Nikolaus gewidmet. In der Segensformel wird er nach slawischem Brauch stets genannt. Auf die Fürbitten „des Bischofs von Myra und Wundertäters zu Lykien […] Christus unser Gott erbarme Dich unser“.

Auch gibt es ein Kontakion für den Donnerstag zu seinem Andenken:

„Zu Myra wurdest du, Heiliger, eingesetzt als Priester, hast, o Frommer, erfüllt das Evangelium Christi, hast deine Seele für dein Volk gegeben und gerettet Unschuldige vom Tode. Deshalb wurdest du geheiligt als der große Eingeweihte der Gnade Gottes.“

Kontakion zum hl. Nikolaus am Donnerstag

Nikolaus lädt uns ein, im Advent an Christus zu denken und uns wachsam auf seine Wiederkunft vorzubereiten. Er lädt uns zu einem christlichen Leben nach dem Evangelium Jesu Christi ein. Ich wünsche Ihnen einen schönen Nikolaustag, vielleicht auch mit Schriftlesung und Heiligenlegende in einer Feier zu Ehren des einstigen Bischofs von Myra.

Am Nikolausabend 2023

Priester Joachim Danz

Zeit zur Bereitung — für die Ankunft des Herrn

Adventskranz 1. Advent (WikimediaCommons/Liesel, CC-SA 3.0)

Zum 1. Advent

Wir wünschen eine besinnungs- und segensreiche Adventszeit. Dazu folgen Auszüge aus den liturgischen Texten des bevorstehenden 1. Adventssonntags.

Aus dem Introitus

Ps 1,1–2

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen und nicht tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt im Kreise der Spötter, vielmehr Gefallen hat am Gesetz des HERRN und sinnt über sein Gesetz bei Tag und bei Nacht!

Tagesgebet

Allmächtiger Gott! Dein ewiger Sohn Jesus Christus hat sich selbst dazu erniedrigt, an unserem vergänglichen Leben Anteil zu nehmen. Gewähre uns in diesem Leben die Gnade, die Werke der Finsternis abzulegen und die Waffen des Lichts anzulegen — damit am Jüngsten Tag, wenn Er in Seiner herrlichen Majestät wiederkommen wird, die Lebenden und die Toten zu richten, auch wir zum unsterblichen Leben auferstehen werden. Durch Ihn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

Epistel

Röm 13,8–14

Brüder und Schwestern! Bleibt niemand etwas schuldig, außer dass ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfüllt. Denn das Gebot: »Du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, lass dich nicht gelüsten!« und jedes andere derartige Gebot ist in diesem Wort einheitlich zusammengefasst: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses; demnach ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes. Und zwar in richtiger Erkenntnis der Zeit, dass nämlich die Stunde nunmehr für uns da ist, aus dem Schlaf zu erwachen; denn jetzt ist die Rettung uns näher als damals, als wir zum Glauben gekommen sind: die Nacht ist vorgerückt und der Tag nahegekommen. So lasset uns denn die Werke der Finsternis abtun, dagegen die Waffen des Lichts anlegen! Lasset uns sittsam wandeln, wie es sich am Tage geziemt: nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht; nein, ziehet den Herrn Jesus Christus an, und seid dem Fleisch nicht so zu Diensten, dass böse Begierden dadurch erregt werden!

Frohe Botschaft

Mt 21,1–13

Als sie sich dann Jerusalem näherten und nach Bethphage an den Ölberg gekommen waren, da sandte Jesus zwei von seinen Jüngern ab mit der Weisung: »Geht in das Dorf, das vor euch liegt! Ihr werdet dort sogleich eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und bringt sie mir her! Und wenn euch jemand etwas sagen sollte, so antwortet ihm: ›Der Herr hat sie nötig, wird sie aber sofort zurückschicken.‹« Dies ist aber geschehen, damit das Wort des Propheten erfüllt werde, das da lautet: »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Füllen, dem Jungen des Lasttiers.« Als nun die Jünger hingegangen waren und den Auftrag Jesu ausgerichtet hatten, führten sie die Eselin mit dem Füllen herbei, legten ihre Mäntel auf sie, und er setzte sich darauf. Die überaus zahlreiche Volksmenge aber breitete ihre Mäntel auf den Weg aus, andere hieben Zweige von den Bäumen ab und streuten sie auf den Weg; und die Scharen, die im Zuge vor ihm her gingen und die, welche ihm nachfolgten, riefen laut: »Hosianna dem Sohne Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in den Himmelshöhen!« Als er dann in Jerusalem eingezogen war, geriet die ganze Stadt in Bewegung, und zwar fragte man: »Wer ist dieser?« Da sagte die Volksmenge: »Dies ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa!« Jesus ging dann in den Tempel Gottes, trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften, warf die Tische der Geldwechsler und die Sitze der Taubenverkäufer um und sagte zu ihnen: »Es steht geschrieben: ›Mein Haus soll ein Bethaus heißen!‹ Ihr aber macht es zu einer ›Räuberhöhle‹!«

Lob sei Dir, Christus!

Katechetische Notizen zur orthodox-altkatholischen Lehre, III/2

Lukaskloster (Böotien): Ignatius von Antiochien

III/2: Die Einheit der Kirche und die Ortskirchen

Die orthodoxen und die altkatholischen Kirchen haben zwischen 1975–1987 einen umfassenden theologischen Konsens erarbeitet — mit dem Ziel einer kanonischen Vereinigung. Während sich einige altkatholische Kirchen (besonders in Westeuropa) hiervon später distanziert haben, hält die Union von Scranton an diesem altkirchlichen Glauben weiterhin fest. Wir dokumentieren hier weitere Notizen zur Katechesenreihe (von Bischofsvikar F. Irenäus Herzberg) über das orthodox-altkatholische Konsensdokument Koinonia auf altkirchlicher Basis (= IKZ 79/4 Beiheft, 1989, Hrsg. Urs von Arx). 

Bisher erschienen in der Katechesenreihe die folgenden Teile: 

(1.) Welche Beziehung besteht zwischen der Kirche, dem Leib Christi und der Eucharistie?

  • Die Kirche ist der eine Leib Christi; in ihm sind die Gläubigen als Glieder mit Christus als dem Haupt und untereinander zu einer Einheit verbunden [1 Kor 12,12f.; Eph 4,15f.].
  • Diese Vereinigung wird durch das Sakrament der heiligen Eucharistie hervor- und zum Ausdruck gebracht: „Denn ein Brot ist’s. So sind wir, die vielen, ein Leib, weil wir alle eines Brotes teilhaftig sind.“ (1 Kor 10,17)

(2.) Welche Rolle spielen dabei die Ortskirchen?

  • Der Mittelpunkt des kirchlichen Lebens vor Ort ist gerade die Feier der heiligen Eucharistie unter dem rechtmäßigen Bischof und seinen Priestern: „Nur jene Eucharistie gelte als die gesetzmäßige, die unter dem Bischof vollzogen wird oder durch den von ihm Beauftragten.“ (Ignatius von Antiochien, ad Smyrn., 8, 1. Migne PG 8, 852 = BKV² I, 35: 150)
  • Die eine Kirche auf Erden lebt daher in der Vielzahl der Ortskirchen, jeweils unter ihrem rechtmäßigen Bischof.

(3.) Widerspricht die kulturelle Vielfalt der Ortskirchen der Einheit der Kirche?

Keineswegs:

  • Die Einheit im Glauben ist der höchste Grundsatz der Kirche.
  • Die Ortskirchen bilden eine Einheit, insofern sie den apostolischen Glauben einmütig, rein und unverfälscht bewahren.
  • Schon Irenäus von Lyon bezeugt eine frühe Form des Glaubensbekenntnisses und schreibt dazu: „Diesen Glauben bewahrt die Kirche, wie sie ihn empfangen hat, obwohl sie, wie gesagt, über die ganze Welt zerstreut ist, sorgfältig, als ob sie in einem Hause wohnte, glaubt so daran, als ob sie nur eine Seele und ein Herz hätte, und verkündet und überliefert ihre Lehre so einstimmig, als ob sie nur einen Mund besäße.“ (Irenäus von Lyon: adv. haer. I, 10, 2. Migne PG 7, 549.552 = BKV² I, 3: 33)

(4.) Ist die eine Kirche in den Ortskirchen nur jeweils teilweise präsent?

Nein:

  • Jede Ortskirche bildet als Eucharistie feiernde Gemeinschaft unter ihrem Bischof und seinen Priestern den ungeteilten Leib Christi an ihrem jeweiligen Ort.
  • Das Leben der einen Kirche wird den Ortskirchen von dem dreifaltigen Gott nicht geteilt gegeben, sondern jede Ortskirche besitzt es in Gänze.
  • Insofern manifestiert sich in jeder Ortskirche jeweils der ganze Christus: „ein Leib und ein Geist […]; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller“ (Eph 4,4–6).

(5.) Woran lässt sich die wesenhafte Einheit der Ortskirchen erkennen?

Die wesenhafte Einheit der Ortskirchen untereinander als die eine Kirche zeigt sich:

  • zuvörderst in der Einheit des Glaubens,
  • in der Einheit des liturgischen und sakramentalen Lebens,
  • in der Einheit der Grundprinzipen kirchenrechtlicher Ordnung,
  • in der Einheit unter ihren Bischöfen.

Die Einheit der Kirche ist ein Geschenk ihres Herrn, um das Er den Vater gebeten hat [Joh 17,17.21]. In der jetzigen Epoche der Heilsgeschichte wartet die Kirche allerdings noch auf ihre Vervollkommnung in der Liebe und die Erlösung von allem Übel wartet (Didache 10, 5. BKV² I, 35: 12); daher ist die geschenkte Einheit immer wieder neu gegen widergöttliche und spalterische Kräfte zu verteidigen.

(6.) Wie verwirklicht sich die Einheit der Ortskirchen praktisch?

Die Einheit der Ortskirchen verwirklicht sich praktisch durch:

  • gemeinsamen Empfang der heiligen Eucharistie durch ihre Glieder,
  • gegenseitige Besuche ihrer Vertreter und Austausch von Grußbotschaften,
  • wechselseitigen Beistand mit den jeweils eigenen Gaben und Gebet füreinander.

Dabei wird zugleich stets die Regel der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten beachtet. Im Laufe der Zeit haben die Ortskirchen in verschiedenen Weltgegenden auch umfassendere Kirchenprovinzen und Landeskirchen gebildet, denen jeweils ein Bischof vorsteht.

[Die Bildung solcher Kirchenprovinzen ist vorgeschrieben u.a. im Kanon 34 der sogenannten Apostolischen Kanones. Eine besondere Rolle spielen spätestens seit dem 3. Jahrhundert die Bischöfe von Großstädten (Metropolen), die Metropoliten. Unter diesen waren bis zum Vierten Ökumenischen Konzil (451) drei Metropolitansitze von herausgehobener Bedeutung: 1. Rom, 2. Alexandrien, 3. Antiochien. Diese Metropoliten hatten in ihren jeweiligen Regionen – Westeuropa, Nordafrika, vorderer Orient – eine kirchliche Vorrangstellung (vgl. z.B. Kanon 6 des Ersten Ökumenischen Konzils, Nizäa 325). Neben diesen drei Metropolitansitzen wurden auf dem Konzil von Chalkedon 451, begründet zum einen durch die Reichsteilung, zum anderen durch vermehrte Pilgerreisen ins Heilige Land seit Kaiserin Helena, Konstantinopel (Ost-Rom, hinter West-Rom) und Jerusalem (hinter Antiochien) in den Kreis der wichtigsten Bischofssitze erhoben; so entstand der Vorrang der fünf altkirchlichen Patriarchate (Pentarchie). Im Laufe der Ausbreitung des Christentums erlangten weitere Landeskirchen den höchsten Grad der kirchlichen Eigenständigkeit, nämlich die Befugnis zur eigenständigen Wahl und Weihe ihres jeweils leitenden Bischofs, genannt Autokephalie: zunächst Zypern (bereits 431), Georgien (erstmals vielleicht schon 486, sicher 1010), Serbien (erstmals 1219), Bulgarien (erstmals 927 und 1235) und Russland (de facto seit 1448, de jure seit 1593). In einigen Fällen ging die Eigenständigkeit zeitweise auch wieder verloren. Etliche weitere Landeskirchen wurden seit dem 19. Jahrhundert autokephal, insbesondere Rumänien (1885), zahlenmäßig heute die zweitgrößte chalcedonensisch-orthodoxe Kirche. Einige dieser Landeskirchen sind in den Kreis der Patriarchate aufgenommen worden, nämlich die Kirchen Russlands, Georgiens, Serbiens, Bulgariens und Rumäniens. Neben den autokephalen Landeskirchen gibt es diverse Kirchenprovinzen, die zwar einem Patriarchat unterstellt sind, aber Autonomie genießen: Auch diese Kirchen dürfen ihren leitenden Bischof selbst wählen; der Unterschied zur Autokephalie besteht darin, dass der so Erwählte vor Amtsantritt der Zustimmung seines Patriarchen bedarf. Beispielsweise ist die Kirche von Finnland eine autonome Teilkirche des Patriarchates von Konstantinopel (auch bekannt als Ökumenisches Patriarchat).]

[Das Patriarchat von Rom hingegen entfremdete sich insbesondere ab dem 11. Jahrhundert immer weiter von den übrigen Ortskirchen, veränderte 1014 einseitig das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel (325/381) durch Hinzufügung des Filioque im dritten Artikel (I/3, 3) und erhob immer weiter reichende kirchenrechtliche Ansprüche. Als der römische Papst Leo IX. (durch einen Legaten) im Jahre 1054 den Patriarchen von Konstantinopel Michael Kerularios exkommunizieren ließ und dieser darauf die päpstliche Delegation exkommunizierte (erst 1965 wechselseitig aufgehoben), kam es zu einem bleibenden Zerwürfnis. Die Kirche von Rom führte in der Folgezeit neben dem Filioque auch weitere neue Lehren ein und veränderte die kirchenrechtliche Ordnung, insbesondere durch die Dogmen von der Unfehlbarkeit päpstlicher Lehrentscheide und der universellen päpstlichen Rechtsgewalt (Infallibilität und Jurisdiktionsprimat; beschlossen 1870, bestätigt 1964). Trotz vereinzelter Annäherungen ist die Kirche von Rom somit seit vielen Jahrhunderten von der einen Kirche im engeren Sinne – der Gemeinschaft der rechtgläubigen apostolischen Ortskirchen – getrennt. An wichtigen Entscheidungen der Kirche, etwa zur Theologie des heiligen Gregor Palamas auf den Synoden von Konstantinopel 1341–1351, war sie nicht beteiligt.]

[Auch die altkatholischen Ortskirchen, die großenteils bis ins späte 19. Jahrhundert zur Kirche von Rom gehörten, sind seit vielen Jahrhunderten getrennt von der Gemeinschaft jener Ortskirchen, die den apostolischen Glauben unverfälscht bewahrt haben. Das 20. Jahrhundert brachte jedoch eine historische Wendung: Als Folge des orthodox-altkatholischen Dialoges haben die Kirchen der altkatholischen Union von Scranton wieder den altkirchlichen Glauben in seiner Fülle angenommen (ratifiziert durch die Generalsynode der Polnisch-katholischen Nationalkirche Nordamerikas 1990 und durch die Generalsynode der Nordisch-katholischen Kirche 2007). Damit sind sie den ersten Schritt gegangen auf dem Weg zur vollständigen Gemeinschaft mit der einen, ungeteilten Kirche der Apostel und Kirchenväter.]

(7.) Wie gelangen die Ortskirchen zu gemeinsamen Entscheidungen?

  • Gemeinsame Entscheidungen der Ortskirchen sind nötig bei Glaubensfragen und weiteren Fragen von gemeinsamem Interesse, welche die Zuständigkeit der Ortskirchen übersteigen.
  • Diese Entscheidungen werden von den Ortskirchen auf Synoden getroffen, wobei jeweils die kirchenrechtlich festgelegte Rangordnung der Ortskirchen bzw. ihrer Vorsteher beachtet wird.
  • In besonderer Weise geschieht dies auf der Ökumenischen Synode, auch als Ökumenisches Konzil bezeichnet, die in der katholischen Kirche die höchste Autorität darstellt, insofern sie als Stimme der Kirche gilt. [„Ökumenisch“ ist hier im ursprünglichen Sinne von ,die gesamte bewohnte Welt betreffend‘ zu verstehen.]
  • Ziel der synodalen Entscheidungen ist stets die Bewahrung und Förderung der Einheit in der Liebe.

Denn wie der Leib eine Einheit ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber trotz ihrer Vielheit einen Leib bilden, so ist es auch mit Christus. Denn durch einen Geist sind wir alle durch die Taufe zu einem Leibe zusammengeschlossen worden. […] Ihr seid Christi Leib, und jeder einzelne ist ein Glied daran nach seinem Teil.

1 Kor 12,12.13.27

Fortsetzung in Vorbereitung: III/3 Die Grenzen der Kirche

„Einen Engel des Friedens … lasst uns erflehen vom Herrn“

Das Wunder von Chone: Ikone im Katharinenkloster/Sinai, 12. Jh.

Gedanken zum Engelmonat von Vater Joachim Danz

„Einen Engel des Friedens, einen treuen Beschützer für Seele und Leib, lasst uns erflehen vom Herrn.“

Aus den Fürbitten des byzantinischen Ritus

St. Michael: Quis ut Deus — Wer ist wie Gott!

Der Monat September beginnt. Er wurde einst auch „Schutzengelmonat“ genannt, denn er war eingerahmt von Engelfesten. Mancherorts wurde am ersten Sonntag im September das Schutzengelfest begangen. Am 29. September ist bis heute das Fest des Erzengels Michael. (Hebräisch: mi-cha-el, d.h. wer ist wie Gott? Vgl. Vulgata Ps 112,5: Quis ut dominus Deus [hebr. 113,5].) Es geht zurück auf den Weihetag eines Michaelsheiligtums 435 in Rom an der Via Saleria. Die Salzstraße war ein viel frequentierter Handelsweg. Papst Gelasius I. übernahm für alle Kirchen dieses Fest des 29. September. Am Monte Gargano in Apulien wurde im 5. Jahrhundert eine Höhle dem Erzengel geweiht. Er war erschienen und hatte den Bischof darum gebeten.

Bereits von Konstantin dem Großen wird eine Erscheinung des Erzengels Michael 314 berichtet. So wurde ihm in Sosthenion nahe der Stadt Konstantinopel das Michaelion geweiht. Es war die erste der 15 Michaelskirchen in Konstantinopel.

Seit meiner Schulzeit ist mir die Ikone „Das Wunder von Chone“ vertraut. Jetzt kommen wir in die Frühzeit der Kirche. Chone ist der spätere Name für Kolossae. An die Kolosser schrieb Paulus einen Brief. Bereits im 3. Jahrhundert wird von einer Heilquelle an einer Michaelskirche berichtet. Kranke werden gesund und finden Heilung. Ca. 100 Jahre später wollen Nichtchristen Flüsse umleiten, um das Heiligtum zu zerstören. Bewegt hat sie Neid, weil es Gläubigen dort gut geht und weil sie in Krankheit neues Leben finden. Der Küster oder Einsiedler betet zum hl. Michael. Dieser leitet die Flüsse um. Das Heiligtum und seine Heilquelle bleiben unversehrt. Auf der Ikone ist eben diese Szene zu sehen. Der Einsiedler steht neben seiner Kapelle. Den strömenden Flüssen wird vom Erzengel ihre zerstörende Macht genommen. Am 6. September findet sich der Gedenktag im byzantinischen Heiligenkalender. In ganz Kleinasien gab es Quellheiligtümer. In heißem Wasser fanden Kranke Heilung und Genesung auf die Fürbitten Michaels. Michael ist ein Heilkundiger. Er ist ein himmlischer Arzt und Patron der Kranken.

Christus, unser Gott, war in die Fluten des Jordan hinabgestiegen, um die Wasser zu heiligen. Die bedrohliche Seite des Wassers soll gewandelt werden in ein heil- und segenbringende. Michael setzt gleichsam diese Tätigkeit fort, denn die „Engel dienen ihm“. In den Quellheiligtümern finden Menschen neue Lebenskraft durch die Unterstützung des Erzengels. Das Wasser entfaltet seine heilende Wirkung.

„Der größte Heerführer
des größten Königs
Wohin er auch geht, siegt er
und wirkt Wunder…
Der Heerführer des Lichts
vertreibt die Unreinen
und mit seinen Schwingen
schützt er die Gläubigen.“

Aus einem Gedicht des hl. Nikolaj Velimirovic

„Ich bin das Oberhaupt der himmlischen Kräfte“ – Engel bei den Kopten und im Alten Testament

Eine ältere Tradition als die byzantinische ist die der koptischen Kirche. In ihr scheint der Engelglaube besonders wichtig zu sein. Denn neben dem Hauptfest des Erzengels Michael am 12. Hatur, also am 21. November, ist der 12. eines jeden Monats dem Anführer der himmlischen Heerscharen gewidmet. Begründet werden die Feste mit dem Erscheinen des Engels vor Josua.

„Er schaute auf und siehe, da stand ein Mann vor ihm mit einem gezückten Schwert in der Hand. Josua ging auf ihn zu und fragte ihn: Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden? Er gab zur Antwort: „Nein ich bin der Anführer des Kriegsheeres des Herrn und eben gekommen. Da warf sich Josua auf sein Antlitz zur Erde nieder, huldigte und sagte zu ihm, Was befiehlt der Herr seinem Knecht? Der Anführer des Kriegsheeres des Herrn entgegnete Josua: Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn die Stätte, auf der du stehst, ist heilig. Josua tat also.“ (Jos 5,13-15).

In dem Anführer der himmlischen Heerscharen wird Michael erkannt und gesehen. Nach koptischen Brauch werden in seinem Namen Almosen gegeben, „weil er den Herrn um die Fruchtbarkeit, das Wachsen des Nils und den Wechsel der Luft bittet…“ (zitiert nach: Synaxarium. Waldsolms-Kröffelbach 1994, S. 88) Michael ist es, der sich der Armen annimmt und sie versorgt. Er ist es, der aus allen Nöten errettet. Er bringt unsere Opfer und guten Werke vor den Herrn.

In der alten römischen Liturgie gab es im Requiem das Offertorium Domine Jesu Christe. In ihm wird die Bitte ausgesprochen: „Vielmehr geleite sie Sankt Michael, der Bannerträger in das heilige Licht…“ Nach einer liturgischen Theorie stammt der Text des Offertoriums aus der koptischen Kirche. Oft habe ich es in der neuen Liturgie als Wechselgebet mit der Gemeinde gesprochen. Michael geleitet die Toten in das ewige Leben. Er steht Lebenden und Toten bei.

Dass Gott uns mit seinen Engeln umgibt, formuliert Psalm 90 (hebr. Zählweise: 91) in der Septuaginta: Am Anfang in Vers 4 spricht Gott die Verheißung aus: „Mit seinen Flügeln beschirmt er dich, in die Hut seiner Fittiche birgst du dich, Seine Treue ist Schild dir und Schutz.“ Die Engel sind gleichsam die Garanten dafür. Sie sind Gottes verlängerter Arm. Sie führen aus, was Gott auch uns sagt: „Er entbietet für dich seine Engel, dass sie dich schützen auf all deinen Wegen, Sie tragen dich auf ihren Händen, damit sich dein Fuß an keinem Stein stoße.“ (V. 11-12)

Die Gastfreundschaft Abrahams bei der Eiche von Mamre verbindet mit dem Besuch der Erzengel die Verheißung neuen Lebens. Vor allem in der russischen Theologie wurde die Ikone dieses Ereignisses zur Dreifaltigkeitsikone, da die Väter von einem Zeichen der Offenbarung der Dreifaltigkeit sprechen. Nach griechischem Brauch spricht man bis heute gerne von Michael, Gabriel und Rafael, die zu Abraham und Sarah kommen und von Gott eine Botschaft bringen. (Vgl. Gen 18.)

Dreifaltigkeitsikone von Andrej Rubljow, um 1400

„Welcher von Engelscharen unsichtbar geleitet wird“

Die Heiligen- und Engelverehrung wurde von der Kirche aus dem Judentum übernommen. Im Frankenreich war Martin von Tours der Beschützer dieses Reiches. Ludwig der Fromme, der Sohn Karls des Großen verfügte dann, dass Michael als weiterer Patron ernannt wird. Vor allem im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation wird Michael als Patron Deutschlands verehrt. Auch zu Zeiten des Alten Testaments wurde Michael als der erste Beschützer Israels angerufen.

Ich brauche nicht an die Botschaften der Engel im Neuen Testament zu erinnern. Von der Verheißung an die hl. Gottesgebärerin (Lk 1,26ff) über den Gesang des „Ehre sei Gott in den Höhen“ (Lk 2,14) bei Christi Geburt bis zur Verkündigung der Auferstehung (z.B. Mt 28,2) sind es Engel, die uns unterweisen. Oft hören wir „Fürchte dich nicht“ (z.B. Lk 1,30 o. Mt 28,5) . „Fürchte dich nicht“ rufen Gottes Engel auch uns in jeder Lebenssituation zu. Ein Theologe der Gegenwart, Anselm Grün OSB, verbindet in seinen Engel-Büchern alle unsere Lebenssituationen mit den Engeln. „Der Engel des Lichts macht Dir den Blick hell, damit Du all das Schöne wahrnehmen kannst, das die Welt Dir anbietet. […] Der Engel des Lichts möchte Dich erleuchten, damit Du selbst für andere zum Licht werden kannst.“ (Grün, Anselm: 50 Engel für die Seele. Freiburg 2002, S. 150 u. 149.) „Der Engel des Schweigens möchte dich in das Schweigen einführen, das heilt, das Dir gut tut, das auch für die Menschen um Dich herum zur Wohltat wird.“ (Ders.: Engel für das Leben. Freiburg 2001, S. 199)

Die Engel heilen uns und helfen uns, wie sie dem Einsiedler von Chone geholfen haben. Auch er durfte ihr „Fürchte dich nicht“ vernehmen. Wir brauchen uns nicht zu fürchten in einer Zeit der Kriege und Katastrophen. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, wenn uns jetzt die nächste Corona-Welle angekündigt wird.

„Alle Sorge des Lebens lasset uns verbannen. Denn wir werden empfangen den König über alles, ihn, der unsichtbar geleitet wird von Engelscharen.“ Dieser Text des Cherubikon (= Prozessionshymnus zur Darbringung der Gaben) der byzantinischen Liturgie fordert uns auf, unser Leben Gott und seinen Engeln anzuvertrauen. Die Überschrift des vorliegenden Beitrags ist ebenfalls der Göttlichen Liturgie entnommen. In den Fürbitten der eucharistischen Liturgie (Ektenie zur Darbringung der Gaben) und auch im Stundengebet am Morgen und am Abend ist stets diese Fürbitte zu hören. „Jeder Mensch hat einen Schutzengel“, sagt Basilius der Große.

Der Schutzengelmonat September lädt uns ein, im Gebet oder im Schweigen dieses Geheimnis zu betrachten. Patrozinien berühmter Kirchen, etwa des Mont Saint Michel oder der Engelsburg in Rom erinnern uns ebenfalls daran. Kirchen auf Anhöhen oder Friedhofskirchen wurden gerne dem hl. Michael geweiht. Mögen Michael und seine Engel uns erflehen, was uns zum Nutzen gereicht.

Verabschiedung von Bischof Roald Nikolai und Priesterweihe

V.l.n.r.: Generalvikar Dr. Gerte, Neupriester Joachim Danz mit Antimension, Bischof Dr. Flemestad

Vom 18.-20. August 2023 fand in der Abtei St. Severin in Kaufbeuren der Abschiedsbesuch von Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad (Oslo) bei der deutschen Administratur der Nordisch-katholischen Kirche statt. Es war eine Gelegenheit, Bischof Roald Nikolai sowie auch seiner Ehefrau Kirsten für den hohen persönlichen Einsatz beim Aufbau der Administratur und die von ihm elf Jahre lang sowohl mit großem theologischem Sachverstand als auch mit menschlicher Wärme ausgeübte bischöfliche Aufsicht zu danken. Am Samstag spendete er Diakon Joachim Danz (Dipl.-Theol.) das Sakrament der Priesterweihe. Vater Joachim wird seinen priesterlichen Dienst in Bayern ausüben.

Axios! Dignus est!

Neue Kuratie: St. Helena (Mittelmosel)

Heilige apostelgleiche Konstantin u. Helena: Fresko, Erzengel-Michael-Kirche Pedoulas/Zypern, vor 1400

Als Ergebnis mehrjährigen missionarischen Wirkens insbesondere des örtlichen Pastoralen Mitarbeiters Br. Josef hat Bischof Ottar Mikael Myrseth die Errichtung einer neuen Kuratie in der deutschen Administratur der Nordisch-katholischen Kirche verfügt: Die Kuratie für die Region Mittelmosel steht unter dem Patronat der heiligen Kaiserin Helena (ca. 250-330), welche die Tunika unseres Herrn Jesus Christus nach Trier gebracht haben soll (Heilig-Rock-Legende). Das Patrozinium der neuen Missionsgemeinde wird am 21. Mai begangen (gemeinsam mit ihrem Sohn Kaiser Konstantin). Generalvikar Dr. Daniel Gerte ist aus Anlass der kanonischen Gemeindegründung an die Mosel gereist, um mit den Mitgliedern und Freunden der neuen Kuratie die heilige Eucharistie zu feiern.

Bischof Jarosław Rafałko (1955–2023)

Bischof Jarosław Jerry Rafałko

Gemeinsam mit der gesamten altkatholischen Union von Scranton trauern wir um den Diözesanbischof der Westlichen Diözese der Polnisch-katholischen Nationalkirche von Amerika (PNCC; Bischofssitz Chicago): Bischof Jaroslaw „Jerry“ Rafalko wurde am Donnerstagmorgen (Ortszeit), den 13. Juli 2023, plötzlich in die Ewigkeit abberufen.

Bischof Jerry hinterlässt eine große Lücke sowohl in seiner eigenen Diözese, wo er als Inspiration für die Geistlichen und die Pfarreien von großer Bedeutung war, als auch im Bischofskollegium der PNCC. Er wird vielen fehlen.

Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten heute besonders seiner Familie und wir bitten um Gebet für sie. Am kommenden Sonntag wird die Nordisch-katholische Kirche in allen eucharistischen Liturgien für Bischof Jerry beten. Möge er in Gottes Frieden ruhen!