„… aus der Synagoge“

[Christus, der Wurzelspross Isais (Jes 11,10, Mt 1,6):
Kapuziner-Bibel, Ende des 12. Jh. (Paris, BNF lat. 16746, fol. 7v)]

Das Evangelium an diesem Sonntag Rogate (Joh 15,26–16,4) bezeugt — obgleich sein Schwerpunkt anderswo liegt — in Joh 16,2 die tiefe Verwurzelung der Kirche im Judentum. Die ersten Christen verstanden sich selbstverständlich als Teil des Judentums, wenngleich gewissermaßen als eschatologische Avantgarde. (Erst nach 70 n.Chr. — mit der sogenannten „Schule von Jamnia“ — kam es zum Ausschluss der Judenchristen aus den Synagogen, da insbesondere die Sadduzäer in Jesus von Nazareth nicht den verheißenen Messias erkannten.) Jesus Christus, die heilige Maria, der Zwölferkreis, die Siebzig Jünger, die gesamte Jerusalemer Urgemeinde — sie alle kamen aus jüdischen Familien und praktizierten die jüdische Religion ihrer Eltern.

Warum etwas so Selbstverständliches gesagt werden muss? Um zu verdeutlichen, dass Christen unmöglich schweigen können, wenn in diesen Tagen ausgerechnet hierzulande wieder Davidsterne angezündet, Synagogen vom Mob bestürmt und antisemitische Parolen gebrüllt werden. Es ist keine Islamophobie darauf hinzuweisen, dass die Tatverdächtigen, wie jüngst in Gelsenkirchen, offensichtlich auch ein Teil der muslimischen Gemeinschaft sind — wenngleich sie ganz sicher nicht für diese in ihrer Gesamtheit sprechen. Um dem neuen wie dem alten Antisemitismus entgegenzutreten, ist es wichtig, etwaige ideologische Katalysatoren zu kennen und öffentlich zu benennen. Den Respekt vor anderen Buchreligionen, der in der islamischen Überlieferung ja durchaus vorkommt, haben die „Demonstranten“ von Gelsenkirchen jedenfalls in ihrem Umfeld nicht gelernt.

Israel hat wie jeder andere Staat selbstverständlich das Recht und die Pflicht, seine Bevölkerung gegen Angriffe von außen zu verteidigen. Wer konkrete Anfragen zur Politik der amtierenden israelischen Regierung hat, kann sich an die israelische Botschaft und ihre Außenstellen wenden. Deutsche Synagogen und die jüdischen Gemeinden in Deutschland, die es trotz der Schoa glücklicherweise wieder gibt, sind dafür ganz gewiss nicht der richtige Ort.

F.I.H.