Christus ist auferstanden!
In seiner Prophezeiung über den Ostertag (Ps 118,24) sagt der Psalmist: „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat.“ Auch wenn wir jeden Tag „jubeln und uns freuen“ (Ps 90,14), so gilt dies für den Tag der Auferstehung umso mehr. Denn dies ist, wie uns der heilige Johannes der Evangelist sagt, der „Tag des Herrn“, welcher der Menschheit eine neue Zukunft eröffnet (Offb 1,10).
Die zentrale Bedeutung des Ostertages wird weiter entfaltet vom heiligen Kirchenvater Ignatius, der in seinem Brief an die Kirche von Magnesia schreibt, dass die Christen ihr Leben nach dem Tag des Herrn richten, „an dem auch unser Leben aufgesprossen ist durch ihn und seinen Tod […], ein Geheimnis, durch das wir den Glauben erhielten und wegen dessen wir ausharren“ (Brief an die Magnesier 9, 1). Paradoxerweise wird die Zeit selbst erlöst durch ein geschichtliches Ereignis, welches dem Leben eine neue Grundlage gibt.
Somit tritt nun die Auferstehung an die Stelle des hebräischen siebten Tages (Sabbat) aus dem ersten Schöpfungsbericht (Genesis 2,2). Der Tag des Herrn ist gleichzeitig der erste und der achte Tag. An ihm brachte Gott alles zur Ruhe und schuf zugleich den Beginn einer anderen Welt. Diesen Gedanken finden wir bereits beim heiligen Barnabas, einem anderen apostolischen Kirchenvater, der anschließend schreibt: „Deshalb begehen wir auch den achten Tag in Freude, an dem Jesus von den Toten auferstanden ist“ (Barnabasbrief 15, 8f.). Seit ältester Zeit hat die christliche Kirche am ersten Tag der Woche die Eucharistie gefeiert: als lebensspendendes Zeichen der Auferstehung Christi (Apg 20,7).
Daher ist der Ostersonntag immer noch als Sonntag aller Sonntage in besonderer Weise ausgezeichnet. Er ist der feierlichste, festlichste Tag des Kirchenjahres: Denn an diesem Tag erfüllte Gott seine Verheißungen durch seinen Sohn Jesus Christus, unseren Erlöser.
In diesem Sinne — ungeachtet der Pandemie: Frohe Ostern!
+ Roald Nikolai
Dr. Roald Nikolai Flemestad ist Bischof der Nordisch-katholischen Kirche und Missionsbischof der Union von Scranton für Kontinentaleuropa und Großbritannien.