Fürchtet euch nicht! Denn wisset wohl: ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren wird; denn euch ist heute ein Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Lk 2,10-11
Für uns Menschen und zu unserm Heil / ist er vom Himmel gekommen, / hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist / von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.
aus dem Credo
Möge uns die Freude über Gottes Menschwerdung sowohl in diesen Tagen als auch im neuen Jahr erfüllen. In diesem Sinne wünschen wir allen Leserinnen und Lesern ein frohes Christfest sowie Gottes Segen und Geleit für das neue Jahr!
unvergesslich bleibt mir eine Fahrt von Alanya nach Antalya und von dort nach Demre-Myra. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln „pilgerte“ ich in die Stadt des hl. Nikolaus. Kurvenreich war die Fahrt am Meer entlang in die Stadt des Heiligen. Gut, dass eine Pause mit eingeplant war, ansonsten wäre die Streckenführung beschwerlich geworden. Wunderschön war die lange Fahrt entlang des Meeres trotz Strapazen dennoch. Unbedingt wollte ich nach Myra in die einstige Bischofsstadt eines der bekanntesten Heiligen und Bischöfe. Die historische Kirche, die heute als türkisches Museum geführt wird, ist nicht seine einstige Bischofskirche. Aber an dieser Stelle ist der Vorgängerbau zu finden. So kam ich gleichsam an den Ort, der von den Gebeten des hl. Nikolaus viele Jahrhunderte vorher geheiligt wurde. Ich stand an der Stelle, an der bereits Nikolaus stand und Gebete zum Himmel schickte. Sein griechischer Name zeigt seine Herkunft. Nike ist der Sieg oder auch die Siegesgöttin und laos ist ein altes Wort für Volk. Nikolaus trägt den Siegesnamen, Nikolaus bedeutet Volkssieger. Leider wurde die griechische Endung „os“ im Lateinischen in „us“ verwandelt. Im Deutschen wurde daraus gar „aus“.
Manche Zeitgenossen verweisen ihn am liebsten in den Bereich des Legendären. Kinder, die einfach nichts anderes gehört haben, kennen ihn als Santa Claus, der mit seinem Rentierschlitten am Himmel entlang fährt. Aber die Alte Kirche hat nicht jemand völlig grundlos geehrt. Die Heiligenverehrung des Nikolaus fiel nicht vom Himmel. Hier auf Erden erinnerte man sich in seiner Stadt gerne und dankbar an ihn. Zu Lebzeiten lagen ihm die Bewohner, die ihm anvertraut waren, am Herzen. Er kümmerte sich um sie. Er half, wo er konnte. Davon künden die Legenden.
„Die Wahrheit deiner Werke, Vater und Bischof Nikolaus“
Die älteste Legende ist die der Verurteilung der drei Soldaten oder Feldherren. Sie seien dem Kaiser untreu geworden und hätten gegen seinen Befehl gehandelt. So lautete der Vorwurf. Nichts davon stimmte. Im Traum erschien Nikolaus dem Kaiser und macht ihm die Vorhaltung, er habe Unschuldige zum Tode verurteilt. Sehr anschaulich führt uns das Eingreifen des Nikolaus die Ikone dieser Legende vor Augen. Nikolaus hält mit bloßen Händen das Schwert des Richters und die Soldaten, deren Köpfe unter den Richtblock gespannt sind, werden befreit. Das weltliche Gesetz und das Recht reichen nicht immer aus. Es wird dem Menschen oft nicht gerecht. Hier hätte es zum Tode Unschuldiger geführt. Da trat Gottes Gerechtigkeit auf den Plan, in der Gestalt des hl. Nikolaus. „Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten“(Ps. 1,6). „Gott steht auf der Seite der Gerechten“ (Ps 14,5). Nikolaus verhilft der Gerechtigkeit, die es in der Welt nicht gibt, zum Sieg. Die Soldaten kommen frei. Der historische Zusammenhang dürfte sein, dass die Bischöfe immer mehr staatliche Funktionen übernehmen mussten, so auch die Rechtsprechung. Das römische Reich war nicht mehr so intakt wie ehedem. In etwa dieser Zeit wurde in Mailand Ambrosius zum Bischof gewählt. Getauft war er noch nicht; indessen hatte er Jura studiert.
Auch die Legende der Brotversorgung schildert uns das beherzte Eingreifen des Bischofs. Er handelte mit den Matrosen eine Getreideverteilung aus, um die Hungersnot zu lindern. Die Brotversorgung funktionierte nicht mehr. Panem et circenses, Brot und Spiele, war eine römische Devise. Brot sollte es für alle geben im Imperium Romanum und Spiele zur Unterhaltung. Der Staat aber versagte und Nikolaus regelte für die Bewohner die Brotverteilung.
Ein Vater hatte drei Töchter im heiratsfähigen Alter, aber keine Mitgift. Für den Haushalt war die Frau zuständig. Ohne Leinen, Krüge, Schalen, Vorratsgefäße, etc. konnte sie keinen Haushalt führen. In der Ehe konnte sie kein Geld verdienen, um für einen Hausstand zu sorgen. Sie musste alles mitbringen. Fehlte dafür das Geld, war Prostitution die Alternative. Vor diesem Schicksal bewahrte Nikolaus die Mädchen. Er gab das nötige Geld. Eine Heirat wurde möglich. Nikolaus kümmerte sich um die Seinen.
Befremdlich mag zunächst die Legende erscheinen, die besagt, er habe bereits als Baby das Mittwochs- und Freitagsfasten eingehalten, indem er die Brust seiner Mutter verweigerte. Auch soll er bereits als Säugling aufrecht im Badewasser gestanden haben. Das Fasten steht hier grundsätzlich für das christliche Leben. Nikolaus führte somit das Leben eines Christen, das Leben, das einem Christen entspricht. Nikolaus trug gleichsam als Naturanlage christliches Leben in sich, denn er bemühte sich, vollkommen zu sein wie es der Vater im Himmel ist. Ein Christ braucht nicht zu wanken und umzufallen, selbst dann nicht, wenn ihm das Wasser bis zum Hals steht. Christus ist bei ihm. Christus steht neben ihm. Christus fängt uns auf, wenn unser Leben keinen Halt mehr findet. Nikolaus wusste darum. So führen uns die Legenden das segensreiche Wirken des Heiligen vor Augen. Der historische Hintergrund ist meist nicht ferne.
„Die Wahrheit deiner Werke, Vater und Bischof Nikolaus machte dich für deine Herde zur Regel des Glaubens, zum Vorbild der Milde und Meister der Mäßigung. Deshalb erhieltest du für deine Demut die Erhöhung für deine Armut den Reichtum. Bitte Christus Gott, unsere Seelen zu retten.“
Tropar auf den hl. Nikolaus
„Geh ein in die Freude deines Herrn“
Bis zur Liturgiereform war der Nikolaustag im liturgischen Kalender ein Fest. Leider wurde es auf einen nicht gebotenen Gedenktag reduziert. Das Evangelium, das über Jahrhunderte hinweg vorgetragen wurde, ist das Gleichnis von den Talenten:
„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern dieses Gleichnis: Ein Mann, der in die Fremde ziehen wollte, rief seine Knechte und übergab ihnen seine Güter. Dem einen gab er fünf Talente, dem anderen zwei, einem dritten eines, jedem nach seiner Fähigkeit. Dann reiste er ab. Sogleich ging der, welcher fünf Talente empfangen hatte, hin, trieb Handel damit und gewann fünf weitere dazu. Ebenso gewann der, welche zwei empfangen hatte, weitere zwei dazu. Der aber eines empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr der Knechte zurück und hielt Abrechnung mit ihnen. Zuerst kam der, welcher fünf Talente empfangen hatte, er brachte fünf weitere Talente und sprach: Herr, fünf Talente hast du mir übergeben, siehe weitere fünf habe ich dazu gewonnen. Da sprach der Herr zu ihm: Wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu gewesen bist, will ich dich über vieles setzen, geh ein in die Freude deines Herrn. Dann kam der, welcher zwei Talente empfangen hatte, er sprach, Herr, zwei Talente hast du mir übergeben, siehe, zwei weitere habe ich dazu gewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm, wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu gewesen, will ich dich über vieles setzen, geh ein in die Freude deines Herrn.“
Mt 25,14–23
Der heute bisweilen als „kapitalistisches Evangelium“ bezeichnete Text steht sicher nicht im Neuen Testament, um die Bankwirtschaft anzukurbeln oder als Empfehlung für die Arbeitsweise von Banken zu dienen. Es geht um das Kommen Jesu am Ende der Zeiten. Es geht darum, wachsam zu sein, wenn Christus wiederkommt. „Seid also wachsam. Denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde“ (Mt 25,13). Der Herr im Gleichnis ist Jesus. Es geht um seine Parusie. Auch dem hl. Nikolaus wurde verkündet: „Geh ein in die Freude deines Herrn.“ Nikolaus ist der gute und getreue Knecht, der mit den anvertrauten Talenten gekonnt gewirtschaftet hat. Auch heute lässt sich dieses Evangelium am Nikolaustag in seiner adventlichen Bedeutung gut verwenden.
„Zu Myra wurdest du, Heiliger, eingesetzt als Priester“
Nikolaus lebte das Evangelium Jesu Christi. Er lebte so wie es dem Evangelium entspricht. Auf seine Vollkommenheit spielt auch seine Ikone an. Sein ehrwürdiges Haupt sehen wir auf der Ikone möglichst kreisrund. Der Kreis war in der Antike das Symbol der Vollkommenheit. Nikolaus bemühte sich das Evangelium möglichst vollkommen zu leben. Er ist der Helfer in jeder Not. Gleich dem Guten Hirten ging er dem verlorenen Schaf nach, um es nach Hause zu führen. Auf der Ikone trägt er über dem Messgewand stets die zusätzliche bischöfliche Stola, das Omophorion. Es symbolisiert das verlorene Schaf, das sich der Gute Hirte um die Schultern legt und nach Hause trägt. So ist Nikolaus stets „umhergegangen“, um Verlorene zu retten und ihnen neues Leben zu vermitteln. Oft sind im oberen Teil der Nikolausikone Christus und Maria zu sehen. Sie überreichen ihm seine bischöflichen Insignien und setzen ihn erneut in sein Amt ein, von dem ihm die Arianer abgesetzt hatten. Es ist eine Anspielung auf das erste Konzil von Nizäa 325 und seine Auseinandersetzung mit dem Arianismus. Christus und Maria stehen sprichwörtlich hinter Nikolaus.
Im byzantinischen liturgischen Brauch ist der Donnerstag einer jeden Woche dem Andenken der hl. Apostel und ihrem berühmten Nachfolger Nikolaus gewidmet. In der Segensformel wird er nach slawischem Brauch stets genannt. Auf die Fürbitten „des Bischofs von Myra und Wundertäters zu Lykien […] Christus unser Gott erbarme Dich unser“.
Auch gibt es ein Kontakion für den Donnerstag zu seinem Andenken:
„Zu Myra wurdest du, Heiliger, eingesetzt als Priester, hast, o Frommer, erfüllt das Evangelium Christi, hast deine Seele für dein Volk gegeben und gerettet Unschuldige vom Tode. Deshalb wurdest du geheiligt als der große Eingeweihte der Gnade Gottes.“
Kontakion zum hl. Nikolaus am Donnerstag
Nikolaus lädt uns ein, im Advent an Christus zu denken und uns wachsam auf seine Wiederkunft vorzubereiten. Er lädt uns zu einem christlichen Leben nach dem Evangelium Jesu Christi ein. Ich wünsche Ihnen einen schönen Nikolaustag, vielleicht auch mit Schriftlesung und Heiligenlegende in einer Feier zu Ehren des einstigen Bischofs von Myra.
Die orthodoxen und die altkatholischen Kirchen haben zwischen 1975–1987 einen umfassenden theologischen Konsens erarbeitet — mit dem Ziel einer kanonischen Vereinigung. Während sich einige altkatholische Kirchen (besonders in Westeuropa) hiervon später distanziert haben, hält die Union von Scranton an diesem altkirchlichen Glauben weiterhin fest. Wir dokumentieren hier weitere Notizen zur Katechesenreihe (von Bischofsvikar F. Irenäus Herzberg) über das orthodox-altkatholische Konsensdokument Koinonia auf altkirchlicher Basis (= IKZ 79/4 Beiheft, 1989, Hrsg. Urs von Arx).
Bisher erschienen in der Katechesenreihe die folgenden Teile:
(1.) Welche Beziehung besteht zwischen der Kirche, dem Leib Christi und der Eucharistie?
Die Kirche ist der eine Leib Christi; in ihm sind die Gläubigen als Glieder mit Christus als dem Haupt und untereinander zu einer Einheit verbunden [1 Kor 12,12f.; Eph 4,15f.].
Diese Vereinigung wird durch das Sakrament der heiligen Eucharistie hervor- und zum Ausdruck gebracht: „Denn ein Brot ist’s. So sind wir, die vielen, ein Leib, weil wir alle eines Brotes teilhaftig sind.“ (1 Kor 10,17)
(2.) Welche Rolle spielen dabei die Ortskirchen?
Der Mittelpunkt des kirchlichen Lebens vor Ort ist gerade die Feier der heiligen Eucharistie unter dem rechtmäßigen Bischof und seinen Priestern: „Nur jene Eucharistie gelte als die gesetzmäßige, die unter dem Bischof vollzogen wird oder durch den von ihm Beauftragten.“ (Ignatius von Antiochien, ad Smyrn., 8, 1. Migne PG 8, 852 = BKV² I, 35: 150)
Die eine Kirche auf Erden lebt daher in der Vielzahl der Ortskirchen, jeweils unter ihrem rechtmäßigen Bischof.
(3.) Widerspricht die kulturelle Vielfalt der Ortskirchen der Einheit der Kirche?
Keineswegs:
Die Einheit im Glauben ist der höchste Grundsatz der Kirche.
Die Ortskirchen bilden eine Einheit, insofern sie den apostolischen Glauben einmütig, rein und unverfälscht bewahren.
Schon Irenäus von Lyon bezeugt eine frühe Form des Glaubensbekenntnisses und schreibt dazu: „Diesen Glauben bewahrt die Kirche, wie sie ihn empfangen hat, obwohl sie, wie gesagt, über die ganze Welt zerstreut ist, sorgfältig, als ob sie in einem Hause wohnte, glaubt so daran, als ob sie nur eine Seele und ein Herz hätte, und verkündet und überliefert ihre Lehre so einstimmig, als ob sie nur einen Mund besäße.“ (Irenäus von Lyon: adv. haer. I, 10, 2. Migne PG 7, 549.552 = BKV² I, 3: 33)
(4.) Ist die eine Kirche in den Ortskirchen nur jeweils teilweise präsent?
Nein:
Jede Ortskirche bildet als Eucharistie feiernde Gemeinschaft unter ihrem Bischof und seinen Priestern den ungeteilten Leib Christi an ihrem jeweiligen Ort.
Das Leben der einen Kirche wird den Ortskirchen von dem dreifaltigen Gott nicht geteilt gegeben, sondern jede Ortskirche besitzt es in Gänze.
Insofern manifestiert sich in jeder Ortskirche jeweils der ganze Christus: „ein Leib und ein Geist […]; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller“ (Eph 4,4–6).
(5.) Woran lässt sich die wesenhafte Einheit der Ortskirchen erkennen?
Die wesenhafte Einheit der Ortskirchen untereinander als die eine Kirche zeigt sich:
zuvörderst in der Einheit des Glaubens,
in der Einheit des liturgischen und sakramentalen Lebens,
in der Einheit der Grundprinzipen kirchenrechtlicher Ordnung,
in der Einheit unter ihren Bischöfen.
Die Einheit der Kirche ist ein Geschenk ihres Herrn, um das Er den Vater gebeten hat [Joh 17,17.21]. In der jetzigen Epoche der Heilsgeschichte wartet die Kirche allerdings noch auf ihre Vervollkommnung in der Liebe und die Erlösung von allem Übel wartet (Didache 10, 5. BKV² I, 35: 12); daher ist die geschenkte Einheit immer wieder neu gegen widergöttliche und spalterische Kräfte zu verteidigen.
(6.) Wie verwirklicht sich die Einheit der Ortskirchen praktisch?
Die Einheit der Ortskirchen verwirklicht sich praktisch durch:
gemeinsamen Empfang der heiligen Eucharistie durch ihre Glieder,
gegenseitige Besuche ihrer Vertreter und Austausch von Grußbotschaften,
wechselseitigen Beistand mit den jeweils eigenen Gaben und Gebet füreinander.
Dabei wird zugleich stets die Regel der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten beachtet. Im Laufe der Zeit haben die Ortskirchen in verschiedenen Weltgegenden auch umfassendere Kirchenprovinzen und Landeskirchen gebildet, denen jeweils ein Bischof vorsteht.
[Die Bildung solcher Kirchenprovinzen ist vorgeschrieben u.a. im Kanon 34 der sogenannten Apostolischen Kanones. Eine besondere Rolle spielen spätestens seit dem 3. Jahrhundert die Bischöfe von Großstädten (Metropolen), die Metropoliten. Unter diesen waren bis zum Vierten Ökumenischen Konzil (451) drei Metropolitansitze von herausgehobener Bedeutung: 1. Rom, 2. Alexandrien, 3. Antiochien. Diese Metropoliten hatten in ihren jeweiligen Regionen – Westeuropa, Nordafrika, vorderer Orient – eine kirchliche Vorrangstellung (vgl. z.B. Kanon 6 des Ersten Ökumenischen Konzils, Nizäa 325). Neben diesen drei Metropolitansitzen wurden auf dem Konzil von Chalkedon 451, begründet zum einen durch die Reichsteilung, zum anderen durch vermehrte Pilgerreisen ins Heilige Land seit Kaiserin Helena, Konstantinopel (Ost-Rom, hinter West-Rom) und Jerusalem (hinter Antiochien) in den Kreis der wichtigsten Bischofssitze erhoben; so entstand der Vorrang der fünf altkirchlichen Patriarchate (Pentarchie). Im Laufe der Ausbreitung des Christentums erlangten weitere Landeskirchen den höchsten Grad der kirchlichen Eigenständigkeit, nämlich die Befugnis zur eigenständigen Wahl und Weihe ihres jeweils leitenden Bischofs, genannt Autokephalie: zunächst Zypern (bereits 431), Georgien (erstmals vielleicht schon 486, sicher 1010), Serbien (erstmals 1219), Bulgarien (erstmals 927 und 1235) und Russland (de facto seit 1448, de jure seit 1593). In einigen Fällen ging die Eigenständigkeit zeitweise auch wieder verloren. Etliche weitere Landeskirchen wurden seit dem 19. Jahrhundert autokephal, insbesondere Rumänien (1885), zahlenmäßig heute die zweitgrößte chalcedonensisch-orthodoxe Kirche. Einige dieser Landeskirchen sind in den Kreis der Patriarchate aufgenommen worden, nämlich die Kirchen Russlands, Georgiens, Serbiens, Bulgariens und Rumäniens. Neben den autokephalen Landeskirchen gibt es diverse Kirchenprovinzen, die zwar einem Patriarchat unterstellt sind, aber Autonomie genießen: Auch diese Kirchen dürfen ihren leitenden Bischof selbst wählen; der Unterschied zur Autokephalie besteht darin, dass der so Erwählte vor Amtsantritt der Zustimmung seines Patriarchen bedarf. Beispielsweise ist die Kirche von Finnland eine autonome Teilkirche des Patriarchates von Konstantinopel (auch bekannt als Ökumenisches Patriarchat).]
[Das Patriarchat von Rom hingegen entfremdete sich insbesondere ab dem 11. Jahrhundert immer weiter von den übrigen Ortskirchen, veränderte 1014 einseitig das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel (325/381) durch Hinzufügung des Filioque im dritten Artikel (I/3, 3) und erhob immer weiter reichende kirchenrechtliche Ansprüche. Als der römische Papst Leo IX. (durch einen Legaten) im Jahre 1054 den Patriarchen von Konstantinopel Michael Kerularios exkommunizieren ließ und dieser darauf die päpstliche Delegation exkommunizierte (erst 1965 wechselseitig aufgehoben), kam es zu einem bleibenden Zerwürfnis. Die Kirche von Rom führte in der Folgezeit neben dem Filioque auch weitere neue Lehren ein und veränderte die kirchenrechtliche Ordnung, insbesondere durch die Dogmen von der Unfehlbarkeit päpstlicher Lehrentscheide und der universellen päpstlichen Rechtsgewalt (Infallibilität und Jurisdiktionsprimat; beschlossen 1870, bestätigt 1964). Trotz vereinzelter Annäherungen ist die Kirche von Rom somit seit vielen Jahrhunderten von der einen Kirche im engeren Sinne – der Gemeinschaft der rechtgläubigen apostolischen Ortskirchen – getrennt. An wichtigen Entscheidungen der Kirche, etwa zur Theologie des heiligen Gregor Palamas auf den Synoden von Konstantinopel 1341–1351, war sie nicht beteiligt.]
[Auch die altkatholischen Ortskirchen, die großenteils bis ins späte 19. Jahrhundert zur Kirche von Rom gehörten, sind seit vielen Jahrhunderten getrennt von der Gemeinschaft jener Ortskirchen, die den apostolischen Glauben unverfälscht bewahrt haben. Das 20. Jahrhundert brachte jedoch eine historische Wendung: Als Folge des orthodox-altkatholischen Dialoges haben die Kirchen der altkatholischen Union von Scranton wieder den altkirchlichen Glauben in seiner Fülle angenommen (ratifiziert durch die Generalsynode der Polnisch-katholischen Nationalkirche Nordamerikas 1990 und durch die Generalsynode der Nordisch-katholischen Kirche 2007). Damit sind sie den ersten Schritt gegangen auf dem Weg zur vollständigen Gemeinschaft mit der einen, ungeteilten Kirche der Apostel und Kirchenväter.]
(7.) Wie gelangen die Ortskirchen zu gemeinsamen Entscheidungen?
Gemeinsame Entscheidungen der Ortskirchen sind nötig bei Glaubensfragen und weiteren Fragen von gemeinsamem Interesse, welche die Zuständigkeit der Ortskirchen übersteigen.
Diese Entscheidungen werden von den Ortskirchen auf Synoden getroffen, wobei jeweils die kirchenrechtlich festgelegte Rangordnung der Ortskirchen bzw. ihrer Vorsteher beachtet wird.
In besonderer Weise geschieht dies auf der Ökumenischen Synode, auch als Ökumenisches Konzil bezeichnet, die in der katholischen Kirche die höchste Autorität darstellt, insofern sie als Stimme der Kirche gilt. [„Ökumenisch“ ist hier im ursprünglichen Sinne von ,die gesamte bewohnte Welt betreffend‘ zu verstehen.]
Ziel der synodalen Entscheidungen ist stets die Bewahrung und Förderung der Einheit in der Liebe.
Denn wie der Leib eine Einheit ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber trotz ihrer Vielheit einen Leib bilden, so ist es auch mit Christus. Denn durch einen Geist sind wir alle durch die Taufe zu einem Leibe zusammengeschlossen worden. […] Ihr seid Christi Leib, und jeder einzelne ist ein Glied daran nach seinem Teil.
1 Kor 12,12.13.27
Fortsetzung in Vorbereitung:III/3 Die Grenzen der Kirche
„Einen Engel des Friedens, einen treuen Beschützer für Seele und Leib, lasst uns erflehen vom Herrn.“
Aus den Fürbitten des byzantinischen Ritus
St. Michael: Quis ut Deus — Wer ist wie Gott!
Der Monat September beginnt. Er wurde einst auch „Schutzengelmonat“ genannt, denn er war eingerahmt von Engelfesten. Mancherorts wurde am ersten Sonntag im September das Schutzengelfest begangen. Am 29. September ist bis heute das Fest des Erzengels Michael. (Hebräisch: mi-cha-el, d.h. wer ist wie Gott? Vgl. Vulgata Ps 112,5: Quis ut dominus Deus [hebr. 113,5].) Es geht zurück auf den Weihetag eines Michaelsheiligtums 435 in Rom an der Via Saleria. Die Salzstraße war ein viel frequentierter Handelsweg. Papst Gelasius I. übernahm für alle Kirchen dieses Fest des 29. September. Am Monte Gargano in Apulien wurde im 5. Jahrhundert eine Höhle dem Erzengel geweiht. Er war erschienen und hatte den Bischof darum gebeten.
Bereits von Konstantin dem Großen wird eine Erscheinung des Erzengels Michael 314 berichtet. So wurde ihm in Sosthenion nahe der Stadt Konstantinopel das Michaelion geweiht. Es war die erste der 15 Michaelskirchen in Konstantinopel.
Seit meiner Schulzeit ist mir die Ikone „Das Wunder von Chone“ vertraut. Jetzt kommen wir in die Frühzeit der Kirche. Chone ist der spätere Name für Kolossae. An die Kolosser schrieb Paulus einen Brief. Bereits im 3. Jahrhundert wird von einer Heilquelle an einer Michaelskirche berichtet. Kranke werden gesund und finden Heilung. Ca. 100 Jahre später wollen Nichtchristen Flüsse umleiten, um das Heiligtum zu zerstören. Bewegt hat sie Neid, weil es Gläubigen dort gut geht und weil sie in Krankheit neues Leben finden. Der Küster oder Einsiedler betet zum hl. Michael. Dieser leitet die Flüsse um. Das Heiligtum und seine Heilquelle bleiben unversehrt. Auf der Ikone ist eben diese Szene zu sehen. Der Einsiedler steht neben seiner Kapelle. Den strömenden Flüssen wird vom Erzengel ihre zerstörende Macht genommen. Am 6. September findet sich der Gedenktag im byzantinischen Heiligenkalender. In ganz Kleinasien gab es Quellheiligtümer. In heißem Wasser fanden Kranke Heilung und Genesung auf die Fürbitten Michaels. Michael ist ein Heilkundiger. Er ist ein himmlischer Arzt und Patron der Kranken.
Christus, unser Gott, war in die Fluten des Jordan hinabgestiegen, um die Wasser zu heiligen. Die bedrohliche Seite des Wassers soll gewandelt werden in ein heil- und segenbringende. Michael setzt gleichsam diese Tätigkeit fort, denn die „Engel dienen ihm“. In den Quellheiligtümern finden Menschen neue Lebenskraft durch die Unterstützung des Erzengels. Das Wasser entfaltet seine heilende Wirkung.
„Der größte Heerführer des größten Königs Wohin er auch geht, siegt er und wirkt Wunder… Der Heerführer des Lichts vertreibt die Unreinen und mit seinen Schwingen schützt er die Gläubigen.“
Aus einem Gedicht des hl. Nikolaj Velimirovic
„Ich bin das Oberhaupt der himmlischen Kräfte“ – Engel bei den Kopten und im Alten Testament
Eine ältere Tradition als die byzantinische ist die der koptischen Kirche. In ihr scheint der Engelglaube besonders wichtig zu sein. Denn neben dem Hauptfest des Erzengels Michael am 12. Hatur, also am 21. November, ist der 12. eines jeden Monats dem Anführer der himmlischen Heerscharen gewidmet. Begründet werden die Feste mit dem Erscheinen des Engels vor Josua.
„Er schaute auf und siehe, da stand ein Mann vor ihm mit einem gezückten Schwert in der Hand. Josua ging auf ihn zu und fragte ihn: Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden? Er gab zur Antwort: „Nein ich bin der Anführer des Kriegsheeres des Herrn und eben gekommen. Da warf sich Josua auf sein Antlitz zur Erde nieder, huldigte und sagte zu ihm, Was befiehlt der Herr seinem Knecht? Der Anführer des Kriegsheeres des Herrn entgegnete Josua: Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn die Stätte, auf der du stehst, ist heilig. Josua tat also.“ (Jos 5,13-15).
In dem Anführer der himmlischen Heerscharen wird Michael erkannt und gesehen. Nach koptischen Brauch werden in seinem Namen Almosen gegeben, „weil er den Herrn um die Fruchtbarkeit, das Wachsen des Nils und den Wechsel der Luft bittet…“ (zitiert nach: Synaxarium. Waldsolms-Kröffelbach 1994, S. 88) Michael ist es, der sich der Armen annimmt und sie versorgt. Er ist es, der aus allen Nöten errettet. Er bringt unsere Opfer und guten Werke vor den Herrn.
In der alten römischen Liturgie gab es im Requiem das Offertorium Domine Jesu Christe. In ihm wird die Bitte ausgesprochen: „Vielmehr geleite sie Sankt Michael, der Bannerträger in das heilige Licht…“ Nach einer liturgischen Theorie stammt der Text des Offertoriums aus der koptischen Kirche. Oft habe ich es in der neuen Liturgie als Wechselgebet mit der Gemeinde gesprochen. Michael geleitet die Toten in das ewige Leben. Er steht Lebenden und Toten bei.
Dass Gott uns mit seinen Engeln umgibt, formuliert Psalm 90 (hebr. Zählweise: 91) in der Septuaginta: Am Anfang in Vers 4 spricht Gott die Verheißung aus: „Mit seinen Flügeln beschirmt er dich, in die Hut seiner Fittiche birgst du dich, Seine Treue ist Schild dir und Schutz.“ Die Engel sind gleichsam die Garanten dafür. Sie sind Gottes verlängerter Arm. Sie führen aus, was Gott auch uns sagt: „Er entbietet für dich seine Engel, dass sie dich schützen auf all deinen Wegen, Sie tragen dich auf ihren Händen, damit sich dein Fuß an keinem Stein stoße.“ (V. 11-12)
Die Gastfreundschaft Abrahams bei der Eiche von Mamre verbindet mit dem Besuch der Erzengel die Verheißung neuen Lebens. Vor allem in der russischen Theologie wurde die Ikone dieses Ereignisses zur Dreifaltigkeitsikone, da die Väter von einem Zeichen der Offenbarung der Dreifaltigkeit sprechen. Nach griechischem Brauch spricht man bis heute gerne von Michael, Gabriel und Rafael, die zu Abraham und Sarah kommen und von Gott eine Botschaft bringen. (Vgl. Gen 18.)
„Welcher von Engelscharen unsichtbar geleitet wird“
Die Heiligen- und Engelverehrung wurde von der Kirche aus dem Judentum übernommen. Im Frankenreich war Martin von Tours der Beschützer dieses Reiches. Ludwig der Fromme, der Sohn Karls des Großen verfügte dann, dass Michael als weiterer Patron ernannt wird. Vor allem im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation wird Michael als Patron Deutschlands verehrt. Auch zu Zeiten des Alten Testaments wurde Michael als der erste Beschützer Israels angerufen.
Ich brauche nicht an die Botschaften der Engel im Neuen Testament zu erinnern. Von der Verheißung an die hl. Gottesgebärerin (Lk 1,26ff) über den Gesang des „Ehre sei Gott in den Höhen“ (Lk 2,14) bei Christi Geburt bis zur Verkündigung der Auferstehung (z.B. Mt 28,2) sind es Engel, die uns unterweisen. Oft hören wir „Fürchte dich nicht“ (z.B. Lk 1,30 o. Mt 28,5) . „Fürchte dich nicht“ rufen Gottes Engel auch uns in jeder Lebenssituation zu. Ein Theologe der Gegenwart, Anselm Grün OSB, verbindet in seinen Engel-Büchern alle unsere Lebenssituationen mit den Engeln. „Der Engel des Lichts macht Dir den Blick hell, damit Du all das Schöne wahrnehmen kannst, das die Welt Dir anbietet. […] Der Engel des Lichts möchte Dich erleuchten, damit Du selbst für andere zum Licht werden kannst.“ (Grün, Anselm: 50 Engel für die Seele. Freiburg 2002, S. 150 u. 149.) „Der Engel des Schweigens möchte dich in das Schweigen einführen, das heilt, das Dir gut tut, das auch für die Menschen um Dich herum zur Wohltat wird.“ (Ders.: Engel für das Leben. Freiburg 2001, S. 199)
Die Engel heilen uns und helfen uns, wie sie dem Einsiedler von Chone geholfen haben. Auch er durfte ihr „Fürchte dich nicht“ vernehmen. Wir brauchen uns nicht zu fürchten in einer Zeit der Kriege und Katastrophen. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, wenn uns jetzt die nächste Corona-Welle angekündigt wird.
„Alle Sorge des Lebens lasset uns verbannen. Denn wir werden empfangen den König über alles, ihn, der unsichtbar geleitet wird von Engelscharen.“ Dieser Text des Cherubikon (= Prozessionshymnus zur Darbringung der Gaben) der byzantinischen Liturgie fordert uns auf, unser Leben Gott und seinen Engeln anzuvertrauen. Die Überschrift des vorliegenden Beitrags ist ebenfalls der Göttlichen Liturgie entnommen. In den Fürbitten der eucharistischen Liturgie (Ektenie zur Darbringung der Gaben) und auch im Stundengebet am Morgen und am Abend ist stets diese Fürbitte zu hören. „Jeder Mensch hat einen Schutzengel“, sagt Basilius der Große.
Der Schutzengelmonat September lädt uns ein, im Gebet oder im Schweigen dieses Geheimnis zu betrachten. Patrozinien berühmter Kirchen, etwa des Mont Saint Michel oder der Engelsburg in Rom erinnern uns ebenfalls daran. Kirchen auf Anhöhen oder Friedhofskirchen wurden gerne dem hl. Michael geweiht. Mögen Michael und seine Engel uns erflehen, was uns zum Nutzen gereicht.
Vom 18.-20. August 2023 fand in der Abtei St. Severin in Kaufbeuren der Abschiedsbesuch von Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad (Oslo) bei der deutschen Administratur der Nordisch-katholischen Kirche statt. Es war eine Gelegenheit, Bischof Roald Nikolai sowie auch seiner Ehefrau Kirsten für den hohen persönlichen Einsatz beim Aufbau der Administratur und die von ihm elf Jahre lang sowohl mit großem theologischem Sachverstand als auch mit menschlicher Wärme ausgeübte bischöfliche Aufsicht zu danken. Am Samstag spendete er Diakon Joachim Danz (Dipl.-Theol.) das Sakrament der Priesterweihe. Vater Joachim wird seinen priesterlichen Dienst in Bayern ausüben.
Als Ergebnis mehrjährigen missionarischen Wirkens insbesondere des örtlichen Pastoralen Mitarbeiters Br. Josef hat Bischof Ottar Mikael Myrseth die Errichtung einer neuen Kuratie in der deutschen Administratur der Nordisch-katholischen Kirche verfügt: Die Kuratie für die Region Mittelmosel steht unter dem Patronat der heiligen Kaiserin Helena (ca. 250-330), welche die Tunika unseres Herrn Jesus Christus nach Trier gebracht haben soll (Heilig-Rock-Legende). Das Patrozinium der neuen Missionsgemeinde wird am 21. Mai begangen (gemeinsam mit ihrem Sohn Kaiser Konstantin). Generalvikar Dr. Daniel Gerte ist aus Anlass der kanonischen Gemeindegründung an die Mosel gereist, um mit den Mitgliedern und Freunden der neuen Kuratie die heilige Eucharistie zu feiern.
Gemeinsam mit der gesamten altkatholischen Union von Scranton trauern wir um den Diözesanbischof der Westlichen Diözese der Polnisch-katholischen Nationalkirche von Amerika (PNCC; Bischofssitz Chicago): Bischof Jaroslaw „Jerry“ Rafalko wurde am Donnerstagmorgen (Ortszeit), den 13. Juli 2023, plötzlich in die Ewigkeit abberufen.
Bischof Jerry hinterlässt eine große Lücke sowohl in seiner eigenen Diözese, wo er als Inspiration für die Geistlichen und die Pfarreien von großer Bedeutung war, als auch im Bischofskollegium der PNCC. Er wird vielen fehlen.
Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten heute besonders seiner Familie und wir bitten um Gebet für sie. Am kommenden Sonntag wird die Nordisch-katholische Kirche in allen eucharistischen Liturgien für Bischof Jerry beten. Möge er in Gottes Frieden ruhen!
Auszug aus einer Antwort auf eine Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA)
Wir dokumentieren in Auszügen die Antwort von Generalvikar Dr. Dr. Daniel Gerte auf die Fragen der KNA (kursiv, redaktionell angepasst). Anlass der Anfrage war die Gründung des ‚Vereins für christliche Seelsorge in Freiheit‘ durch einen suspendierten römisch-katholischen Diakon, einen früheren römisch-katholischen Priester und einen aus dem Dienst ausgeschiedenen nordisch-katholischen Diakon.
KNA: Trifft die Information zu, dass Dietholf Schröder seit 2014 Diakon der nordisch-katholischen Kirche ist? Nimmt er einen Seelsorgeauftrag wahr?
Generalvikar Gerte: Dietholf Schröder wurde im Jahr 2014 zum Diakon der nordisch-katholischen Kirche ordiniert. Er verließ im Jahr 2018 die nordisch-katholische Kirche und ist ihr in diesem Jahr wieder beigetreten; er wurde aber bisher weder erneut inkardiniert, noch besitzt er einen Seelsorgeauftrag im Namen der nordisch-katholischen Kirche.
KNA: Herr Schröder hat mit einem römisch-katholischen Diakon und einem ehemals römisch-katholischen Priester vor drei Wochen eine neue Organisation namens „Verein für christliche Seelsorge in Freiheit“ gegründet. Ist Ihnen dazu etwas bekannt? Falls ja, wie stehen Sie dazu?
Generalvikar Gerte: Über die Gründung des ‚Vereins für christliche Seelsorge in Freiheit‘ sind wir informiert worden. Natürlich begrüßen wir die Absicht des Vereins, Menschen in seelsorglichen Notsituationen beizustehen. Kritisch sehen wir das beschriebene Vorhaben, Sakramentenspendung ohne Bindung an die Kirche zu ermöglichen (vgl. MainPost vom 14.06.23). Nach unserer ekklesiologischen Überzeugung — im Anschluss an die alte, ungeteilte Kirche — erfordert die Feier und Spendung der Sakramente in aller Regel die Einbindung in die Gemeinschaft der Kirche und einen bischöflichen Auftrag.
Wir hoffen, dass der entstandene Konflikt zwischen den beteiligten Personen und dem Bistum Würzburg so bald wie möglich beigelegt wird. Eine Beteiligung an dieser Auseinandersetzung liegt uns fern.
Die internationale Bischofskonferenz (ICBC) der altkatholischen Union von Scranton hat auf ihrer Sitzung am 24. April 2023 den Wechsel der bischöflichen Aufsicht für die deutsche Administratur der Nordisch-katholischen Kirche beschlossen. Die Amtsgeschäfte wurden von dem bisherigen bischöflichen Delegaten der Union von Scranton, Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad, an den Diözesanbischof der Nordisch-katholischen Kirche in Skandinavien, Bischof Ottar Mikael Myrseth, übergeben.
Im Jahr 2012 gründete Bischof Dr. Flemestad im Auftrag der Union von Scranton eine mitteleuropäische Administratur als Mission der Nordisch-katholischen Kirche Skandinaviens und entwickelte diese in den Folgejahren segensreich weiter. Es entstanden Gemeinden in Bayern, Ungarn, Nordrhein-Westfalen, der Slowakei, Norditalien und Rheinland-Pfalz. In der Administratur beheimatet sind der Orden von Port Royal mit dem Kloster in Kaufbeuren und die Augustinus-Gemeinschaft. Die Verwaltung weltlich-juristischer Angelegenheiten kommt dem — von Bischof Flemestad als kirchlicher Verein anerkannten — Martinuswerk e.V. zu.
Um die geleistete Arbeit und die großen Verdienste zu würdigen, wird für Bischof Roald Nikolai und seine Frau Kirsten Flemestad eine feierliche Verabschiedung in Deutschland stattfinden. Möge der Herr ihren weiteren Lebensweg segnen!
Aus den Eigentexten zur heiligen Eucharistie des Hochfests (1. Mai)
Introitus
Ps 133
Seht, wie schön und wie lieblich ist’s, wenn Brüder auch friedlich beisammen wohnen!
2Das gleicht dem köstlichen Öl auf dem Haupt, das herabtroff in den Bart,
in Aarons Bart, der niederwallte auf den Saum seiner Gewandung.
3Es gleicht dem Hermon-Tau, der niederfällt auf die Berge Zions;
denn dorthin hat der HERR den Segen entboten, Leben bis in Ewigkeit.
Tagesgebet
Allmächtiger Gott! Dich wahrhaftig zu erkennen bedeutet ewiges Leben. Verleihe uns, dass wir vollkommen erkennen, dass Dein Sohn der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, so wie Du den heiligen Philippus und die anderen Apostel gelehrt hast. Durch denselben Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist, ein einiger Gott, lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Lesung
Jak 1,1–12
Aus dem Brief des heiligen Apostels Jakobus.
Ich, Jakobus, ein Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, sende den zwölf in der Zerstreuung lebenden Stämmen meinen Gruß. 2Erachtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet; 3ihr erkennt ja, dass die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt. 4Das standhafte Ausharren muss aber zu voller Betätigung führen, damit ihr vollkommen und tadellos seid und sich in keiner Beziehung ein Mangel an euch zeigt. 5Sollte aber jemand von euch Mangel an Weisheit haben, so erbitte er sie sich von Gott, der allen ohne weiteres und ohne laute Vorwürfe gibt: dann wird sie ihm zuteil werden. 6Nur bitte er im Glauben, ohne irgendeinen Zweifel zu hegen; denn wer da zweifelt, der gleicht einer vom Wind getriebenen und hin und her geworfenen Meereswoge. 7Ein solcher Mensch darf nicht erwarten, dass er etwas vom Herrn empfangen werde, 8er, ein Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig auf allen seinen Wegen. 9Es rühme sich aber der niedrig stehende Bruder seiner Hoheit, 10der reiche dagegen seiner Niedrigkeit, weil er wie die Blumen des Grases vergehen wird. 11Denn die Sonne geht mit ihrer Glut auf und versengt das Gras; dann fallen seine Blumen ab, und seine ganze Schönheit ist dahin (Jes 40,6-7): so wird auch der Reiche in seinen Wegen verwelken. – 12Selig ist der Mann, der die Versuchung standhaft erträgt! Denn nachdem er sich bewährt hat, wird er das Leben als Siegeskranz empfangen, den Er denen verheißen hat, die Ihn lieben.
Frohe Botschaft
Joh 14,1–14
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus: 1»Euer Herz erschrecke nicht! Vertrauet auf Gott und vertrauet auf mich! 2In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten; 3und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit da, wo ich bin, auch ihr seid. 4Und wohin ich gehe – den Weg dahin kennt ihr.« 5Da sagte Thomas zu ihm: »Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst: wie sollten wir da den Weg kennen?« 6Jesus antwortete ihm: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. 7Wenn ihr mich erkannt hättet, würdet ihr auch meinen Vater kennen; von jetzt an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.« 8Philippus sagte zu ihm: »Herr, zeige uns den Vater: das genügt uns.« 9Da sagte Jesus zu ihm: »So lange Zeit schon bin ich mit euch zusammen, und (trotzdem) hast du mich noch nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen; wie kannst du sagen: ›Zeige uns den Vater!‹ 10Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, spreche ich nicht von mir selbst aus, nein, der Vater, der dauernd in mir ist, der tut seine Werke. 11Glaubet mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubt doch um der Werke selbst willen!« 12»Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch vollbringen, ja er wird noch größere als diese vollbringen; 13denn ich gehe zum Vater, und alles, um was ihr (dann) in meinem Namen bitten werdet, das werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht werde. 14Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bitten werdet, so werde ich es tun.