Glaube bedeutet Vertrauen – Zum Marienmonat Mai. Br. Joe Obl. OPR

Dass viel auch in Puncto Hyperdulie hilft, darf jeder für sich hoffen und glauben,
solange der dreieine G’tt stets der alles bewegende Mittelpunkt bleibt.

Mal ehrlich, würdet Ihr mir zutrauen, dass ich den Motorschaden an Eurem Auto wieder reparieren könnte?
Ihr traut mir das nicht zu?
Ok, ich traue mir das selbst nicht zu!

Andere Frage: „Traue ich Gott zu, dass er von den Toten auferstanden ist?“, oder eine noch grundsätzlichere Frage: „Traue ich Gott zu, dass es ihn überhaupt gibt?“
Wenn ich diese Fragen eindeutig mit JA beantworten kann, dann frage ich mich, warum ich ihm oft so wenig vertraue?

Dass es aber im Leben des Christen grundsätzlich auf das sprichwörtliche Gottvertrauen, auf das Vertrauen auf die Existenz Gottes ankommt, das wird doch besonders deutlich, wenn wir das Wort „Glauben“ durch das Wort „Vertrauen“ ersetzen.

„Dein Glaube hat dir geholfen“ oder „Dein Glaube hat dich gerettet“, „…hat dich gesund gemacht“, so heißt es an verschiedenen Stellen im Neuen Testament …
Ich bin mal ganz bewusst hingegangen und habe in den Evangelien „rumgelesen“ und immer dann, wenn das Wort „Glauben“ auftauchte, habe ich es durch „Vertrauen“ ersetzt. Das war für mich spannend, lustig, ernüchternd, beschämend und frohmachend!

Im neuzeitlichen Sprachgebrauch bezeichnet „Glaube“ ein „Fürwahrhalten“ von etwas, was man nicht genau weiß, und allzu oft sagen wir spöttisch: „Was man nicht wissen kann, muss man halt glauben!“
Glauben bedeutet umgangssprachlich demnach eine ungewisse Vermutung. Für den Christen bezeichnet Glaube hingegen ein Festwerden im Vertrauen auf Gott.

Es ist Mai, der Wonnemonat, der Marienmonat. Ich denke an die „Maialtärchen“, die in meinen Kindertagen überall an und in den Häusern aufgestellt wurden, an die Maiandachten, die Wallfahrten, die blumenreich geschmückten Marienaltäre und Muttergotteskapellchen und an die vielen Titel, die Maria bereits verliehen wurden.

Darunter viele berechtigte Ehrentitel wie: Meerstern, allerseeligste Jungfrau, Trösterin der Betrübten, Lilie ohne gleichen, Rose ohne Dornen… Aber auch an viele Titel mit denen ich persönlich ein Problem habe, wie z.B. Zuflucht der Sünder, Heileshort, Mitterlöserin, … der man Gut, Blut und Leben und alles, was man hat und ist, geben soll… 

Bei solchen Anrufungen kommen mir Zweifel, ob sich alle Betenden darüber im Klaren sind, dass Maria keine „Miterlöserin“ ist, dass Anbetung, Gut, Blut und Leben nur Gott alleine gebühren und dass es einen Unterschied gibt, zwischen Anrufung, Verehrung und Anbetung.

Gott alleine gebührt die Verherrlichung und Anbetung, die sogenannte Latreia. Engel und Heilige hingegen, werden verehrt, was als Dulia bezeichnet wird.
Nun kommt Maria (biblisch durchaus begründet) die Hyperdulia, die höchste Verehrung zu, aber verehren und um Fürsprache bitten, sind etwas ganz anderes als Anbetung.  

Eine ältere Dame in meinem Heimatort war fest davon überzeugt, dass man am besten immer die Muttergottes bittet, wenn man ein Anliegen habe, denn seiner Mutter würde der Herrgott keinesfalls eine Bitte abschlagen und führte als „schriftlichen“ Beweis die unzähligen Danksagungen an, die überall an den Marienwallfahrtsorten angebracht sind.

Da stellen sich mir einige Fragen: „Wie groß ist denn mein Vertrauen in die gütige Allmacht Gottes? Wie groß ist mein Vertrauen in die grenzenlose Liebe Gottes, wie groß ist meine Angst vor Gott, wenn ich mich unter dem Mantel Marias verstecken muss und sie vorschieben muss, wenn ich Gott um etwas bitten will?“

Eines Tages fuhr ich (damals knapp 23) mit meinem ersten selbstgekauften, tiefergelegten, mit Spoilern, breiten Reifen und Bassboxen aufgewerteten Escort-Cabriolet zu schnell in eine scharfe Kurve, aus der das Auto dann hinausflog, sich jenseits der Leitplanke überschlug und schließlich in einer Viehweide wieder auf den vier Rädern stand.
Das Radio und ich waren noch ganz, alles andere war hinüber.

Meine Großtante meinte, dass ich gefälligst der Muttergottes zu danken habe, dass mir nichts passiert sei…!
…der daraufhin angeschaffte neue fahrbare Untersatz war eine alte, kleine, italienische Rostbeule, in die es reinregnete und ständig überbrückt werden musste, mit defekter Kopfdichtung, wahlweise Öl im Kühlwasser oder Kühlwasser im Öl.

Wenn dieses Auto mal wieder nicht ansprang, dann empfahl meine Oma mütterlicherseits, ich sollte mich mit meinem Autoproblem an die Muttergottes wenden… Was ich dann mit einem einsichtigen „Danke für den Tipp!“ kommentierte.

Ich habe keine Ahnung von Autos, aber ich habe einen Freund der KFZ-Meister ist … und wieder einmal hatte ich ein Auto, bei dem es an Zuverlässigkeit mangelte.
Eines Tages begann es zu stottern, anfänglich nur selten, dann öfter und immer häufiger, schließlich fuhr es gar nicht mehr … zweifellos, ich hätte schon viel früher meinen Freund aufsuchen müssen, aber naja, ich habe mal wieder gewartet bis nichts mehr ging.

Also machte ich mich zu Fuß auf den Weg zu ihm, er war aber nicht zu Hause. Seine Mutter ließ mich herein und bat mich, am Tisch Platz zu nehmen, um dort auf ihn zu warten.
Die Zeit des Wartens überbrückte ich damit, ihr zu erzählen, was mit meinem Auto los war.

Die Mutter meines Freundes hörte sich geduldig an, was ich ihr erzählte, aber mein Auto konnte sie nicht reparieren. Sie hatte von Autos ebenso wenig Ahnung wie ich. Aber sie tröstete mich immer wieder zwischendurch, indem sie auf ihren Sohn verwies, der das wieder in Ordnung bringen würde, und reichte mir einen vorzüglich schmeckenden Hefezopf und einen herrlich duftenden Kaffee.

Als schließlich mein Freund zur Tür herein kam, da sagte seine Mutter: „Komm erzähl mal, was mit Deinem Auto los ist!“
Mein Freund setzte sich zu mir an den Tisch, schüttete sich eine Tasse Kaffee ein, ich erzählte, was mit meinem Auto war, und er aß ein Stück Hefezopf. Danach holten wir meinen Wagen, und er brachte ihn in Ordnung.

Was ich damit sagen möchte ist, dass es eigentlich völlig egal war, ob die Mutter meines Freundes von meinem Autoproblem wusste oder nicht. Dadurch wurde es keinen Deut schneller wieder fahrtüchtig. Reparieren konnte es nur mein Freund selbst.

Aber die Mutter war da, ich musste nicht draußen stehen oder alleine zu Hause sitzen auf heißen Kohlen und darauf hoffen dass mein Auto bald wieder läuft. Es war tröstlich für mich, der Mutter meines Freundes meine Autosorgen erzählen zu können, und sie hörte mir geduldig zu und tröstete mich mit Hefezopf und Kaffee.

Mein Freund hätte mir das Auto selbstverständlich auch dann repariert, wenn ich vorher nicht bei seiner Mutter gewesen wäre. Aber dann hätte ich vielleicht draußen im Regen auf ihn gewartet. Repariert werden konnte das Auto allerdings erst, nachdem ich meinem Freund aus meiner Sicht schilderte, was mit dem Auto nicht stimmte, und die Mutter hat mir die Zeit des Wartens angenehm gestaltet.

Ich mag den Mai, den Wonnemonat, und zu Marienwallfahrtsorten gehe ich im Mai besonders gerne, um mich in schöner Umgebung mit Gott zu treffen. Maria sorgt an diesen Orten für eine angenehme Atmosphäre.
Bildlich gesprochen reicht sie den Hefezopf und den herrlich duftenden Kaffee.

Meinen Motor allerdings kann nur der Sohn reparieren, und ihm darf ich mich so nähern, wie ich bin, mit all meinen Macken, Fehlern und Nöten. Und wenn wieder irgendwo mal das Gerücht auftaucht, dass Maria Tränen weint, dann frage ich mich, ob sie so traurig ist, weil viele Menschen sich nicht trauen, mit ihren Sorgen, Ängsten und Nöten direkt zu Jesus zu kommen.

* Anm. der Redaktion: Mehr zum Thema altkatholische Marienverehrung gibt es z. B. hier (allgemein) oder hier (Fachbeitrag).