‚Herr, öffne meine Lippen — damit mein Mund Deinen Ruhm verkünde‘

Nordisch-katholische Tagzeitenliturgie: Altkirchlich und aktuell

[UPDATE Juni 2022: aktualisierte bibliographische Angaben durch Neuauflage]

Das soeben in unserer Schriftenreihe erschienene Büchlein mit dem Titel „Abend- und Morgenlob“ will dazu einladen, das altkirchliche Gebet der Tagzeiten wiederzuentdecken — und zwar als gemeindliches, weder monastisches noch bloß auf Kathedralen beschränktes Morgen- und Abendlob. Dabei folgt es den frühesten Formen mit kontinuierlicher Tradition, wodurch sich auf natürliche Weise viele konfessionsverbindende Elemente ergeben — bis hin zu einer Harmonisierung alter west- und ostkirchlicher Formen.

Die enthaltenen Ordnungen für Morgen- und Abendlob folgen in ihrem Aufbau exakt den Vorgaben für Laudes und Vesper aus der Regel des heiligen Benedikt von Nursia. Diese bietet sich besonders an, da sie nicht nur vom stadtrömischen Stundengebet, sondern auch — vermittelt durch den heiligen Johannes Cassian — vom Tagzeitengebet orientalischer Klöster und Basiliken geprägt ist. Die benediktinischen Laudes an Sonntagen sind immer noch sehr nah am Morgen-Offizium altkirchlicher Kathedralen. (Die benediktinische Vesper ist dagegen eher monastisch geprägt.)

Es ergibt sich an einigen Stellen ein Auslegungsspielraum, der zum einen ein gewisses Maß an pastoraler Flexibilität erlaubt und zum anderen weitere Harmonisierungen zwischen ost- und westkirchlicher Tradition — wohlgemerkt ohne Ritenmischung — ermöglicht. Beispielsweise schreibt die Benediktsregel die Lesungen, Responsorien und Hymnen nicht genau vor, auch bei den vorgesehenen Lobgesängen (Cantica) aus dem Alten und dem Neuen Testament gibt es Auswahlmöglichkeiten. Ferner kennt schon die Benediktsregel eine gewisse Variabilität der Psalmenauswahl bei den großen Horen Laudes und Vesper, zumindest nach Wochentagen; dies wurde hier weiter verallgemeinert.

Bei der Einteilung der Psalmen- und Schriftlesungen findet (optional) eine Anleihe beim klassischen anglikanischen Ritus statt. Schon die englische Liturgiereform von 1549 verfolgte ja eine Wiederbelebung des zweimal täglichen Gemeinde-Offiziums, indem sie die benediktinischen Horen zusammenlegte und den Psalter über einen Monat verteilte. Dieser Monatspsalter ist hier — zusätzlich zur ursprünglichen benediktinischen Auswahl der Laudes- und Vesper-Psalmen — ebenfalls als Tabelle aufgenommen; dabei wurde zudem die altkirchliche Zuordnung bestimmter Psalmen zum Abend- oder zum Morgenlob (auf der Grundlage neuerer liturgiewissenschaftlicher Studien) berücksichtigt. Die anglokatholische Liturgiereform der englischen Staatskirche von 1928 schuf darüber hinaus eine Perikopenordnung für das Tagzeitengebet, die dem traditionellen westlichen Kirchenjahr folgt und einmal jährlich durch den größten Teil der Heiligen Schrift führt; auch dieses Lektionar ist hier in Tabellenform abgedruckt. Wichtige Heiligenfeste bleiben dabei keineswegs unberücksichtigt.

Selbstverständlich sind die liturgischen Ordnungen für Abend- und Morgenlob auch für den Gesang eingerichtet. Vor dem abschließenden Gebetsteil, der sich teils ostkirchlicher Tradition, teils älterer altkatholischer Tradition verdankt, findet sich eine kleine Auswahl kirchlicher Abend- und Morgenlieder einschließlich deutscher Übertragungen der wichtigsten überlieferten Hymnen des Tagzeitengebets. Dies ermöglicht eine Anpassung des Offiziums an die jeweilige Zeit im Kirchenjahr und an allfällige pastorale Besonderheiten.

Lassen auch Sie sich anstecken von der Freude am Feiern der Tagzeitenliturgie!

Abend- und Morgenlob.
Offizium der Tagzeiten altkirchlicher Tradition
Herausgeber: F. Irenäus Herzberg

Neuauflage 2022:
Gebundenes Buch mit Fadenheftung, 124 Seiten.
Kleinformat (12cm x 19cm); 28,00 € inkl. MwSt.
Beziehbar direkt vom Verlag oder im Buchhandel:
ISBN 9783755759171