„Was schaut ihr in den Himmel“? von Br. Josef Obl.OPR

Als ich etwa 18 Jahre alt war, da las ich das Buch Ein Mensch namens Jesus, einen Roman von Gérald Messadié. Ich habe den Schinken regelrecht verschlungen.

Der Autor erzählt entlang von historischen und biblischen Ereignissen, die Geschichte eines Jesus, der im Laufe der Jahre, aufgrund seiner Herkunft und seiner Lebensumstände schrittweise in seine Bestimmung als Messias hineinwächst.

Viele Erzählungen des Buches unterliegen der dichterischen Freiheit, verschmelzen aber ganz selbstverständlich mit biblischen Erzählungen und Berichten aus den Apokryphen [Anm. d. Red.: Es gibt wissenschaftlich genauer gearbeitete Jesus-Bücher, z. B. vom Neutestamentler Gerd Theißen Der Schatten des Galiläers].

Messadié beschreibt einen Jesus, der seiner Zeit voraus, sehr auf- und abgeklärt wirkt. Einen Jesus, der in jungen Jahren viel ‚rumgekommen ist. Auf seinen Auslandsreisen hat sich die Romanfigur viel Wissen angeeignet, auch über Krankheit und Heilung, so dass die Leute in Galiläa schnell beeindruckt sind von seiner Wortgewalt und seine Heilungen als Wunder bezeichnen.

Der Jesus des Gérald Messadié ist ein „systemkritischer“ Jude, der bei seinen öffentlichen Auftritten zu sozialen Reformen und unkonventionellen Lebensweisen aufruft, was bei der Bevölkerung nicht nur auf Zustimmung sondern auch auf Ablehnung stößt. So kommt es, wie es kommen musste, Jesus wird zum Tode verurteilt.

In der Romanerzählung ist Jesus aber nicht tot, er überlebt die Kreuzigung schwer verletzt, aber er überlebt sie. Die Wachen am Grab werden von seinen Anhängern bestochen, die ihn daraufhin in einem Versteck gesund pflegen.

Die Erzählung endet damit, dass Jesus nach seiner Genesung zum Meer reist. Auf dem Weg dorthin begegnet er zwei seiner ehemaligen Jünger in Emmaus. Er isst mit ihnen zu Abend und reist am nächsten Morgen weiter nach Joppe, von wo er nach Asien einschifft.

Ich kann mich noch gut an die Gedanken und Gefühle erinnern, die ich damals hatte, als ich am Ende das Buch zuschlug. Es waren die Gefühle, die wohl jeden Menschen ergreifen, wenn jemand so definitiv verschwindet. Schrecken und Entsetzen, vertrauende Ergebenheit, beobachtende Faszination und Ratlosigkeit.

Die Erzählung Messadiés führte in mir unweigerlich zu der Frage, die sich die Menschen angesichts der Tage zwischen Karfreitag, Ostern und Himmelfahrt immer wieder stellen: „Was, wenn Jesus nicht Auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist?“

Die Frage ist so alt, wie das Christentum selbst, und immer wieder wurde und wird diese Frage von Anhängern anderer Religionen, Atheisten und pluralistischen Theologen aufgegriffen und als denkbare Variante und aus rein medizinisch-biologischer Sicht als Möglichkeit mit der höchsten Wahrscheinlichkeit in den Raum gestellt.

„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut in den Himmel hoch?“ (Apg 1,11)

Auch für die engsten Vertrauten um Jesus, seine Gefährten und Freunde, war es kaum zu glauben, dass Jesus am dritten Tag von den Toten auferstanden sei. Er begegnete nach seiner Auferstehung vielen von ihnen, aber sie erkannten ihn nicht. Fast alle Erzählungen in denen der auferstandene Jesus seinen Freunden begegnet berichten davon, dass ihn keiner erkennt. Am leeren Grab hält Maria Magdalena ihn für den Gärtner, die Jünger auf dem Weg nach Emmaus gehen stundenlang neben ihm und merken nichts, die Jünger am See Tiberias sehen einen Mann am Seeufer und wussten nicht, dass es Jesus war.

Auf die Frage, was ist, wenn Jesus nicht auferstanden und in den Himmel aufgefahren wäre, antwortet Paulus auf seine ihm ureigene Art: „… (dann) sind wir die bedauernswertesten unter allen Menschen!“ (vgl. 1 Kor 15,19).

Bedauerlich fand ich den Schluss im Roman von Messadié, bedauerlich finde ich, dass es sogar Menschen gibt, die sich selbst als Christen bezeichnen, aber eine pluralistische Religionstheologie vertreten, der zufolge jede Religion die gleiche Heilsfunktion erfüllen kann.
Bedauerlich finde ich, dass es Christen gibt, die die Worte Jesu nicht ernstnehmen, die er sagte, unmittelbar bevor er in den Himmel aufgenommen wurde (vgl. Mk 16,15-20):
– Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet allen das Evangelium!
– Führt die Menschen zum Glauben und tauft sie, damit sie das ewige Leben haben!
– Legt den Kranken die Hände auf und betet für sie.

Ich bin froh, dass wir nicht da stehen und mit offenem Mund nach oben schauen so wie die Jünger, als Christus in den Himmel aufgefahren ist. Zu ihnen sagten die Engel: „Ihr Männer aus Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel hoch?“
Ich bin froh, dass wir eine Kirche mit Herz und Eifer sind! Christus ist auferstanden und in den Himmel aufgefahren, das ist ein Grund zum Feiern, und das dürfen wir gleich zweimal feiern, morgen im Gottesdienst und nachmittags auf der Grillparty! … Denn er ist bei uns „alle Tage bis zum Ende der Welt“ (vgl. Mt 28,20).

Glaube bedeutet Vertrauen – Zum Marienmonat Mai. Br. Joe Obl. OPR

Dass viel auch in Puncto Hyperdulie hilft, darf jeder für sich hoffen und glauben,
solange der dreieine G’tt stets der alles bewegende Mittelpunkt bleibt.

Mal ehrlich, würdet Ihr mir zutrauen, dass ich den Motorschaden an Eurem Auto wieder reparieren könnte?
Ihr traut mir das nicht zu?
Ok, ich traue mir das selbst nicht zu!

Andere Frage: „Traue ich Gott zu, dass er von den Toten auferstanden ist?“, oder eine noch grundsätzlichere Frage: „Traue ich Gott zu, dass es ihn überhaupt gibt?“
Wenn ich diese Fragen eindeutig mit JA beantworten kann, dann frage ich mich, warum ich ihm oft so wenig vertraue?

Dass es aber im Leben des Christen grundsätzlich auf das sprichwörtliche Gottvertrauen, auf das Vertrauen auf die Existenz Gottes ankommt, das wird doch besonders deutlich, wenn wir das Wort „Glauben“ durch das Wort „Vertrauen“ ersetzen.

„Dein Glaube hat dir geholfen“ oder „Dein Glaube hat dich gerettet“, „…hat dich gesund gemacht“, so heißt es an verschiedenen Stellen im Neuen Testament …
Ich bin mal ganz bewusst hingegangen und habe in den Evangelien „rumgelesen“ und immer dann, wenn das Wort „Glauben“ auftauchte, habe ich es durch „Vertrauen“ ersetzt. Das war für mich spannend, lustig, ernüchternd, beschämend und frohmachend!

Im neuzeitlichen Sprachgebrauch bezeichnet „Glaube“ ein „Fürwahrhalten“ von etwas, was man nicht genau weiß, und allzu oft sagen wir spöttisch: „Was man nicht wissen kann, muss man halt glauben!“
Glauben bedeutet umgangssprachlich demnach eine ungewisse Vermutung. Für den Christen bezeichnet Glaube hingegen ein Festwerden im Vertrauen auf Gott.

Es ist Mai, der Wonnemonat, der Marienmonat. Ich denke an die „Maialtärchen“, die in meinen Kindertagen überall an und in den Häusern aufgestellt wurden, an die Maiandachten, die Wallfahrten, die blumenreich geschmückten Marienaltäre und Muttergotteskapellchen und an die vielen Titel, die Maria bereits verliehen wurden.

Darunter viele berechtigte Ehrentitel wie: Meerstern, allerseeligste Jungfrau, Trösterin der Betrübten, Lilie ohne gleichen, Rose ohne Dornen… Aber auch an viele Titel mit denen ich persönlich ein Problem habe, wie z.B. Zuflucht der Sünder, Heileshort, Mitterlöserin, … der man Gut, Blut und Leben und alles, was man hat und ist, geben soll… 

Bei solchen Anrufungen kommen mir Zweifel, ob sich alle Betenden darüber im Klaren sind, dass Maria keine „Miterlöserin“ ist, dass Anbetung, Gut, Blut und Leben nur Gott alleine gebühren und dass es einen Unterschied gibt, zwischen Anrufung, Verehrung und Anbetung.

Gott alleine gebührt die Verherrlichung und Anbetung, die sogenannte Latreia. Engel und Heilige hingegen, werden verehrt, was als Dulia bezeichnet wird.
Nun kommt Maria (biblisch durchaus begründet) die Hyperdulia, die höchste Verehrung zu, aber verehren und um Fürsprache bitten, sind etwas ganz anderes als Anbetung.  

Eine ältere Dame in meinem Heimatort war fest davon überzeugt, dass man am besten immer die Muttergottes bittet, wenn man ein Anliegen habe, denn seiner Mutter würde der Herrgott keinesfalls eine Bitte abschlagen und führte als „schriftlichen“ Beweis die unzähligen Danksagungen an, die überall an den Marienwallfahrtsorten angebracht sind.

Da stellen sich mir einige Fragen: „Wie groß ist denn mein Vertrauen in die gütige Allmacht Gottes? Wie groß ist mein Vertrauen in die grenzenlose Liebe Gottes, wie groß ist meine Angst vor Gott, wenn ich mich unter dem Mantel Marias verstecken muss und sie vorschieben muss, wenn ich Gott um etwas bitten will?“

Eines Tages fuhr ich (damals knapp 23) mit meinem ersten selbstgekauften, tiefergelegten, mit Spoilern, breiten Reifen und Bassboxen aufgewerteten Escort-Cabriolet zu schnell in eine scharfe Kurve, aus der das Auto dann hinausflog, sich jenseits der Leitplanke überschlug und schließlich in einer Viehweide wieder auf den vier Rädern stand.
Das Radio und ich waren noch ganz, alles andere war hinüber.

Meine Großtante meinte, dass ich gefälligst der Muttergottes zu danken habe, dass mir nichts passiert sei…!
…der daraufhin angeschaffte neue fahrbare Untersatz war eine alte, kleine, italienische Rostbeule, in die es reinregnete und ständig überbrückt werden musste, mit defekter Kopfdichtung, wahlweise Öl im Kühlwasser oder Kühlwasser im Öl.

Wenn dieses Auto mal wieder nicht ansprang, dann empfahl meine Oma mütterlicherseits, ich sollte mich mit meinem Autoproblem an die Muttergottes wenden… Was ich dann mit einem einsichtigen „Danke für den Tipp!“ kommentierte.

Ich habe keine Ahnung von Autos, aber ich habe einen Freund der KFZ-Meister ist … und wieder einmal hatte ich ein Auto, bei dem es an Zuverlässigkeit mangelte.
Eines Tages begann es zu stottern, anfänglich nur selten, dann öfter und immer häufiger, schließlich fuhr es gar nicht mehr … zweifellos, ich hätte schon viel früher meinen Freund aufsuchen müssen, aber naja, ich habe mal wieder gewartet bis nichts mehr ging.

Also machte ich mich zu Fuß auf den Weg zu ihm, er war aber nicht zu Hause. Seine Mutter ließ mich herein und bat mich, am Tisch Platz zu nehmen, um dort auf ihn zu warten.
Die Zeit des Wartens überbrückte ich damit, ihr zu erzählen, was mit meinem Auto los war.

Die Mutter meines Freundes hörte sich geduldig an, was ich ihr erzählte, aber mein Auto konnte sie nicht reparieren. Sie hatte von Autos ebenso wenig Ahnung wie ich. Aber sie tröstete mich immer wieder zwischendurch, indem sie auf ihren Sohn verwies, der das wieder in Ordnung bringen würde, und reichte mir einen vorzüglich schmeckenden Hefezopf und einen herrlich duftenden Kaffee.

Als schließlich mein Freund zur Tür herein kam, da sagte seine Mutter: „Komm erzähl mal, was mit Deinem Auto los ist!“
Mein Freund setzte sich zu mir an den Tisch, schüttete sich eine Tasse Kaffee ein, ich erzählte, was mit meinem Auto war, und er aß ein Stück Hefezopf. Danach holten wir meinen Wagen, und er brachte ihn in Ordnung.

Was ich damit sagen möchte ist, dass es eigentlich völlig egal war, ob die Mutter meines Freundes von meinem Autoproblem wusste oder nicht. Dadurch wurde es keinen Deut schneller wieder fahrtüchtig. Reparieren konnte es nur mein Freund selbst.

Aber die Mutter war da, ich musste nicht draußen stehen oder alleine zu Hause sitzen auf heißen Kohlen und darauf hoffen dass mein Auto bald wieder läuft. Es war tröstlich für mich, der Mutter meines Freundes meine Autosorgen erzählen zu können, und sie hörte mir geduldig zu und tröstete mich mit Hefezopf und Kaffee.

Mein Freund hätte mir das Auto selbstverständlich auch dann repariert, wenn ich vorher nicht bei seiner Mutter gewesen wäre. Aber dann hätte ich vielleicht draußen im Regen auf ihn gewartet. Repariert werden konnte das Auto allerdings erst, nachdem ich meinem Freund aus meiner Sicht schilderte, was mit dem Auto nicht stimmte, und die Mutter hat mir die Zeit des Wartens angenehm gestaltet.

Ich mag den Mai, den Wonnemonat, und zu Marienwallfahrtsorten gehe ich im Mai besonders gerne, um mich in schöner Umgebung mit Gott zu treffen. Maria sorgt an diesen Orten für eine angenehme Atmosphäre.
Bildlich gesprochen reicht sie den Hefezopf und den herrlich duftenden Kaffee.

Meinen Motor allerdings kann nur der Sohn reparieren, und ihm darf ich mich so nähern, wie ich bin, mit all meinen Macken, Fehlern und Nöten. Und wenn wieder irgendwo mal das Gerücht auftaucht, dass Maria Tränen weint, dann frage ich mich, ob sie so traurig ist, weil viele Menschen sich nicht trauen, mit ihren Sorgen, Ängsten und Nöten direkt zu Jesus zu kommen.

* Anm. der Redaktion: Mehr zum Thema altkatholische Marienverehrung gibt es z. B. hier (allgemein) oder hier (Fachbeitrag).

Sag Dich los! — Gedanken von Br. Maximilien OPR

Ja, liebe Brüder und Schwestern, Fastenzeit ist immer noch angesagt. Erstaunlich finde ich, dass in den öffentlichen Medien auch davon die Rede ist, ja, sogar kurz vor 22 Uhr ist auf Antenne Bayern ein täglicher Beitrag dazu zu hören. Dass so etwas in Deutschland immer noch existiert, wundert mich als Franzosen, denn bei uns ist es längst vorbei …

Also Fastenzeit ist wieder angesagt … und drüber sollte man sich freuen? – Ja, natürlich sollte man sich drüber freuen, denn wir sind ja gute Katholiken, und wir wollen Jesus nachfolgen, also dürfen wir uns freuen, wenn wir leiden müssen, denn dies macht uns Ihm ähnlich, juhu, wieder leiden!!!

Na ja … sicherlich nicht ganz falsch, aber nicht unbedingt meine Ansicht … Denn Fasten kann (sollte …) auch was Positives sein.
Als wir Kinder waren, haben wir mit Stroh gespielt. Ich sehe es noch vor mir; und genauso sinnlos, wie es mir damals schon erschien (ob ich denn so reif war oder einfach nur gelangweilt, sei bitte dahingestellt…), erscheint es mir heute noch: uns wurde von der alten Katechismus-Lehrerin ein Blatt Aluminium-Folie gegeben mit kleinen Strohstücken.

Die Idee war, dass man für jedes Opfer, jeden Verzicht, den man die Woche über gemacht hatte, ein Stück Stroh in die Folie tat.
Geprüft wurde am Mittwoch danach, wie viele Opfer von wem dargebracht wurde, dem Erfolgreichsten wurde dann gratuliert.

Sinnlos sagt Ihr? Mein´ ich eigentlich auch, aber zumindest hätte man es als Ermutigung betrachten können nach dem Motto: „Naja, es ist doch nicht so schwierig, Jesus nachzufolgen!“ Wäre dies jedoch der persönliche Schluss von jedem Einzelnen gewesen, dann wäre ich doch nicht so gelangweilt gewesen … , denn so wurde uns das Fasten nicht beigebracht.

Wollte man sich aber etwas vom Kindergarten-Gedöns lossagen, gäbe es eigentlich viel, worauf wir uns freuen könnten.
Ganz nebenbei gesagt: Fasten ist vor allem eine Art von Gebet. Als Erstes nenne ich einfach die Wiederholung: alle Jahre wieder, so schien es mir für lange Zeit zu sein.

Die katholischen Kirche, die hat ihren Rhythmus, und alle Jahre wieder „wiederholt“ sich das Ganze, zumindest für den Außenstehenden, denn der Christ kann es als Chance betrachten: Es tut gut zu wissen, dass es Dinge gibt, die das Zeitliche doch nicht ganz abgeschafft hat, die wiederkommen und doch jedes Mal immer wieder neu sind; wie eine Art Meditation durch das Jahr, ja, durch das Leben sogar, bekomme ich immer wieder die Chance, meine Beziehung zu Gott zu erneuern, mich aufs Wesentliche zurück zu besinnen. Die Welt dreht sich weiter, die Kirche nicht …

Dies zu wissen, tut gut! Was soll dann nach der Chance zur Erneuerung folgen? Die Erneuerung selber? So sehe ich das auch! Dies geschieht durch eine Infragestellung der Wichtigkeit von kleinen Dingen des Alltags, diese Dinge, die nur für mich was bedeuten, die mir wichtig sind, die mich vielleicht auch noch belasten? Fastenzeit als Wagnis: Muss dies unbedingt sein? Brauche ich jenes unbedingt? Ferner sogar: Was hat dies für einen Einfluss auf mich? Also probieren wir es mal ohne, mal sehen, was dann passiert …

Die Zeit ist gekommen, sagt uns die Kirche, und wenn andere schon dabei sind, dann mache ich das auch… und Schwuppdiwupp (Danke, Wilhelm Busch) verschwanden gestern sechs Computerspiele von meinem PC!
Was bleibt dann übrig, das Leiden? Hat es mir etwa Leidgetan? Wird es mir auch Leidtun, die DVDs in die Tonne zu schmeißen? (Da wird man sogar hellsichtig…)
Nein, es ist eine Befreiung, endlich konnte ich mich davon lossagen, von Sachen, die ich bis jetzt geliebt habe, stundenlang damit gespielt habe, an denen ich Spaß hatte, wie noch was, bye bye, auf Wiedersehen, und kommt nicht zurück!

Das ist Fastenzeit, das sind die kleinen Freuden des Alltags, die kleinen Wagnisse, die die Fastenzeit möglich macht. Als nächstes folgt ein Blick in die Zukunft: erstmal in die Mülltonne mit allem, was belastet.
Wer im Frühjahr sein Haus nicht putzt, aufräumt, auffrischt, den verstehen selbst seine Nachbarn nicht mehr. Wir sollen Christus nachfolgen und sind dazu eingeladen, im Gebet mit Gott enger in Kontakt zu treten. Gott kennt den Weg, Er weiß, was ihn uns erschwert, und Er, nur Er, kann uns dazu bringen, uns von irdischen Sachen loszusagen, die einfach ihre Zeit hatten, die einfach vorbei sind.

Denn es geht noch weiter, wir schauen hin zu Gott, zum Gekreuzigten, zu Dem, Der bald für jeden Einzelnen von uns Sein Leben hingeben wird, aber auch zu Dem, Der überhaupt für jeden Einzelnen ein irdisches Leben auf Sich genommen hat, zu Dem, Der es gewagt hat Sein Vertrauen in uns zu setzen, und da stellt sich die Frage: Wo werde ich dann sein, wenn es wieder passiert, denn wir wissen, dass es wieder passieren wird, dass Karfreitag kommt, und zwar schneller als gedacht!

Wo werde ich sein, in welcher Gruppe? Unter denen vielleicht, die schreien werden „Dieser soll nicht über uns herrschen! Ans Kreuz, und zwar sofort!“ Das bestimmt nicht. Werde ich den Mut haben, Sein Gesicht vor der ganzen Menschenmenge zu waschen? Werde ich unter dem Kreuz sein, wie Johannes, schön wär´s!

Aber es droht eine andere Gefahr: dass mir das alles egal sein könnte, die Gefahr, die die Dinge dieser Welt mit sich bringen, ja, man hat keine Zeit für sowas, man lebt doch nicht in einer verträumten Welt! Wie hätten die Jünger und Jesus selbst an meiner Stelle reagiert? Meine Probleme hatten sie doch nicht! Und Fastenzeit kommt nächstes Jahr wieder, also hab´ ich Zeit … naja, um diese Dinge geht es gerade, denn diese sind es, die es mir schwerer machen. Ich will zu Christus hin, wir wollen zu Christus hin, und je leichter, desto besser! Also sag Dich los, und viel Spaß bei der letzten Etappe dieser Fastenzeit!

Weniger ist mehr. Ist die Fastenzeit heute noch ein Thema? Gedanken von Gabriele Gerte

Fasten bedeutet ein Mehr und zugleich ein Weniger. Ein Weniger an Nahrung. Einfache Nahrung statt aufwendig zuzubereitender Lebensmittel steht auf dem Speiseplan, zum Beispiel einfache Eintöpfe statt üppiger Bratengerichte. Manche Menschen verzichten beim Fasten auf Süßes oder Alkohol. Sie betrachten dies als Opfer. Aber ist der Verzicht bestimmter Lebensmittelmittel bei der heutigen Vielfalt schon Fasten? Ich denke eher nicht.

Denken wir einmal daran, wenn wir aufgrund einer Operation einige Tage gar nichts essen dürfen und endlich nach vier Tagen ein Weißbrot mit Käse bekommen. Wie fühlen wir uns dann? Das belegte Brot kommt uns nun wie eine Köstlichkeit vor.

Wir bemerken, wie gedankenlos und selbstverständlich wir mit den wertvollen Nahrungsmitteln umgehen. Wenn man dann für Aschermittwoch teuren Fisch statt Fleisch kauft, ist das für mich noch kein Verzichten. Verzichten auf was? Verzichten bedeutet, ich gebe etwas auf, ich überwinde meine Gier und mein Verlangen auf etwas Bestimmtes – meinen sprichwörtlichen inneren Schweinehund. Ist damit Fasten gemeint? Ich denke, es geht um noch mehr.

Die Wochen vor Ostern könnten auch dazu genutzt werden, einmal mehr Ruhe einkehren zu lassen, mehr in sich zu gehen, mehr zu lernen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und unseren Geist zu entrümpeln. Auch hier kann ein Weniger ein Mehr sein. So könnte man zum Beispiel mehr lesen, ein gutes Buch zur Hand nehmen anstatt TV zu sehen.

Ich habe einmal die Fastenzeit zum Anlass genommen, mehr in der Bibel zu lesen. Eine weitere Möglichkeit wäre, an Exerzitien teilzunehmen. Man gibt also etwas Sinnloses zu Gunsten von etwas mehr Sinngebendem auf. Egoismus, Unmenschlichkeit, üble Nachrede, Habgier, Neid usw. sind schlechte Eigenschaften, die Unfrieden und Leid auslösen. Die Aufgabe und der Verzicht darauf bedeuten schon viel. Auch hier bedeutet das Weniger ein Mehr. Aber die Umwandlung der bösen Kräfte in gute, sinnvolle Handlungen wie Menschlichkeit zeigen, Not lindern usw. ist noch um vieles mehr wert.

Was bedeuten jedoch genau Verzicht und Aufgabe? Zunächst einmal wird nachgedacht, abgewogen und die Bequemlichkeit überwunden. Was ist sinnvoll? Was bringt es mir? Habe ich die Zeit dazu? Sinnvoll ist etwas, wenn es mir mehr gibt, mich im geistlichen Sinn bereichert, anderen hilft und ihnen tut, uns reifen lässt, uns weiterbringt, Erkenntnis schenkt und ganz einfach zufrieden macht.

Was bedeuten jedoch genau Verzicht und Aufgabe? Zunächst einmal wird nachgedacht, abgewogen und die Bequemlichkeit überwunden. Was ist sinnvoll? Was bringt mir mehr? Habe ich die Zeit dazu? Sinnvoll ist etwas, wenn es mir mehr gibt, mich im geistlichen Sinn bereichert, anderen hilft und ihnen tut, uns reifen lässt, uns weiterbringt, Erkenntnis schenkt und ganz einfach zufrieden macht. In diesem Sinn ist Verzicht und Wandlung positiv.

Es ist bekannt, dass Gier und jegliches Übermaß schädlich sind. Das merken wir schon nach einem reichlichen Essen und Alkoholgenuss. Auch die Gier nach immer mehr Geld und Konsumgütern – koste es, was es wolle – bekommt uns nicht. Man verliert das Maß. Alles haben zu wollen, verdirbt den Menschen. Wir verlieren uns. Wir geben dem Materiellen mehr Raum als unsere seelischen Bedürfnisse – aber „der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein“.

Das Materielle befriedigt nicht unsere seelisch ganz tief in uns sitzenden Bedürfnisse. Daher sind wir trotz allen Besitzes nicht glücklich. Wer kennt das nicht?
Es musste unbedingt die neue Bluse, der neue Fernseher sein. Und wenn wir das haben? Was ist dann? Fühlen wir uns zufriedener, glücklicher? Aber wie fühlen wir uns, wenn wir etwas gespendet haben, jemanden behilflich sein konnten?

Oder wie fühlen wir uns, statt einen Abend geist- und sinnlos zu vergeuden, nach einem guten Vortrag? Ich für meinen Teil fühle mich dann lebendiger, belebter und bereichert. Geben, was uns gegeben. Schon ein freundlicher Gruß oder ein Lächeln kann die Stimmung des Tages heben. Menschlichkeit zeigen. Einfach alles, was anregt und bereichert, bringt Erkenntnis und Zufriedenheit.

Fazit: Fasten und Verzicht sind positiv, ein Weniger und ein Mehr. Verzicht kann bereichern und uns Erkenntnis bringen. Es ist gut, Verzicht zu üben, weniger anzusammeln, sinnbildlich unseren Kühlschrank, Kleiderschrank und auch unseren Geist zu entrümpeln, Ballast abzuwerfen, wieder Maß zu halten in allen Dingen. Schlechte Eigenschaften sollen in gute Eigenschaften verwandelt werden. Wir sollen geben, was uns gegeben ist. Wenn wir uns bemühen, uns „geistlich“ zu bereichern, bringt es uns letztlich auch wieder Gott näher. Dafür eignet sich die Fastenzeit, und darum ist die Fastenzeit auch heute noch ein Thema.

Warum die Frauenordination kein Problem löst, aber neue schafft. Ein Kommentar

Gemälde Le Sacerdoce de la Vierge Marie (Detail), Schule von Amiens, 1438, Frankreich.
Anmerkung: Die Jungfrau Maria als Priesterin, das Jesuskind als pontifex maximus am „Bassgeigen“-Zipfel der Mutter? Sie trägt eine Stola und teilt die Kommunion aus? Ein Ministrant hält jedenfalls eine Tiara. Eine schöne Allegorie, die nichts beweisen will.

In letzter Zeit und besonders um den neulich begangenen Weltfrauentag herum haben Internetportale, die sich katholisch nennen, durch Artikel verstärkt den Eindruck erweckt, der Ruf nach der Frauenordination (= FO), also der Diakonen- und Priesterweihe von Frauen, sei in der römisch-katholischen Kirche ein vordringliches Problem – wenn nicht sogar das vordringlichste.

Die Argumente von Schrift und Tradition als die beiden Prinzipien, denen katholische und orthodoxe Theologie gemäß ihrem Selbstverständnis verpflichtet ist und die dem postmodernen Wunsch nach der FO eine deutliche und begründete Absage erteilen, werden von ihren Befürworterinnen und Befürwortern regelmäßig teils ignoriert, teils durch ständiges Widersprechen wegzureden versucht.

Dies ist nun nicht der Ort, die Debatte erneut aufzukochen, zumal die FO keine Fragestellung ist, die die Union von Scranton weiterhin beschäftigt. Dennoch wird der Konflikt auch gelegentlich an uns herangetragen, insofern wir aufgrund unserer orthodoxen Katholizität in Haftung für die römisch-katholische und die orthodoxe Kirche genommen werden.

Die Diskussion über die FO ist hauptsächlich an fünf Aspekten aufgehängt: 1. am exegetischen (die Schrift); 2. am dogmatischen (die Tradition); 3. am feministischen (die Gleichstellung); 4. neuerdings auch am juristischen (die vermeintliche Diskriminierung) und 5. am funktionalen (die Gewährleistung der Sakramentenspendung in Zeiten des Priestermangels). Zwangsläufig überlagern sich einzelne Aspekte.
Während der exegetische Befund zusammen mit dem dogmatischen andernorts kompetent erörtert ist (etwa hier), soll es im Weiteren überwiegend um den funktionalen Aspekt gehen, der analog auch auf die Zölibatsdiskussion angewendet wird: Gäbe es die FO bzw. einen freigestellten Zölibat, dann könnten überall die Sakramente oft genug und ausreichend gespendet werden – so die Behauptung.
Daher sei vorab der Hinweis erlaubt, dass es sich mindestens bei diesem Punkt der Diskussion um eine Sicht von gestern handelt, die in mittlerweile überholten Kirchenträumen vergangener Jahrzehnte hängen geblieben ist. Und wer sich damit noch lange aufhält, verschläft, dass es bald keine Gläubigen mehr gibt, die in ihren Gemeinden aktiv sind und denen Seelsorge dienen könnten.  

Der Blick auf die evangelische Kirche in Deutschland bestätigt dies: Obwohl es dort seit 1958 Pfarrerinnen gibt, mangelt es ihr an beidem — Christenmenschen wie Geistlichen (s. den Artikel vom 3. März 2019 in ideaDer evangelischen Kirche gehen die Pfarrer aus“ — und auch die Pfarrerinnen, darf man korrekterweise ergänzen).

Auch der Alt-Katholischen Kirche in Deutschland (AKD) der Utrechter Union geht es rund zwei Jahrzehnte nach der Weihe von Frauen zu sog. Diakoninnen und Priesterinnen ähnlich.
In seiner Rede am 4. Oktober 2018 über die „großen Herausforderungen“, vor denen die alt-katholische Kirche steht, machte der leitende Bischof während der Synode deutlich, „dass mittlerweile ein Personalmangel bestehe“ und  „diese Situation“ dazu nötige, „sich über das geistliche Amt, über den Beruf [der] Pfarrerin bzw. des Pfarrers Gedanken zu machen“.

Bekanntlich hat auch die römisch-katholische Kirche eine Reihe von Problemen, die immer wieder für „Austrittswellen“ sorgen. Jedes für sich ist geeignet, in Europa und den USA ihre Existenz zu bedrohen, doch sind die Folgen des Priestermangels am ehesten in Zahlen fassbar. 
Die umfassende Aufdeckung von Missbräuchen sexueller aber auch finanzieller Art und der vereinzelten tiefen Verstrickung der Hierarchie in sie kann nur als Dienst an der Wahrheit, die frei macht (vgl. Joh 8,32), begrüßt werden.
Dennoch könnte keines dieser Probleme, zuvorderst der Priestermangel, durch die FO gelöst werden. Im Gegenteil: Es würde die weltweite römische Kirche an den Rand der Kirchenspaltung und voraussichtlich darüber hinaus treiben, da die ständige Diskussion über die FO außerhalb gewisser Gegenden Nordamerikas und Europas überwiegend als Luxus- und Scheinproblem degenerierter Teilkirchen betrachtet wird.
Für die Zukunft der Kirchen bietet die FO jedenfalls keine Lösung. Sie kann auch — der Blick auf die evangelische Kirche wie auf die alt-katholische Kirche der Utrechter Union zeigt es — kein Mittel sein, um nachhaltig den Mangel an katholischen Priestern zu beseitigen.

Denn wie die Zukunft in Deutschland und Europa wahrscheinlich aussieht, mit der sich Theologen beiderlei Geschlechts besser beschäftigen sollten, statt sich in rückwärtsgewandte Diskussionen zu verstricken, die zudem auf einem unhaltbaren Besitzstandsdenken beruhen, zeigt ein Blick in folgende Prognosen für die Entwicklung der römisch-katholischen Kirche bis ins Jahr 2040/50:
– Anteil der Katholiken an der Bevölkerung: Von 44% (um 1970) bis 22% (2040)
– Entwicklung der Gottesdienst-„Besucher“: Von 4.400.000 (2000) über 2.500.000 (2016) bis 300.000 [sic!] (2040)
– Anteil der Katholiken im Sonntagsgottesdient im Verhältnis zur Gesamtzahl der Katholiken: Etwa 50% (1950) über noch 10 % (2016) bis – nach konservativer Prognose – ca. 0,6% (2040)
– Zahl der erwerbsfähigen Katholiken: 13,5 Mio. (2016) auf 8,9 Mio. (2031) bis 5,9 Mio. (2041)
– Bestand an Priestern: 12.571 (2000) über 8.786 (2016) bis 3.872 (2050)
– Zahl der Priesteramtskandidaten: Von 470 (für Diözesen und Orden 1990) über 156 (2016, insgesamt) bis zu 0 (für Diözesen 2026) bzw. 0 (2036, insgesamt)
– Zahl der Kirchen und Kapellen: Von 24.500 (bei geringster Nutzung von 123 Gläubigen pro Sa./So. im Jahr 2011) bis zu 882 (2040) 
– Einzig wachsend ist bis 2016 die Entwicklung der Kirchensteuern – unter Berücksichtigung der Inflationsrate und anderer Faktoren – von netto ca. 2,8 Mrd. DM (1967: EKD: 1,6 Mrd. + RKK 1,23 Mrd.) auf 11,5 Mrd. € (2016: EKD 5,4 Mrd. + RKK 6.1 Mrd.) (Statik: FOWID anhand der Statistischen Jahrbücher)

Angesicht dieses auch die letzten Jahrzehnte überblickenden Faktenchecks, der für alle drei kirchensteuerpflichtigen Großkirchen ähnlich verheerend ausfällt, könnte naiv die Frage entstehen, ob es gar einen Zusammenhang zwischen dem Abwärtstrend der genannten Kirchen als gesellschaftliche Institutionen und der Einführung von Pfarrerinnen oder Priesterinnen gibt, zumal beide Phänomene ungefähr zeitgleich entstanden sind. Doch verbieten sich monokausale Erklärungen komplexer Prozesse meist.
Allerdings gibt es auch umgekehrt keinen einzigen Beleg dafür, dass die Negativentwicklung der „Glaubensverdunstung“ durch die FO gestoppt oder bloß gemindert worden wäre.

Als Fazit lassen sich somit folgende Argumente festhalten und ergänzen, die begründen: Die Forderung der FO …
1. … ist von gestern und ein „feministischer Ladenhüter“. Zeitgeschichtlich sind bestimmte Vorstellungen von FO aus dem Kontext der Frauenbewegung zu verstehen, die zu ihrer Zeit ihre Berechtigung hatten. Heute sind ihre wesentlichen Ziele aber soweit erreicht, dass in bestimmten Bereichen sogar eine Gleichstellung der Männer gefordert wird (s. etwa den Artikel „Wo Männer leiden“, in der SZ vom 9. Januar 2019). Auch im Zusammenhang mit manchen Kirchenträumen vergangener Jahrzehnte gehört die FO zu dem, was sie schon damals waren: romantisierende Träumereien vorbei an der Realität, Spiritualität und Geschichte einer Weltkirche. Ein Menschenrecht auf kirchliche Weihen kennt auch die weltliche Rechtsprechung nicht.
2. … ist gemäß Schrift und Tradition unbegründet. Nach biblischer Theologie sind Mann und Frau bereits „gleichgestellt“, weil sie als Ebenbilder G’ttes gleich-wertig geschaffen sind (vgl. Gen 1,27). In dem durch Christus gestifteten Neuen Bund sind zudem die kultischen Reinheitsgebote des Alten Bundes abgeschafft, und Männer wie Frauen haben jederzeit gleichen Zutritt zum Haus Gottes (Gal 3,28). Ferner ist bekannt, dass auch Jüngerinnen Jesus folgten (vgl. etwa Lk 8,1-3). Daraus jedoch samt anderem und aus den Spuren von — in der Eucharistiefeier nicht aktiven — frühchristlichen Diakonissen einen unbegrenzten Zugang aller Getauften zu allen Ämtern abzuleiten, die übrigens auch nicht jedem Mann offenstehen, entspricht einem naturalistischen Fehlschluss, insofern vom Sein (Ebenbild-G’ttes-Sein bzw. Getauftsein) auf das Sollen (alle Ämter für alle öffnen) geschlossen wird. Dementsprechend stellte auch die Internationale Altkatholische Bischofskonferenz 1976 fest, dass sie  „… in Übereinstimmung mit der alten, ungeteilten Kirche, einer sakramentalen Ordination von Frauen zum katholisch-apostolischen Amt eines Diakons, Presbyters und Bischofs nicht zustimmen“ kann. Ferner stellten die altkatholischen Kirchen der Union von Utrecht zusammen mit den orthodoxen Bischöfen in der Koinonia auf altkirchlicher Basis noch 1987 – ein Jahr vor der ersten Diakoninnenweihe und neun Jahre vor der ersten Priesterinnenweihe in der AKD –  fest (S. 94, 4. Abschn.): „Die ungeteilte Kirche hat, abgesehen von der nicht geklärten Einrichtung der Diakoninnen, die Ordination von Frauen nicht zugelassen“.
3. … löst keines der aktuell drängenden Probleme einer Kirche, auch nicht den Priestermangel. Vor allem ist sie keine Antwort auf die Entchristlichung Europas. Wie die römisch-katholische Kirche leiden überraschenderweise auch die protestantische und die alt-katholische Kirche — trotz Pfarrerrinnen und abgeschafftem Zölibat — unter einem Mangel an Geistlichen.
4. … bindet und verschleißt stattdessen benötigte Kräfte, die besser zum missionarisch offensiven und überzeugenden Werben für den christlichen Glauben eingesetzt werden sollten — egal, ob dies als Mann oder Frau geschieht. Denn ohne Gläubige hat keine Kirche eine Zukunft.
5. … spaltet garantiert jede Kirche: Dort, wo im Protestantismus, Anglikanismus und Altkatholizismus die FO durchgeboxt wurde, entstanden immer in Folge gravierende Kirchenspaltungen. Jesus will aber, dass wir eins sind (vgl. Joh 17,21f.). Eine Kirchenspaltung ist ein zu hoher Preis zur Erfüllung unberechtigter Forderungen.
6. … ist zutiefst klerikal. Paradoxerweise fordern oft die Stimmen am lautesten die FO, die gleichzeitig den Klerikern „Klerikalismus“ vorwerfen, ferner im Sinne basisdemokratischer Gemeindestrukturen die kirchlichen Leitungsämter abschaffen wollen und aufgrund des „gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen“ (manchmal verwechselt mit Luthers „allgemeinem Priestertum“) eine verstärkte Beteiligung aller Laien an Gremien wie Entscheidungsprozessen verlangen. Das sind jedoch Forderungen, die einander ausschließen. Dass zu Diakoninnen und Priesterinnen geweihte Frauen dann nämlich ebenfalls zum Klerus gehören und ihn somit samt den klerikalen Strukturen verstärken, wird entweder bewusst übersehen oder opportunistisch gerne in Kauf genommen.
7. … ist zutiefst anti-ökumenisch, insofern alle orthodoxen Kirchen (chalzedonische wie nicht-chalzedonische), die strikt und aus guten Gründen am überlieferten Priestertum festhalten, entweder als Gesprächspartner auf Augenhöhe ignoriert werden oder in eine Schublade mit dem Etikett „fundamentalistisch-veraltet-minderbemittelt“ gesteckt werden, was ebenfalls kein angemessener Umgang mit Millionen von Christinnen und Christen anderer Konfessionen ist.

Eine einfache Frau hat vermocht, was kein Mann auf natürlichem Weg zustande bringen könnte: Sie hat IHM das Leben gegeben, der uns das ewige Leben gibt.
Jeder Mann könnte diese Frau zurecht um jenes Wunder beneiden.
Ist sie damit nicht bedeutender oder wichtiger als alle Päpste, Priester und Propheten zusammen?
Sollten wir uns nicht alle, Männer wie Frauen, auch im Hinblick auf sinnlose Debatten diese Frau zum Vorbild nehmen und Christus in uns tragen und dem Glauben ins Leben verhelfen, statt die Kirche zu spalten und die Problemlösungen auf morgen zu verschieben?

(RB)

Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Bruder Joes Kolumne

Es hätte so schön weiter gehen können – ein Leben im Paradies.

„Du darfst essen von allen Bäumen im Garten.“ Zu Anfang lebte der Mensch von der Großzügigkeit Gottes, und es war kein Problem, dass Gott gesagt hatte: „Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen.“ Es gab reichlich Anderes. Es war buchstäblich paradiesisch im Garten Eden. Der Mensch war nackt, und er konnte ganz unbefangen Gemeinschaft mit Gott haben. Alles war gut.

Es bedurfte zum Zusammenleben keiner 613 in der Tora enthaltenen Mitzwot (Gesetze), keiner Zehn Gebote und auch nicht des Gebotes Jesu, das „neue Gebot“, das er uns gab: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“ (Joh 13,34-35), brauchte es nicht, denn die Liebe war allgegenwärtig. Alles war gut!

Es gab für die Menschen im Garten Eden nur ein einziges Gebot, welches gleichzeitig auch ein Verbot darstellte: „Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen …!“ (Gen 2,16-18).

Wir wissen, wie es danach weiter ging … Der Mensch musste das Paradies verlassen. Vorbei war es nun mit dem schönen Leben und der unbeschwerten Zeit, in der der Mensch ganz selbstverständlich und unbefangen Umgang mit Gott hatte. Außerhalb vom Garten Eden ist der Mensch der Vergänglichkeit ausgeliefert und wird täglich mit ihr konfrontiert.

Ich schaue mir erneut die Geschichte in der Genesis an: … Nachdem der Mensch von der Frucht isst, erkennt er, dass er nackt ist vor Gott, er erkennt, dass er bloßes Geschöpf ist und entwickelt Scham. Er versteckt sich vor Gott, und er erkennt den Unterschied zwischen dem, was dem Wesen Gottes entspricht, und dem, was dem Wesen Gottes entgegensteht!

In der Bibel heißt es: „Sie erkannten Gut und Böse!“ Vorbei war es mit dem unbeschwerten und sorglosen Leben. Was dem Menschen geblieben war, das war die Erinnerung an vergangene unbeschwerte Zeiten, und wie sehr wünscht sich der Mensch ins Paradies zurück, während er mühevoll den Alltag bewältigt, er sich kümmert und sorgt und versucht seinen Lebensunterhalt zu bestreiten … und das bis heute.

Der Karneval war eine willkommene Abwechslung zum Ende des Winters. Für ein paar Tage, ein paar Stunden den Sorgen des Alltags entfliehen, feiern, lachen, tanzen und unbeschwert sein, das hat manch einer während den letzten Tagen genossen. Am Aschermittwoch ist es aber vorbei. Runter mit den Masken, raus aus der Verkleidung, ungeschminkt zurück in den Alltag. …wir könnten doch so ein unbeschwertes Leben haben, wenn die ersten Menschen nur nicht diese Frucht gegessen hätten…

Ich hatte erst vor kurzem morgens nach den Laudes die entsprechende Passage in der Genesis gelesen und noch abends vor dem Einschlafen ging sie mir dauernd im Kopf herum. Ich fragte mich, warum es ausgerechnet ein Speiseverbot gewesen ist, warum etwas Essbares, was der Mensch nicht zu sich nehmen durfte? Immer wieder stellte ich mir die Frage, warum es beispielsweise kein Stein gewesen ist, den man nicht berühren oder betreten durfte, etwa einen „Stein“ der Erkenntnis?

Am nächsten Morgen kurz nach dem Aufwachen hatte sich das Thema verlagert und zwar vom Kopf in den Bauch, und genau dort vermutete ich auch meine Antwort. Die Erkenntnis von Gut und Böse, das hat etwas mit meinem Bauch zu tun. Im Bauch entwickelt sich das Gefühl. Es ist ein Bauchgefühl. Es entsteht eine Wechselwirkung zwischen Kopf und Bauch und beide bedingen einander.

Ganz klar, Gedanken, Gefühle und Emotionen spielen sich im Kopf ab. Ich kann mich an Situationen erinnern, in denen ich entweder überglücklich war, beispielsweise als ich verliebt war oder zutiefst traurig usw. Aber wie haben sich diese Gefühle bei mir bemerkbar gemacht? Waren die Schmetterlinge im Bauch oder im Kopf? Schlagen mir schlechte Nachrichten auf den Magen oder auf den Kopf? Aus diesen Alltagsbeobachtungen wird deutlich, dass in meinem Bauch Prozesse ablaufen, die mit meinem Gefühlshaushalt zusammenhängen.

Ist denn jetzt der Magen-Darm-Trakt lediglich von Signalen aus dem Kopf abhängig oder beeinflusst er möglicherweise sogar Prozesse in meinem Gehirn? Wir wissen heute, dass ein reger Austausch herrscht zwischen dem Nervensystem des Darms und dem sogenannten Vagus-Nerv.
Dieser ist der zehnte Gehirnnerv und die Verbindung zwischen Darm und Stammhirn, und was noch interessanter ist, dieser Nervus vagus ist für den Herzschlag verantwortlich.

Wie jetzt erst vor kurzem festgestellt wurde, erfolgt der Großteil der Informationsübertragung vom Nervensystem des Darms hin zum Gehirn und nicht umgekehrt, wie man zuvor vermutete. Die Forschung spricht hier inzwischen vom zweiten Gehirn. Im Hinblick auf die Entdeckung dieses sogenannten „zweiten Gehirns“ im Verdauungssystem, finde ich es äußerst interessant, dass es für Adam und Eva ein Speiseverbot gab.

Mir kommt der Gedanke, dass die Erkenntnis von Gut und Böse nicht nur im Gehirn meines Kopfes, sondern auch im Gehirn meines Bauches stattfindet, und ich beginne, mir ganz neue Gedanken über den Sinn und Zweck des Fastens zu machen.
Über viele Jahre hinweg dachte ich, dass das Fasten zunächst mal nur eine Praktik in der geistlichen Lebensführung eines Christen sei, nicht mehr – aber auch nicht weniger. Eigentlich betrachtete ich das Fasten lediglich als eine Art „Hilfsmotor“ für den Christen, ohne mir nähere Gedanken darüber zu machen (abgesehen von der Solidarität, die ich beim Fasten empfinde mit armen Menschen, die geistlich oder materiell nicht so reich begütert sind, wie ich es bin, und vielleicht auch ein wenig, um abzuspecken oder einfach mal weniger zu rauchen). Nun aber mache ich mir plötzlich Gedanken darüber, was das Fasten tatsächlich bewirkt und wie die Enthaltsamkeit wirk-lich wirkt!

Erneut lese ich die Passage in der Genesis … Dass der Mensch im Garten Eden keinesfalls von der Frucht dieses Baumes essen sollte, das hat Gott nicht gesagt, um klar zu machen, dass er es ist, der sagt wo´s lang geht. Gott wollte damit nicht „die Fronten abklären“. Gott hat nicht willkürlich ein Gebot verhängt! Dadurch dass Gott verboten hatte vom Baum der Erkenntnis zu essen, bewahrte er den Menschen davor, seine reine Herzenshaltung zu verlieren.

Infolge der menschlichen Schwäche und der daraus resultierenden Erkenntnis von Gut und Böse wurde das innige Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen nachhaltig gestört. Aber Gott hat seine Haltung zum Menschen dadurch nicht verändert, doch die Haltung des Menschen gegenüber Gott veränderte sich.

Äußerlich lässt mich das Fasten nach wie vor Solidarität empfinden mit Menschen, die nicht so umfänglich begütert sind wie ich, mit Menschen, die sich nicht jeden Tag satt essen können, die nicht in mitten einer intakten Infrastruktur leben, die sich nicht jeden Abend in ein warmes, frisch gemachtes Bett legen können. Aber innerlich verändert es meine Haltung gegenüber Gott. Das Fasten hilft mir, meine Herzenshaltung zu prüfen. Das Fasten führt mich ernsthaft auf den Weg der Nachfolge Christi. Ich bin gespannt, wie es sein wird. Jesus hat es uns vorgelebt, und ich will es ihm gleich tun, indem ich den Weg in und durch die „Wüste“ wähle.

… Fasten und Wüste, darum geht es dann auch in meinem Beitrag am kommenden ersten Fastensonntag, und ich bin gespannt, was mir bis dahin zum Thema noch so durch den Kopf und den Bauch geht.

Bis dahin, Euer Josef (Steffen Obl.OPR)

Die ersten Christen waren keine Rheinländer. Br. Joes Kolumne

Ich stelle mir gerade vor, was mit der Schlange passiert wäre, wenn Adam und Eva Chinesen gewesen wären …
Musstet Ihr lachen? Ich auch!

Eine andere Vorstellung hingegen wäre für mich als Rheinländer (und als nichtpfälzischer Rheinland-Pfälzer, bin ich ja eher ein Rheinländer) sehr skandalös, nämlich was passieren würde, wenn der regierende Oberbürgermeister einer rheinischen Großstadt dem Karneval und der Fastnacht den Kampf ansagen würde.

Das geschieht derzeit wieder in der brasilianischen „Sambahauptstadt“ Rio, wo der Bürgermeister aus religiösen Gründen den berühmten Karneval verbieten möchte.
Vermutlich wird er mit seiner Mission, den Straßenkarneval aus seiner Stadt zu verbannen ebenso scheiterten, wie er schon als Fischereiminister gescheitert ist. „Vom Karneval versteht der ebenso wenig wie von der Fischerei“, urteilten seine Kritiker.
Im Jahr 2017 verweigerte er dem Karnevalskönig die Übergabe des Stadtschlüssels, was er 2018 zwar nicht wiederholte, aber dafür kurz nach der symbolischen Schlüsselübergabe nach Frankfurt flog, um sich dort über deutsche Drohnentechnik zu informieren.

Das Spannungsfeld zwischen christlicher Moral und Karneval, das kenne ich. In meinem Geburtsort waren zu meiner Kindergartenzeit noch Nonnen ansässig, die als Erzieherinnen im Kindergarten und als Krankenschwestern arbeiteten.
Von Rosenmontag bis Aschermittwoch pflegten sie die ununterbrochene Anbetung vor dem Allerheiligsten … Wie meine Großmutter meinte, „wegen der Sünden, die an Fastnacht gemacht werden!“ Und meine Oma war auch stets in größter Sorge, wenn ich als junger Kerl „loszog“, um Karneval zu feiern oder allwöchentlich freitag- und samstagabends in die Disco fuhr.

Sie war kein Karnevalsgegner, nein, sie war immer sehr gespannt auf die Vorträge, die von Neujahr an eingeübt wurden, wollte immer wissen, wie die Kappensitzung oder der Umzug gelaufen sei und hat auch mein Lampenfieber mit mir geteilt, als ich mal Sitzungspräsident war. … Aber sie hat auch immer mit dem Rosenkranz in der Küche gesessen und gebetet, dass ihr Enkel möglichst nichts „Schlimmes“ anstellt … während der „närrischen“ Tage! Sie wäre nicht mit allem einverstanden gewesen, aber sie war ja auch nicht live dabei, so blieb ihr manche Aufregung erspart.

Ja, ich war damals ein aktiver Karnevalist, aber lediglich in der Zeit zwischen „Dickem Donnerstag“ und Aschermittwoch. Christ hingegen, bin ich das ganze Jahr über und auch an den Karnevalstagen. Ich finde nicht, dass das Eine, das andere grundsätzlich ausschließt.
Wir finden in der Apostelgeschichte keine Hinweise darauf, dass die ersten Christen Karneval gefeiert hätten [Anm. d. Red.: Der Einzug Jesu nach Jerusalem kann jedenfalls auch mit ausgefeiltester Exegese nicht als erster Karnevalszug gedeutet werden!]. Was ja völlig logisch ist, sie waren ja auch keine Rheinländer!

Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass die Apostel immer einmütig mit starrer Mine in ihren Zusammenkünften gesessen sind [Anm. d. Red.: Die durch Israel galoppierende Schweineherde von Gerasa dürfte auch manchen zum Lachen angestiftet haben!].
Wir wissen, dass sie zuweilen heftig streiten konnten; deshalb gehe ich davon aus, dass sie auch miteinander gelacht haben.

Wer traurig sein kann und wer streiten kann, der kann auch lachen – so meine für mich logische Schlussfolgerung. Ein Fest auch im weltlichen Rahmen, in Fröhlichkeit und Gelassenheit zu feiern, gehört für mich durchaus zum Christsein dazu.
Beispielsweise an Weihnachten das gute Essen, die Bescherung, das gemütliche Zusammensein der Familie im Wohnzimmer vor dem geschmückten Baum oder das festliche Mittagessen und Kaffeetrinken an Ostern, das Grillen an Pfingsten, die Familienzusammenkunft anlässlich einer Taufe, einer Erstkommunion usw.

Als biblisches Beispiel hierfür, erwähne ich für mich selbst gerne das sogenannte „erste Wunder“ Jesu, die Weinvermehrung bei der Hochzeit von Kana.
Wir kennen die Geschichte. Der Wein wird alle, die Gäste drohen in kürze auf dem Trockenen zu sitzen, und Maria bittet ihren Sohn, etwas zu unternehmen.
Dieser zögert, kommt aber dann der Bitte seiner Mutter nach und sorgt für etwa 600 Liter (die Menge haben Bibelforscher errechnet – aus welchen Quellen auch immer, das muss man sich mal bildlich vorstellen – das sind 800 Flaschen à 0,75 Liter) eines vorzüglichen Weines.
Das war also eine Hochzeit mit Hunderten von Leuten und das Fest ging vermutlich über mehrere Tage, vielleicht war da ein ganzes Dorf auf den Beinen.

Ich denke, Jesus hat nichts grundlegend gegen das Feiern von Festen, nichts gegen den Genuss von Alkohol und das feiern von Partys. Es liegt an mir, ob ich so derart „auf den Putz haue“, dass ich mich am nächsten Tag dafür schämen muss. Verantworten muss ich mich für mein Verhalten spätestens vor Gottes Richterstuhl. Es liegt an mir, wie ich mich verhalte.
Ich finde es persönlich sehr geschmacklos und dumm, wenn sich Leute an Karneval als Teufel, Mönch oder Nonne verkleiden und was es noch so alles an geschmacklosen Kostümen gibt oder Menschen sich bis zum Verlust der Muttersprache besaufen oder ein Festzelt aus den Angeln heben …

Aber ich käme nicht auf die Idee, eine Karnevalsveranstaltung zu verhindern, nur weil es dort auch Leute gibt, die mich in meinen religiösen Gefühlen verletzten könnten. Ich bin für mich verantwortlich und auch dafür, wie ich mich bei diesen Veranstaltungen verhalte. Jesus und seine Jünger haben sich jedenfalls nicht immer abgeschottet von weltlichen Partys.

Wir wissen aus den Berichten des neuen Testaments, dass sich Jesus bei öffentlichen Veranstaltungen und Festen auch mit Zöllnern, Dirnen und Andersgläubigen an einen Tisch setzte. Mit Menschen also, die in der jüdischen Öffentlichkeit keinen guten Ruf hatten, ja teilweise sogar als Unreine und Asoziale bezeichnet wurden. Was wiederum dazu führte, dass Jesus und seine Jünger als Fresser und Säufer beschimpft wurden (vgl. Matthäus 11,19).

Ich gehe mal davon aus, dass die Jünger sich bei solchen Anlässen nicht sinnlos betrunken haben, aber ich kann mir gut vorstellen, dass nicht alle Jünger den Wein gleichermaßen vertragen haben. Der eine mehr, der andere weniger. Sie waren sich ihrer Verantwortung in und für die Gesellschaft, in der sie sich befanden, mehr oder weniger bewusst. Sie feierten alle damaligen Festtage und nahmen an vielen gesellschaftlichen Großveranstaltungen teil.
Ich sehe jedenfalls nicht, warum man als Christ grundsätzlich keinen Karneval feiern sollte. 

Wenn ich mir aber jetzt unter dem Aspekt, dass nach Karneval die große Fastenzeit beginnt, das Wunder von Kana betrachte, dann erkenne ich im Bericht des Johannes 2,1-12 drei ganz lebenspraktische Hinweise für mich als Christ. Erstens: Die eschatologische Freudenzeit mit Jesus beginnt. Zweitens: Diese Zeit beginnt mit einer substanziellen Verwandlung – so wie sich Wasser auf Jesu Wort hin zu Wein verwandelt, so verwandelt sich der Mensch unter dem Wort des Evangeliums zu einem Nachfolger Christi; und drittens: Maria fordert uns auf, Jesus zu folgen, in dem sie sagt: „Was er Euch sagt, das tut!“

Am Aschermittwoch, so besingt es ein Mainzer Karnevalslied „ist alles vorbei“… ja, dann ist es vorbei mit dem „alten“ Menschen, dann beginnt die Zeit der Verwandlung, die Vorbereitung auf das Osterfest, … und aus diesem Anlass, erscheint dann auch mein nächster Beitrag.

Bis dahin, Euer Josef (Steffen Obl.OPR)

Dieser Beitrag gibt als Kolumne vor allem eine persönliche Sicht wieder, aber nicht unbedingt in jedem Punkt die Meinung der Kirche.

„Ab heute sollt Ihr Menschen fischen!“ Von Br. Josef Steffen Obl.OPR

Wir kennen ja die Passagen im Evangelium, wo Jesus am See Genezareth die Jünger auffordert, ihre Netze erneut auszuwerfen (vgl. Mk 1,16-20; Mt 4,18-22; Lk 5,1-11):
Jesus fordert Petrus auf: „Fahr an eine Stelle, wo es tief ist, und wirf die Netze zum Fang aus.“ Petrus entgegnet: „Rabbi, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen, aber weil du es sagst, werfe ich die Netze aus“ (vgl. Lk 5, 4f.).

Als ich mich heute Morgen nach meiner „Stillen Zeit“ wieder einmal hinsetzte und mich auf eine Zigarette mit Gott traf (so nenne ich immer den Moment nach dem Morgengebet und der Lectio Divina, in dem ich in aller Ruhe einen Kaffee mit Milch trinke, eine Zigarette dabei rauche und meine Gedanken noch etwas kreisen lasse), da dachte ich an ein Interview mit einem Pfarrer aus einer Großstadt, welches ich kürzlich gelesen hatte. Es ging darin um ein Projekt mit dem Namen Aufbruch.
Aufbruch, so die Erklärung des Priesters im Interview, stünde für eine Kirche, die rausgeht in die Gesellschaft, die nach den relevanten Themen für die Menschen fragt und die versucht, aus dem Evangelium Jesu Antworten dafür zu finden … und sich die Frage stellt, was das Evangelium hier und jetzt fordert – und was es dazu speziell in Großstadt braucht!

„Ah-ha“, dachte ich. „Ja, was haben denn die christlichen Gemeindeleiter, Bischöfe, Pfarrer, Ordensleute usw. die letzten 1500 Jahre gemacht?“ Diese Frage hat mich den ganzen Tag über beschäftigt.
Was haben „die“ denn die ganzen Jahre gemacht? Warum fragen die nach den relevanten Themen?
Dieses seien spannende Fragen, meinte der Stadtdekan. Um die Antwort geben zu können, bräuchte es zunächst ein gutes theologisches Fundament. Und dann ginge es natürlich auch darum, die Zeichen der Zeit zu erkennen, ergänzte der Priester weiter.
Ich hatte ein einziges großes Fragezeichen auf der Stirn:
– Eine Kirche, die hinaus geht, um Antworten auf die relevanten Themen der Menschheit geben zu können?
– Um zu prüfen, ob im Evangelium diesbezügliche Antworten zu finden seien?
– Um sich zu fragen, was das Evangelium in dieser Zeit fü die Großstadt fordert?
– Und dafür braucht es ein gutes theologisches Fundament?

Ja, hat denn der Herr Pfarrer vergessen, was in der Schrift steht? Jesus sagte doch: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich!“ (Joh 14,6)
Man kommt doch an diesem Satz überhaupt nicht vorbei!
Man kommt an diesem Satz nicht vorbei, wenn man es wirklich ernst meint, mit der Nachfolge Christi. Diese Aussage Jesu ist doch so komprimiert, damit die Bedeutung der Worte ein absolutes Gewicht hat. … Und gerade deshalb beauftragte er die Jünger, Menschenfischer zu sein!

Dieser Satz trifft den Nagel auf den Kopf, und zwar jeden einzelnen Nagel, mit dem der Herr Jesus gekreuzigt wurde. Diesen Satz zu relativieren, würde bedeuten, nicht nur die Absolutheit des Evangeliums zur Diskussion zu stellen, den Liberalen keine Angriffsfläche zu bieten und Heilslehren anderer Religionen zu legitimieren, sondern den Sinn von der Menschwerdung Gottes, Jesu Tod und Auferstehung in Frage zu stellen.
Wenn ich diesen Satz relativiere, dann trage ich dazu bei, dass sich Christentum und Kirche selbst abschaffen.

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich!“ … das ist doch das relevanteste Thema (aller Zeiten) überhaupt, oder nicht? Was braucht es da noch für ein theologisches Fundament? Mit diesem Satz ist doch alles gesagt, oder?

Eigentlich ja, aber gerade die römische Kirche ist inzwischen ein Tummelplatz für allerlei „Beifang“ und Fischer mit kaputten Netzen geworden. Spontan fallen mir zig Beispiele ein, und die skandalträchtigsten, jüngsten Beispiele möchte ich an dieser Stelle noch nicht einmal erwähnen:
Theologen, die eine pluralistische Religionstheologie vertreten, der zufolge weder das Christentum noch eine andere Religion „einzig wahre“ Heilsmittler sind und jede Religion die gleiche Funktion erfüllen könne, sind meiner Ansicht nach „Fischer mit kaputten Netzen“.

Auch fallen mir die KFD Frauen ein, mit denen ich nächtens in einem Tagungshaus diskutierte. Die Damen wunderten sich über mangelnden Nachwuchs in ihrem Verein, dabei hatten sie doch so tolle Veranstaltungen im Angebot wie: „Kochen ohne Glutamat“, „Kita ohne Grenzen“, „Kirche von unten“ usw. … Alles „Beifang“.
Wie wäre es mit dem Kurs „Wer in den Himmel will, der kommt an Jesus nicht vorbei!“? Mag ja sein, dass man damit spontan keine neuen Mitglieder bekommt, aber es wäre aus meiner Sicht wahrhaftiger und sinnvoller als „Tupperabende“ oder „vegane Kochkurse“ …dafür gibt es ja weltliche Vereinigungen und VHS Kurse.

„Niemand kommt zum Vater außer durch mich! Was dieser Satz bedeutet, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das kann man doch nicht verschweigen, für sich behalten oder relativieren!

Während ich so da sitze, Kaffee trinke und an meiner Zigarette ziehe, da sage ich: „Siehst Du Jesus, die Leute wollen diesen Satz nicht hören. Sie zweifeln Deine Wahrheit an. Sie glauben nicht daran, dass niemand zum Vater kommt, außer durch Dich!“

Und dann ist mir die Stelle im Evangelium eingefallen, wo Jesus den Petrus auffordert, erneut hinaus zu fahren, um die Netze auszuwerfen. Danach fordert Jesus den Petrus auf: „Fahr an eine Stelle, wo es tief ist, und wirf die Netze zum Fang aus.“ Petrus entgegnet: „Rabbi, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen, aber weil du es sagst, werfe ich die Netze (erneut) aus“ (Lk 5,4f.).
Ja, wir wissen wie es dann weiter ging, sie hatten so viele Fische gefangen, dass sie beinahe gekentert wären.

Die Apostel waren einfache Leute. Wir kennen Petrus. Manchmal etwas rau und ungehobelt, dann wieder naiv, dann kleingläubig, dann fest im Glauben, dann etwas vorlaut, dann ängstlich, dann zweifelnd, allzu menschlich.
Wir kennen Andreas, der ewige kleine Bruder, zarter, feinfühliger.
Johannes, fast noch ein Kind, am Kleiderzipfel des Herrn hängend.
Oder den Thomas, der nur glaubt was er sieht.
Oder den Judas, den Fanatiker, dem alles nicht schnell genug geht, der es radikal will, hier und jetzt und schwach wird beim Geld …! Alles nur einfache Menschen, keine Theologen, keine namhaften Politiker, keine bedeutenden Journalisten … einfache Leute wie ich.

Mit den Schriftgelehrten diskutierte Jesus, aber zu den einfachen Leuten sprach er in einer einfachen und verständlichen Weise. Die Kernaussagen des Evangeliums sind unmissverständlich und eindeutig und die Aufträge und Anweisungen die Jesus gibt, die sind klar und deutlich: „Ab heute sollt Ihr Menschen fischen!“

Mich wundert es überhaupt nicht, dass in unserer Gesellschaft viele Leute den Kirchen den Rücken zu wenden. Für was ist denn die Kirche noch gut, wenn sie das Wesentliche verschweigt, die Kernaussage des Evangeliums als Nebensache abtut oder nur beiläufig erwähnt? Wie glaubhaft ist
denn eine Kirche, die sich vornehmlich als Moralinstanz, Impulsgeber, Zeremonienmeister und caritativer Träger sieht?
Ich bekomme den Eindruck, dass es Kirchen gibt, die nichts weiter darstellen, als die vielen anderen, unzähligen „Religionsanbieter“.

Was wundert sich die römische Kirche in der Großstadt über leere Fischernetze, bzw. Kirchenbänke, wenn sie sagen: „Wir haben die ganze Zeit nichts gefangen, jetzt fragen wir mal die Fische selbst, womit wir sie am besten fangen können!“
Die würden doch besser mal hingehen und es so machen, wie die Jünger es damals am See Genezareth gemacht haben, nämlich auf den Herrn Jesus hören, der ihnen sagt, wo genau sie ihre Netze auswerfen sollen! …. Aufbruch!

Es ist ja löblich, dass die Kirche mit ihrem Projekt „Aufbruch“ auf die „Not der Zeit“ reagieren will und sich fragt, wie sie an die Leute kommt, aber es wird ihr und den Menschen und deren transzendenten Erwartungen nicht weiter helfen, wenn sie das Evangelium nicht in seiner ganzen Wahrheit verkünden.

Der Mensch muss nicht an die Kirche glauben, um in den Himmel zu kommen, sondern den Worten des Herrn Jesus vertrauen! – Und das muss verkündet werden, und zwar deutlich! Wenn der Mensch in den Himmel will, dann kommt er an Jesus nicht vorbei! Das stimmt, Jesus sagt selbst von sich: Es gibt keinen anderen Weg, es gibt keine andere Wahrheit, es gibt kein anderes Leben, niemand … Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!

Durch die Trägerschaft von sozial-caritativen, diakonischen Einrichtungen, Kindergärten, Schulen, Konfliktberatungsstellen, Armenküchen usw. erhält die Kirche meiner Meinung nach keine Daseinsberechtigung. Inzwischen unterscheiden sich viele dieser Einrichtungen inhaltlich nicht mehr von „weltlichen“ Einrichtungen. Als Christen sind wir zwar aufgefordert, die Bergpredigt in die Tat umzusetzen, die Werke der Barmherzigkeit zu tun und Einrichtungen zu unterhalten, in denen das Evangelium praktisch verwirklicht wird, aber: „Das ist nicht das Wesentliche sondern das Selbstverständnis der christlichen Nächstenliebe.“

Wenn ich das Wesentliche im Evangelium verschweige, dann ist das so, als würde ich das Netz nicht dort auswerfen, wo der Herr mir sagt, sondern dort wo es am gemülichsten ist. Denn klar wird es ungemütlich, wenn ich einem Muslim oder einem Atheisten sage, dass er an Jesus nicht vorbei kommt!
Wenn ich aber die Passage aus dem Evangelium Johannes 14,6 verschweige oder relativiere, dann werfe ich ein löchriges und kaputtes Netz aus! … und wenn ich mit einem löchrigen Netz auf Fischfang gehe, dann muss ich mich nicht wundern, wenn kein Fisch im Netz ist. Gleiches gilt übrigens auch, wenn ich das Netz nicht an der Stelle auswerfe, die mir Jesus nennt.

Was will ich? Will ich ein kaputtes und löchriges Netz auswerfen? Will ich mich mit Beifang zufrieden geben? Will ich mich mit der Angel an eine Pfütze setzen und darauf warten, dass ein Fisch anbeißt, der nebenan im Fluss schwimmt? Will ich ganz groß in eine Fischfangflotte investieren? Nein! Zuerst will ich mein Netz reparieren, dann auf die Stimme Jesu hören und das Netz an der Stelle auswerfen, die Er mir nennt!

Ich bin kein Missionar, ich bin kein Seelsorger, ich bin auch froh, dass ich kein evangelikaler Fanatiker bin, aber ich bin ganz schön froh, dass das Evangelium bis zu mir vorgedrungen ist, da kann ich doch nicht einfach so tun, als wüde es außer mir niemanden betreffen. Das muss ich doch sagen, das ist doch die Frohe Botschaft!
Es ist ja nicht so, als hätte ich das vorher noch nie gehört, aber so wie heute Morgen, das hat gesessen! Mal gespannt wie lange es anhält, mein „AH-HA Erlebnis“ … aber ich habe ja Euch, meine lieben Geschwister im Herrn, Ihr ermahnt mich bitte, wenn der Eifer mit mir durchgeht oder im Gegenzug abflaut und teilt mit mir die Freude darüber, dass wir eine kleine Kirche sind, ein „Fischerbötchen“, das dorthin rudert und die Netze an der Stelle auswirft, die der Herr ihm nennt, mit Netzen die keine Löcher aufweisen und falls doch, die schnell repariert werden.