Liturgische Eigentexte zum Hochfest des Apostels Thomas
Introitus-Psalm
Ps 128
Wohl jedem, der den HERRN fürchtet und auf seinen Wegen wandelt!
2Deiner Hände Erwerb – du darfst ihn genießen: wohl dir, du hast es gut!
3Deine Frau gleicht einem fruchtbaren Weinstock im Innern deines Hauses;
deine Kinder sind wie Ölbaumschosse rings um deinen Tisch.
4Ja wahrlich, so wird der Mann gesegnet, der da fürchtet den HERRN.
5Dich segne der HERR von Zion her, dass du schauest deine Lust an Jerusalems Glück dein Leben lang
6und sehest Kinder von deinen Kindern! Heil über Israel!
Tagesgebet
Allmächtiger und ewig lebender Gott! Du hast zugelassen, dass Dein heiliger Apostel Thomas – zur größeren Befestigung seines Glaubens – die Auferstehung Deines Sohnes bezweifelte. Verleihe uns, so vollkommen und ohne Zweifel an Deinen Sohn zu glauben, dass unser Glaube vor Deinem Angesicht niemals getadelt werde. Erhöre uns hierin, o Herr! Durch denselben Jesus Christus, dem mit Dir und dem Heiligen Geist alle Ehre und Herrlichkeit gebührt, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Lesung
Eph 2,19–22
Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser.
Brüder und Schwestern! 19Demnach seid ihr jetzt nicht mehr Fremdlinge und Beisassen (d.h. geduldete Ausländer), sondern seid Vollbürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen, 20aufgebaut auf der Grundmauer der Apostel und Propheten — ein Bau, bei welchem Christus Jesus selber der Eckstein ist: 21in ihm wächst jeder Bau, fest zusammengefügt, zu einem heiligen Tempel im Herrn empor, 22und in diesem werdet auch ihr (Heiden) mitauferbaut zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.
Evangelium
Joh 20,24–31
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
Thomas aber, einer von den Zwölfen, der auch den Namen ›Zwilling‹ führt, war nicht bei ihnen gewesen, als Jesus gekommen war. 25Die anderen Jünger teilten ihm nun mit: »Wir haben den Herrn gesehen!« Er aber erklärte ihnen: »Wenn ich nicht das Nägelmal in seinen Händen sehe und meinen Finger in das Nägelmal und meine Hand in seine Seite lege, werde ich es nimmermehr glauben!« 26Acht Tage später befanden sich seine Jünger wieder im Hause, und (diesmal) war Thomas bei ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat mitten unter sie und sagte: »Friede sei mit euch!« 27Darauf sagte er zu Thomas: »Reiche deinen Finger her und sieh dir meine Hände an; dann reiche deine Hand her und lege sie mir in die Seite und sei nicht (länger) ungläubig, sondern werde gläubig!« 28Da antwortete ihm Thomas: »Mein Herr und mein Gott!« 29Jesus erwiderte ihm: »Weil du mich gesehen hast, bist du gläubig geworden. Selig sind die, welche nicht gesehen haben und doch zum Glauben gekommen sind!« 30Noch viele andere Wunderzeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buche nicht aufgezeichnet stehen; 31diese aber sind niedergeschrieben worden, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias, der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch den Glauben Leben in seinem Namen habt.
2Vernimm meine Worte, o HERR, merke auf mein Seufzen!
3Ach, hör’ auf mein lautes Flehen, / mein König und mein Gott; denn zu dir geht mein Gebet!
4O HERR, in der Frühe schon hörst du mein Rufen, / in der Frühe schon richte ich dir ein Opfer zu und spähe aus nach dir.
5Du bist ja nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt: kein Böser darf als Gast bei dir weilen;
6Ruhmredige dürfen dir nicht vor die Augen treten: du hassest alle Übeltäter.
7Du lässt die Lügner zugrunde geh’n; / wer mit Blutvergießen und Trug sich befasst, den verabscheut der HERR.
8Ich aber darf nach deiner großen Gnade dein Haus betreten, ich darf vor deinem heiligen Tempel in Ehrfurcht vor dir mich niederwerfen.
9HERR, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen, ebne vor mir deinen Weg!
10Denn in ihrem Mund ist keine Aufrichtigkeit, ihr Inneres sinnt Unheil;
ein offenes Grab ist ihre Kehle, mit ihrer Zunge reden sie glatte Worte.
11Laß sie büßen, o Gott, dass zu Fall sie kommen durch ihre Anschläge! / Stoße sie weg von dir ob der Menge ihrer Frevel, denn sie haben dir Trotz geboten!
12Dann werden alle sich freu’n, die auf dich vertrauen: allzeit werden sie jubeln, dass du sie beschirmst;
und frohlocken werden alle über dich, die deinen Namen lieben.
13Denn du, HERR, segnest den Gerechten, schirmst ihn mit Gnade wie mit einem Schilde.
Tagesgebet
Vom 4. Advent
O Herr! Wir bitten Dich: Erhebe Dich in Deiner Macht, komm in unsere Mitte und steh uns bei durch Deine große Kraft, damit wir nicht länger durch unsere Sünden und Schwachheiten in dem Kampf, der uns bestimmt ist, gehemmt und gehindert werden, sondern uns durch Deine Gnade und Barmherzigkeit Hilfe und Errettung zuteil werden. Durch Jesus Christus, unseren Herrn, dem mit Dir und dem Heiligen Geist alle Ehre und Herrlichkeit gebührt, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Lesung
Phil 4,4–7
Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper.
Brüder und Schwestern! 4Freuet euch im Herrn allezeit! Noch einmal wiederhole ich’s: »Freuet euch!« 5Lasst eure Sanftmut allen Menschen kund werden: der Herr ist nahe! 6Sorgt euch um nichts, sondern lasst in jeder Lage eure Anliegen durch Gebet und Flehen verbunden mit Danksagung vor Gott kund werden! 7Dann wird der Friede Gottes, der höher ist als aller Verstand, eure Herzen und euer ganzes Denken in Christus Jesus bewahren.
Evangelium
Joh 1,19–28
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
Dies ist nun das Zeugnis des Johannes, als die Juden aus Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten, die ihn fragen sollten, wer er sei. 20Da bekannte er unverhohlen und erklärte offen: »Ich bin nicht der Messias.« 21Sie fragten ihn weiter: »Was denn? Bist du Elia?« Er sagte: »Nein, ich bin es nicht.« »Bist du der Prophet?« Er antwortete: »Nein.« 22Da sagten sie zu ihm: »Wer bist du denn? Wir müssen doch denen, die uns gesandt haben, eine Antwort bringen! Wofür gibst du selbst dich aus?« 23Da antwortete er: »Ich bin die Stimme dessen, der in der Wüste ruft: ›Ebnet dem Herrn den Weg!‹, wie der Prophet Jesaja geboten hat.« (Jes 40,3)24Die Gesandten aber gehörten zu den Pharisäern 25und fragten ihn weiter: »Warum taufst du denn, wenn du weder der Messias noch Elia, noch der Prophet bist?« 26Da antwortete Johannes ihnen: »Ich taufe nur mit Wasser; aber mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt, 27der nach mir kommt und für den ich nicht gut genug bin, ihm den Riemen seines Schuhwerks aufzubinden.« 28Dies ist in Bethanien geschehen jenseits des Jordans, wo Johannes sich aufhielt und taufte.
An den letzten sieben Abenden des Advent (17.–23. Dezember) nimmt das tägliche Abendlob (Vesper) der Kirche eine besonders feierliche Form an. So wie sonst erklingt auch an diesen Abenden vor dem abschließenden Gebetsteil der Lobgesang der heiligen Maria (Magnificat, Lk 1,46–55). Doch wird hier die heilsgeschichtliche Bedeutung dieses biblischen Lobhymnus durch jeweils vorausgehende Gesänge (die sogenannten O-Antiphonen) in besonderer Weise entfaltet.
Die heilige Maria sang ihren Lobpreis nämlich als Antwort auf die Ankündigung des Erzengels Gabriel, dass sie zur Mutter des ihrem Volk verheißenen Messias werden würde. Ihr Lobgesang steht damit an der Schwelle vom Alten zum Neuen Bund und bezieht sich ausdrücklich auf die an das jüdische Volk bzw. die Nachkommenschaft Abrahams ergangenen Verheißungen (Lk 1,55). Die Liturgie der Kirche will uns in diese Haltung der gläubigen sehnsuchtsvollen Erwartung mit hinein nehmen (so wie auch die Liturgie des 4. Adventssonntags, z.B. schon durch die Introitus-Antiphon „Tauet, ihr Himmel, den Gerechten“, lateinisch Rorate caeli). Wie die Gläubigen des Alten Bunds, so sollen auch wir — gerade jetzt in den Tagen vor Weihnachten — unser Leben ausrichten auf die Erwartung der Ankunft des verheißenen Messias (Christus): des von Gott selbst eingesetzten gerechten, weisen und allmächtigen Königs, dessen Königtum kein Ende haben wird.
[Die sehnsuchtsvolle Erwartung des Messias als Erlöser des Gottesvolkes kommt an vielen Stellen des Alten Testaments zum Ausdruck. Einige besonders bedeutende dieser Schriftstellen wurden (spätestens) im 6. Jahrhundert in lateinischer Dichtung kombiniert; das Ergebnis sind sieben kurzen Gesänge (Antiphonen), die Eingang in die Adventsliturgie des alten römischen Ritus gefunden haben. Allen gemeinsam ist, dass sie zu Beginn den göttlichen Messias mit einem Titel anrufen, der ihm schon im Alten Testament beigelegt wird, und ein flehentliches „O“ vorausschicken. Deshalb sind sie unter dem Namen O-Antiphonen bekannt. Sie schließen jeweils mit der Bitte um das Kommen des verheißenen Messias und um einen bestimmten Aspekt der Erlösung.]
Beispielsweise wird am 17. Dezember Christus angerufen als göttliches Wort der Weisheit (vgl. Spr 8): O Sapientia, quae ex ore Altimissi prodisti, zu deutsch: „O Weisheit, die Du aus dem Munde des Höchsten hervorgegangen bist“. Nach weiteren poetischen Beschreibungen der göttlichen Weisheit gipfelt der Gesang in der Bitte veni ad docendum nos viam prudentiae — „komm, um uns den Weg (wirklicher) Klugheit zu lehren“. Gemeint ist hier eine Klugheit, die unser Leben als Gabe Gottes versteht, für die wir einst bei der Wiederkunft des Herrn Rechenschaft ablegen müssen; wirkliche Weisheit und wahre Einsicht wurzeln deshalb in der Ehrfurcht vor Gott (Spr 1,7; 9,10).
[In dem spätlateinischen (mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen) Hymnus Veni, veni Emmanuel sind einige der O-Antiphonen noch einmal etwas kürzer und auf einen Endreim zusammengefasst worden. Dieser Hymnus ist auch, jeweils unter dem Titel „O komm, o komm, Immanuel“ in verschiedenen Fassungen ins Deutsche übertragen worden (z.B. von Heinrich Bone 1847 und Köln 1852).]
Das Mit-Singen und -Beten der sieben O-Antiphonen will uns mit hinein nehmen in die sehnsuchtsvolle Erwartung der Ankunft und Wiederkunft des göttlichen Erlösers. Dies ist eine Erwartung, die das Volk Gottes seit jeher auszeichnet, aber aufgrund des ersten Kommens Christi in diese Welt, das wir an Weihnachten feiern, ein bleibendes Unterpfand hat. Wenn wir eintauchen in diese Erwartung und davon unser Leben aufs Neue prägen lassen, wird das diesjährige Christfest, allen Widrigkeiten zum Trotz, für uns wirklich zur „heiligen Nacht“. Ja, dann wird (vgl. Gal 4,19) an Weihnachten Christus auch in uns geboren!
2Wenn ich rufe, erhöre mich, du Gott meiner Gerechtigkeit!
In Bedrängnis hast du mir (immer) Raum geschafft: sei mir gnädig und höre mein Gebet!
3Ihr Herrensöhne, wie lange noch soll meine Ehre geschändet werden?
Wie lange noch wollt ihr an Eitlem hangen, auf Lügen ausgeh’n?
4Erkennt doch, dass der HERR / den ihm Getreuen sich auserkoren: der HERR vernimmt’s, wenn ich zu ihm rufe.
5Seid zornerregt, doch versündigt euch nicht! Denkt nach im stillen auf eurem Lager und schweigt!
6Bringt Opfer der Gerechtigkeit dar und vertraut auf den HERRN!
7Es sagen gar viele: »Wer lässt Gutes uns schauen?«
Erhebe über uns, o HERR, das Licht deines Angesichts!
8Du hast mir größere Freude ins Herz gegeben als ihnen zur Zeit, wo sie Korn und Wein in Fülle haben.
9In Frieden will ich beides, mich niederlegen und schlafen;
denn du allein, HERR, lässt mich in Sicherheit wohnen.
Tagesgebet
Vom 3. Advent
Herr, wir flehen Dich an: Erhöre unser Gebet, suche uns in Gnaden heim und erleuchte die Finsternis unserer Herzen. Durch unseren Herrn Jesus Christus, der mit Dir und dem Heiligen Geist, ein einiger Gott, lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Lesung
1 Kor 4,1–5
Aus dem ersten Brief des Apostels Pauls an die Korinther.
Brüder und Schwestern! 1Dafür halte uns jedermann, nämlich für Diener Christi und für Verwalter der Geheimnisse Gottes. 2Bei dieser Sachlage verlangt man allerdings von den Verwaltern, dass ein solcher treu erfunden werde. 3Doch was mich betrifft, so ist es mir etwas ganz Geringes, ob ich von euch oder von sonst einem menschlichen Gerichtshof ein Urteil empfange; ja, ich gebe nicht einmal selbst ein Urteil über mich ab. 4Denn ich bin mir wohl keiner Schuld bewusst, aber dadurch bin ich noch nicht gerechtfertigt; nein, der Herr ist’s, der das Urteil über mich abgibt. 5Daher urteilet über nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das im Dunkel Verborgene ans Licht bringen und die Gedanken der Herzen offenbar machen wird; und dann wird einem jeden das ihm gebührende Lob von Gott her zuteil werden.
Evangelium
Mt 11,2–10
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
Als aber Johannes im Gefängnis von dem Wirken Christi hörte, sandte er durch seine Jünger Botschaft an ihn 3und ließ ihn fragen: »Bist du es, der da kommen soll (d.h. der verheißene Messias), oder sollen wir auf einen andern warten?« 4Jesus gab ihnen zur Antwort: »Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr hört und seht: 5Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote werden auferweckt, und Armen wird die Heilsbotschaft verkündigt (Jes 35,5–6; 61,1), 6und selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt!« 7Als diese nun den Rückweg antraten, begann Jesus zu den Volksscharen über Johannes zu reden: »Wozu seid ihr damals in die Wüste hinausgezogen? Wolltet ihr euch ein Schilfrohr ansehen, das vom Winde hin und her bewegt wird? 8Nein; aber wozu seid ihr hinausgezogen? Wolltet ihr einen Mann in weichen Gewändern sehen? Nein; die Leute, welche weiche Gewänder tragen, sind in den Königsschlössern zu finden. 9Aber wozu seid ihr denn hinausgezogen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: einen Mann, der noch mehr ist als ein Prophet! 10Denn dieser ist es, auf den sich das Schriftwort bezieht (Mal 3,1): ›Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der dir den Weg vor dir her bereiten soll.‹
1Ich rief zum HERRN in meiner Not: da erhörte er mich.
2O HERR, errette mich von der Lügenlippe, von der trügerischen Zunge!
3Was wird Er dir jetzt und in Zukunft bescheren, du trügerische Zunge?
4Geschärfte Kriegerpfeile samt Kohlen vom Ginsterstrauch!
5Wehe mir, dass ich als Fremdling in Mesech weile, dass ich wohne bei den Zelten von Kedar!
6Lange genug schon weile ich hier bei Leuten, die den Frieden hassen.
7Ich bin ganz friedlich gestimmt, doch was ich auch rede: sie gehen auf Krieg aus.
Tagesgebet
Vom 2. Advent
Gepriesener Herr! Dein Sohn Jesus Christus ist Dein ewiges Wort, und Du hast uns zur Belehrung die gesamte Heilige Schrift gegeben. Gewähre uns, sie so zu hören, zu überdenken und in unseren Herzen zu bewegen, dass wir durch Geduld und den Trost Deines Wortes die selige Hoffnung des ewigen Lebens, das Du uns in unserem Erlöser Jesus Christus verliehen hast, ergreifen und immer festhalten. Durch Ihn, der mit Dir und dem Heiligen Geist, ein einiger Gott, lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Lesung
Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer.
Röm 15,4–13
Brüder und Schwestern! 4So ist ja alles, was vor Zeiten geschrieben worden ist, für uns zur Belehrung geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den Trost, den die (heiligen) Schriften gewähren, an der Hoffnung festhalten. 5Der Gott aber, von dem Geduld und Trost kommen, möge euch dazu verhelfen, einen einträchtigen Sinn untereinander nach dem Vorbild Christi Jesu zu besitzen, 6damit ihr einmütig mit einem Munde den Gott und Vater unsers Herrn Jesus Christus preisen könnt. 7Darum nehmet euch gegenseitig (in Liebe) an, wie auch Christus euch zu Gottes Verherrlichung (in Liebe) angenommen hat! 8Ich meine nämlich: Christus ist ein Diener der Beschneidung (= der Juden) geworden zum Erweis der Wahrhaftigkeit Gottes, um die den Vätern gegebenen Verheißungen zu verwirklichen, 9die Heiden andrerseits sollen Gott um seiner Barmherzigkeit willen preisen, wie geschrieben steht (Ps 18,50): »Darum will ich dich preisen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.« 10Und an einer anderen Stelle heißt es (Dtn 32,43): »Freuet euch, ihr Heiden, im Verein mit seinem Volke!« 11und an einer anderen Stelle (Ps 117,1): »Lobet, ihr Heiden alle, den Herrn, und alle Völker sollen ihn preisen!« 12Weiter sagt Jesaja (Jes 11,10): »Erscheinen wird der Wurzelspross Isais, und zwar er, der da aufsteht, um über die Heiden zu herrschen: auf ihn werden die Heiden ihre Hoffnung setzen.« 13Der Gott aber, der unsere Hoffnung ist, erfülle euch mit aller Freude und mit Frieden auf dem Grunde des Glaubens, damit ihr immer reicher an Hoffnung werdet durch die Kraft des heiligen Geistes!
Evangelium
Lk 21,25–33
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
Der Herr sprach zu seinen Jüngern: 25»Dann werden Zeichen an Sonne, Mond und Sternen in Erscheinung treten und auf der Erde wird Verzweiflung der Völker in ratloser Angst beim Brausen des Meeres und seines Wogenschwalls herrschen, 26indem Menschen den Geist aufgeben vor Furcht und in banger Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen werden; denn (sogar) die Kräfte des Himmels werden in Erschütterung geraten (Jes 34,4). 27Und hierauf wird man den Menschensohn auf einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit (Dan 7,13). 28Wenn dies nun zu geschehen beginnt, dann richtet euch auf und hebt eure Häupter empor; denn eure Erlösung naht.« 29Er sagte ihnen dann noch ein Gleichnis: »Seht den Feigenbaum und alle anderen Bäume an: 30sobald sie ausschlagen, erkennt ihr, wenn ihr es seht, von selbst, dass nunmehr der Sommer nahe ist. 31So sollt auch ihr, wenn ihr alles dieses eintreten seht, erkennen, dass das Reich Gottes nahe ist. 32Wahrlich ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschieht. 33Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nimmermehr vergehen!«
[Übersetzung der biblischen Texte nach Hermann Menge]
und nicht tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt im Kreise der Spötter,
2vielmehr Gefallen hat am Gesetz des HERRN und sinnt über sein Gesetz bei Tag und bei Nacht!
3Der gleicht einem Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Früchte bringt zu rechter Zeit
und dessen Laub nicht welkt; und alles, was er beginnt, das gelingt.
4Nicht also die Gottlosen: nein, sie gleichen der Spreu, die der Wind verweht.
5Darum werden die Gottlosen nicht im Gericht bestehn und die Sünder nicht in der Gemeinde der Gerechten.
6Denn es kennt der HERR den Weg der Gerechten; doch der Gottlosen Weg führt ins Verderben.
Tagesgebet
Vom 1. Advent
Allmächtiger Gott! Dein ewiger Sohn Jesus Christus hat sich selbst dazu erniedrigt, an unserem vergänglichen Leben Anteil zu nehmen. Gewähre uns in diesem Leben die Gnade, die Werke der Finsternis abzulegen und die Waffen des Lichts anzulegen – damit am Jüngsten Tag, wenn Er in Seiner herrlichen Majestät wiederkommen wird, die Lebenden und die Toten zu richten, auch wir zum unsterblichen Leben auferstehen werden. Durch Ihn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Lesung
Röm 13,8–14
Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer.
Brüder und Schwestern! 8Bleibt niemand etwas schuldig, außer dass ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfüllt. 9Denn das Gebot: »Du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, lass dich nicht gelüsten!« und jedes andere derartige Gebot ist in diesem Wort einheitlich zusammengefasst (Lev 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« 10Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses; demnach ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes. 11Und zwar (verhaltet euch auf diese Weise) in richtiger Erkenntnis der (gegenwärtigen) Zeit, dass nämlich die Stunde nunmehr für uns da ist, aus dem Schlaf zu erwachen; denn jetzt ist die Rettung uns näher als damals, als wir zum Glauben gekommen sind: 12die Nacht ist vorgerückt und der Tag nahegekommen. So lasset uns denn die Werke der Finsternis abtun, dagegen die Waffen des Lichts anlegen! 13Lasset uns sittsam wandeln, wie es sich am Tage geziemt: nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht; 14nein, ziehet den Herrn Jesus Christus an, und seid dem Fleisch nicht so zu Diensten, dass böse Begierden dadurch erregt werden!
Evangelium
Mt 21,1–13
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit, 1als sie sich Jerusalem näherten und nach Bethphage an den Ölberg gekommen waren, da sandte Jesus zwei von seinen Jüngern ab 2mit der Weisung: »Geht in das Dorf, das vor euch liegt! Ihr werdet dort sogleich (am Eingang) eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und bringt sie mir her! 3Und wenn euch jemand etwas sagen sollte, so antwortet ihm: ›Der Herr hat sie nötig, wird sie aber sofort zurückschicken.‹« 4Dies ist aber geschehen, damit das Wort des Propheten erfüllt werde, das da lautet (Jes 62,11; Sach 9,9): 5»Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Füllen, dem Jungen des Lasttiers.« 6Als nun die Jünger hingegangen waren und den Auftrag Jesu ausgerichtet hatten, 7führten sie die Eselin mit dem Füllen herbei, legten ihre Mäntel auf sie, und er setzte sich darauf. 8Die überaus zahlreiche Volksmenge aber breitete ihre Mäntel auf den Weg aus, andere hieben Zweige von den Bäumen ab und streuten sie auf den Weg; 9und die Scharen, die im Zuge vor ihm her gingen und die, welche ihm nachfolgten, riefen laut: »Hosianna dem Sohne Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in den Himmelshöhen!« 10Als er dann in Jerusalem eingezogen war, geriet die ganze Stadt in Bewegung, und zwar fragte man: »Wer ist dieser?« 11Da sagte die Volksmenge: »Dies ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa!« 12Jesus ging dann in den Tempel Gottes, trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften, warf die Tische der Geldwechsler und die Sitze der Taubenverkäufer um 13und sagte zu ihnen: »Es steht geschrieben (Jes 56,7): ›Mein Haus soll ein Bethaus heißen!‹ Ihr aber macht es zu einer ›Räuberhöhle‹!« (Jer 7,11)
1. Vom Hauptfest des capitolinischen Jupiters in Rom zum Fest Kreuzerhöhung in Jerusalem
Fragen wir uns, warum das Fest „Kreuzerhöhung“ gerade auf den 14. September fällt, so müssen wir zuerst auf das vorchristliche Hauptfest des capitolinischen Jupiters schauen. Denn am 13. September war ein hoher Feiertag für den höchsten Gott in Rom. Diesen altehrwürdigen Festtag zu Ehren des größten und besten Gottes wollte Konstantin der Große erhalten. Er legte deshalb fest, dass die Einweihung der Grabeskirche am 13. September zu erfolgen hätte. Diese fand statt im Jahr 335. Wir müssen freilich bedenken, dass es sich um zwei große Kirchen handelte. Die eine stand auf Golgatha. Die andere überdeckte das Grab des Herrn. Beide wurden gemeinsam geweiht. Bereits die Pilgerin Egeria berichtet uns gegen Ende des vierten Jahrhunderts über die Kirchweihfeierlichkeiten, wie sie jährlich in Jerusalem begangen werden: Ca. 40–50 Bischöfe sind versammelt. Die Kirchen sind geschmückt wie zu Epiphanie und Ostern. Eine Festoktav mit täglichen Prozessionen wird abgehalten. Viele Pilger kommen aus verschiedenen Ländern.
Berühmt ist die Teilnahme der öffentlichen Sünderin Maria von Ägypten. Aus Neugierde will sie wissen, was die Gläubigen nach Jerusalem führt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bekehrt sie sich und lebt fortan in der Wüste. Der heilige Zosimas aus dem Gerasimuskloster brachte ihr jedes Jahr zum Fest der Auferstehung das Abendmahl.
Bis heute kommen Pilger aus Ägypten zum Kirchweihfest der Grabeskirche, die nach dem julianischem Kalender am 27. September gefeiert wird. Wenn Ende September die Anastasis nach Basilikum duftet, das Ostertroparion „Christ ist erstanden“ erklingt und der Allerseligste, der Patriarch von Jerusalem, hinunter in die Helenakapelle zieht, dann ist die Kirchweih der Grabeskirche, bzw. es wird deren zweiter Feiertag begangen, das Fest „Kreuzerhöhung“. Im Rahmen der Festwoche war es üblich, dass am zweiten Feiertag das Kreuzesholz zur Verehrung gereicht wurde. Aus diesem Brauch entwickelte sich das Fest Kreuzerhöhung. Egeria gibt als Grund für das große Fest die Auffindung des heiligen Kreuzes an.
2. Das lebenspendende Kreuz Deiner Güte
Mit der Anrufung „Das lebenspendende Kreuz Deiner Güte, das Du uns Unwürdigen gewährt hast, o Herr, bringen wir Dir herbei in Verehrung …“ beginnt das Troparion am Vorabend des 14. September im Ritus von Byzanz. Das Kreuz kann zur Verehrung gezeigt werden, da die heilige Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, es gefunden hat. Die Legende berichtet, dass Kranken verschiedene Hölzer aufgelegt wurden. Wenn eine Heilung erfolgte, war gesichert, dass es sich um das Kreuz des Erlösers, um das Kreuz Jesu Christi, handelte.
Das Fest Kreuzerhöhung ist also eine Erinnerung an die Auffindung des heiligen Kreuzes durch Kaiserin Helena. Es ist auch Gedächtnis der Rückeroberung der Kreuzesreliquie durch Kaiser Heraklion am 3. Mai 628. Der Perserkönig Chosroes hatte das Reliquiar an sich genommen. Seine Frau war ostsyrische (nestorianische) Christin. Ihr wollte er es zum Geschenk machen. Kaiser Heraklion verwandte die ganze Schaffenskraft seiner Amtszeit darauf, das Kreuz zurückzuerobern. Wahrscheinlich um 628 brachte er es zunächst nach Konstantinopel und im März 630 nach Jerusalem. Wieder konnte das heilige Kreuz zur Verehrung gezeigt werden. Es war die Regierungszeit des Patriarchen Sophronius. 637 fiel Jerusalem in die Hände des Islam, nachdem das kaiserliche byzantinische Heer abgezogen war. Patriarch Sophronius hatte die Verteidigung der Stadt auf das Beste organisiert. Doch nach der Flucht des Heeres übergab er in aussichtsloser Situation die Stadt. Er führte die Verhandlungen. Unter ungeklärten Umständen kam er ums Leben, vielleicht, weil er Soldaten ermunterte nicht zum Islam überzutreten.
Kaiser Konstantin hatte im Traum das Kreuzzeichen gesehen. Nach Eusebius von Caesarea erschien ihm im Sonnenlicht das Kreuz mit der Inschrift En touto nika, in diesem (Zeichen) siegst du! Er hat seinen Sieg an der Milvischen Brücke oder bei Saxa Rubra im Oktober 312 dieser Erscheinung zugeschrieben. Auch dieser Aspekt ist Teil des Kreuzgedächtnisses. Später ließ Konstantin einen seiner Söhne töten: Crispus wurde durch seinen Vater Konstantin ermordet, da er ihn als Regierungskonkurrenten fürchtete. Seine Frau teilte sein Schicksal. Er war der Lieblingsenkel der Kaiserin Helena. Angesichts dieses schweren Leides macht sie sich auf die Suche nach dem Kreuz des Herrn. Das ist die Botschaft der Kreuzauffindungslegende. Nach dem Vorbild der heiligen Helena suchen wir in unserem Kreuz das Kreuz Christi. Im Leid und in der Not unseres Lebens finden wir Hilfe, Heil und Rettung, wenn wir auf das Kreuz Christi schauen.
Die alte Kirche hat das Kreuz stets als Siegeszeichen gesehen und das gemmengeschmückte Siegeskreuz bevorzugt. Es ist Hinweis auf den, der am Holz den Tod besiegt hat. „Im Tode bezwang er den Tod“, heißt es im Ostertroparion. Das Kreuz Christi steht für das Leben, für das ewige Leben. Das Fest Kreuzerhöhung entwickelte sich aus der Kirchweihe der Grabeskirche und der Auffindung des Kreuzesholzes. Letztlich ist es aber doch Hinweis auf den am Kreuz gestorbenen König, der durch den Tod ging und auferstanden ist. Sehr schön kommt der Zusammenhang von Kreuz und Leben im Hymnus „Christi Auferstehung haben wir geschaut“ zum Ausdruck. Er wird in der byzantinischen Osternacht und nach Verkündigung des sonntäglichen Auferstehungsevangeliums in der Nachtwache gesungen. „Vor Deinem Kreuze fallen wir nieder, o Christus, und Deine heilige Auferstehung besingen und preisen wir … Denn siehe durch das Kreuz kam Freude in alle Welt … Denn das Kreuz hat er erduldet um unseretwillen und durch den Tod vernichtet den Tod.“
3. „Wir aber müssen uns rühmen im Kreuze…“
Mit den Worten „Wir aber müssen uns rühmen im Kreuze unseres Herrn Jesus Christus; in Ihm ist für uns das Heil, das Leben und die Auferstehung“ (nach Gal 6,14) beginnt der Introitus der römischen Messe zum Fest Kreuzerhöhung. In Rom wurde das Fest ab dem 7. Jahrhundert übernommen. Wohl aus gallikanischer Tradition kam das Kreuzfest am 3. Mai in den römischen Kalender. Es erinnerte an die Kreuzauffindung durch Helena. Für den 14. September war der Sieg über die Perser der Ausgangspunkt. Als Doppelung wurde das Gedächtnis am 3. Mai in der Liturgiereform gestrichen. Im Kalender der nordisch-katholischen Kirche ist es auch heute zu finden. In Rom hat das Fest Kreuzerhöhung nie die Bedeutung wie in Byzanz erlangt. Es gibt den Titel, bisweilen auch von Wallfahrtskapellen. Zum Beispiel wird das Fest in der Abtei Chevetogne festlich als Patrozinium gefeiert, freilich im byzantinischen Ritus. In Byzanz ist es Festtag und strenger Fasttag. Es zählt zu den zwölf Hochfesten. Das in der eucharistischen Liturgie ansonsten übliche Trishagion wird durch den Ruf „Vor Deinem Kreuze, o Herrscher, werfen wir uns nieder und Deine heilige Auferstehung preisen wir“ ersetzt. Besonders eindrucksvoll ist die pankosmische Kreuzerhöhungszeremonie. Ein mit Blumen reichgeschmücktes Kreuz wird in alle vier Himmelsrichtungen erhoben und unter dem Gesang von 40 Kyrie eleison langsam bis auf den Boden gesenkt. Die Erhöhung des Gottessohnes ist seine Erniedrigung. Die Väter lehren, Gott konnte nicht mehr wachsen, nicht mehr größer werden. Größer als Gott geht nicht. Allein in seiner Menschwerdung, in seiner Erniedrigung, in seinem Tod am Kreuz (vgl. den Philipperhymnus Phil 2,6–11) konnte seine Größe noch gemehrt werden.
So ist das Kreuz Zeichen des Lebens des Lebens, das der Lebensspender Christus gewährt. Es wird gerettet, wer zu ihm aufschaut. „Darum wollen wir zu ihm aufschauen, um von den Bissen der Sünde geheilt zu werden“, schreibt Augustinus in seinem Johanneskommentar. Vorbild ist die von Moses erhöhte Schlange in der Wüste. (Vgl. Num 21,6f.)
Das Kreuz ist augenfälliges Zeichen der Liebe Gottes und jede große Liebe ist deshalb stets gekreuzigte Liebe sagt Paul Ewdokimow. Romanos der Melode dichtet: „Das Kreuzesholz bringt uns an jedem Tag und zu jeder Zeit unermesslichen Reichtum, denn es führt uns alle erneut ins Paradies.“
So möge uns die Liebe des Gekreuzigten zuteil werden, wenn wir gleich Maria von Ägypten und der heilige Helena auf das kostbare und lebenspendende Kreuz schauen. Christi Licht, das einst Konstantin ergriffen hat und das allen leuchtet, leuchte auch uns in diesen schweren Zeiten der Pandemie, vor allem, wenn wir die Weihe des Hauses der Auferstehung und das Kreuzfest begehen. „Rette uns o Kreuz, durch Deine Macht, heilige uns durch Deinen Glanz, Du kostbares Kreuz und gib uns Kraft durch Deine Erhöhung. Denn als Licht wurdest Du uns gegeben und als Rettung unserer Seelen.“
Im Folgenden werden die biblischen und liturgischen Texte des Sonntags mit weiteren Gebeten und Liedern zu einem kurzen Wort-Gottesdienst zusammengestellt. Damit soll ermöglicht werden, trotz Versammlungsverbot zumindest auf diese Weise — gemeinsam mit der Familie oder alleine für sich — den Sonntag kirchlich zu begehen.
Eröffnung
Die Feiernden versammeln sich am Eingang des Andachtsraums.
1. Singt dem König Freudenpsalmen, Völker, ebnet seine Bahn: Zion, streu ihm deine Palmen, sieh, dein König kommt heran! Dieser ist von Davids Samen, Gottessohn von Ewigkeit. Der da kommt in Gottes Namen, er sei hochgebenedeit!
2. David sah im Geist entzücket den Messias schon von fern, der die ganze Welt beglücket, den Gesalbten, unsern Herrn. Tochter Zion, streu ihm Palmen, breite deine Kleider aus, sing ihm Lieder, sing ihm Psalmen, heut beglücket er dein Haus.
3. Sieh, Jerusalem, dein König, sieh, voll Sanftmut kommt er an; Völker, seid ihm untertänig, er hat allen wohlgetan! Den die Himmel hoch verehren, dem der Chor der Engel singt, dessen Ruhm sollt ihr vermehren, da er euch den Frieden bringt!
4. Geister, die im Himmel wohnen, preist den großen König heut; und ihr Völker aller Zonen singt: Er sei gebenedeit! Singt: Hosanna in den Höhen, hochgepriesen Gottes Sohn! Mögen Welten einst vergehen, ewig fest besteht sein Thron.
Text: nach Salzburg 1783 Melodie: Bamberg 1732, Augsburg 1800
Hosianna dem Sohne Davids! Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna dem Sohne Davids!
Evangelium vom Einzug nach Jerusalem (Mt 21,1-9)
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. Ehre sei Dir, o Herr.
Als sie sich dann Jerusalem näherten und nach Bethphage an den Ölberg gekommen waren, da sandte Jesus zwei von seinen Jüngern ab 2 mit der Weisung: »Geht in das Dorf, das vor euch liegt! Ihr werdet dort sogleich (am Eingang) eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und bringt sie mir her! 3 Und wenn euch jemand etwas sagen sollte, so antwortet ihm: ›Der Herr hat sie nötig, wird sie aber sofort zurückschicken.‹« 4 Dies ist aber geschehen, damit das Wort des Propheten erfüllt werde, das da lautet (Jes 62,11; Sach 9,9): 5 »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Füllen, dem Jungen des Lasttiers.« 6 Als nun die Jünger hingegangen waren und den Auftrag Jesu ausgerichtet hatten, 7 führten sie die Eselin mit dem Füllen herbei, legten ihre Mäntel auf sie, und er setzte sich darauf. 8 Die überaus zahlreiche Volksmenge aber breitete ihre Mäntel auf den Weg aus, andere hieben Zweige von den Bäumen ab und streuten sie auf den Weg; 9 und die Scharen, die im Zuge vor ihm her gingen und die, welche ihm nachfolgten, riefen laut: »Hosianna dem Sohne Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in den Himmelshöhen!«
Prozessionshymnus
Gemeinsam zieht man in die Mitte des Andachtsraums; dabei erklingt der Hymnus:
Allmächtiger und ewig lebender Gott! Du hast aus zärtlicher Liebe zum Menschengeschlecht Deinen Sohn Jesus Christus gesandt, unser Fleisch anzunehmen und den Tod am Kreuz zu erdulden, damit alle Menschen dem Vorbild Seiner tiefen Demut folgen sollen. Verleihe uns in Gnaden, dass wir sowohl dem Beispiel Seiner Geduld folgen als auch Teilhaber Seiner Auferstehung werden. Durch denselben Jesus Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist, ein einiger Gott, lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Wort-Verkündigung
Lesung (Phil 2,5–11)
Brüder und Schwestern! 5 Solche Gesinnung wohne in euch allen, wie sie auch in Christus Jesus vorhanden war; 6 denn obgleich er Gottes Gestalt besaß, sah er doch das Gleichsein mit Gott nicht als einen gewaltsam festzuhaltenden Raub an; 7 nein, er entäußerte sich selbst (seiner Herrlichkeit), indem er Knechtsgestalt annahm, ganz in menschliches Wesen einging und in seiner leiblichen Beschaffenheit als ein Mensch erfunden wurde; 8 er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja, bis zum Tode am Kreuz. 9 Daher hat Gott ihn auch über die Maßen erhöht und ihm den Namen verliehen, der jedem anderen Namen überlegen ist, 10 damit im Namen Jesu sich jedes Knie aller derer beuge, die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde sind, 11 und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit.
Passion (Mt 26,36–27,56)
(Die Verlesung der Passion kann aufgeteilt werden. Der Vorbeter spricht die Worte Jesu, zwei weitere Mitfeiernde die Worte des Evangelisten und die Worte der übrigen Personen.)
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Matthäus. (Stille.)
In jener Zeit 36 kam Jesus mit seinen Jüngern an einen Ort namens Gethsemane (d.h. Ölkelter) und sagte zu den Jüngern: »Setzt euch hier nieder, während ich dorthin gehe und bete!« 37 Dann nahm er Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich und fing an zu trauern und zu zagen. 38 Da sagte er zu ihnen: »Tiefbetrübt ist meine Seele bis zum Tode; bleibt hier und haltet euch wach mit mir!« 39 Nachdem er dann ein wenig weitergegangen war, warf er sich auf sein Angesicht nieder und betete mit den Worten: »Mein Vater, wenn es möglich ist, so lass diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!« 40 Hierauf ging er zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend und sagte zu Petrus: »So wenig seid ihr imstande gewesen, eine einzige Stunde mit mir zu wachen? 41 Wachet, und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach.« 42 Wiederum ging er zum zweiten Mal weg und betete mit den Worten: »Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht (an mir) vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!« 43 Als er dann zurückkam, fand er sie (wieder) schlafend, denn die Augen fielen ihnen vor Müdigkeit zu. 44 Da verließ er sie, ging wieder weg und betete zum dritten Mal, wieder mit denselben Worten. 45 Hierauf kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: »Schlaft ein andermal und ruht euch aus! Doch jetzt ist die Stunde gekommen, dass der Menschensohn Sündern in die Hände geliefert wird! 46 Steht auf, wir wollen gehen! Seht, mein Verräter ist nahe gekommen!« 47 Während er noch redete, da kam plötzlich Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und Knütteln, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes her (gesandt). 48 Sein Verräter hatte aber ein Zeichen mit ihnen verabredet, nämlich: »Der, den ich küssen werde, der ist’s; den nehmt fest!« 49 Er trat also sogleich auf Jesus zu mit den Worten: »Sei gegrüßt, Rabbi (d.h. Meister)!« und küsste ihn. 50 Jesus aber sagte zu ihm: »Freund, wozu du hergekommen bist!« Hierauf traten sie herzu, legten Hand an Jesus und nahmen ihn fest. 51 Einer jedoch von den Begleitern Jesu streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug damit nach dem Knechte des Hohepriesters und hieb ihm das Ohr ab. 52 Da sagte Jesus zu ihm: »Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort ! Denn wer zum Schwerte greift, wird durchs Schwert umkommen! 53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir nicht sogleich mehr als zwölf Legionen Engel zu Hilfe senden? 54 Wie sollten dann aber die Aussprüche der Schrift erfüllt werden, dass es so geschehen muss?« 55 In jener Stunde sagte Jesus zu den Haufen: »Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangen zu nehmen. Täglich habe ich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen. 56 Dies alles ist aber geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt werden!« Hierauf verließen ihn die Jünger alle und ergriffen die Flucht. 57 Die Männer aber, die Jesus festgenommen hatten, führten ihn zu dem Hohepriester Kaiphas ab, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten sich versammelten. 58 Petrus aber folgte ihm von fern bis zum Palast des Hohepriesters, ging hinein und setzte sich dort unter den Dienern hin, um den Ausgang der Sache abzuwarten. 59 Die Hohepriester aber und der gesamte Hohe Rat suchten nach einer falschen Zeugenaussage gegen Jesus, um ihn zum Tode verurteilen zu können; 60 doch sie fanden keine, obgleich viele falsche Zeugen herzu traten. Zuletzt aber traten zwei auf 61 und sagten aus: »Dieser Mensch hat behauptet: ›Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen.‹« 62 Da stand der Hohepriester auf und fragte ihn: »Entgegnest du nichts auf das, was diese Zeugen gegen dich aussagen?« Jesus aber schwieg. 63 Da sagte der Hohepriester zu ihm: »Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott: Sage uns, bist du der Messias, der Sohn Gottes?« 64 Da gab Jesus ihm zur Antwort: »Ja, ich bin es! Doch ich tue euch kund: Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels.« (Dan 7,13; Ps 110,1)65 Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sagte: »Er hat Gott gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen? Jetzt habt ihr selbst die Gotteslästerung gehört! Was urteilt ihr?« 66 Sie gaben die Erklärung ab: »Er ist des Todes schuldig!« 67 Hierauf spien sie ihm ins Gesicht und schlugen ihn mit den Fäusten; andere gaben ihm Backenstreiche 68 und sagten: »Weissage uns, Messias! Wer ist es, der dich geschlagen hat?« 69 Petrus aber saß (unterdessen) draußen im Hof. Da trat eine Magd auf ihn zu und sagte: »Du bist auch bei Jesus, dem Galiläer, gewesen!« 70 Er aber leugnete vor allen und sagte: »Ich verstehe nicht, was du da sagst!« 71 Als er dann in die Torhalle hinausgegangen war, bemerkte ihn eine andere Magd und sagte zu den Leuten dort: »Dieser ist auch mit Jesus, dem Nazoräer (vgl. 2,23), zusammen gewesen!« 72 Da leugnete er wieder, (diesmal) mit einem Eid: »ich kenne den Menschen nicht!« 73 Nach einer kleinen Weile aber traten die Leute, die dort standen, hinzu und sagten zu Petrus: »Wahrhaftig, du gehörst auch zu ihnen: schon deine Sprache (= Mundart) verrät dich!« 74 Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: »Ich kenne den Menschen nicht!«, und sogleich darauf krähte der Hahn. 75 Da dachte Petrus an das Wort Jesu, der ihm gesagt hatte (vgl. V.34): »Noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
27,1 Als es hierauf Tag geworden war, fassten alle Hohepriester und die Ältesten des Volkes einen Beschluss gegen Jesus, um seine Hinrichtung zu erreichen. 2 Sie ließen ihn dann fesseln und abführen und übergaben ihn dem Statthalter Pontius Pilatus. 3 Als jetzt Judas, sein Verräter, erkannte, dass er (Jesus) verurteilt worden war, bereute er seine Tat. Und er brachte die dreißig Silberstücke den Hohepriestern und Ältesten zurück 4 mit den Worten: »Ich habe unrecht getan, dass ich unschuldiges Blut überantwortet habe!« Sie aber erwiderten: »Was geht das uns an? Da sieh du selber zu!« 5 Da warf er das Geld in das Tempelhaus und machte sich davon, ging hin und erhängte sich. 6 Die Hohepriester aber nahmen das Geld und sagten: »Es geht nicht an, dass wir es in den Tempelschatz tun, denn es ist Blutgeld.« (vgl. Dtn 23,18-19)7 Nachdem sie dann einen Beschluss gefasst hatten, kauften sie für das Geld den ›Töpferacker‹ zum Begräbnisplatz für die Fremden; 8 daher führt jener Acker den Namen ›Blutacker‹ (hebräisch Hakeldama) bis auf den heutigen Tag. 9 Damals erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia (Sach 11,12-13; Jer 32,6): »Sie nahmen die dreißig Silberstücke, den Geldbetrag für den so Gewerteten, auf den man von seiten der Israeliten einen solchen Preis ausgesetzt hatte, 10 und gaben sie für den Töpferacker, wie der Herr es mir geboten hatte.« 11 Jesus aber wurde dem Statthalter vorgeführt, und dieser befragte ihn mit den Worten: »Bist du der König der Juden?« Jesus antwortete: »Ja, ich bin es.« 12 Während er dann von den Hohepriestern und Ältesten angeklagt wurde, gab er keine Antwort. 13 Da fragte ihn Pilatus: »Hörst du nicht, was sie alles gegen dich aussagen?« 14 Doch er antwortete ihm auf keine einzige Frage, so dass der Statthalter sich sehr verwunderte. 15 An jedem (Passah-) Fest aber pflegte der Statthalter dem Volke einen Gefangenen nach ihrer Wahl freizugeben. 16 Man hatte aber damals einen berüchtigten Gefangenen namens Barabbas (in Haft). 17 Als die Menge nun versammelt war, fragte Pilatus sie: »Wen soll ich euch freigeben, Barabbas oder Jesus, den man den Messias nennt?« 18 Er wusste nämlich wohl, dass sie ihn aus Neid überantwortet hatten. 19 Während er aber auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: »Habe du mit diesem Gerechten nichts zu schaffen! Denn ich habe heute Nacht im Traum viel um seinetwillen ausgestanden.« 20 Die Hohepriester und Ältesten aber redeten auf das Volk ein, sie möchten sich den Barabbas erbitten, Jesus dagegen hinrichten lassen. 21 Da richtete der Statthalter (nochmals) die Frage an sie: »Wen von den beiden soll ich euch freigeben?« Sie riefen: »Barabbas!« 22 Pilatus fragte sie weiter: »Was soll ich denn mit Jesus machen, den man den Messias nennt?« Sie riefen alle: »Ans Kreuz mit ihm!« 23 Der Statthalter entgegnete ihnen: »Was hat er denn Böses getan?« Sie schrien nur noch lauter: »Ans Kreuz mit ihm!« 24 Als nun Pilatus einsah, dass er nichts erreichte, der Lärm vielmehr immer größer wurde, ließ er sich Wasser reichen, wusch sich vor dem Volk die Hände und sagte: »Ich bin am Blut dieses Gerechten unschuldig; seht ihr zu!« 25 Da antwortete das gesamte Volk mit dem Ruf: »Sein Blut (komme) über uns und über unsere Kinder!« 26 Daraufhin gab er ihnen den Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und überwies ihn dann (den Soldaten) zur Kreuzigung. 27 Hierauf nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit sich in die Statthalterei und riefen dort die ganze Kohorte gegen ihn zusammen. 28 Dann entkleideten sie ihn und legten ihm einen scharlachroten Mantel um, 29 flochten aus Dornen eine Krone, die sie ihm aufs Haupt setzten, und (gaben) ihm ein Rohr in die rechte Hand; darauf warfen sie sich vor ihm auf die Knie nieder und verhöhnten ihn mit den Worten: »Sei gegrüßt, Judenkönig!« 30 Auch spien sie ihn an, nahmen das Rohr und schlugen ihn damit aufs Haupt. 31 Nachdem sie ihn so verspottet hatten, nahmen sie ihm den Mantel wieder ab und legten ihm seine eigenen Kleider an; dann führten sie ihn zur Kreuzigung ab. 32 Während sie aber (zur Stadt) hinaus zogen, trafen sie einen Mann aus Cyrene namens Simon an; diesen zwangen sie, ihm das Kreuz zu tragen. 33 Als sie dann auf einem Platz namens Golgatha, das bedeutet Schädelstätte, angekommen waren, 34 gaben sie ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war; doch als er ihn gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken. 35 Nachdem sie ihn dann gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleidungsstücke unter sich, indem sie das Los um sie warfen, 36 setzten sich hierauf nieder und bewachten ihn dort. 37 Über seinem Haupt hatten sie eine Inschrift angebracht, die seine Schuld angeben sollte; sie lautete: »Dieser ist Jesus, der König der Juden.« 38 Sodann wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, der eine zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken. 39 Die Vorübergehenden aber schmähten ihn, wobei sie den Kopf schüttelten 40 und ausriefen: »Du wolltest ja den Tempel abbrechen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen! Hilf dir nun selbst, wenn du Gottes Sohn bist, und steige vom Kreuz herab!« 41 Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohepriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten mit den Worten: 42 »Anderen hat er geholfen, sich selber kann er nicht helfen! Er ist der König von Israel: so steige er jetzt vom Kreuz herab, dann wollen wir an ihn glauben! 43 Er hat auf Gott vertraut: der rette ihn jetzt, wenn er Wohlgefallen an ihm hat! Er hat ja doch behauptet: ›Ich bin Gottes Sohn.‹« 44 In der gleichen Weise schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren. 45 Aber von der sechsten Stunde an trat eine Finsternis über das ganze Land ein bis zur neunten Stunde. 46 Um die neunte Stunde aber rief Jesus mit lauter Stimme aus: »Eli, Eli, lema sabachthani?«, das heißt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Ps 22,2)47 Als einige von den dort Stehenden dies hörten, sagten sie: »Der ruft den Elia!« 48 Und sogleich lief einer von ihnen hin, nahm einen Schwamm, tränkte ihn mit Essig, steckte ihn an ein Rohr und wollte Jesus trinken lassen. 49 Die anderen aber sagten: »Lass das! Wir wollen doch sehen, ob Elia wirklich kommt, um ihm zu helfen.« 50 Jesus aber stieß noch einmal einen lauten Schrei aus und gab dann seinen Geist auf.
(Hier kniet man wenn möglich nieder und hält eine Zeit lang Stille.)
51 Da zerriss der Vorhang im Tempel von oben bis unten in zwei Stücke, die Erde erbebte und die Felsen zersprangen, 52 die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt, 53 kamen nach seiner Auferstehung aus ihren Gräbern hervor, gingen in die heilige Stadt hinein und erschienen vielen. 54 Als aber der Hauptmann und seine Leute, die Jesus zu bewachen hatten, das Erdbeben und was (sonst noch) geschah, sahen, gerieten sie in große Furcht und sagten: »Dieser ist wirklich Gottes Sohn gewesen!« 55 Es waren dort aber auch viele Frauen zugegen, die von weitem zuschauten; sie waren Jesus aus Galiläa nachgefolgt und hatten ihm Dienste geleistet. 56 Unter ihnen befanden sich Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus und des Joseph, und die Mutter der Söhne des Zebedäus.
Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.(Verneigung) Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.
Amen.
Abschluss
Fürbitten
Erste Form
Allmächtiger und ewig lebender Gott! Du hast uns durch Deinen heiligen Apostel gelehrt, dass wir vor allen Dingen für alle Menschen Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung verrichten sollen.
(Ggf. Anliegen des Tages.)
Wir bitten Dich in Demut: Erhöre unsere Gebete, die wir vor Deine göttliche Majestät bringen. Durch Jesus Christus, unseren Herrn, dem mit Dir und dem Heiligen Geist alle Ehre und Herrlichkeit gebührt, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Zweite Form
Für die Kirche und ihre Einheit
Gütiger Vater, wir bitten Dich in Demut für Deine heilige katholische Kirche. Erfülle sie mit aller Wahrheit und in aller Wahrheit mit allem Frieden. Reinige sie, wo sie verdorben ist; leite sie, wo sie im Irrtum ist; erleuchte sie, wo sie im Dunkeln ist; weise sie zurecht, wo sie dem Aberglauben verfallen ist; verbessere sie, wo sie im Unrecht ist; stärke und kräftige sie, wo sie im Recht ist. Wo ihr etwas mangelt, da gib es ihr. Wo sie gespalten und geteilt ist, da heile ihre Zerrissenheit und einige sie. Darum bitten wir Dich, Du Heiliger Israels, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Oder: Für alle Stände der Kirche
Allmächtiger, ewiger Gott! Durch Deinen Geist werden alle Glieder der Kirche zu einer heiligen Körperschaft miteinander verbunden und zu vielfältigem Dienst befähigt. Lass Deine Gnade walten über allen Deinen Dienern und Dienerinnen, auf dass sie erkennen was richtig ist und in allen Dingen dem gehorsam sind, der das Haupt ist, nämlich Christus Jesus, Deinem Sohn, unserem Herrn. Amen.
Für Parlament und Regierung
Allmächtiger, ewiger Gott, der Du über alle Länder und Völker mit ewiger Macht regierst! Erleuchte die gewählten Vertreter unseres Volkes, lenke ihre Absichten, segne ihre Mühen; auf dass unter uns Sicherheit, Lebensglück und Frieden gefördert, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit gemehrt, Tugend und Gottesfurcht gefestigt werden mögen — zum Wohlergehen Deines Volkes und zur Ehre Deines heiligen Namens. Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
In Zeiten von Seuchen und hoher Sterblichkeit
Allmächtiger und allbarmherziger Gott! In dieser Zeit schwerer Krankheit fliehen wir zu Dir, unserem Beistand. Wir ersuchen Dich: Errette uns aus der Gefahr; gib allen, die sich der Kranken annehmen, Kraft und Geschick; schenke Erfolg beim Einsatz jeglicher Heilmittel. Und lass uns erkennen, wie hinfällig und ungewiss unser Leben ist, damit wir unser Herz ausrichten auf die himmlische Weisheit, die zum ewigen Leben führt. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Oder: Für Kranke
Barmherziger Gott und Vater! Ohne Deinen Willen fällt kein Haar vom Kopf des Menschen. Wir rufen Dich in aller Demut an für Deinen Diener (Deine Dienerin/Diener), bei dem (der/denen) Du schwere Krankheit zugelassen hast. Lass die Tage seiner (ihrer) Prüfung nicht zahlreich werden. Verleihe ihm (ihr/ihnen) Geduld und Kraft, die Leiden so zu tragen, wie es Dir wohlgefällig ist. Schenke ihm (ihr/ihnen) die volle Gesundheit wieder und stehe ihm (ihr/ihnen) bei, dass er (sie) den Rest seiner (ihrer) Tage in Ehrfurcht vor Dir und zu Deiner Ehre verbringe(n). Hast Du es anders beschlossen, so verleihe ihm (ihr/ihnen) Beharrlichkeit bis ans Ende und lass ihn (sie) nach den Leiden dieser Zeit eingehen in die Herrlichkeit, die dereinst an uns offenbar werden soll. Durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
Gebet des Herrn
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott! Du hast uns jetzt die Gnade verliehen, einmütig unser gemeinsames Flehen vor Dich zu bringen, und Du hast verheißen, wenn zwei oder drei in Deinem Namen versammelt sind, sie zu erhören. Erfülle nun, o Herr, die Anliegen und Bitten Deiner Diener zu ihrem Wohl, indem Du uns in dieser Welt die Erkenntnis Deiner Wahrheit und in der künftigen das ewige Leben schenkst. Denn Du bist ein guter und menschenliebender Gott, und Dich verherrlichen wir, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Segensspruch
Der Herr segne uns, Er bewahre uns vor allem Unheil und führe uns zum ewigen Leben. Amen.
Im Folgenden werden die biblischen und liturgischen Texte des Sonntags mit weiteren Gebeten und Liedern zu einem kurzen Wort-Gottesdienst zusammengestellt. Damit soll ermöglicht werden, trotz Versammlungsverbot zumindest auf diese Weise — gemeinsam mit der Familie oder alleine für sich — den Sonntag kirchlich zu begehen.
Eröffnung
Lied zum Eingang
1. O Mensch, bewein dein Sünde groß, darum Christus seins Vaters Schoß äußert und kam auf Erden; von einer Jungfrau rein und zart für uns er hier geboren ward, er wollt der Mittler werden. Den Toten er das Leben gab und tat dabei all Krankheit ab, bis sich die Zeit herdrange, dass er für uns geopfert würd, trüg unsrer Sünden schwere Bürd wohl an dem Kreuze lange.
2. So lasst uns nun ihm dankbar sein, dass er für uns litt solche Pein, nach seinem Willen leben. Auch lasst uns sein der Sünde feind, weil uns Gotts Wort so helle scheint, Tag, Nacht danach tun streben, die Lieb erzeigen jedermann, die Christus hat an uns getan mit seinem Leiden, Sterben. O Menschenkind, betracht das recht, wie Gottes Zorn die Sünde schlägt, tu dich davor bewahren!
Text: Sebald Heyden um 1530 Melodie: Matthäus Greiter 1525
Trinitarisches Votum
Im Namen des Vaters und des Sohnes + und des Heiligen Geistes. Amen.
Bereitung
Gebet um die Gnade des Heiligen Geistes
Allmächtiger Gott! Vor Dir sind alle Herzen offen. Du kennst alles Sinnen und Trachten, und kein Geheimnis ist Dir verborgen. Reinige die Gedanken unserer Herzen durch das Wirken Deines Heiligen Geistes, damit wir Dich vollkommen lieben und Deinen heiligen Namen recht verherrlichen. Durch Jesus Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist, ein einiger Gott, lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Und/oder: Bußakt
Ich bekenne Gott dem Allmächtigen, der seligen Maria, allen Heiligen und euch, Brüder und Schwestern, dass ich durch meine Schuld viel gesündigt habe, im Hochmut, im Denken, Reden, Tun und Lassen. Ich bitte euch: betet für mich.
Der allmächtige Gott erbarme sich unser (durch die Fürsprache der seligen Maria und aller Heiligen). Er lasse uns alle Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
Introitus (Ps 54)
Hilf mir, o Gott, durch deinen Namen * und schaffe mir Recht durch deine Kraft!
Höre, o Gott, mein Gebet, * vernimm die Worte meines Mundes!
Denn Freche haben sich gegen mich erhoben, / und Gewalttätige trachten mir nach dem Leben: * sie haben Gott sich nicht vor Augen gestellt.
Ich weiß: Gott ist mir ein Helfer, * der Allherr ist meines Lebens Halt.
Das Böse wird auf meine Feinde zurückfallen: * nach deiner Treue vernichte sie!
Dann will ich mit Freuden dir Opfer bringen, * will preisen deinen Namen, o HERR, dass er gütig ist;
denn er hat mich aus aller Bedrängnis errettet, * und an meinen Feinden hat mein Auge sich geweidet.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit * und in Ewigkeit. Amen.
Allmächtiger und allbarmherziger Gott! Blicke gnädig auf Dein Volk herab, dass es durch Deine große Güte an Leib und Seele bewahrt und beschützt werde. Durch Jesus Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist, ein einiger Gott, lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Wort-Verkündigung
Lesung (Hebr 9,11–15)
Brüder und Schwestern! 11 Christus ist, indem er als Hoherpriester der zukünftigen Güter kam, durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht ist, das heißt: nicht dieser erschaffenen Welt angehört, 12 auch nicht mittels des Blutes von Böcken und Kälbern, sondern mittels seines eigenen Blutes ein für allemal in das (himmlische) Heiligtum eingetreten und hat eine ewig gültige Erlösung ausfindig gemacht. 13 Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh (vgl. Num 19), mit der man die Verunreinigten besprengt, Heiligung zu leiblicher Reinheit bewirkt, 14 um wie viel mehr wird das Blut Christi, der kraft ewigen Geistes sich selbst als ein fehlerloses Opfer Gott dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen! 15 Und aus diesem Grunde ist er auch der Mittler eines neuen Bundes, damit aufgrund eines Todes, der zur Erlassung der während der Dauer des ersten Bundes begangenen Übertretungen erfolgt ist, die Berufenen das verheißene Gut des ewigen Erbes empfangen sollten.
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. Ehre sei Dir, o Herr.
In jener Zeit sprach Jesus zu den Scharen der Juden: 46 »Wer von euch kann mich einer Sünde überführen? Wenn ich die Wahrheit rede, warum schenkt ihr mir keinen Glauben? 47 Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes; deshalb hört ihr sie nicht, weil ihr nicht von Gott seid.« 48 Da gaben ihm die Juden zur Antwort: »Sagen wir nicht mit Recht, dass du ein Samariter und von einem bösen Geist besessen bist?« 49 Jesus antwortete ihnen: »Ich bin von keinem bösen Geist besessen, sondern ehre meinen Vater; doch ihr beschimpft mich. 50 Ich aber sorge nicht für meine Ehre: es ist einer da, der (für sie) sorgt und Gericht (für sie) hält. 51 Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wenn jemand mein Wort hält, wird er den Tod in Ewigkeit nicht sehen.« 52 Da entgegneten ihm die Juden: »Jetzt wissen wir sicher, dass du von einem bösen Geist besessen bist. Abraham ist gestorben und (ebenso) die Propheten, und du behauptest: ›Wenn jemand mein Wort hält, wird er den Tod in Ewigkeit nicht schmecken.‹ 53 Bist du etwa größer als unser Vater Abraham, der doch gestorben ist? Und auch die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst?« 54 Jesus antwortete: »Wenn ich mich selbst ehrte, so wäre es mit meiner Ehre nichts; nein, mein Vater ist es, der mich ehrt, derselbe, von dem ihr behauptet, er sei euer Gott; 55 und dabei habt ihr ihn nicht erkannt. Ich aber kenne ihn; und wenn ich sagen wollte, dass ich ihn nicht kenne, so würde ich euch gleich sein, nämlich ein Lügner. Doch ich kenne ihn und halte sein Wort. 56 Euer Vater Abraham hat darüber gejubelt, dass er meinen Tag sehen sollte, und er hat ihn gesehen und sich darüber gefreut.« 57 Da sagten die Juden zu ihm: »Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?« 58 Jesus antwortete ihnen: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ehe Abraham (geboren) ward, bin ich.« 59 Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen; Jesus aber verbarg sich und ging aus dem Tempel hinaus.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Lob sei Dir, Christus.
Homilie
Einleitung. Mit diesem Sonntag beginnt gewissermaßen der „Endspurt“ der vorösterlichen Bußzeit. Er heißt auch „Passionssonntag“ (oder „Erster Passionssonntag“, wenn man den Palmsonntag als „Zweiten Passionssonntag“ bezeichnen will), das heißt: Leidens-Sonntag. (Früher entfiel an diesem Tag sogar der Lobpreis des dreifaltigen Gottes am Ende des Eingangspsalmes, das „Ehre sei dem Vater“ — lat. Gloria Patri.)
Hier geht es nun aber durchaus nicht um unser Leiden — obgleich die gegenwärtige Pandemie auch manche unter uns sehr belastet und besorgt. Nein, es geht hier um ein Leiden von kosmischer, welt- und heilsgeschichtlicher Bedeutung: um das Leiden und Sterben unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus, dessen wir am Karfreitag gedenken werden. Im heutigen Evangelium wird der zugrunde liegende Konflikt zwischen Jesus und der damaligen jüdischen Elite (samt dem von ihr aufgebrachten Mob) so richtig greifbar. Im Introitus haben wir daher passenderweise die Klage eines ungerecht Verfolgten gehört — und dabei vielleicht an jene gedacht, die auch in unseren Tagen um des Namens Christi willen Verfolgung erleiden müssen.
Im Tagesgebet wiederum haben wir um Schutz an Leib und Seele für uns und alle Gläubigen gebetet. Dabei richtet sich — besonders in diesen Tagen — natürlich der Blick auf den Schutz vor Krankheit für uns und unsere Lieben. Wir wollen auch jene in den Blick nehmen, für welche die weitgehende Einstellung des öffentlichen Lebens zu existenziellen Nöten führt, besonders die Menschen ohne Obdach. Und an diesem Passionssonntag darf unser Gebet nicht zuletzt auch den Opfern religiöser Verfolgung gelten, von denen eben die allermeisten Christen oder Juden sind.
Doch nicht nur um den Schutz des Leibes, sondern auch um den Schutz unserer Seelen sollen wir laut dem Tagesgebet bitten. Dies steht dort nicht zufällig, sondern hat einen guten Grund. Wir werden heute nämlich von einer Sünde hören, über die sonst nur wenig gesprochen wird. Und wir werden hören, dass diese sündhafte Haltung ganz besonders viel zu tun hat mit dem Leiden Christi, um deren Ursachen es an diesem Sonntag geht.
Widmen wir uns also dem Thema dieses Passionssonntags: Warum — aus welchen Gründen, wodurch verursacht — musste Jesus Christus leiden und sterben? Er war doch der Sohn des allmächtigen Gottes, hat ein Leben ohne Sünde und im steten Dienst für seine Mitmenschen unter großen Opfern geführt — warum musste er trotzdem den qualvollen Tod am Kreuz erleiden? Man könnte darauf nun etwas neunmalklug aber zutreffend antworten, es gebe viele Ursachen dafür, so wie es eben viele Formen von Verursachung geben kann. In der Philosophie gibt es denn auch eine jahrtausendealte Diskussion zur Frage des rechten Verständnisses von Verursachung. Gleichwohl gibt es recht viel Einigkeit darüber, dass praktisch jedes Ereignis unserer Lebenswelt eine oder mehrere mittelbare und unmittelbare Ursachen besitzt; es gibt auch gewichtige Gründe dafür, dass es so etwas wie eine Letztursache geben muss.
Bevor wir diese Begriffe anwenden auf die Passion Christi, will ich sie kurz erläutern. Was meine ich mit dieser Unterscheidung verschiedener Ursachen? Nehmen wir hierzu das Beispiel, dass ich mir aus Durst ein Glas Wasser aus einer Flasche einschenke. Dann besteht die unmittelbare Ursache für das Volllaufen des Wasserglases darin, dass ich die Flasche über dem Glas hinreichend stark neige und die Erdanziehung auf das Wasser wirkt — so dass es dann hinab und in das Glas hinein fließt. Mehr in der Mitte dieser Ursachenkette (genauer, aber schwerer verständlich: des Netzes der Ursachen) steht in diesem Beispiel mindestens eine mittelbare Ursache: nämlich mein — mehr oder weniger spontaner — Entschluss, mir zu diesem Zeitpunkt ein Glas Wasser einzuschenken. Etwas weiter hinten in der Ursachenkette steht der Flüssigkeitsbedarf meines Körpers zu dem gegebenen Zeitpunkt, ebenfalls eine mittelbare Ursache. Und die Letztursache? Nun, der letzte Verursacher ist der Schöpfer, Erhalter und Naturgesetzgeber dieser Welt: der lebendige Gott.
Wie wenden wir dies nun an auf unser eigentliches Thema, die Suche nach den Ursachen für das Leiden und Sterben Jesu Christi? Nun, zunächst dürfen wir festhalten, dass es über das Ende und den Beginn der Ursachenkette keinen Zweifel gibt: Christus starb am Kreuz, an das er von römischen Soldaten geschlagen wurde; der allmächtige Gott — sozusagen der letzte Verursacher — ließ diesen Tod zu. Ersteres können wir jedem Geschichtsbuch entnehmen; Letzeres kann man — auch als (Mono-) Theist ohne christliches Bekenntnis — mit einer kleinen philosophischen Überlegung folgern. Die interessante Frage ist also, worin die mittelbaren Ursachen für Jesu Leiden und Sterben bestanden haben.
Die heutigen Schriftstellen in Epistel und Evangelium geben beide hierauf Antwort — allerdings in ganz unterschiedlicher Hinsicht. Das Evangelium ist zeitlich und inhaltlich gewissermaßen im vorderen Teil der Ursachenkette zu verorten. In der Epistel geht es dann um die tiefer liegenden Gründe, den hinteren Teil der Ursachenkette.
Zum Evangelium und damit zu den noch vergleichsweise vordergründigen Ursachen für den Tod Jesu. Erinnern wir uns: Es war kein bloßer Willkürakt der römischen Besatzer Israels, dass sie Jesus ans Kreuz schlugen. Auch die frühe jüdische Geschichtsschreibung (Josephus) und säkulare Historiker versichern uns dies. Vielmehr wurden die Römer von der damaligen jüdischen Elite und einem von dieser angestachelten Mob dazu gedrängt, ihn ans Kreuz zu schlagen. Eindrücklich und sprichwörtlich ist dabei die Geste des römischen Provinzstatthalters Pontius Pilatus gegenüber der jüdischen Elite, mit der er seine Hände „als Unschuldiger am Blut dieses Gerechten“ wusch. (Bezeugt ist dies in dem vor allem für Judenchristen geschriebenen Evangelium nach Matthäus 27,24.)
Wie aber kamen die jüdischen Führer zu solch einer Tat? Auf den ersten Blick erscheint dies vielleicht etwas rätselhaft. Konnten sie Jesus nicht einfach durch Nichtbeachtung strafen, so wie sie dies bei anderen charismatischen religiösen Gruppen praktizierten — etwa den Zeloten oder Essenern? Oder was ist daran so schlimm, dass jemand meint, er wäre älter als Abraham, wie wir es am Ende des heutigen Evangeliums lasen? Konnte man so etwas nicht einfach als Kuriosität abtun und belächeln?
Nun, offenbar reichte dies den maßgeblichen jüdischen Theologen nicht. Einen ersten Hinweis auf das Motiv für den Justizmord an Jesus lesen wir gerade dort, wo auch überliefert ist, wie sich Pilatus versucht, der Verantwortung zu entledigen: Matthäus spricht nämlich von dem „Neid“ (Mt 27,18) der Hohepriester auf Jesus. War Jesus also zu erfolgreich auf dem von der jüdischen religiösen Elite beanspruchten Gebiet?
Werfen wir einen etwas genaueren Blick auf das heutige Evangelium. Gelegentlich sind die johanneischen Schriften (das Evangelium wie die Briefe) schwer zu verstehen aufgrund der kreisenden Gedankengänge. Hier empfiehlt es sich oft, auf die Schlüsselworte zu achten. Und das Schlüsselwort unseres heutigen Evangeliums lautet: „Ehre“. (Im Urtext des Evangelientextes erscheint es in zwei — in diesem Kontext synonymen — Varianten: δόξα dóxa und τιμή timé.) Dass dies wirklich ein Schlüsselwort ist, erkennt man daran, dass auch etliche damit verwandte Begriffe mehrfach vorkommen, wie z.B. „Größe“, „von Gott sein“ — und auch ihre Verkehrungen: „Samariter, d.h. religiös ausgestoßen sein“, „von einem bösen Geist besessen sein“ etc.
Mindestens ein weiteres Schlüsselwort spielt hier — wie auch in den vorangehenden Versen des Kapitels und überhaupt im ganzen Johannesevangelium — ebenfalls eine wichtige Rolle: der Begriff λόγος lógos, d.h. „Wort“ bzw. „Sinn“. (Zu dem Wortfeld gehören damit verwandte Begriffe wie ῥήματα rhémata „Worte“, „Wahrheit“, „reden“, „hören“, „kennen“ bzw. „erkennen“.) Auch das Wort „Tod“ bzw. „sterben“ kommt mehrfach vor.
Wenn wir auf diese Schlüsselbegriffe achten, erkennen wir, worum es bei dem im Evangelium geschilderten Konflikt geht: Die führenden jüdischen Theologen wollen dem im Volk beliebten Rabbi Jesus zum einen keinerlei Respekt zollen, da dies ihre eigene gesellschaftliche Position schwächen könnte. Zum anderen verwerfen sie, eben um ihm keine Autorität zubilligen müssen, seine Botschaft ohne triftige Gründe — und berauben sich dadurch selbst der Gelegenheit zur wahren Gotteserkenntnis. Als öffentlich anerkannte religiöse Lehrer (des von Abraham abstammenden Gottesvolkes) meinen sie nicht nur, sie hätten die Wahrheit gepachtet. Um ihre eigene Postion nicht zu gefährden, verwerfen sie das offensichtlich segensreiche Wirken Jesu, seine sündlose Person — und seine heilbringende Lehre.
Wie reagiert nun Jesus darauf? Ganz anders als man es von den falschen Propheten aller Zeiten — und auch unseres Zeitalters — kennt. Er verzichtet darauf, sich wortreich oder gar mit Gewalt ins Recht zu setzen, sondern verweist schlicht darauf, dass dies von höchster Stelle geschehen wird. Er gibt den religiösen Führern Israels aber gleichzeitig noch ein letztes Mal die Möglichkeit zur Erkenntnis, dass sie es hier nicht nur mit einem menschlichen Lehrer zu tun haben.
Das Johannesevangelium ist nämlich in diesem Punkt ganz klar und bezeugt es mehrfach: Jesus sah sich selbst keineswegs nur als Weisheitslehrer und Wunderheiler, auch nicht nur als rein menschlichen Messias, sondern als Gottes eingeborenen (d.h. einzig gezeugten) Sohn. Daher eben Jesu Aussage am Ende des heutigen Evangeliums: „Ehe Abraham ward, bin ich“. Der zweite Teil dieses kurzen Satzes soll offenbar auf den Gottesnamen Jahwe („Ich bin, der ich bin“) anspielen — und wird auch so verstanden. Die damalige jüdische Elite aber kann sich nicht vorstellen, dass Gott Mensch wird. Und so begreift sie diesen Satz als Gotteslästerung, worauf der Tod durch Steinigung steht.
Aus vermeintlichem Eifer für Gott werfen sie Steine auf seinen Sohn. Ja, das Handeln der jüdischen Theologen ist paradox und abgrundtief tragisch. Sie meinen, Gott zu kennen, sie geben vor, Gott zu dienen — und glauben dies vermutlich auch selbst — und lassen dann seinen Sohn ans Kreuz schlagen.
Wie aber konnte es so weit kommen? Was ist die Ursache hierfür? Erinnern wir uns an das Schlüsselwort dieser Schriftstelle: „Ehre“. Es ist die Ehrsucht, der Hochmut, der diese religiösen Führer unbelehrbar macht und dazu bringt, ihrem Messias, dem fleischgewordenen Wort Gottes (Joh 1,1) — nach dem Leben zu trachten: erst erfolglos durch Steinigung, später aber, ausgerechnet mit Hilfe der heidnischen Römer, durch eines der schlimmsten Folterinstrumente der Antike, durch das Kreuz.
Lassen wir nochmals diese große Tragik auf uns wirken: All die theologische Gelehrsamkeit, die enorm gründliche Kenntnis des religiösen Gesetzes (von welcher z.B. der Talmud Zeugnis gibt), all die äußerliche Gottesverehrung — all dies hilft diesen jüdischen Theologen nichts. Warum? Weil sie durch ihre Ehrsucht, ihren Hochmut unfähig werden, das vor ihnen stehende, fleischgewordene Wort Gottes zu hören. Sie wollen es nicht hören und können es auch nicht, mehr noch: sie bringen es gewaltsam zum Verstummen.
Der englische Philologe und Religionsphilosoph C.S. Lewis (bekannt geworden durch die Kinderbücher „Chroniken von Narnia“) beschrieb den Stolz bzw. Hochmut einmal als the greatest sin — „die größte Sünde“. Leider hört man davon in der kirchlichen Verkündigung der Gegenwart nur wenig. Woran könnte das liegen? Doch achten wir zuvörderst auf uns selbst: Gibt es vielleicht auch in unserem Leben Bereiche, wo wir meinen, auf Gottes Weisung, seine Gnade und seine Hilfe verzichten zu können? Wollen wir in diesen letzten zwei Wochen vor Ostern um Gottes Gnade bitten und danach streben, befreit und geheilt zu werden von jeder Form von Hochmut, Ehrsucht oder Selbstgenügsamkeit.
Zur Epistel. Bisher haben wir uns nur mit vergleichsweise vordergründigen Ursachen für Jesu Kreuzestod befasst. Die tiefer liegende Frage, warum der allmächtige und menschenliebende Gott dieses Leiden zugelassen hat, ist noch offen. Schon jetzt muss aber klar sein: Es handelt sich hier um ein Leiden, das der dreifaltige Gott sich selbst aufgeladen hat. Gott der Vater und Gott der Sohn sind ja keineswegs voneinander unabhängige Personen, sondern sie bilden zusammen mit dem Heiligen Geist ein einiges göttliches Wesen. Mit anderen Worten: Für Gott ist das Leid der Welt nichts Unbekanntes — er hat es selbst durchlebt — nicht etwa, weil er schwach wäre, sondern weil es dafür einen tiefen Grund gibt.
Worin könnte dieser nun bestehen? Denken wir ein wenig nach über das Verhältnis von Gott und Mensch. Erstens ist dieses Verhältnis seit undenklichen Zeiten ein Verhältnis der Entfremdung, das die gesamte menschliche Existenz durchzieht. Die Entfremdung zwischen Gott und Mensch findet ihren Ausdruck einerseits in unserer Lieblosigkeit gegenüber unseren Nächsten, die doch in Gottes Ebenbild geschaffen sind, und andererseits in unserer Vergötzung von Vergänglichem.
Doch es gilt noch etwas Zweites: In jedem Menschen gibt es letztlich eine Ahnung von dieser Entfremdung, verkörpert durch das Gewissen — das zwar betäubt, aber doch nie völlig zum Verstummen gebracht werden kann. Und genau aus diesem Grund führen ja die Religionen der Welt — neue wie alte — ihre diversen Riten und Opfer durch, um ihre jeweiligen Götter gnädig zu stimmen.
Was heißt dies nun für das Leiden und Sterben Jesu Christi? Was ist denn nun der tiefere Grund dafür? Die christliche Theologie hat darauf — nicht erst, aber vor allem seit Anselm von Canterbury, 11. Jh. — recht verschiedene Modelle entwickelt. (Grob vereinfacht dominieren im christlichen Westen jene Modelle, welche die im Neuen Testament erwähnten rechtlichen Beschreibungen wie „Lösegeld“ [Mt 20,28; 1Tim 2,6] und „Anrechnung“ [z.B. Röm 4,3ff] in den Kategorien des menschlichen Rechts zu systematisieren versuchen. Im Osten, genauer in der griechischen Theologie, gibt es demgegenüber schon seit ältester Zeit ein eher „ontologisches“ Interesse; man betont dort mit Irenäus von Lyon und Athanasius dem Großen, dass Gott in Christus die menschliche Natur mit allen Konsequenzen angenommen hat — einschließlich von Leid und Tod — und dass auf diese Weise umgekehrt auch den Menschen durch Christus die Teilhabe an der göttlichen Natur [2Petr 1,4] ermöglicht wird.)
Gemeinsam ist aber all diesen theologischen Erklärungsversuchen der folgende, völlig schriftgemäße und einsichtige Kern: Christus vertritt, da er Gott und Mensch zugleich ist, die mit ihm verbundene Menschheit bei Gott dem Vater. Damit ereignet sich eine grundstürzende Neuerung in der Menschheitsgeschichte: Wir werden als Christen nicht länger von sterblichen, sündigen, allzu menschlichen Priestern vor dem Thron Gottes vertreten, sondern das fleischgewordene göttliche Wort, der menschgewordene Sohn Gottes höchstpersönlich nimmt dies auf sich und wird unser Hohepriester.
Diese enorme Kluft zwischen Gott und Mensch ist nicht ohne enorme Opfer zu überwinden; sie kostet den in Christus menschgewordenen Sohn Gottes das Leben. Dass die Menschheit nicht anderweitig zur Versöhnung mit Gott und untereinander bereit ist, zeigt ja gerade der Tod Jesu Christi und seine Vorgeschichte, von der wir im Evangelium gehört haben. Die Menschheit ist so tief gefallen, dass sogar die religiösen Führer von Gottes Bundesvolk einen völlig unschuldigen Menschen, den sündlosen Sohn Gottes, aus Ehrsucht umbringen lassen. Und das Schlimme daran ist, dass in jedem von uns der Keim hierfür steckt, nämlich der Hochmut. Denn dieser führt früher oder später dazu, dass wir meinen, ohne Gott leben zu können — seine guten Gebote, seine Hilfe oder auch seine Vergebung nicht zu benötigen. Mögen wir uns daher von solchen Gedanken gründlich reinigen — gerade jetzt, in dieser Passionszeit — und uns hinfort davor hüten; mögen wir die Bewahrung vor Hochmut auch einfließen lassen in unser Gebet, z.B. mit der letzten Bitte des Vaterunser (erlöse uns von dem Bösen).
Wollen wir schließlich noch einen Blick werfen auf die Frucht des Leidens Christi. So wie das Gewissen eine Ahnung von der Verdorbenheit des Menschen vermittelt, so ist die Frucht der von Christus erwirkten Versöhnung („Sühne“) zwischen Gott und Mensch gerade eben die Reinigung des Gewissens. Wie unsere Epistel-Lesung lehrt, wird unser Gewissen gereinigt durch das Blut Christi, das er am Kreuz vergossen hat und das er dem Vater als Sühnopfer darbringt. Es ist dasselbe Blut, in dem der Neue Bund besteht, das zur Vergebung unserer Sünden vergossen worden ist und das wir hoffentlich bald wieder in der Eucharistie empfangen dürfen. Durch Christi stellvertretendes Sühnopfer erlangen wir ein neues Leben in versöhnter Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott — ein Leben in der Kraft des Heiligen Geistes. Wir werden von Gott dem Vater begnadigt, mit ihm versöhnt und von ihm angenommen als adoptierte Kinder, welche (wie es am Ende unserer Lesung heißt) „das verheißene Gut des ewigen Erbes empfangen sollen“ (Hebr 9,15). So wie unsere Sünde Mitursache von Christi Leiden war, so ist dieses Leiden nun für uns die Ursache ewiger Glückseligkeit. Dank sei Gott!
Anmerkung. Gerade im deutschsprachigen Raum gab es vor ziemlich genau zehn Jahren zu diesem zentralen Aspekt christlicher Lehre einige Verwirrung, nachdem ein römisch-katholischer Erzbischof sowie mehrere hochrangige evangelische Theologen diverse missverständliche Aussagen hierzu in der Öffentlichkeit getätigt hatten. Umso erbaulicher ist es, noch einmal nachzulesen, was im orthodox-altkatholischen Konsenspapier zur Heilslehre (Soteriologie) in Chambésy/Genf 1983 so treffend — und unter Bezugnahme auf die Epistel des heutigen Sonntags — formuliert wurde [IKZ 79 (1989), Sonderheft zu Nr. 4, 80]:
„Das von Jesus Christus als dem ewigen Hohenpriester und Mittler des Neuen Bundes (vgl. Hebr 9,11-15) an unserer Stelle und für uns am Kreuz dargebrachte Opfer war ein Sühneopfer. Er wurde zur «Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt» (1Joh 2,2). Durch sein Opfer hat er uns losgekauft und erlöst, da er sein Leben aus Liebe als Lösegeld darbrachte. Durch seinen Kreuzestod hat der Herr die Sünden der Menschen auf sich genommen (vgl. Jes 53,4f.; 2Kor 5,21; 1Petr 2,24) und durch sein Blut von uns abgewaschen, «damit wir tot seien für die Sünden und der Gerechtigkeit leben» (1Petr 2,24).“
Credo
Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.(Verneigung) Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.
Amen.
Abschluss
Fürbitten
Erste Form
Allmächtiger und ewig lebender Gott! Du hast uns durch Deinen heiligen Apostel gelehrt, dass wir vor allen Dingen für alle Menschen Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung verrichten sollen.
(Ggf. Anliegen des Tages.)
Wir bitten Dich in Demut: Erhöre unsere Gebete, die wir vor Deine göttliche Majestät bringen. Durch Jesus Christus, unseren Herrn, dem mit Dir und dem Heiligen Geist alle Ehre und Herrlichkeit gebührt, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Zweite Form
Für die Kirche und ihre Einheit
Gütiger Vater, wir bitten Dich in Demut für Deine heilige katholische Kirche. Erfülle sie mit aller Wahrheit und in aller Wahrheit mit allem Frieden. Reinige sie, wo sie verdorben ist; leite sie, wo sie im Irrtum ist; erleuchte sie, wo sie im Dunkeln ist; weise sie zurecht, wo sie dem Aberglauben verfallen ist; verbessere sie, wo sie im Unrecht ist; stärke und kräftige sie, wo sie im Recht ist. Wo ihr etwas mangelt, da gib es ihr. Wo sie gespalten und geteilt ist, da heile ihre Zerrissenheit und einige sie. Darum bitten wir Dich, Du Heiliger Israels, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Oder: Für alle Stände der Kirche
Allmächtiger, ewiger Gott! Durch Deinen Geist werden alle Glieder der Kirche zu einer heiligen Körperschaft miteinander verbunden und zu vielfältigem Dienst befähigt. Lass Deine Gnade walten über allen Deinen Dienern und Dienerinnen, auf dass sie erkennen was richtig ist und in allen Dingen dem gehorsam sind, der das Haupt ist, nämlich Christus Jesus, Deinem Sohn, unserem Herrn. Amen.
Für Parlament und Regierung
Allmächtiger, ewiger Gott, der Du über alle Länder und Völker mit ewiger Macht regierst! Erleuchte die gewählten Vertreter unseres Volkes, lenke ihre Absichten, segne ihre Mühen; auf dass unter uns Sicherheit, Lebensglück und Frieden gefördert, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit gemehrt, Tugend und Gottesfurcht gefestigt werden mögen — zum Wohlergehen Deines Volkes und zur Ehre Deines heiligen Namens. Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
In Zeiten von Seuchen und hoher Sterblichkeit
Allmächtiger und allbarmherziger Gott! In dieser Zeit schwerer Krankheit fliehen wir zu Dir, unserem Beistand. Wir ersuchen Dich: Errette uns aus der Gefahr; gib allen, die sich der Kranken annehmen, Kraft und Geschick; schenke Erfolg beim Einsatz jeglicher Heilmittel. Und lass uns erkennen, wie hinfällig und ungewiss unser Leben ist, damit wir unser Herz ausrichten auf die himmlische Weisheit, die zum ewigen Leben führt. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Oder: Für Kranke
Barmherziger Gott und Vater! Ohne Deinen Willen fällt kein Haar vom Kopf des Menschen. Wir rufen Dich in aller Demut an für Deinen Diener (Deine Dienerin/Diener), bei dem (der/denen) Du schwere Krankheit zugelassen hast. Lass die Tage seiner (ihrer) Prüfung nicht zahlreich werden. Verleihe ihm (ihr/ihnen) Geduld und Kraft, die Leiden so zu tragen, wie es Dir wohlgefällig ist. Schenke ihm (ihr/ihnen) die volle Gesundheit wieder und stehe ihm (ihr/ihnen) bei, dass er (sie) den Rest seiner (ihrer) Tage in Ehrfurcht vor Dir und zu Deiner Ehre verbringe(n). Hast Du es anders beschlossen, so verleihe ihm (ihr/ihnen) Beharrlichkeit bis ans Ende und lass ihn (sie) nach den Leiden dieser Zeit eingehen in die Herrlichkeit, die dereinst an uns offenbar werden soll. Durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
Gebet des Herrn
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott! Du hast uns jetzt die Gnade verliehen, einmütig unser gemeinsames Flehen vor Dich zu bringen, und Du hast verheißen, wenn zwei oder drei in Deinem Namen versammelt sind, sie zu erhören. Erfülle nun, o Herr, die Anliegen und Bitten Deiner Diener zu ihrem Wohl, indem Du uns in dieser Welt die Erkenntnis Deiner Wahrheit und in der künftigen das ewige Leben schenkst. Denn Du bist ein guter und menschenliebender Gott, und Dich verherrlichen wir, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Segensspruch
Der Herr segne uns, Er bewahre uns vor allem Unheil und führe uns zum ewigen Leben. Amen.
Lied zum Ausgang
1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du für uns gestorben bist und hast uns durch dein teures Blut gemacht vor Gott gerecht und gut.
2. Wir bitten, wahrer Mensch und Gott: Durch deine Wunden, Schmach und Spott erlös uns von dem ewgen Tod und tröst uns in der letzten Not.
3. Behüt uns auch vor Sünd und Schand und reich uns dein allmächtig Hand, dass wir im Kreuz geduldig sein, uns trösten deiner schweren Pein
4. und schöpfen draus die Zuversicht, dass du uns wirst verlassen nicht, sondern ganz treulich bei uns stehn, dass wir durchs Kreuz ins Leben gehn.
Text: Christoph Fischer 1568 Melodie: Nikolaus Herman 1551, Leipzig 1625
Im Folgenden werden ausgewählte biblische und liturgische Texte des Fests mit weiteren Gebeten und Liedern zu einer Andacht zusammengestellt. Damit soll ermöglicht werden, trotz Versammlungsverbot zumindest auf diese Weise — gemeinsam mit der Familie oder alleine für sich — den Tag kirchlich zu begehen.
Eröffnung
Lied zum Eingang
1. O Mensch, bewein dein Sünde groß, darum Christus seins Vaters Schoß äußert und kam auf Erden; von einer Jungfrau rein und zart für uns er hier geboren ward, er wollt der Mittler werden. Den Toten er das Leben gab und tat dabei all Krankheit ab, bis sich die Zeit herdrange, dass er für uns geopfert würd, trüg unsrer Sünden schwere Bürd wohl an dem Kreuze lange.
2. So lasst uns nun ihm dankbar sein, dass er für uns litt solche Pein, nach seinem Willen leben. Auch lasst uns sein der Sünde feind, weil uns Gotts Wort so helle scheint, Tag, Nacht danach tun streben, die Lieb erzeigen jedermann, die Christus hat an uns getan mit seinem Leiden, Sterben. O Menschenkind, betracht das recht, wie Gottes Zorn die Sünde schlägt, tu dich davor bewahren!
Text: Sebald Heyden um 1530 Melodie: Matthäus Greiter 1525
Trinitarisches Votum
Im Namen des Vaters und des Sohnes + und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm (131)
HERR, mein Herz ist nicht hochfahrend, * und meine Augen erheben sich nicht stolz;
ich gehe nicht mit Dingen um, die vermessen sind und mir zu hoch. * Nein, ich habe mein Herz beruhigt und gestillt;
wie ein entwöhntes Kind an der Mutter Brust, * so ruht entwöhnt mein Herz in mir. –
Israel, harre des HERRN * von nun an bis in Ewigkeit.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit * und in Ewigkeit. Amen.
Evangelium (Lk 1,26–38)
In jener Zeit 26 wurde der Engel Gabriel von Gott nach Galiläa in eine Stadt namens Nazareth gesandt 27 zu einer Jungfrau, die mit einem Manne namens Joseph aus dem Hause Davids verlobt war; die Jungfrau hieß Maria. 28 Als nun der Engel bei ihr eintrat, sagte er: »Sei gegrüßt, du Begnadete: der Herr ist mit dir!« 29 Sie wurde über diese Anrede bestürzt und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. 30 Da sagte der Engel zu ihr: »Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden! 31 Wisse wohl: du wirst guter Hoffnung werden und Mutter eines Sohnes, dem du den Namen Jesus geben sollst. 32 Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, 33 und er wird als König über das Haus Jakobs in alle Ewigkeit herrschen, und sein Königtum wird kein Ende haben.« (Jes 9,7; 2.Sam 7,12-13)34 Da sagte Maria zu dem Engel: »Wie soll das möglich sein? Ich weiß doch von keinem Manne.« 35 Da gab der Engel ihr zur Antwort: »Heiliger Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten dich überschatten; daher wird auch das Heilige, das (von dir) geboren werden soll, Gottes Sohn genannt werden. 36 Und nun vernimm: Elisabeth, deine Verwandte, ist ebenfalls trotz ihres hohen Alters mit einem Sohn gesegnet und steht jetzt schon im sechsten Monat, sie, die man unfruchtbar nennt; 37 denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.« (1.Mose 18,14)38 Da sagte Maria: »Siehe, ich bin des Herrn Magd: mir geschehe nach deinem Wort!« Damit schied der Engel von ihr.
Credo
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen.
Abschluss
Fürbitten oder Kyrie-Rufe
Hier können Anliegen des Tages — insbesondere solche, die nicht in den Orationen untenan bedacht sind — vorgetragen werden; nach jedem Anliegen wird gebetet: Gott, unser Vater! — Wir bitten Dich, erhöre uns!
Alternativ erklingen Kyrie-Rufe:
Herr, erbarme Dich. Herr, erbarme Dich.
Christus, erbarme Dich. Christus, erbarme Dich.
Herr, erbarme Dich. Herr, erbarme Dich.
Gebet des Herrn
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Orationen
Von Mariä Verkündigung
O Herr, wir bitten Dich: Gieße Deine Gnade in unsere Herzen. Da wir das Wunder der Menschwerdung Deines Sohnes durch die Botschaft eines Engels vernommen haben, lass uns auch das Wort von Seinem Kreuz und Seinem Leiden annehmen, um mit Ihm zu der Herrlichkeit Seiner Auferstehung zu gelangen. Durch denselben Jesus Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist, ein einiger Gott, lebt und herrscht, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
In Zeiten von Seuchen und hoher Sterblichkeit
Allmächtiger und allbarmherziger Gott! In dieser Zeit schwerer Krankheit fliehen wir zu Dir, unserem Beistand. Wir ersuchen Dich: Errette uns aus der Gefahr; gib allen, die sich der Kranken annehmen, Kraft und Geschick; schenke Erfolg beim Einsatz jeglicher Heilmittel. Und lass uns erkennen, wie hinfällig und ungewiss unser Leben ist, damit wir unser Herz ausrichten auf die himmlische Weisheit, die zum ewigen Leben führt. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Für Parlament und Regierung
Allmächtiger, ewiger Gott, der Du über alle Länder und Völker mit ewiger Macht regierst! Erleuchte die gewählten Vertreter unseres Volkes, lenke ihre Absichten, segne ihre Mühen; auf dass unter uns Sicherheit, Lebensglück und Frieden gefördert, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit gemehrt, Tugend und Gottesfurcht gefestigt werden mögen — zum Wohlergehen Deines Volkes und zur Ehre Deines heiligen Namens. Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
Segensspruch
Der Herr segne uns, Er bewahre uns vor allem Unheil und führe uns zum ewigen Leben. Amen.
Lied zum Ausgang
O Maria, sei gegrüßt, die du voller Gnaden bist; sei gegrüßt, du höchste Zier: Gott der Herr ist selbst mir dir.
(Ursprüngliche 2. Strophe:)
Heil’ge Mutter unsres Herrn, Deine Fürbitt’ wir begehr’n; hilf uns jetzt und allezeit, sonderlich im Todesstreit!
Text: Philipp von Schönborn 1656 Melodie: Böhmen 1467, Michael Weiße 1531