Hoffnung auf den lebendigen Gott

Christus rettet Petrus vor dem Ertrinken:
Mosaik, Kathedrale von Monreale, 12. Jh.
Gedanken von Gabriele Gerte

[…] weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, der ein Retter aller Menschen ist, zumal der Gläubigen.

1 Tim 4,10

Ja, ich gebe es zu, ich habe Angst. Die letzten Tage und Wochen haben mich durcheinander gebracht. Mein Alltag ist nicht mehr das was er einmal war. Täglich überschlagen sich die Meldungen zum Coronavirus. Steigende Fallzahlen, Tote, Schulschließungen, Geschäftsschließungen, Zwangsarbeitspause (die auch mich betrifft). Schrecklich sind die schockierenden Bilder aus Italien. Sorgen um meine Lieben, insbesondere meine hochbetagten Eltern, und wie schlimm es wohl werden wird, treiben mich um. Aber so wie mir geht es sicher vielen Menschen, jedenfalls wohl denen, die nicht gefühlskalt oder abgebrüht sind. Ich habe mir daher die Frage gestellt, was uns uns in dieser schweren Zeit Trost und Hoffnung geben kann.

Da fiel mir die Bibel ein. Denn schon zu Urzeiten berichtet die Bibel über Katastrophen, Kriege, Hungersnöte und viele Todesgefahren. Interessant ist, dass bei diesen Berichten immer erwähnt wird, das Volk habe sich von Gott und dem Glauben an ihn abgewandt. Und wir? Wir können es nicht leugnen. Auch wir sind schon lange von Gottes Wegen abgekommen. Jahrzehnte lang treiben wir schon Raubbau an Gottes Schöpfung und zerstören unseren Lebensraum. Der einzelne Mensch zählt nicht mehr. Egoismus, Macht- und Habgier regieren die Welt. Wo bleibt die Nächstenliebe, wo Barmherzigkeit und wo Gott und das Gebet? Dazu ließe sich sehr viel mehr sagen. Aber zurück zum Thema Hoffnung.

Folgende Zitate habe ich unter vielen in der Bibel zum Thema Hoffnung gefunden:

  • Der Prophet Jeremia hält fest (29,12), wie Gott ihm und dem Volk verspricht: „Wenn ihr mich alsdann anruft, so will ich euch antworten, und wenn ihr zu mir betet, will ich euch erhören.“
  • Im Römerbrief (5,2) verweist der Apostel Paulus auf Jesus Christus, „durch den wir im Glauben den Zugang zu unserm jetzigen Gnadenstand erlangt haben, und wir rühmen uns auch der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.“
  • Der Evangelist Matthäus (12,21) zitiert die griechische Fassung einer Verheißung Jesajas (42,4) mit Blick auf Jesus, den Messias: „auf seinen Namen werden die Heidenvölker ihre Hoffnung setzen“.
  • Im Zweiten Brief an die Korinther (1,10) lese ich von den Taten Gottes am Apostel Paulus: „Er hat uns denn auch aus einer so großen Todesgefahr errettet und wird uns auch fernerhin erretten; auf ihn setzen wir unsere Hoffnung, dass er uns auch in Zukunft erretten wird.“

Doch gerade die Zeilen in Römer 5,1-5, insbesondere Verse 3-5, haben mich beeindruckt. Denn dort versichert uns der Apostel:
„so haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir im Glauben auch den Zugang zu unserm jetzigen Gnadenstand erlangt haben, und wir rühmen uns auch der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Ja noch mehr als das: wir rühmen uns dessen sogar in den Trübsalen, weil wir wissen, dass die Trübsal Geduld wirkt, die Geduld Bewährung, die Bewährung Hoffnung; die Hoffnung aber führt nicht zur Enttäuschung, weil die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den heiligen Geist, der uns verliehen worden ist.“

Das bedeutet für mich, dass wir in dieser Zeit der Bedrängnis Geduld üben müssen. Geduldig sein im Vertrauen auf Gott. Wenn wir geduldig auf Gott vertrauen, bewähren wir uns vor Gott. Wir kommen so Gott auch wieder näher. Wenn wir Gott wieder näherkommen, vertrauen wir ihm wiederum immer mehr und unsere Hoffnung wächst, dass er alles zum Guten wendet.

Wenden wir uns also betend wieder Gott zu. Beten wir um seine Gnade, damit auch er sich uns schwachen sündigen Menschen (wieder) zuwendet. Beten wir um Barmherzigkeit, dass er uns aus dieser Bedrängnis erlöst. Beten wir aber auch um Geduld in dieser schweren Zeit, dass wir diese Zeit der Prüfung bestehen und überstehen. Beten wir weiter darum, dass es uns gelingt, Gott wieder näher zu kommen, seine Gebote befolgen und dadurch zu neuer Zuversicht und neuem Vertrauen auf seine Handeln kommen: Herr, dein Wille geschehe, sowohl jetzt wie auch am Ende unseres irdischen Lebens — und in Ewigkeit. Amen.