Grundlegende theologische Aspekte des Ehesakraments

Die Heiligen Joachim und Anna am Goldenen Tor (nach dem Protevangelium des Jakobus): Giotto di Bondone, Scrovegni 1305

Aus Anlass einer aktuellen Anfrage erinnern wir im Folgenden an die grundlegende orthodox-altkatholische Position zum Ehesakrament, festgehalten von der Gemischten Orthodox-Altkatholischen Theologischen Kommission im Oktober 1987 in Kavala. (Die orthodox-altkatholischen Konsenstexte bilden die maßgebliche Lehrgrundlage der Union von Scranton; sie wurden im Oktober 1990 von der Generalsynode der Polnisch-katholischen Nationalkirche und im April 2007 von der Generalsynode der Nordisch-katholischen Kirche ratifiziert.) Abschnitt V/8, Ziffer 1 lautet:

„Die Ehe ist eine von Gott gegebene Einrichtung. Sie wurde bei der Schöpfung von Gott als eine Gemeinschaft der Liebe und der gegenseitigen Hilfe von Mann und Frau (Gen 2,18) gestiftet, dann vom Herrn bestätigt (Mt 19,4–6) und von ihm durch seine Anwesenheit bei der Hochzeit zu Kana gesegnet (Joh 2,1–11).

Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen (Gen 1,27) und das Zusammenleben der beiden unter seinen besonderen Schutz und Segen gestellt. Schon im Alten Bund bildete die eheliche Verbindung ein bezeichnendes Bild für den Bund Gottes mit seinem Volk. Im Neuen Bund stellt die Ehe, in der sich Mann und Frau in gegenseitiger Liebe und im Glauben verbinden, als großes Geheimnis die Liebes- und Einheitsbeziehung zwischen Christus und der von ihm gestifteten Kirche im Bild dar (vgl. Eph 5,32).“

Vgl. Urs v. Arx (Hrsg.): Koinonia auf altkirchlicher Basis.
Gemeinsame Texte des orthodox-altkatholischen Dialogs
[= IKZ 79 Beiheft zu Nr. 4], 1989, 96.

Im Hinblick auf die Frage nach einer kirchlichen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ist zunächst daran zu erinnern, dass der Ritus der Kirche immer auch eine Ausdrucksform kirchlicher Lehre darstellt (lex orandi lex est credendi, frei nach Prosper von Aquitanien). Nun kennt aber die orthodox-altkatholische Sakramentenlehre, wie aus dem Obigen hervorgeht, nur die Ehe zwischen Mann und Frau. Eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, deren Form sich an den Ritus der kirchlichen Eheschließung anlehnt, steht deshalb unweigerlich im Widerspruch zur kirchlichen Lehre. Die Erklärung von Scranton bezeichnet derartige Segnungen dementsprechend als „Missachtung der Heiligen Schrift“ und „Widerspruch zur Überlieferung der ersten Jahrhunderte“.

Die Seelsorge für homosexuell empfindende Menschen muss daher andere Formen wählen. In jedem Fall verdienen homosexuell empfindende Menschen besonderen Respekt auf ihrem Weg der Christusnachfolge, insofern sie laut biblischem Zeugnis zur Enthaltsamkeit berufen sind.

Glauben — aus eigener Erfahrung

Christus rettet Petrus vor dem Ertrinken: Kathedrale von Monreale, 12. Jh.

Gedanken von Gabriele Gerte

Glaube lässt sich nicht diktieren. Nein, Druck und Zwang haben noch nie etwas Gutes hervorgebracht. Im Gegenteil, sie bringen Elend, Leid und Not. Das trifft auch für den Glauben an den in Jesus menschgewordenen Gott — im nachfolgenden einfach Glauben genannt — zu. Wie aber hat Jesus den Glauben nahegebracht?

Zunächst einmal ist er auf die Menschen zugegangen, egal ob arm und oder reich, ob sündig oder rechtschaffen. Weiter rief er zur Umkehr auf. Was bedeutet dies? Sie, die Menschen, sollten ihr bisheriges Leben aufgeben und ändern. Den Sinn des Lebens nicht im Irdischen suchen, d.h. kein Anhäufen von Geld und Eigentum, kein Machtstreben, keinen falschen Idolen verfallen usw. Dieses Verhalten bringt nichts Gutes, im Gegenteil. Dieses Gebaren bringt nur Unfrieden, Unglück und Verderben für den Menschen und seinen Mitmenschen.

Sodann erzählte Jesus von Liebe, Barmherzigkeit, Gott und Gottesreich. Ja, durch Umkehr, also Änderung des Lebensstils, z.B. Hinwendung und Barmherzigkeit gegenüber seinen Mitmenschen, ändere sich der Mensch zum Guten. Sein hilfsbereites und Gott gefälliges Handeln beschere ihm und seinen Mitmenschen ein besseres und erfüllteres Leben. Und dadurch könne schon auf Erden ein Gottesreich entstehen.

Nein, diktiert hat Jesus den Glauben nicht. Er hat jedoch auf den einen wahren Gott hingewiesen, durch Gleichnisse Gott und Gottes Willen erklärt, verständlich gemacht und nahe gebracht. Jesus lebte nach dem Willen Gottes des Vaters, er war Vorbild und zeigte den Jüngern wie ein gottgefälliges Leben aussehen sollte. Dies beeindruckte die Jünger und auch heute die Menschen sehr. Aber kam und kommt der Mensch dadurch zum Glauben? Ich denke, da muss noch mehr geschehen.

Christus mit Abba Minas: koptische Ikone, 8. Jahrhundert

Der Mensch muss sich mit Jesus befassen, sich auf ihn einlassen und sich ihm öffnen. Er muss lernen in sich zu gehen und in sich hineinzuhören. Tief im Innern kann der Mensch mit Gottes Hilfe erkennen, was gut ist und was ihm gut tut, was schlecht ist und was schlecht für ihn ist. Bei dieser inneren Einkehr, die nur durch Gottes Hilfe und Gnade gelingen kann, gewinnen wir neue Eindrücke — und Glauben kann auf diese Weise entstehen, wachsen und gestärkt werden.

Der Glaube an den in Jesus menschgewordenen Gott, so wage ich zu behaupten, ändert uns und unser Leben. Wenn wir versuchen, Jesus nachzueifern, werden wir zu hilfsbereiteren und barmherzigeren Menschen. (So sollte es jedenfalls sein…) Unser Handeln wird dadurch in jeder Hinsicht beeinflusst. Mit Gottes Gnade machen wir so heilsame Erfahrungen. Diese Erfahrungen stärken uns und unseren Glauben.

Und so Gott will, erfahren wir, dass es da noch mehr gibt, etwas, was unseren Horizont übersteigt, etwas nicht Greifbares, nicht Sichtbares, nicht Erklärbares aber etwas Fühlbares. Wir müssen nur in uns hören und uns darauf einlassen. Eine Messe kann noch so feierlich sein. Was nützt uns dies, wenn wir mit den Gedanken nicht dabei sind und uns nicht bewusst ist, was hier geschieht, was die Lesung, das Evangelium und die Predigt bedeuten. Dann verpassen wir wieder einmal die Chance, in uns zu gehen, nachzudenken und dem Glauben näher zu kommen und sind somit um eine Erfahrung ärmer.

Ja, Glaube kann nicht diktiert und erzwungen werden, aber er kann erfahren werden. Aber um zu erfahren, müssen wir uns darauf einlassen. So ist es unser ganzes Leben, sei es in Beziehungen, in der Arbeitswelt usw. Um Erfahrungen zu sammeln, müssen wir aber auch in Aktion treten, aktiv werden. Wir müssen etwas wagen, überdenken, handeln, probieren, lernen, Wichtiges von Unwichtigem abwägen, unterscheiden, ja, auch manches wieder aufgeben. Dabei werden wir auch manchmal scheitern. So machen wir gute und schlechte, heilsame und verletzende Erfahrungen.

Fazit: Was auch immer wir erfahren, wir dürfen erfahren. Dadurch wachsen und reifen wir. So ist es auch mit dem Glauben. Glaubenserfahrungen lassen den Glauben an den dreifaltigen Gott, der in Jesus Mensch geworden ist, wachsen; der Glaube wird durch Erfahrung gestärkt. In diesem Sinne: Gehen wir das Wagnis ein! Lassen wir uns offen auf Jesus ein, befassen wir uns mit ihm und seinem Handeln, nehmen wir uns ihn als Vorbild — machen wir unsere Erfahrungen mit ihm und lassen uns überraschen, was passiert.

Patronatsfest: Kuratie St. Willibrord

St. Willibrord: Buchmalerei 10. Jh. (Paris BN Lat.10510)

Die nordisch-katholische Kuratie Westdeutschlands hat sich bei ihrer Gründung 2016 den heiligen Willibrord als Schutzpatron, als himmlischen Fürbitter, erwählt. Geboren 658 im englischen Northumbria prägte dieser die angelsächsische Mission des 8. Jahrhunderts, maßgeblich im Nordwesten Mitteleuropas. Zum Kreis seiner Gefährten und Schüler gehörte insbesondere der heilige Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“. Der heilige Willibrord gilt als „Apostel der Friesen“, der das Licht des Evangeliums insbesondere nach Holland und an den Niederrhein brachte.

Zusammen mit seinem geistlichen Ziehvater, dem heiligen Egbert, stellt er eine direkte persönliche Brücke zwischen der irisch-schottischen und der angelsächsischen Mission in Mitteleuropa dar: Zwölf Jahre lang erhielt der heilige Willibrord in der irischen Abtei Rath-Melsigi unter St. Egbert eine tiefe geistliche Prägung. Spätestens 692 wurde er von diesem zur Mission auf den Kontinent entsandt und 695 von Papst Sergius I. zum Missionserzbischof für Friesland geweiht; sein Bischofssitz wurde das ´niederländische Kastell Utrecht (Ultraiectum).

Die Verbundenheit des heiligen Willibrord zu der (asketisch-monastisch geprägten) iroschottischen Form des Christentums zeigte sich später unter anderem darin, dass er bereits 698 ein Kloster als geistliches Zentrum seines Missionsbistums gründete — und dessen Leitung persönlich übernahm: Die Abtei Echternach (heute Luxemburg) wurde für Erzbischof Willibrord zu einem geistlichen Rückzugsort und zu seiner letzten Ruhestätte, wo er sehr bald nach seinem Tod 739 als Heiliger verehrt wurde.

Der heilige Willibrord zeichnete sich aus durch die besondere Doppelbegabung als Missionar und als Kirchenleiter. Seine Überzeugungskraft wurzelte in seinem großen geistlichen Tiefgang und reichen spirituellen Erfahrungsschatz als Mönch. Insofern verkörpert er auch den Idealtypus des orthodoxen Bischofs — und wird im Westen wie im Osten jedes Jahr am 7. November verehrt.

Heiliger Willibrord, bitte für uns!

Weihe von Bischof Ottar Mikael: Bildreportage

Salbung des Weihekandidaten vor der Konsekration

Über die jüngst erfolgte Bischofsweihe von Bischof Ottar Mikael Myrseth war hier bereits berichtet worden. Zur Erinnerung: Bischof Ottar Mikael war bereits im Herbst 2019 zum Bischof der Nordisch-katholischen Kirche in Skandinavien gewählt worden; seine Konsekration wurde aber aufgrund pandemiebedingter Reisebeschränkungen zwischen Nordamerika und Norwegen immer weiter verschoben. Schließlich beschloss die Bischofskonferenz der Union von Scranton, dass die Weihe durch den Amtsvorgänger Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad und direkt vor Ort in Norwegen durchgeführt werden soll.

Während Bischof Ottar Mikael nun das skandinavische Bistum führt, bleibt Bischof Roald Nikolai — als offizieller Bischöflicher Delegat der Bischofskonferenz — der Missionsbischof der Union von Scranton für Kontinentaleuropa und Großbritannien. Als solcher steht er auch künftig den Missionen und Pfarreien der Nordisch-katholischen Kirche in Deutschland, England, Frankreich, Italien und Ungarn vor.

Von der Bischofsweihe ist inzwischen eine ausführliche Bildreportage verfügbar. Eine kleine Auswahl folgt untenan!

Ansprache des neu geweihten Bischofs
Gäste und Mitwirkende nach der Konsekrationsliturgie

Digitaler Montag: Gottesdienst und Vortrag per Videokonferenz

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Photo by Pixabay on Pexels.com

Ab sofort bietet die Nordisch-katholische Mission in Deutschland jeden Montag ab 19:15 Uhr einen digitalen Gottesdienst mit anschließendem Abendvortrag an: Ab 20 Uhr findet ein Vortrag mit Diskussionsrunde zum Anliegen und Vermächtnis der ersten Altkatholiken statt; Beginn des Vortrags ist jeweils um 20 Uhr, voraussichtliches Ende der Diskussion um 21:15 Uhr. Da die Abende nicht strikt auf einander aufbauen, sondern jeweils für sich eine Einheit bilden, ist auch eine einmalige oder unregelmäßige Teilnahme möglich. Bereits ab 19:15 Uhr findet, direkt vor dem Vortrag, ein kurzer Abend-Gottesdienst statt, wöchentlich im Wechsel zwischen Vesper (in zweiwöchentlichem Rhythmus, ab 25. Oktober) und Eucharistie (zweiwöchentlich, ab 1. November).

Zur Teilnahme an den Angeboten braucht es lediglich:
(1) ein Endgerät (Computer/Rechner oder Mobiltelefon) mit einigermaßen stabiler Internetverbindung,
(2) ein (kostenloses) Zoom-Konto, erhältlich durch Registrierung bei <https://zoom.us>,
(3) den Link zum Meeting bzw. das Kennwort; aus Sicherheitsgründen ist dies nicht öffentlich, bitte formlos beim Referenten Prof. Herzberg (herzberg@nordischkatholisch.de) erfragen.

Herzlich willkommen!

Norwegischer Stabwechsel: Weihe von Bischof electus Ottar Mikael Myrseth

Damals noch Erzpriester: Im Mai 2020 wurde Bischof electus Ottar M. Myrseth bereits Administrator seines Bistums, rechts Bischof Roald N. Flemestad

Am 11. Oktober 2021 fand in der nordisch-katholischen Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer in Oslo die Weihe von Bischof Ottar Mikael Myrseth statt. Die Konsekration des im Oktober 2019 von der Generalsynode Gewählten sollte ursprünglich im April 2020 in Scranton in Nordamerika — mit Erzbischof Anthony A. Mikovsky als Hauptkonsekrator — erfolgen. Statt dessen musste sie aufgrund pandemiebedingter Reisebeschränkungen mehrfach verschoben werden. Im Spätsommer 2021 fasste die Bischofskonferenz der Union von Scranton schließlich den Beschluss, dass die Weihe direkt in Norwegen und zwar durch (seinen dort ansässigen Vorgänger) Bischof Roald Nikolai Flemestad als Konsekrator erfolgen soll. (Einen ausführlichen Bildbericht bietet die Online-Ausgabe der Zeitung Norge IDAG.)

„Ein Kirchenleiter, den Gott gebrauchen wird“

Der neu geweihte Bischof Ottar Mikael Myrseth ist Jahrgang 1946, war nach seinem Theologiestudium (cand. theol. Oslo 1971) jahrzehntelang Pfarrer der norwegischen lutherischen Staatskirche, konvertierte 2001 zum Altkatholizismus und war seit 2011 Generalvikar des skandinavischen Bistums der Nordisch-katholischen Kirche. Die norwegische Übersetzung des orthodox-altkatholischen Konsensdokuments Koinonia auf altkirchlicher Basis (synodal ratifiziert 2007 und enthalten im Trusdokument, S. 14-58) geht maßgeblich auf seine Arbeit zurück. Er beherrscht die deutsche und die englische Sprache fließend in Wort und Schrift. Die Zeitung Dagen berichtet in ihrer Online-Ausgabe die lobenden Worte seines Vorgängers und Konsekrators: Bischof Myrseth ist „sanftmütig, aber entschlossen“, zudem „in seiner Berufung geprüft und bewährt“ und insgesamt ein „guter Kirchenleiter, den Gott gebrauchen wird“, so Bischof Flemestad gegenüber dem norwegischen Christlichen Pressekontor (KPK).

Bischof Myrseth rief (laut Bericht des Dagen) anlässlich seiner Konsekration den Wahlspruch des Altkatholizismus in Erinnerung: „Wir wollen festhalten an dem, was überall, immer und von allen geglaubt worden ist; denn das ist wahrhaft und eigentlich katholisch. [Vinzenz von Lérins, +434: Commonitorium II] Die Glaubensregel verpflichtet uns auf die historische Überlieferung der Kirche und weist die Richtung für einen gemeinsamen Weg der Christen unterschiedlicher Denominationen.“

Die Vision des neuen Bischofs

Der frisch geweihte Bischof hob als Vision für das von ihm geleitete Bistum drei entscheidende Aufgaben hervor: Menschen für den christlichen Glauben zu gewinnen; den Christgläubigen beim Überleben als gesellschaftliche Minderheit zu helfen; hinzuweisen auf den Glauben der ungeteilten Kirche [der Ökumenischen Konzilien].

Bischof Myrseth fühlt die große Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet: „Die zeitgenössische Kultur redet uns ständig ein, wir sollen selbst-bestimmte und unabhängige Menschen sein. Doch gewinnen wir wahre Freiheit, indem wir uns an Jenen binden, der uns geschaffen und erlöst hat. Der gleiche Grundsatz gilt für die Kirche: Je fester sich die Kirche an Gottes Offenbarung bindet, desto größere Freiheit besitzt sie, den Menschen nicht immer nur gefallen zu müssen.“

Bischof Flemestad bleibt Missionsbischof für Kontinentaleuropa

Bischof Myrseths Mehrfachbegabung als zugewandter Seelsorger, entschlossener Kirchenleiter und weitsichtiger theologischer Analyst aktueller Entwicklungen verbindet ihn mit seinem Vorgänger. Für den 1943 geborenen, äußerst sprachbegabten und intellektuell regen „Altbischof“ Roald Flemestad bedeutet dieser Stabwechsel allerdings durchaus keinen Rückzug aufs Altenteil. Bischof Flemestad bleibt weiterhin aktiver Missionsbischof (bischöflicher Delegat) der Union von Scranton für Großbritannien und Kontinentaleuropa; damit steht er auch weiterhin den nordisch-katholischen Pfarrgemeinden und Missionsgemeinden in England, Frankreich, Italien, Deutschland und Ungarn vor.

Die Nordisch-katholische Mission in Deutschland gratuliert den Brüdern und Schwestern in Skandinavien von Herzen zu ihrem neuen Bischof:
Axios! Dignus est! Würdig!

Möge Bischof Ottar Mikael in seinem apostolischen Amt stets den Beistand des Herrn der Kirche erfahren und viele Jahre lang hierin gute, bleibende Frucht ernten:
Ad multos annos! Eís pollà éti, déspota!

150 Jahre Altkatholizismus: Einladung zur digitalen Montagsrunde!

Ignaz v. Döllinger (1799–1890)

Zum 150. Mal jähren sich in diesen Monaten die verhängnisvollen Ereignisse, die 1871 zum Entstehen altkatholischer Gemeinden führten. Im Vorjahr hatte das Erste Vatikanische Konzil — ohne hinreichende Beweise aus Schrift und Überlieferung und sogar in deutlichem Widerspruch hierzu — den Universalepiskopat des Papstes und die Unfehlbarkeit päpstlicher Lehrentscheide als verbindliche Lehre der Kirche definiert. Höchst verdiente und gelehrte Bischöfe wie Carl Joseph v. Hefele, Wilhelm v. Ketteler und Josip Juraj Stroßmayer wurden in der Folge massiv bedrängt, so dass sie letztlich gegen ihr besseres Wissen und Gewissen die Konzilsbeschlüsse anerkannten.

Franz Heinrich Reusch

Andere herausragende Frauen und Männer Gottes jedoch — wie die Oberin Augustine Amalie von Lassaulx sowie die Priester und Professoren Ignaz v. Döllinger, Joseph Hubert Reinkens und Franz Heinrich Reusch — beugten sich dem auf sie ausgeübten Druck nicht. Sie erkannten, dass die Beschlüsse des Ersten Vatikanums eine unerhörte Neuerung darstellen, welche die altkirchliche Kirchenverfassung auf den Kopf stellt und sich auch inhaltlich vom katholisch-orthodoxen Glauben der apostolischen Kirche deutlich entfernt. Als Konsequenz ihrer Standhaftigkeit mussten diese Glaubenshelden innerkirchliche (insbesondere durch den damaligen Jesuitenorden angestachelte) Verfolgung seitens römisch-katholischer Autoritäten erdulden.

Schwester Augustine (Amalie v. Lassaulx)

Sie erlitten somit das gleiche Schicksal wie in den beiden vorigen Jahrhunderten die Verteidiger der (paulinischen) cyprianisch-augustinischen Gnadenlehre. [Diese erinnerten an den göttlichen Ursprung der Gnadenlehre des heiligen Augustinus von Hippo, welche auf die heiligen Apostel Paulus von Tarsus und Johannes den Evangelisten sowie den heiligen Cyprian von Karthago zurückgeht und daher von mehreren Päpsten, zahlreichen Regionalsynoden wie z.B. der II. Synode von Orange 529, dem Konzil von Trullo 692 — durch Bestätigung der XVI. Synode von Karthago 418 — und im Wesentlichen auch vom Dritten Ökumenischen Konzil in Ephesus 431, nämlich durch Verurteilung des Pelagianismus, eingeschärft worden ist.] Im 17. und 18. Jahrhundert gehörten zu den unbeugsamen Glaubenszeugen der lateinischen Kirche solch herausragende intellektuelle und geistliche Größen wie Angélique Arnauld, Antoine Arnauld, Blaise Pascal, Pasquier Quesnel, Jean Racine und der Abt von Saint-Cyran sowie die Utrechter Erzbischöfe Johannes Baptist Neercassel und Petrus Codde.

Joseph Hubert Reinkens

Die vom Ersten Vatikanum hervorgerufene Verfolgung rechtgläubiger Katholiken durch kompromittierte kirchliche „Autoritäten“ gipfelte 1871 in massenweise Exkommunikationen treuer Kirchenleute wie v. Döllinger, v. Lassaulx, Reinkens, Reusch und vieler anderer. Die von den römisch-katholischen Sakramenten illegitim Ausgeschlossenen sahen sich nun — trotz anfänglicher Skepsis, z.B. seitens v. Döllingers — dazu gezwungen, Notgemeinden zu gründen. Daraus entwickelten sich ab 1873 die altkatholischen Bistümer, die ihre apostolische Sukzession vom autonomen katholischen Erzbistum Utrecht erhielten.

Doch wie genau konnte es dazu kommen, dass die römische Kirche die Axt an ihren apostolischen Glauben legte? Wer genau waren die erwähnten unbeugsamen Gegner dieser Neuerungen? Und worin besteht das Vermächtnis dieser Glaubenszeugen für eine neue Generation altkatholischer Christinnen und Christen?

Es lohnt sich, über diese Fragen ins Gespräch zu kommen; wir laden Sie dazu herzlich ein:

Ab 25. Oktober 2021 jeden Montag
zwischen 20:00 und 21:15 Uhr
digital (als Zoom-Konferenz);
Anmeldung bei Prof. Herzberg,
herzberg@nordischkatholisch.de.

(Es ist natürlich auch möglich, nur an einzelnen Terminen teilzunehmen.)

Wir freuen uns auf Sie!

„Ab ins Blaue!“ — Neues Logo für das Martinuswerk

Voll Freude und Dankbarkeit dürfen wir mitteilen, dass unser Förderverein, das Martinuswerk e.V., nun ein neues, sinnträchtiges Logo besitzt. Das Martinuswerk fördert die katechetische, liturgische und caritative Arbeit der Nordisch-katholischen Mission in Deutschland und Ungarn (sowie allgemein der altkatholischen Union von Scranton in Mitteleuropa). Es steht unter dem Patronat des heiligen Martin, welcher in Szombathély in Pannonien (Ungarn) geboren wurde, ab dem Jahr 371 als Bischof von Tours wirkte und für seine ungemein hingebungsvolle Liebe zu Christus und zu den Armen bekannt war. 

Das neue Signet bringt einerseits unterschiedliche Aspekte des Vereinszwecks symbolisch zum Ausdruck und spielt andererseits auf die beiden bekanntesten Ereignisse im Leben des Vereinspatrons St. Martin an. Es nutzt zudem geschickt die Typographie der „Initialen“ des Vereinsnamens M und W, welche durch Spiegelung auseinander hervorgehen können und (bei der Wahl eines entsprechenden Bildrahmens) zueinander fast im Verhältnis von Bildpositiv und Bildnegativ stehen. 

Ein „Soldat Christi“

Der Schwert-Schaft im neuen Signet hat die Form eines (lateinischen) Kreuzes und steht damit in doppelter Weise für die ecclesia militans: Er symbolisiert die Gemeinschaft aller noch im Hier und Jetzt lebenden Gläubigen, die auf Erden mit Ernst und Konsequenz den Weg des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung in der Nachfolge ihres gekreuzigten und auferstandenen Herrn gehen — wenn nötig bis hin zur Erduldung von Anfeindung und Verfolgung. Zudem erinnert das Schwert natürlich an die berühmte Berufungsgeschichte des heiligen Martin, der als römischer Soldat mit der Dienstwaffe kurzerhand seinen kostbaren Offiziersmantel teilte, um einen Bettler vor dem Erfrieren zu bewahren. Die berühmte Teilung des Mantels stand auch im Zentrum des bisherigen, auf einer (naiv-realistischen) Lithographie basierenden, Logos. Mit dem Satz „Ich bin Soldat Christi; ich darf nicht kämpfen wie ihr“, begründete der heilige Martin (der Überlieferung nach) sein Entlassungsgesuch aus der römischen Armee.

Das bisherige Logo des Martinuswerks

Statt Laternen: Feuer und Flamme für Christus

Das neue Markenzeichen des Martinuswerks unterscheidet sich vom alten nicht nur durch die schwerpunktmäßige Verwendung von Symbolen, sondern auch durch den Einsatz von Farben. Rot ist die Farbe von Blut und Feuer und (deshalb) die liturgische Farbe des Heiligen Geistes. Rot steht insbesondere auch für die vom Heiligen Geist gewirkte, bis zum Äußersten gehende Liebe zu Gott und dem Nächsten. Zu einer solchen Liebe werden die Gläubigen durch das Feuer des Heiligen Geistes befähigt — in der Nachfolge des gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Das Leben des heiligen Martin war für jedermann erkennbar so sehr von der brennenden Liebe zu Gott und den Mitmenschen geprägt, dass er zu den ersten Christen gehörte, die von der Kirche auch ohne die „Krone des Martyriums“ öffentlich verehrt wurden. (Die Tradition des Lichterumzugs am Todestag des heiligen Martin geht wohl auf die Formensprache der Bestattungsprozession zurück.)

Advent zwischen Martins- und Weihnachtsgans

Über die Gestaltung der roten Bereiche der neuen Logo-Graphik — ein W bzw. gespiegeltes M, überragt von einem kreuzförmigen Schwert-Schaft — wurde oben schon genug gesagt. Die Umrisse des blauen Bereichs dagegen erinnern an die Hälse zweier Gänse, deren Köpfe sich berühren. Dies ist eine Reminiszenz an die Legende von den schnatternden Gänsen, die den bescheidenen Asketen Martin verrieten, als er sich 371 der Wahl zum Bischof von Tours — ausgerechnet durch die Flucht in einen Gänsestall — entziehen wollte. Der (nicht nur) damit zusammenhängende Gänsebraten am Martinsfest, dem 11. November, war viele Jahrhunderte lang das abschließende Festmahl des Kirchenjahres. In den nicht-römischen westlichen Riten — dem ambrosianischen, mozarabischen und (bereits unter Karl dem Großen nahezu untergegangenen) gallikanischen Ritus — beginnt unmittelbar darauf die vorweihnachtliche Fastenzeit, mithin ein sechswöchiger Advent. Diese vierzigtägige Zeit der Vorbereitung auf das Fest der Geburt des Herrn ist — unabhängig vom Martinsfest, das in der Ostkirche natürlich eine geringere Rolle spielt — auch aus dem byzantinischen und dem koptischen Ritus bekannt.

Im Ernst: Auf ins Blaue!

Die Farbe Blau für die „Gänsehälse“ wurde von der Künstlerin gewiss nicht zufällig gewählt. Blau ist ja die Symbolfarbe des Himmels — welcher, im geistlichen Sinne, die eigentliche Heimat der Christen ist. „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe!“ (Mt 4,17), ließen sich die ersten Predigten des menschgewordenen Sohnes Gottes zusammenfassen. Wörtlicher übersetzt: „Wandelt euren Sinn, denkt um! Denn das Königtum der Himmel ist [euch] genaht!“ In zeitgenössischer Sprache: Richtet euer Leben neu aus auf Gott und werdet offen für Sein Handeln in eurem Leben! Hinterfragt eure Prioritätensetzung und lasst euch (wieder) ein auf ein Leben aus Gottvertrauen! Dieser neue Weg in möglicherweise unbekannte Gefilde, „ins Blaue“, führt zum Himmel im geistlichen Sinn, mithin zur wahren Seligkeit — und hierzu lädt die Verkündigung der Kirche bis heute ein.

Gerade als Mitglieder und Freunde des Martinuswerkes können wir das neue Vereinssignet als Anlass und Ermutigung begreifen, weiterhin und noch konsequenter dem Vorbild des heiligen Martin zu folgen. Wir sind dazu berufen, unter dem Siegeszeichen des Kreuzes des Auferstandenen und entflammt von der Gnade des Heiligen Geistes unsere ganze Kraft, all unser Können und auch unseren Besitz zum liebevollen Dienst an Gott und unseren Mitmenschen einzusetzen (Mk 12,30f). Wohin dies führt? Zu nichts Geringerem als zu einem unvergänglichen „Schatz im Himmel“ (Mt 6,20; 19,21). In diesem Sinne und frohen Mutes: Ab ins Blaue!

„Einigkeit und Recht und Freiheit“: Abstimmen und einstimmen

Wahlen zum XX. Deutschen Bundestag am 26. September 2021

Zusätzlich zur Wahrnehmung ihres bürgerlichen Wahlrechts sind alle Christgläubigen auch dazu aufgerufen, in das Gebet für unser Land, seine Volksvertreter und die amtierende sowie die künftige Regierung einzustimmen (1Tim 2,1f).

Von Kaiser Ludwig dem Frommen gegründet: Benediktinerabtei Corvey (Westwerk von 873-875, UNESCO Weltkulturerbe); dort ruht u.a. der Dichter des „Lieds der Deutschen“, A.H. Hoffmann v. Fallersleben

Gebet für unser Land

Nimm Dich, o Gott, auch weiterhin unsres Landes an. Erhalte uns in Ehrfurcht vor Dir, erleuchte uns mit Deiner Weisheit, handle an uns nach Deiner Gnade und schenke uns allezeit Frieden und Heil durch den, der die wahre Freiheit zu schenken vermag, Deinen Sohn Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.

Gebet für Parlament und Regierung

Allmächtiger, ewiger Gott! Über alle Länder und Völker regierst Du mit ewiger Macht. Erleuchte die gewählten Vertreter unseres Volkes, lenke ihre Absichten, segne ihre Mühen; auf dass unter uns Sicherheit, Lebensglück und Frieden gefördert, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit gemehrt, Tugend und Gottesfurcht gefestigt werden — zum Wohlergehen Deines Volkes und zur Ehre Deines heiligen Namens. Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Heiliger Erzengel Michael,
Patron der Deutschen:
bitte für uns!

‚Herr, öffne meine Lippen — damit mein Mund Deinen Ruhm verkünde‘

Nordisch-katholische Tagzeitenliturgie: Altkirchlich und aktuell

[UPDATE Juni 2022: aktualisierte bibliographische Angaben durch Neuauflage]

Das soeben in unserer Schriftenreihe erschienene Büchlein mit dem Titel „Abend- und Morgenlob“ will dazu einladen, das altkirchliche Gebet der Tagzeiten wiederzuentdecken — und zwar als gemeindliches, weder monastisches noch bloß auf Kathedralen beschränktes Morgen- und Abendlob. Dabei folgt es den frühesten Formen mit kontinuierlicher Tradition, wodurch sich auf natürliche Weise viele konfessionsverbindende Elemente ergeben — bis hin zu einer Harmonisierung alter west- und ostkirchlicher Formen.

Die enthaltenen Ordnungen für Morgen- und Abendlob folgen in ihrem Aufbau exakt den Vorgaben für Laudes und Vesper aus der Regel des heiligen Benedikt von Nursia. Diese bietet sich besonders an, da sie nicht nur vom stadtrömischen Stundengebet, sondern auch — vermittelt durch den heiligen Johannes Cassian — vom Tagzeitengebet orientalischer Klöster und Basiliken geprägt ist. Die benediktinischen Laudes an Sonntagen sind immer noch sehr nah am Morgen-Offizium altkirchlicher Kathedralen. (Die benediktinische Vesper ist dagegen eher monastisch geprägt.)

Es ergibt sich an einigen Stellen ein Auslegungsspielraum, der zum einen ein gewisses Maß an pastoraler Flexibilität erlaubt und zum anderen weitere Harmonisierungen zwischen ost- und westkirchlicher Tradition — wohlgemerkt ohne Ritenmischung — ermöglicht. Beispielsweise schreibt die Benediktsregel die Lesungen, Responsorien und Hymnen nicht genau vor, auch bei den vorgesehenen Lobgesängen (Cantica) aus dem Alten und dem Neuen Testament gibt es Auswahlmöglichkeiten. Ferner kennt schon die Benediktsregel eine gewisse Variabilität der Psalmenauswahl bei den großen Horen Laudes und Vesper, zumindest nach Wochentagen; dies wurde hier weiter verallgemeinert.

Bei der Einteilung der Psalmen- und Schriftlesungen findet (optional) eine Anleihe beim klassischen anglikanischen Ritus statt. Schon die englische Liturgiereform von 1549 verfolgte ja eine Wiederbelebung des zweimal täglichen Gemeinde-Offiziums, indem sie die benediktinischen Horen zusammenlegte und den Psalter über einen Monat verteilte. Dieser Monatspsalter ist hier — zusätzlich zur ursprünglichen benediktinischen Auswahl der Laudes- und Vesper-Psalmen — ebenfalls als Tabelle aufgenommen; dabei wurde zudem die altkirchliche Zuordnung bestimmter Psalmen zum Abend- oder zum Morgenlob (auf der Grundlage neuerer liturgiewissenschaftlicher Studien) berücksichtigt. Die anglokatholische Liturgiereform der englischen Staatskirche von 1928 schuf darüber hinaus eine Perikopenordnung für das Tagzeitengebet, die dem traditionellen westlichen Kirchenjahr folgt und einmal jährlich durch den größten Teil der Heiligen Schrift führt; auch dieses Lektionar ist hier in Tabellenform abgedruckt. Wichtige Heiligenfeste bleiben dabei keineswegs unberücksichtigt.

Selbstverständlich sind die liturgischen Ordnungen für Abend- und Morgenlob auch für den Gesang eingerichtet. Vor dem abschließenden Gebetsteil, der sich teils ostkirchlicher Tradition, teils älterer altkatholischer Tradition verdankt, findet sich eine kleine Auswahl kirchlicher Abend- und Morgenlieder einschließlich deutscher Übertragungen der wichtigsten überlieferten Hymnen des Tagzeitengebets. Dies ermöglicht eine Anpassung des Offiziums an die jeweilige Zeit im Kirchenjahr und an allfällige pastorale Besonderheiten.

Lassen auch Sie sich anstecken von der Freude am Feiern der Tagzeitenliturgie!

Abend- und Morgenlob.
Offizium der Tagzeiten altkirchlicher Tradition
Herausgeber: F. Irenäus Herzberg

Neuauflage 2022:
Gebundenes Buch mit Fadenheftung, 124 Seiten.
Kleinformat (12cm x 19cm); 28,00 € inkl. MwSt.
Beziehbar direkt vom Verlag oder im Buchhandel:
ISBN 9783755759171